Senseless - Der Sinne beraubt
- Regie:
- Hynd, Simon
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Senseless
1 Review(s)
25.01.2010 | 13:44Ja ja, die bösen Amis. Ohne Frage hat ihr globales Ansehen während der acht Jahre umspannenden W. Bush Ära ganz schön gelitten, ein Umstand, der in den letzten Jahren auch ganz gerne mal mit einem zynisch zwinkernden Auge im Horrorfilm aufgegriffen wird. In der Gewaltorgie „Hostel“ (2005) etwa sind Amerikaner das begehrte Ziel der osteuropäischen Folterknechte, in „Turistas“ (2006) werden sie Opfer von Organhändlern und in „Wolf Creek“ (2005) wird fallen drei Twens einem US-phoben Jäger zur Beute. Dabei operieren die meisten Filme der explizit aus der langsam immer weiterer ablfautenden Turtore-Porn stammenden Welle natürlich mehr unter einem Deckmantel um auch ja möglichst brutal vorgehen zu können, als wirklich auch nur ein halbwegs ernstzunehmendes, politisches Statement zu statuieren. So aber, zumindest laut seinem Versprechen, nicht „Senseless – Der Sinne beraubt“, in welchem einmal mehr ein US-Amerikaner für die bösen Taten seiner Regierung zahlen soll.
Eigentlich nahm Elliot (Jason Behr) immer an, er sei ein ganz gewöhnlicher Mann ohne Feinde oder Neider. Dies ändert sich, als sich der auf Geschäftsreise in Frankreich befindliche Amerikaner eines Morgens in einem hell erleuchteten und von außen abgeschlossenen Zimmer wiederfindet. Mehrere Tage der Gefangenschaft vergehen, bis schließlich ein Maskierter (Joe Ferrara) in dem - von der Außenwelt abgeschotteten - Zimmer auftaucht und Elliot erklärt, das dieser Teil eines ins weltweite Internet übertragenen Tribunals ist, in welchem er, stellvertretend für alle Amerikaner und deren ignoranter Weltpolitik, bestraft werden soll. Dabei können die Zuschauer vor den Computern entscheiden, wie weit man mit dem Gefangenen geht und wann Schluss ist. Zu Beginn hält Elliot dies noch alles für einen schlechten Scherz, doch spätestens als ihm mit einem heißen Bügeleisen die Zunge verbrannt wird, dämmert es dem verzweifelten Mann, das es seinen Entführern sehr ernst ist. Fortan kämpft er regelrecht um sein Leben, denn alle paar Tage, wenn es die Online-Community denn so will, soll ihm ein weiterer Sinn geraubt werden...
„Saw“ meets die ersten 25 Minuten von „Oldboy“. So, oder ähnlich, kann man im Prinzip das ganze Geschehen von „Senseless – Der Sinne beraubt“, welcher im übrigen auf einem gleichnamigen Roman von Stona Fitch basiert, zusammenfassen. Die Ansätze der Story darf man dabei im vorliegenden Fall auf jeden Fall als durchaus stimmig und ambitioniert betrachten, auch wenn der eigentliche Ausgangspunkt an sich längst nicht mehr Neu ist. Jedoch mangelt es an einer spannenden Umsetzung des Stoffes, die größtenteils gar so langweilig ist, das es einem Stellenweise sehr schwer fällt überhaupt die Augen wach zu halten.
Der größte Kritikpunkt, den sich der Debütfilm des Briten Simon Hynd gefallen lassen muss, ist das er vor allem dann, und mit ihm sein Hauptdarsteller Jason Behr („The Grudge“, „Roswell“), auf ganzer Linie versagt, wenn es darum geht den Zuschauer emotional mit dem Protagonisten mitleiden zu lassen. Dies fällt jedoch unglaublich schwer, schafft es Jason Behr doch kaum Elliot über dem ganzen Film sein Yuppie Gehabe abzulegen. Mit Rückblenden versucht man auf der einen Seite zwar seinen Charakter greifbarer zu machen, und so eine Beziehung zwischen ihm und dem Zuschauer entstehen zu lassen, doch auch das will so gar nicht funktionieren, weshalb man erstaunt feststellen muss, das man während der teils sehr harten (aber nie ausschweifenden) Folterszenen zwar mitunter ganz schön schlucken muss, doch ein wirkliches Mitgefühl, und das ist für einen solchen Film natürlich fatal, kann man mit dem Gefangenen nicht empfinden.
Auch der restliche Cast, kann kaum überzeugen. Joe Ferrara („Splinter“) als Maskierter Haupttäter gibt zwar ganz gut den Irren mit seltsamen Moralvorstellungen, funktioniert als Elliot´s Gegenspieler aber nur bedingt, und Emma Catherwood („Against the Dark“) als anscheinend nicht ganz so gestörte Krankenschwester, die Elliot versucht im Rahmen des möglichen zu helfen, ist auch nicht sehr viel mehr, als eine solide Dreingabe. Zudem wundert man sich teilweise sehr über das merkwürdige Verhalten von Elliot. So fordert er, nachdem er in seiner Gefangenschaft erwacht, erstmal ein paar Bücher und was zum Rauchen, anstatt wirklich, wie das wohl jemand machen würde, der sich in einer solchen Lage befinden würde, nach einem Fluchtweg zu suchen. Dieses komische Schema bleibt der Film der ganzen Zeit über treu, weshalb es sehr schwer fällt Elliot so etwas wie Verzweiflung wirklich abzunehmen.
Somit tut sich der Film wirklich sehr schwer als glaubwürdige Kritik zu funktionieren. Zum einen will er eine allgemeine US Kritik darstellen, und deren sicherlich fragwürdiges Verhalten in Sachen Politik und Ökonomie beleuchten, scheitert allerdings komplett an seiner eigenen Moralvorstellung. Warum ist es denn auf einmal gut jemanden, der zwar in diesem System steckt, zu entführen und zu foltern? Man kann zwar davon ausgehen, das der Film eine solche gefährliche Doppelmoral, schlechtes darf bzw. muss mit Schlechtem bestraft werden, verurteilen wollte, allerdings ist davon kaum etwas zu spüren. Auch bleibt irgendwie die ganze Motivation der Täter, welche offenbar so etwas wie extremistische Globalisierungsgegner darstellen sollen, vollkommen im Dunkeln. Die nächste Kerbe, in die der Film versucht zu schlagen, ist in die Voyeur-Freudigkeit vieler Internet User. Denn diese dürfen im Film entscheiden, wie man weiter mit Elliot verfährt und ob es gerecht ist, ihn exemplarisch zu bestrafen. Auch hier zielt „Senseless – Der Sinne beraubt“ leider recht weit am Ziel vorbei, denn so wirklich wachgerüttelt fühlt man sich am Ende nicht.
Original Filmtitel:
Senseless (2008)
Länge des Filmes:
Ca. 88 Minuten
Darsteller:
Jason Behr...Eliott Gast
Emma Catherwood...Nim
Joe Ferrara...Blackbeard
Jacques Kerr...Venture Capitalist
Helen Mallon...Waitress
...
Regisseur:
Simon Hynd
FSK:
Keine Jugendfreigabe
Fazit
„Senseless – Der Sinne beraubt“ ist letzten Endes wenig spannende Genrekost, mit zwar ihr angepeiltes Ziel erwirkenden Folterszenen, aber einer überhaupt nicht vorhandenen Atmosphäre, einem unsympathischen Darsteller und einer schwach erzählten Geschichte. Somit fällt der Film wohl eher in die Kategorie „vollkommen belanglos“, als das man sich wirklich mit ihm auseinander zu setzen braucht.
2/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte