Silas
- Regie:
- Rothemund, Sigi
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Silas
1 Review(s)
12.01.2011 | 15:48Man hätte sich seinerzeit beim ZDF sicher nicht zu träumen gewagt, in der Zeit von Weihnachten bis zum Jahreswechsel eine Art Monopolstellung bei der jüngeren Generation erreichen zu können. Als anno '79 mit "Timm Thaler" die erste sechsteilige Produktion ausgestrahlt wurde, konnte man definitiv noch nicht wissen, dass hiermit der Grundstein für eine Erfolgsreihe gestartet wurde, die in der deutschsprachigen TV-Landschaft - abgesehen vielleicht von den legendären Spielfilm-Vierteilern einmalig geblieben ist.
Eine der erfolgreichsten und sicherlich auch bekanntesten Serien dieser Epoche ist sicherlich die Adaption von Cecil Bodkers Jugendroman "Silas", die 1981 zum ersten Mal als Präsent verpackt wurde und aufgrund der namhaften Besetzung auch als Zupferd in der TV-Landschaft fungierte. Die eigenwillige Story, die nicht minder eigenwilligen Charaktere und vor allem das sympathische Setting verwandelten die sechsteilige Geschichte in eine der bedeutsamsten Produktionen der hiesigen TV-Geschichte - und das bis zum heutigen Tag. Via Universum Film wird "Silas" nun zum zweiten Mal als DVD aufgelegt - und findet sich damit in bester Geellschaft zu einigen ebenfalls just neu publizierten Episoden aus dem einstigen ZDF-Weihnachtsprogramm.
Story:
Als Waise wird der junge Silas von einem Wanderzirkus aufgenommen, wo er jedoch unter widrigsten Bedingungen und strenger Erziehung vom Direktor der Zigeunertrupps tyrannisiert wird. Als ihm die Ausbildung zum Schwertschlucker eines Tages zu heftig erscheint und die Bedingungen nicht mehr zu ertragen sind, plant Silas die Flucht - und hat zunächst Erfolg. Beim skrupellosen Pferdehändler Bartolin gewinnt er im Rahmen einer Wette schließlich ein Pferd und erkauft sich die Unabhängigkeit. Doch immer wieder stößt er bei seiner weiteren Reise auf die Gemeinheiten der bedürftigen und eigensinnigen Gestalten der Erwachsenenwelt. Erst im Kuhhirten Bein-Godik findet er einen engen Verbündeten, mit dem Silas durch Dick und Dünn geht - sowie einen abenteuerlichen Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit führt...
Persönlicher Eindruck:
Es sind schon nostalgische Gefühle, die hochkochen, wenn man wieder mit den schönsten TV-Momenten der eigenen Kindheit konfrontiert wird. Als 81er-Jahrgang ist der Bezug zu "Silas" zwar erst später gewachsen, als die ARD die Serie um den kleinen Pferdeliebhaber und Streuner regelmäßig als Wiederholung ausstrahlte, doch im Vergleich zu den meisten Geschichten, die das ZDF in den 80ern an das jugendliche Publikum herantrug, ist der Mehrteiler einer der wenigen seiner Art, der in seiner Machart und im Hinblick auf die Story wirklich zeitlos geblieben ist.
Jener Umstand ist sicherlich in erster Linie der Tatsache zu verdanken, dass einige renommierte Leute zum Gelingen beitrugen, gleichzeitig aber auch einige Frischlinge an die Oberfläche gebracht wurden, die in späteren Jahren auch im Rahmen des ZDF-Konzepts immer wieder eine Rolle spielen sollten.
Patrick Bach als junger Hauptdarsteller sollte beispielsweise später auch noch eine zweite Hauptrolle im Weihnachtskapitel "Laura & Luis" bekommen und gilt im Nachhinein vielleicht sogar als die wichtigste Figur der weihnachtlichen Serienlandschaft im Zweiten. Aber auch Darsteller wie Dieter Krebs, der seinen Part als absoluter Fiesling wirklich prima spielt, und Tatjana Koethe sind wichtige Bausteine des Serienerfolgs und verkörpern den bizarren Kontrast zwischen dem eigentlichen Abenteuer, das Silas erlebt, und den Ungerechtigkeiten, mit denen die soziale Unterschicht im Land des Protagonisten vorgeht.
Die Symbiose aus eigenartigen Bildern, einem relativ außergewöhnlichen Setting und den starrköpfigen Hauptdarstellern ist definitiv eine Randerscheinung im Land der jugendlichen TV-Serien. Doch ihre phantasievolle Ausmalung und ihr dennoch sehr gut erhaltener Bezug zur Realität sorgen dafür, dass man den Weg weder inhaltlich noch im Gesamtrahmen verliert, sondern sich trotz ganz geringer Reminiszenz zur traditionellen Fantasy immerzu an die Vermittlung von Werten und Normen hielt.
Silas musste in seinem harten Kampf ums Überleben als kleiner Junge schnell zwischen Gut und Böse unterscheiden, Vertrauen fassen und dennoch immer wieder erfahren, dass sich jeder selbst der nächste ist. Insofern sind einige Passagen der Handlung auch ziemlich hart - zumindest im Hinblick auf das Alter der potenziellen Zielgruppe - aber ihre sehr authentische Aufarbeitung sowie die damit verwobenen, durchweg schönen Charakterzeichnungen verleihen der Serie erst ihren schlichtweg sympathischen Charakter, der auch nach drei Jahrzehnten nopch nicht abgelegt ist. "Silas" daher als Pflichtprogramm für den eigenen Nachwuchs zu bezeichnen, könnte in diesem Zusammenhang nicht näher liegen.
Aufbereitung:
Schade ist daher auch, dass die digitale Aufbereitung der Reihe wirklich sehr dürftig ist. Die Restaurierung des sehr verrauschten Bilds ist auch in der zweiten Nachlese quasi non-existent, so dass man sich mit einer Videospur zufriedengeben muss, die absolut nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügt. Natürlich ist das Alter der Originalaufnahmen zu berücksichtigen, doch selbst vor diesem Hintergrund ist "Silas" rein visuell eine herbe Enttäuschung. Beim Sound muss man sich mit der Standard-Mono-Spur begnügen, die aber abgesehen von kleinen Aussetzern recht erträglich ist. Bonus-Material wiederum bietet auch die Neuauflage nicht!
Fazit:
Innen hui, außen pfui: Die wiederaufgelegte TV-Serie ist inhaltlich ein Klassiker, wirkt in der digitalen Nachbearbeitung aber eher wie ein lieblos hervorgekramtes Projekt, bei dem nahezu gar nichts restauriert wurde. Dennoch: Liebhaber richtig guter Jugendserien haben keine Wahl und sollten spätestens jetzt zugreifen!
- Redakteur:
- Björn Backes