Stadt unter dem Meer, Die
- Regie:
- Budd Boetticher
- Jahr:
- 1952
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- City Beneath the Sea
1 Review(s)
03.03.2009 | 14:57Moderne Piraten und Schatzräuber? Mitnichten!
Das Schiff "Lucky Lady" ist vor der Küste Jamaikas gesunken und mit ihr ein Goldschatz im Wert von einer Million Dollar. Die genaue Stelle des Untergangs ist unbekannt, stellt sich aber als die versunkene Piratenstadt Port Royal heraus, die für die Einheimschen tabu ist. Der zwielichtige Geschäftsmann Dwight Trevor beauftragt die Tiefseetaucher Brad (Robert Ryan) und Tony (Anthony Quinn), den Schatz zu bergen, verfolgt in Wirklichkeit aber Pläne ganz anderer Art ...
Die DVD bietet die digital überarbeitete und ergänzte Fassung mit OmU.
Filminfos
O-Titel: City Beneath the Sea (USA 1952)
Vertrieb: Koch Media Home Entertainment
Veröffentlichung: 11.07.2008 [Kauf-DVD]
FSK: ab 12
Länge: 83:23 Minuten
Regisseur: Budd Boetticher
Drehbuch: Ramon Romero, Harry E. Rieseberg, Jack Harvey
Musik: Frank Skinner, Herman Stein, Henry Mancini, Milton Rosen, Hans J. Salter
Darsteller: Anthony Quinn (Tony), Robert Ryan (Brad), Suzan Ball (Venita), Mala Powers (Terry McBride), Karel Stepanek (Dwight Trevor), Lalo Rios, Leon Lontoc, Hilo Hattie, Woody Strode (Dijon), John Warburton, Peter Mamakos, George Mathews (Kpt. Meade alias Rolf Sorensen), Barbara Morrison u.a.
Handlung
In Jamaikas Hauptstadt Kingston läuft ein Dampfer ein, der die Tiefseetaucher Tony Bartlett (Quinn) und Brad Carlton (Ryan) mitbringt. An Land treffen sie Ihren neuen Auftraggeber, den Versicherungsvertreter Dwight Trevor (Stepanek) und dessen Assistenten Dijon (Woody Strode). Brad und Tony sollen zum Frachter "Lucky Lady" tauchen, die im "Taifun" sank. Das Schiff habe Goldbarren im Wert von einer Million Dollar an Bord, wovon sie eine 25.000-Dollar-Prämie bekämen. Aber erst einmal müssen sie den Pott finden.
Brad meint, an der Sache sei etwas oberfaul, und chartert den Kutter von Terry McBride (Mala Powers), um die "Lucky Lady" zu suchen. Am sechsten Tag des Unterwassersuche muss Brad Tony aus einer brenzligen Lage retten, und Tony erleidet einen Anfall von Taucherkrankheit. Obwohl sie nichts gefunden haben, kassieren sie die Einsatzpauschale. Statt aber wieder abzureisen, wollen sie sich noch ein wenig "umsehen". Denn Brad hat sich in Terry verliebt, und Tony hat noch nicht sein Vergnügen gehabt.
In einer Hafenkneipe verliebt sich Tony in die Sängerin Venita (Suzan Ball), die sich von ihm die Ausreise in die USA erhofft. Wenig später spricht ihn ein Mann an, der sich Kapitän Rolf Sorensen nennt (George Mathews). Er sei der Kapitän der "Lucky Lady" gewesen und wisse, wo sie jetzt liege. Das lässt Tony aufhorchen. Offenbar hat Sorensen die Versicherung ausgetrickst. Als Sorensen ihm auch noch 50.000 Dollar Prämie für das Heben des Goldes verspricht, sagt er zu.
Er taucht zur von Sorensen angegebenen Untergangsstelle, die bei Port Royal liegt, einer durch ein Erdbeben mit Flutwelle im 17. Jahrhundert untergegangenen Piratenstadt. Dort unten sieht es unheimlich aus. Ein Glockenturm ragt noch in die Höhe, und Treppenstufen führen hinab zum Wrack. Als er zurückkehrt, sagt Tony, er müsse ein Loch in den Rumpf der "Lucky Lady" sprengen. Und er verlange ein Drittel des Goldschatzes. Sorensen muss zustimmen.
Unterdessen schippert Brad mit seiner Terry durch die blauen Gewässer und stößt am Strand auf eine nächtliche Zeremonie der "Ureinwohner". Diese haben erfahren, dass sich wieder Taucher an der versunkenen Stadt herumtreiben und warnen alle und jeden, sich der Tabuzone zu nähern, oder sie würden die Rache der Götter zu spüren bekommen. Da erkennt Brad, was Tony insgeheim vorhat: Er will ihn ausbooten!
