Spy Game - Der finale Countdown (Blu-ray)
- Regie:
- Tony Scott
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA/GB
- Originaltitel:
- Spy Game - The final countdown
1 Review(s)
13.03.2013 | 11:25Spannendes Katz-und-Maus-Spiel unter CIA-Agenten
Der altgediente CIA-Agent Nathan Muir (Robert Redford) möchte sich endlich in den wohlverdienten Ruhestand begeben. Doch einen Tag vor seiner Pensionierung erfährt er, dass sein einstiger Schüler Tom Bishop (Brad Pitt) in große Schwierigkeiten geraten ist. Bei einer Befreiungsaktion in einem chinesischen Gefängnis wurde er geschnappt und soll in 24 Stunden exekutiert werden.
Da eine Chinareise des US-Präsidenten unmittelbar bevorsteht, möchte die CIA jedoch einen internationalen Skandal vermeiden und lehnt es ab, für die Rettung ihres Manns ein Risiko einzugehen. Der einzige, der da noch helfen könnte, ist Muir. Aber der hat keine andere Wahl, weil er selbst es war, der Bishop damals zur CIA holte.
Jetzt muss er sein ganzes Geschick einsetzen, um die mächtige Organisation CIA, für die er so lange gearbeitet hat, auszutricksen. Im Wettlauf mit der Zeit denkt er so manches Mal an frühere Tage zurück... (filmstarts.de)
Filminfos
O-Titel: Spy Game (USA/GB 2001)
Dt. Vertrieb: Universal
VÖ: 07.02.2013
EAN: 5050582930719
FSK: ab 12
Länge: ca. 126 Min. Kinofassung, 114 Min. TV-Fassung
Regisseur: Tony Scott
Drehbuch: Michael Frost Beckner
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Robert Redford (Nathan Muir), David Hemmings (Harry Duncan ), Brad Pitt (Tom Bishop), Catherine McCormick (Elizabeth Hadley), Charlotte Rampling (Anne Cathcart), Marianne Jean-Baptiste (Gladys Jennip), Stephen Dillane (Charles Harker), Larry Bryggman (Troy Folger), Amidou (Dr. Ahmad), Nabil Massad (Sheik Salameh) u.a.
Geschätztes Budget: 92 Mio. $
Handlung
Am 14. April 1991 versucht Tom Bishop, ein ehemaliger Agent der CIA, im chinesischen Sou-Chou-Gefängnis eine Gefangene zu befreien. Er spielt tot, erwacht wieder und sein Helfer Tranh schafft es während eines zuvor von Tom herbeigeführten Stromausfalls, beide in die bereitgestellte Ambulanz zu schaffen. In letzter Sekunde schöpft ein chinesischer Aufseher Verdacht und lässt Tom und die Gefangene festnehmen. Die Folter, der die Chinesen Tom unterziehen, ist nur das Vorspiel zu seiner baldigen Hinrichtung als amerikanischer Spion. Sie wollen wissen, wer ihn wozu geschickt hat.
In Washington, D.C. erhält CIA-Agent Nathan Muir einen warnenden Anruf des amerikanischen Botschafters Harry Duncan in Hong Kong. Er informiert ihn verschlüsselt darüber, dass "Boy Scout" in Schwierigkeiten sei. "Boy Scout" (Pfadfinder) war der Deckname von Tom Bishop, als er von Nathan Muir in Vietnam angeworben wurde und zehn Jahre lang für ihn arbeitete.
Es ist Nathans letzter Tag bei der CIA-Behörde und er denkt daran, sich von seinem Ersparten ein Häuschen auf den Bahamas zu kaufen. Er hat exakt 282.000 $ auf der hohen Kante. Diese Summe wird später wichtig. Gladys, seine Sekretärin, hilft ihm beim Packen und Aufräumen. Als sein Nachfolger Charles Harker ihn auffordert, mal wegen der Sache mit Tom Bishop ins Besprechungszimmer zu kommen, ahnt Muir, dass dicke Luft herrscht. Er vertraut Gladys die Bishop-Akten an, damit sie sie verbrennt. Gute Idee, denn kaum eine Stunde später stellen die CIA-Kollegen sein Büro auf den Kopf.
Unterdessen sieht sich Muir seitens Harkers, des CIA-Direktors und eines Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrats bohrenden Fragen ausgesetzt. Wer ist der Verrückte, der in Sou-Chou verhaftet wurde und was wollte er dort? Besonders unangenehm wird die Sache für die Amis dadurch, dass Verhandlungen über Handelsbeziehungen mit den Chinesen bevorstehen und sie selbst eine verdeckte Abhöraktion am Laufen haben. Es dauert nicht lange und Muir ahnt, wie brenzlig die Lage für die US-Regierung und den CIA ist.
