Solty Rei Vol. 1
- Regie:
- Yoshimasa Hiraike
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- dito
1 Review(s)
24.12.2009 | 06:41Story
Der ’Blast-Fall’, eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes hat das Leben auf der Erde grundlegend verändert. Unzählige Todesopfer forderte der unverhoffte Zwischenfall, doch auch die Überlebenden sind von einer glücklichen Zukunft weit entfernt. Verstümmelt und mit tiefen seelischen Wunden werden sie zurückgelassen und müssen die Folgen des folgenschweren Desasters tragen.
Mithilfe der Resemble-Technik hat es die R.U.C.-Organisation jedoch geschafft, ein halbwegs lebenswertes Dasein zu gewährleisten und die Körperfunktion der entstellten Menschen wieder herzustellen. Doch auf dem Schwarzmarkt boomt das Geschäft mit Ersatzteilen und bewaffneten, mechanischen Gliedmaßen. Schnell hat der kriminelle Sektor das Potenzial erkannt und die Gelegenheit genutzt, mit manipulierten Teilen Missbrauch zu betreiben. Aus einfachen Menschen werden mit einem Mal mächtige Kampfmaschinen, die der Technik ein völlig neues Machtgefühl zu verdanken haben. Roy Revant, Kopfgeldjäger im Auftrag einer Agenten-Vereinigung, stellt sich diesen verbrecherischen Subjekten entgegen, um weitere Katastrophen im Keim zu ersticken.
Doch der Bounty-Hunter ist selber schwer angeschlagen, da er den Verlust seiner Frau und den Entzug seiner Tochter während des ’Blast Fall’ auch nach zwölf Jahren noch nicht verkraftet hat. Eines Tages jedoch bekommt sein Schmerz einen unverhofften Hoffnungsschimmer geschenkt. Als er während eines Auftrags von einem jungen Mädchen gerettet wird, das ihm auch in den nächsten Tagen häufiger das Leben retten wird, scheint Roy sein Verantwortungsgefühl für sich und sein gebrochenes Herz wieder gefunden zu haben. Doch anfangs ist sein Kontakt zu der schüchternen jungen Dame mit den grünen Haaren alles andere als liebevoll…
Persönlicher Eindruck
“Solty Rei“ gehört wohl zu den lebendigsten Serien, die das prestigereiche Studio Gonzo in den vergangenen Jahren realisiert hat. Zwar ist als Charakteristikum der Erfolgsschmiede auch wieder ein sehr erschütterndes Drama als Basis der Handlung erstellt worden, doch obschon die Atmosphäre eigentlich sehr beklemmend bzw. die Präsentation eher zurückhaltend sein sollte, haben sich die Designer dazu entschlossen, diesen Aspekt hinter einer Menge Action und in einem lebhaften Setting zu verstecken, ohne dabei aber den Fokus von den traurigen Hintergründen der Geschichte hinweg zu rücken.
Schon in der ersten Episode tritt die Regie die Flucht nach vorne an: Eine turbulente Schießerei und eine Szenerie, der es an massiver Action selten mangelt, übernehmen die Einleitung, die einen schon fast wie der Schlag trifft. In Windeseile werden die Hauptcharaktere vorgestellt, ein kurzer Blick auf den Background geworfen und zwischendurch auch ein bisschen Hektik etabliert. Was hierbei natürlich noch fehlt, ist die erforderliche Tiefe, sowohl inhaltlich als auch in der Darbietung. Die Kontakte und Konflikte werden oberflächlich behandelt, die Geflechte nur angedeutet, aber noch nicht intensiv vertieft. Doch das ist für eine Auftaktfolge wohl auch legitim – vor allem, wenn sie so heftig mit der Tür ins Haus fällt, wie die rund 25-minütige Eröffnungssequenz.
Im Laufe der ersten vier Episoden erhält man dann aber schon einen sehr genauen Einblick in die kunterbunte Themenwelt von “Solty Rei“, wird mit den wichtigsten Figuren vertrauter, erfasst zwar noch nicht den echten Kern der Story, findet aber immer schneller Zugang zu den eingängigen Charakteren, der relativ leicht nachzuvollziehenden Handlung und den teils etwas sperrigen Hintergründen. Letztere werden bis dato noch sehr stiefmütterlich behandelt, immer mal wieder kurz angerissen, aber eben nicht so stark beleuchtet, dass der versteckte Mythos namens ’Blast Fall’ schon zu viel von sich preisgibt. Inzwischen passiert auch im zwischenmenschlichen Bereich eine Menge, so dass zunächst auch eher die Figuren und dann erst die Story im Mittelpunkt stehen.
Das seltsame Mädchen, das später Solty getauft wird, gefällt mit seinem unscheinbaren Wesen, hat aber offensichtlich eine Menge zu verbergen, ohne zu wissen, was es genau ist. Ihr Gedächtnisschwund ist ein wichtiger Bestandteil dieser ersten Folgen, die Suche nach ihrer Identität das belebende Element. Auf der anderen Seite steht der Bounty-Hunter Roy, ein verbitterter Zeitgenosse, der immer noch hofft, eines Tages seine Tochter zu finden. Als die verträumte Solty in der größten Not vom Himmel fällt und ihm etwas bietet, das er so lange vermisst hat, ist Roy jedoch skeptisch und irgendwie betroffen. Er lehnt das Mädchen, das mit eigenartigen Superkräften ausgestattet ist, ab und nutzt jede Gelegenheit, sie zu verstoßen. Doch Roys Auftraggeberin nimmt Solty unter ihre Fittiche, so dass sich auch der starrköpfige Kopfgeldjäger zwangsläufig mit ihr auseinandersetzen muss – und schon gewinnt die Story an Dramaturgie und Witz!
Letzteres ist schließlich auch das prägnanteste Wesensmerkmal der ersten von insgesamt sieben DVDs zur 24-teiligen Sci-Fi-Action-Serie. Der Humor ist sympathisch und ein wohl bekömmlicher Kontrast zur teils recht harten Action und Wortwahl. Außerdem leistet er seinen Teil dazu, dass einem die Charaktere sofort nahe sind, und dass man ohne große Probleme in die teils doch recht heftige Handlung hineinkommt. Der Effekt: “Solty Rei“ ist schwerere Kost, wirkt aber leicht gemacht und ist nach diesen ersten Eindrücken der nächste viel versprechende Hit aus dem Studio Gonzo. Es gibt jedenfalls keinen Aspekt, der in diesen ersten vier Folgen irgendeinen Grund zur Skepsis geben würde. Ganz im Gegenteil: Das Interesse ist umgehend geweckt…
- Redakteur:
- Björn Backes