Obwohl ihm Tony eine Teilhaberschaft anbietet, lehnt Brad beleidigt ab, sondern geht vielmehr zu Dwight Trevor, um einen Deal abzuschließen. Das macht Tony und Brad, die vormaligen Partner, zu harten Konkurrenten. Über der Untergangsstelle, die ihm Trevor verraten kann, weil er selbst ein Abkommen mit Sorensen hatte, treffen nun die zwei Boote der Taucher-Teams aufeinander, und es kommt zu einem Schusswechsel, als der Kampf ums Gold losgeht.
Doch Brad ist bereits in der Tiefe und birgt aus dem gesprengten Loch im Wrack eine Kiste Gold nach der anderen. Da beginnt die Erde zu beben und Sturm kommt auf ...
Mein Eindruck
"Die Stadt unter dem Meer" ist ein routiniert inszenierter Abenteuerfilm, der durch zwei Romanzen aufgelockert wird. Das Tauchabenteuer in Verbindung mit dem Mystizismus, der die Tabuzone der versunkenen Piratenstadt umgibt, übt auch heute noch seine Faszination auf den Zuschauer aus. Mir fiel zwar sofort das Matte-Painting von den Ruinen dieses modernen Atlantis auf, aber dieser bescheidene Spezialeffekt wird keineswegs überstrapaziert. Gedreht wurde offenbar in einem realen Wasserbecken, das zwar gut ausgeleuchtet wurde, aber von allerlei künstlichen Trümmern gesäumt wird, welche die submarine Szenerie malerisch wirken lassen.
~ Interessanter Job ~
Damals, in den fünfziger und frühen sechziger Jahren gab es eine Menge Unterwasserfilme, die die neuen Kameras ausnutzten. Verfilmungen von Jules Vernes "20.000 Meilen unter den Meeren" wechselten sich mit Schauergeschichten über Atlantis ab. Dieser Film hingegen zeigt, wie jeder amerikanische Mann eine Art Kapitän Nemo sein könne. Die Arbeit der Tiefseetaucher sei zwar gefährlich, aber dadurch sowohl abenteuerlich als auch höchst lukrativ. Dementsprechend steigert sich der Lohn, den Brad und Tony geboten bekommen, von Mal zu Mal: Wollte man sie anfangs mit 25.000 Kröten abspeisen, stieg der Preis zunächst auf 50.000, dann auf 330.000 Dollar. Am Schluss dürfen sie das Wrack für eine Million selber ausbeuten. Das lässt sich hören. Auf diese Weise lockt der Film den männlichen Zuschauer zur professionellen Schatzsuche.
~ Spaß mit Mädels ~
Dass man bei diesem Job auch eine Menge Spaß mit Mädels haben kann, sollen die beiden Romanzen zeigen. Während Brad eher auf die patente und bodenständige Terry (Mala Powers) abfährt, verguckt sich der Südländer Tony gleich in die exotische Sängerin Venita. Suzan Ball, die auch in "Der Speer der Rache" mitspielte, mimt die aufregende Schönheit mit durchtriebener Hinterhältigkeit: Venita will von Tony nach der Heirat bloß in die USA mitgenommen werden, und Tony, so lässt er gegenüber Brad durchblicken, ist keineswegs erpicht auf ein Ehedasein. Recht witzig fand ich den Namen des Bootes von Terry: "American Beauty" heißt eigentlich eine Rosensorte.
~ Spannung ~
Die Spannung entsteht jedoch nicht so sehr aus der Gefahr bei der Arbeit, noch im Umgang mit den Mädels, sondern aus der Verstrickung in einen Versicherungsbetrug und der daraus resultierenden Konfrontation zwischen den beiden ehemaligen Partnern. Dass Taucher zu Feinden werden, ist ganz schlecht für den Job, wie der Film anschaulich darstellt. Als sich die Natur gegen die beiden verschwört - oder sind's die Götter? - heißt es mal wieder: Einer von beiden geht drauf, wenn ihm der andere nicht hilft. An diesem Punkt erweist sich, wie viel Solidarität, Partnerschaft oder einfach nur Humanität noch vorhanden ist. Und in einem Hollywoodfilm reicht es meist, um zu einem Happy-End zu führen.
