Silverado
- Regie:
- Kasdan, Lawrence
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
1 Review(s)
28.01.2009 | 05:06Wer sich je näher mit dem Schaffen von George Lucas und Steven Spielberg beschäftigte, bei dem klingelt's wahrscheinlich beim Namen Kasdan. Die Brüder Lawrence und Mark lieferten nämlich unter anderem die Drehbücher für den "Krieg der Sterne" und den peitschenschwingenden Archäologen "Indiana Jones". 1985 hatten die beiden glühenden Western-Fans immerhin die 25 Millionen Dollar zusammen, um sich selbst diesbezüglich den Traum einer eigenen, hochkarätig besetzten Produktion zu verwirklichen. Kommerziell war "Silverado" dann allerdings nicht ganz so erfolgreich, ist aber dennoch über die Genregrenze hinaus relativ bekannt geworden - allein schon wegen der Big Names. Die seit 1999 unverändert gebliebene DVD-Ausgabe im Vertrieb der Columbia dümpelt preislich mittlerweile in jenem Schnäppchenbereich herum, wo man im Prinzip nichts falsch machen kann. Dabei ist der Film auch ohne diesen Kaufanreiz kein Rohrkrepierer.
Zur Story
Fünf Jahre saß Emmett unschuldig im Knast, und ausgerechnet auf seiner Heimreise nach Silverado wird er eines Morgens von einer Bande schießwütiger Desperados angegriffen. Die Gunmen sind aber alles andere als zufällig auf ihn gestoßen, doch das wird er erst sehr viel später in Erfahrung bringen. Nachdem die vermeintlichen Revolverhelden ins Gras gebissen haben, findet er auf seinem Weg ein weiteres Opfer der Gang, welches man ohne Pferd, Kleidung und Wasser in der Wüste ausgesetzt hat. Jener Halbverdurstete namens Paden erweist sich als dankbarer, ruhiger und freundlicher, aber nichtsdestoweniger etwas undurchsichtiger Typ. Zudem ist er jemand, der mit dem Colt sparsam und effektiv umzugehen versteht. Man beschließt, ein Stück des Weges gemeinsam zu reiten, denn so ist man in diesen wilden Zeiten des Westens nachweislich sicherer unterwegs.
Auf ihrer Reise durch ein kleines Kuhkaff treffen sie in einem Saloon auf den schwarzen Farmer Mal und springen diesem bei, als er aufgrund seiner Hautfarbe dort nicht bedient und überdies verprügelt werden soll. Was dem Sheriff aber nicht so ganz in den Kram passt, denn er hat in seinem beschaulichen Örtchen schon genug Ärger - gleich morgen wird ein angeblicher Missetäter am Galgen baumeln. Hierbei handelt es sich ausgerechnet um Emmetts jüngeren Bruder Jake, der jemanden wegen einer Weibergeschichte in den Rücken geschossen haben soll. Natürlich will Emmett ihn befreien, kennt er seinen Bruder zwar als heißspornigen Hitzkopf, doch nicht als feigen Mörder. Paden ist von dem Vorhaben nicht grade begeistert und will sich aus diesen doch recht prekären Familienangelegenheiten heraushalten.
Abends im Saloon entdeckt Paden jedoch einen seiner Peiniger, die ihm seine Klamotten abnahmen, wieder. Kunststück: Der Kerl trägt seinen quasi unverwechselbaren Hut und seinen ebenso markanten Revolver, was ihn jetzt das Leben kostet. Somit wandert auch der sonst so besonnene Paden erst einmal in den gemütlichen Kleinstadt-Knast - ausgerechnet zu Jake in die Zelle. Die spektakuläre gemeinsame Flucht aus der fürsorglichen Obhut des Sheriffs gelingt dem Trio in der Tat - und mit unerwarteter Unterstützung des dankbaren Mal. Der trennt sich von ihnen nach einem kurzen, gemeinsamen Abenteuer. Die drei anderen reiten weiter nach Silverado. Dort haben sich Korruption und ein großkotziger Viehbaron breitgemacht. Das schreit nach bleihaltiger Gerechtigkeit. Auch für Mal, dessen Familienbesitztümer niedergebrannt und Vater ermordet wurden.
Eindrücke
Die Kasdan-Brüder sind der Kinowelt eigentlich eher für ihr Screenplay in der berühmten ersten STAR WARS-Trilogie bekannt. Dass sie auch etwas anderes können, beweisen sie in diesem kleinen, feinen Western, den sie komplett geschrieben und inszeniert und für den sie auch Regie geführt haben. "Silverado" ist sicher kein wirklich wahnsinnig wichtiger Film mit tiefenphilosophischer Aussage oder einer künstlerisch wertvollen, bis ins kleinste Detail ausgefeilten Geschichte. Dennoch bietet er eine solide erzählte Gerechtigkeitsstory mit jeder Menge Charakterköpfe samt ihren Ballermännern sowie wirklich schön-herben Landschaftsaufnahmen. Zu vergleichen ist das Ganze entfernt mit "Open Range", nur weniger langatmig als dieser: "Silverado" kommt schneller und actionreicher auf den Punkt, greift aber auch zuweilen sehr tief in die Pathos- und Klischeekiste.