Er muss seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, bevor er zum Sündenbock gemacht wird. Und so einer wird immer dann gebraucht, wenn die US-Regierung droht, bloßgestellt zu werden. Mit einem simplen Fax an eine Zeitung in Hongkong verschärft Muir die Lage. Die TV-Nachrichten posaunen Bishops Identität hinaus. Sicherlich muss er jetzt herausgehauen werden, bevor ihn die Chinesen hinrichten, oder? Weit gefehlt: Die TV-Sender korrigieren sich: Bishop sei schon seit Monaten tot - es müsse sich um einen Irrtum handeln.
Muir beginnt eine persönliche Rettungsaktion, die nicht nur ihn seinen Kopf kosten könnte...
Mein Eindruck
Auf der menschlichen Ebene entwickelt die Handlung eine anrührende und nachvollziehbare Attraktivität, wenn sie die Entwicklung zweier Beziehungen schildert, in denen sich Tom Bishop, der "Pfadfinder" verfängt. Auf der einen Seite wird er zum gelehrigsten Schüler, den sein CIA-Führungsoffizier Nathan Muir je hatte, bis zu einem gewissen Punkt. Auf der anderen Seite verliebt sich Tom, von Brad Pitt mal begierig, mal cool gespielt, in Elizabeth, die zwielichtige Mitarbeiterin einer Menschenrechtsorganisation, die im umkämpften Beirut des Jahres 1985 palästinensischen Flüchtlingen in den Lagern hilft.
Elizabeth ist ein "asset", ein Kontakt, um Toms ultimatives Ziel zu erreichen, das Muir vorgegeben hat: die Ermordung des Terroristenführers Sheich Salameh durch den Arzt Ahmad, Salamehs Bruder. Elizabeth stellt für Tom, den "Fotoreporter", die Verbindung zu Ahmad her, und Tom rekrutiert Ahmad für die Ermordung seines Bruders. Was Muir strikt ablehnt, ist die Liebesbeziehung, die Tom zu Elizabeth eingeht: Schon in Berlin, wo Tom Dissidenten in den Westteil der Stadt schleuste, bläute ihm Muir ein, niemals zuviel in den "Kontakt" zu investieren, sondern ihn oder sie im Notfall fallen zu lassen.
Aber diese eiserne Regel hat Muir bereits selbst gebrochen. Er holte 1975 den Scharfschützen Tom Bishop aus einer Notlage in Vietnam heraus. Und nun hat sich Tom Bishop wieder in die Bredouille geritten. Soll er seine Regel Nr. 1 erneut brechen? Es gehört zu den anrührenden Aspekten des Films, dass Muir seine Altersvorsorge opfert, eben jene 282.000 $, um das Schmiergeld für chinesische Beamte zu zahlen, die den Rettungseinsatz erst möglich machen. "Leave no man behind" gehört zu den anderen eisernen Regeln, die im Agenten- und Militärgeschäft der USA gelten: Lass keinen Mann zurück. Und vielleicht schuldet Muir seinem Schüler noch einen Gefallen: Seinem Plan B, dem Bombenanschlag einer Miliz auf Salameh, fiel Toms "asset" Dr. Ahmad zum Opfer.
Vielleicht hat Muir aber auch ganz andere Gründe als nur Mitgefühl. Möglicherweise will er seiner eigenen Behörde noch zum Abschied eins auswischen. In der Konfrontation mit seinen Vorgesetzten und dem Kollegen Harker findet ein ganz anderes "spy game" statt. Und dieses ist wesentlich aufregender als die Spiele, die Tom Bishop in Vietnam, Berlin und Beirut spielt.
In einem nahezu verwirrenden Stakkato von kleinen und kleinsten Aktionen trickst Muir seinen Verfolger Harker ebenso aus wie die gesamte US-Regierung. Er fälscht Unterschriften, verschickt gefälschte Faxe, bestätigt ungenehmigte Befehle und tut noch vieles mehr, das höchst unerlaubt ist, nur um die Rettungsaktion für Bishop in Gang zu setzen. Harker ist ihm derweil wie ein Bluthund auf den Fersen, was die ganze Sache recht spannend werden lässt.
Die Aussage dieses Handlungsstrangs ist folgende: Keiner Regierung ist es erlaubt, einen ihrer Bürger (Bishop) zu opfern, nur weil die Handelsinteressen auf dem Spiel stehen und angeblich Vorrang haben. Blut für Geld - nicht mit dem rechtschaffenen Agenten Muir! (Und erst recht nicht "Blut für Öl", was ja im ersten und zweiten Irakkrieg 1992 und 2003 so unselige Bekanntheit erlangte.)
Hier haben wir die westliche Philosophie in einer Nussschale: Das Wohl des Einzelnen ist mindestens so wichtig wie das Wohl des Gemeinwesens. In China und manchen Länderns Asiens ist es genau umgekehrt: Es ist in Ordnung und staatlich sanktioniert, wenn hundert Menschen dem Wohl von 10.000 Menschen geopfert werden.
Action
In spannungstechnischer Hinsicht unterläuft der Film allerdings seine eigene pazifistische Aussage. Tom Bishops Einsätze als Scharfschütze, Dissidentenschleuser und Attentäteranwerber sind das eine "spy game". Es wird so präsentiert, wie man Werbung für Agenteneinsätze macht: packend, actionreich, riskant, bis das lohnende Finale erreicht ist.
