Sein Wechselgeld ist Blei
- Regie:
- Alfonso Brescia
- Jahr:
- 1967
- Genre:
- Western
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- I Giorni Della Violenza
1 Review(s)
30.09.2005 | 12:55"Sein Wechselgeld ist Blei" ist kein typischer Vertreter des Genres Italo-Western, dafür sorgen zwei recht ungewöhnliche Faktoren: Zum einen wird der Western wirklich sehr stark von einer teilweise übermäßig dominanten Liebesgeschichte gezeichnet, und zum anderen ist die Atmosphäre irgendwie atypisch für den Italo-Western und lehnt sich zusehens an die amerikanischen Vertreter dieser Zunft an. Schlecht ist der Streifen, bei dem unter anderem Peter Lee Lawrence alias Karl-Otto Hirenbach eine der Hauptrollen übernimmt, deswegen aber dennoch nicht.
Story:
Johs ist kein Freund des Krieges und weigert sich darum auch, auf der Seite der Südstaaten im Bürgerkrieg aktiv zu werden. Die Sklaverei ist dem Sohn eines Ranchers zuwider, und somit beschäftigt sich Johs auch nicht sonderlich mit dem wüsten Treiben. Dies soll sich aber eines Tages ändern, denn als sein Bruder Clen und dessen Frau Lizy von den verfeindeten Nordstaatlern ermordet werden, schwört Johs Rache. Hierzu schließt er sich der Bande des berüchtigten Butch an und unternimmt mit dessen Guerilla-Truppe einzelne Raubüberfälle. Dies geht so weit, dass er Butch bei einem dieser Überfällt das Leben rettet und einen scheinbar unschuldigen Mann erschießt. Somit wird Johs selber zum gesuchten Gangster, und als er nach zwei Jahren zur Ranch zurückkehrt, stellt er fest, dass seine Verlobte inzwischen mit einem gewissen Clifford angebandelt hat. Dies kann Johs natürlich nicht auf sich sitzen lassen und entführt seine ehemalige Angetraute, woraufhin Clifford ihn von einem Killerkommando suchen lässt. Doch auch Butch findet Gefallen an der hübschen Christine ...
Wie bei den meisten der neu aufgelegten Italo-Western, liegt auch hier die ungeschnittene Form vor, in der insgesamt zwölf Minuten ohne deutsche Synchronisation, dafür aber mit Untertiteln ausgestattet sind. Und wie auch sonst, stört das nur wenig und wird als gewohnt so hingenommen. So viel dazu.
Der Film selber ist, wie eingangs schon erwähnt, nur teilweise mit den üblichen Elementen des Italo-Western ausgestattet, und das beginnt schon bei den einzelnen Charakteren. Der junge Peter Lee Lawrence, der hier die Rolle des Johs spielt, strahlt als Hauptcharakter zum Beispiel nicht diese Coolness aus, die Leute wie Lee van Cleef und "Django"-Darsteller Gianni Garkos damals ausgezeichnet hat, und das gilt allgemeinhin auch für seine Freunde und Kontrahenten. Selbst der von Nello Pazzafini verkörperte Gannove Butch lässt dieses besondere Etwas vermissen, diese dominante, selbstsichere Haltung, die man hier einfach auch erwarten darf.
Und auch die Handlung ist nicht gerade üblich für den Italo-Western; nicht dass eine Lovestory nicht erlaubt wäre, aber bei "Sein Wechselgeld ist Blei" ist diese nicht Teil der Geschichte, sondern der Dreh- und Angelpunkt, und das ist eigentlich auch der einzige Flecken, an dem dieser Film Angriffsfläche bietet. Einerseits wird die ganze Sache nämlich recht konfus dargestellt, denn quasi jeder ist einmal in die hübsche Christine verliebt, andererseits wirkt die Rolle der eigentlichen Schurken so nur wenig glaubhaft und verpufft im Endeffekt sogar völlig.
Trotzdem möchte ich diesen Film aber nicht als misslungen bezeichnen, denn trotz aller unkoventionellen Elemente bietet der von Alfonso Brescia produzierte Streifen beste, abendfüllende Unterhaltung und auch das nötige Mindestmaß an Spannung. Trotz fehlender Ausstrahlung machen nämlich auch die Schauspieler einen guten Job, der eben nur nicht mit den eben genannten Größen des Genres Schritt halten kann. Aber die rechte Begeisterung möchte bei mir doch nicht aufkommen, dafür hat der Italo-Western anderweitig einfach zu viel Geniales zu bieten, was aber nicht heißen soll, dass man hier nicht mal reinschauen sollte.
Koch Media haben "Sein Wechselgeld ist Blei" auch wieder in einer schönen Digibook-Verpackung auf den Markt gebracht, aber diesen hohen Qualitätsanspruch an die äußere Aufmachung der neu aufgelegten Klassiker ist man ja mittlerweile auch schon gewohnt. Leider jedoch ist das Booklet mit dem Infomaterial dieses Mal aber ein bisschen schmaler ausgefallen und bietet nur zwei Seiten Text, und auch in Sachen Extras ist die Box mit den Original-Trailern als einzigem Schmankerl recht karg ausgefallen.
Auf der anderen Seits ist die Aufarbeitung der DVD aber perfekt. Ein für diese Verhältnisse wirklich gestochen scharfes Bild ist die eine Sache, der unscheinbare aber gute Soundtrack und ein warmer Klang ohne viele Störeffekte die andere, über die man sich wirklich freuen kann.
Letztendlich ist es hier aber ähnlich wie beim eigentlichen Film. Man ist sich nicht ganz sicher, ob das jetzt lediglich gut oder doch über dem Durchschnitt ist, was man hier geboten bekommt. Nur in einem sollte man sich einig sein: Auf diesem Gebiet hat es auch schon bessere Filme gegeben als "Sein Wechelgeld ist Blei".
- Redakteur:
- Björn Backes