Dabei ist dieser Umstand allerdings beabsichtigt und eine Verneigung vor den klassischen Westernhelden aus mehr oder weniger grauer Kinovorzeit. Dazu passt auch, dass sauber und adrett gestorben wird. Klaffende, ultrarealistische Wunden und spritzendes Gekröse findet man nicht, die Kunstblutbank wird geschont. Der Getroffene bricht - vielleicht noch mit einer final-eleganten Pirouette - zumeist mausetot zusammen, so wie das schon zu Zeiten eines John Wayne war. Die Figurenzeichnung ist ebenso straff und direkt - man könnte auch flach sagen. Es gibt kaum Grautöne - entweder gut oder böse. Dazwischen ist nicht viel Raum geblieben, auch wenn es zunächst den Anschein hat, dass Hauptfigur Paden aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit mit dem korrupten Sheriff Cobb eventuell etwas zwielichtig sein könnte.
Der Film diente den Kasdans wohl auch als Testwiese für ihren späteren Blockbuster "Wyatt Earp", für den sie Kevin Costner erneut casteten. Hier ist Costner noch ein grünschnäbeliger Bengel, den er allerdings charmant spielt. Übrigens ist das nicht der einzige große Name in der Besetzungsliste. Neben den bereits erwähnten Kevins Kline ("Dave") und Costner turnt eine ganze Reihe illustrer und sturmerprobter Gestalten über die Leinwand: Scott Glenn ("Jagd auf Roter Oktober"), Danny Glover ("Lethal Weapon"), Jeff Goldblum ("Jurassic Park"), Linda Hunt ("Dune") und Monty-Python-Mitgründer John Cleese in einer Gastrolle als Sheriff eines Kuhkaffs. Dementsprechend professionell geht die Geschichte auch über die Bühne. Ähnliches gilt auch für den Soundtrack des der breiten Masse sicher unbekannten Komponisten Bruce Broughton - streckenweise übertrieben pathetisch, aber auch das ist durchaus ins bzw. zum Bild passend.
DVD und Bonusmaterial
Für ein vergleichsweise altes Release geht die Ausstattung in Ordnung. Das Bild fällt weder besonders positiv noch negativ aus dem Rahmen. Ankreiden könnte man der DVD höchstens, dass der Ton es hierzulande nicht auf DD 5.1, sondern lediglich auf 2.0 schaffte. Der höherwertige Sound bleibt somit anglo- oder frankophonen Zuschauern vorbehalten. In Sachen Bonusmaterial war man seiner seiner Zeit dafür sogar voraus gewesen. 1999 buhlte man noch nicht so stark mit Zusatzfeature-Overkill um die Gunst des Käufers, wie es heute für die Labels fast schon unumgänglich geworden ist. Die Hintergrundbeiträge und Interviews sind sehenswert, allerdings natürlich nicht auf dem neuesten Stand, gerade was Bio- und Filmographien angeht.
Fazit
"Silverado" ist eine unverkrampfte Hommage an den klassisch gestrickten Western. Mögen die Figuren und die Handlung daher auch berechenbar, oft pathetisch und ganz weit weg von späteren, schwer bedeutungsschwangeren Genre-Brüdern sein, so wird man von der gradlinigen Story und einer Reihe gut aufgelegter Stars über zwei Stunden bestens unterhalten - selbst dann, wenn man mit Western sonst vielleicht nicht ganz so viel am Hut hat. Die DVD an sich ist in Anbetracht ihres Alters ordentlich produziert und ausgestattet, wiewohl man unter einer "Collector's Edition" heute sicherlich etwas anderes versteht und erwartet. Das bislang undankbare Mauerblümchendasein auf dem Wühltisch hat "Silverado" jedenfalls nicht verdient.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
Internationaler (Einheits-)Titel: "Silverado"
USA 1985
Genre: Western
DVD 1999, Columbia Tristar
Version: Single Disk, "Collector's Edition", FSK 12
EAN: 4030521107991
Laufzeit: ca. 128 min
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 2.0 (D, I, E), DD 5.1 (F, GB/US)
Bonusmaterial: Making-of, Interviews, Bio-/Filmographien
Produktion: Lawrence Kasdan, Charles Okun, Michael Grillo
Drehbuch: Lawrence und Mark Kasdan
Musik: Bruce Broughton
Kamera: John Bailey
Regie: Lawrence Kasdan
Darsteller: Kevin Kline (Paden), Scott Glenn (Emmett), Kevin Costner (Jake), Danny Glover (Malachy "Mal"), Brian Dennehy (Sheriff Cobb), Linda Hunt (Stella), Rosanna Arquette (Hannah), Jeff Goldblum (Slick), John Cleese (Sheriff Langston) u. a.
- Redakteur:
- Jürgen Pern