~ Das Lied der Glocke ~
Reichlich aufgesetzt wirkt heute, dass ausgerechnet die Glocke des Kirchturms im versunkenen Port Royal das Leben des Tauchers bedroht, indem sie seinen Luftschlauch zerquetscht. Aus dramaturgischer Hinsicht erfüllt sich hier die Drohung des Eingeborenenschamanen, doch aus der Sicht des Zuschauer zeigt sich in der Glocke die Hand Gottes und des Schicksals, denen angeblich jeder ausliefert ist, der sich an Schätzen bereichern will, die ihm nicht gehören. Diese erbauliche Botschaft sollte eigentlich jeden Sitten- und Gesetzeshüter zufriedenstellen - und die Zensurbehörde sicherlich auch.
~ Die Musik ~
Hervorzuheben ist die Musik. Sie wurde von nicht weniger als fünf Komponisten beigesteuert. Wie dieser Beitrag im Einzelnen aussah, ist Gegenstand von Spekulation. So halte ich es durchaus für möglich, dass beispielsweise Henry Mancinis romantische Kompositionen einfach aus lange vorbereiteten Produktionen wie "Der Schrecken vom Amazonas" (Creature from the Black Lagoon), das 1954 veröffentlicht wurde, und aus dessen Fortsetzungen "entliehen" wurden. Natürlich nicht, ohne den Komponisten gebührend zu entlohnen.
Frank Skinner schrieb über 2000 Filmmusiken (vgl. Booklet zu "Klar Schiff zum Gefecht"), und auch Hans Salter ist in den Credits jedes zweiten Westerns von Universal wiederzufinden. Zusammen mit Herman Stein gehörten Skinner und Salter zu den Hauskomponisten. Jene Zeit war ungeheuer produktiv, wie Jack Arnold zu berichten weiß.
Das Geheimnis dieses Abenteuerfilms liegt in der Abwechslung: Abenteuer und Spannung wechseln sich mit Spaß und Entspannung ideal ab, bis im Finale ordentliche Action zu ihrem Recht kommt, die von einem amüsanten Epilog abgeschlossen wird. Den Mittel- und Wendepunkt bildet die Szene in der Hafenkneipe, als Venita den Song "Handle with care" anstimmt. Selbstredend musste jede dieser Stimmungen musikalisch untermalt werden, und das scheint wirklich fünf verschiedene Komponisten erfordert zu haben.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: Vollbild (1.33:1)
Tonformate:
Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Deutsch
Dolby Digital 2.0 (Stereo) in Englisch
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: keine, außer bei OmU-Stellen
Extras:
- Bildergalerie mit seltenem Werbematerial
Mein Eindruck: die DVD
1) Bild und Ton
Das digital bearbeitete Bild ist von hoher Qualität (für Nicht-HD-Filme) und frei von Artefakten. Deshalb ist die Freude daran ungetrübt. Der Ton liegt in DD 2.0 vor und ist mittelprächtig zu nennen. Er liegt in den restaurierten, wieder eingefügten Szenen im Original mit Untertiteln vor. Das sind zwar ziemlich wenige Szenen, dennoch sollte der Zuschauer die Untertitel-Funktion aktivieren.
2) Bildergalerie
Die Galerie umfasst einen außerordentlich großen Fundus an Bildmaterial. Neben den internationalen Plakaten findet der Filmfreund hier auch Aushangfotos, ein Heft der "Illustrierten Film-Bühne", einen "Illustrierten Film-Kurier" und das obligatorische Werbeheft der Universal-Studios. Darin finden sich wiederum diverse Starporträts.
Schade, dass diese DVD weder einen Originaltrailer noch ein Booklet enthält, denn der Film hat mir recht gut gefallen.
Unterm Strich
Der Abenteuerfilm um zwei professionelle Tief- und Schatztaucher hat mir ausnehmend gut gefallen. Es ist altmodische Unterhaltung ohne Blut und Gewalt (von einer zünftigen Kneipenschlägerei mal abgesehen, die ebenfalls unblutig verläuft), aber mit viel Spaß und ansehnlichen Mädels. Das Ganze mündet zwar in eine Art modernes Märchen, aber die Botschaft ist klar: Dieser Job ist nichts für moderne Piraten und Schatzräuber, sondern für ehrliche Jungs, die solidarisch zueinander stehen, wenn's drauf ankommt.
Diese Botschaft hätte man zwar auch im Weltall oder im Inneren Afrikas inszenieren können, aber Tiefseetauchen in der geschichtsträchtigen Karibik lässt sich immerhin direkt vor der amerikanischen Haustür in die Tat umsetzen. Wer weiß, wie viele junge Kinozuschauer sich danach der Taucherei zuwandten. Für ein B-Movie wäre das eine beachtliche Wirkung.
- Redakteur:
- Michael Matzer