Doch der Preis dafür ist manchmal hoch: Denn Tom wird nicht nur einmal selbst benutzt. Seine letzte Schleuserfahrt dient Muir dazu, einen Verräter in den eigenen Reihen auffliegen zu lassen, und die Sache in Beirut geht auf so fatale und tragische Weise schief, dass Bishop erkennen muss, dass er sowohl von Muir als auch Elizabeth nur benutzt wurde.
Daher ist es nicht sonderlich plausibel, dass er sein Leben für die an die Chinesen ausgelieferte Elizabeth riskiert, um sie zu befreien. Es sei denn, er hat herausgefunden, dass Muir es war, der sie an die Chinesen "verkaufte" und wollte ihm eins auswischen. Diese Information fehlt indes. Am Schluss sind jedenfalls Bishop und Elizabeth dankbar, einfach nur am Leben und in Freiheit zu sein. Kann man ihnen nicht verdenken. Aber wird Muir mit seinen eigenmächtigen Aktionen gegen die eigene Behörde davonkommen? Das sei hier nicht verraten.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Widescreen (2.35:1)
Tonformate: DTS Digital 5.1 in Deutsch, DTS Digital 5.1 in Französisch, DTS Digital 5.1 in Russisch, DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch
Sprachen: D, Englisch, Frz., Russisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tschechisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch, Russisch, Holländisch, Griechisch
Mein Eindruck: die Blu-ray
Wie von einer Blu-ray zu erwarten, ist die Qualität von Bild und Ton in diesem Film von bester Qualität. Es stehen zahlreiche Tonspuren zur Auswahl, ebenso einige Untertitelsprachen. Extras waren auf meinem Presseexemplar nicht zu finden. Es gab lediglich Auswahlmöglichkeiten für Sprachen, Untertitel und Kapitel.
Unterm Strich
Die Filmhandlung ist von Anfang an ungemein spannend und wartet mit etlichen überraschenden Wendungen auf. Schon das Vorspiel im So-Chou-Gefängnis, in dem Bishops Rettungsmission scheitert, ist erstklassig eingefädelt. Dann beginnt der Film ernsthaft, aber auf zwei Ebenen.
Zweigleisig
Für manchen Jugendlichen mag diese Zweigleisigkeit ein Problem sein, aber für das erwachsene Publikum, an das sich der Film wendet, sollte es leicht sein, die zwei zeitversetzten Ebenen zu korrelieren: Auf der einen arbeitet Muir in der CIA gegen den eigenen Chef und auf der anderen erzählt er, wie er mit Tom Bishop, seinem Schüler, mehr als zehn Jahre lang zusammenarbeitete.
In drei großen Rückblenden erfahren wir von Muirs Einsätzen mit Bishop, von Vietnam über Berlin bis hin zu dem fatal endenden Beirut-Einsatz, der fast ein Drittel des Films ausmacht und in einem ersten Finale endet. Das zweite Finale besteht in Muirs Rettungsaktion für Bishop und Elizabeth, die parallel von seinem eigenen Abgang aus Langley begleitet wird.
Humor
Auf höchst ironisch-witzige Weise bekommen wir präsentiert, wie Muir seine Behörde so benutzt wie diese ihn bislang benutzt hat, nämlich ohne Skrupel. Alle Menschen, die hier arbeiten, sind lediglich "assets", die im Einsatz sind. Das erlaubt es auch Muir, insgesamt vier fiktive Frauen zu haben, was nur der Verwirrung des Gegners dient, in diesem Fall seiner Behörde. Als Harker und Co. das herausfinden, führt dies zu einigen Lachern. Aber es bleibt doch ein fader sexistischer Beigeschmack übrig.
Fehler und Fragen
Tony Scott hat in seinen Film so viele Fehler eingebaut, dass die Liste länger ist als eine Gourmet-Speisekarte. Und die Abkürzungen, die die Handlung sich erlaubt, fallen einem Zuschauer auch schon beim zweiten Ansehen des Films ins Auge. Warum wundert sich beispielsweise von den Chefs und Kollegen keiner, Muir NACH seinem letzten Tag immer noch im Gebäude vorzufinden? Warum ist es in Langley Morgen und in China, etliche Stunden entfernt, ebenfalls, obwohl es doch dort schon Abend sein müsste? Warum findet zwischen US-Rettungsteams und chinesischen Gefängniswärtern kein Feuergefecht statt? Offenbar war es politisch nicht opportun - oder zu blutig - so etwas zu zeigen.
Die Blu-ray
Die Bildqualität ist herausragend. Schön, dass dieser spannende Agentenstreifen sie endlich verpasst bekommen hat. Dass jegliche Extras fehlen, finde ich allerdings weniger schön. Dennoch wurde ich bestens unterhalten, trotz aller Fehler, und deshalb vergebe ich...
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer