Star Trek: Der Film (Director's Edition, 2 DVDs)
- Regie:
- Wise, Robert
- Jahr:
- 1979
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Star Trek - The Motion Picture
1 Review(s)
25.07.2010 | 07:04STAR TREK - hierzulande als "Raumschiff Enterprise" bekannt geworden - stand keineswegs immer unter einem guten Stern. Zwar genießt die Geschichte in all ihren Spielarten heute nicht nur weltweit Kultstatus, sondern ist auch eine Milliarden-Marketing-Maschine mit der buchstäblichen Lizenz zum Gelddrucken. Das war nicht immer so. Mehr als einmal stand die Zukunft auf der Kippe. Einmal nach der überraschenden Einstellung der "Classic"-Serie und zum zweiten Mal nach dem Fiasko mit dem ersten Kinofilm. Diesen hat Paramount unlängst im Jahre 2000 bereits auf VHS zur Langfassung aufgebohrt und vertreibt ihn seit 2002 als noch einmal überarbeitete "Director's Edition" auf DVD. Wobei die Doppel-Disk mittlerweile fast schon Seltenheitswert hat.
Zur Story
James Tiberius Kirk ist nach der 5-Jahres-Mission der USS Enterprise mittlerweile zum Admiral befördert worden und kann sich mit diesem neuen Posten wegen der Untätigkeit am Schreibtisch nicht besonders gut anfreunden. Die Crew der Enterprise ist weitestgehend noch auf dem Schiff, dass im Raumdock komplett generalüberholt und fast vollkommen erneuert wird, unter ihrem neuen Captain Decker tätig. Nur Spock hat die Enterprise ebenfalls verlassen und sogar dem aktiven Dienst der Raumflotte den Rücken gekehrt, um sich auf seinem Heimatplaneten Vulcan dem Kolinahr-Ritus zu unterziehen, der Entsagung aller Gefühle und Hinwendung zur reinen Logik. Beide sollen durch ein mächtiges, unbekanntes Objekt mit dem Namen "V'Ger" aber schon bald wieder vereint werden.
Dieses Objekt in Form einer Energiewolke mit unvorstellbaren Ausmaßen nämlich bewegt sich schnurstracks auf die Erde zu und absorbiert alles was ihm in die Quere kommt - selbst bekanntermaßen mächtige und bis an die Zähne bewaffnete, klingonische Schlachtkreuzer fallen ihm anheim, wie die Fliegen. Unbeirrbar rückt V'Ger weiter vor, mit direktem Kurs zur Erde und schluckt geradezu im Vorbeigehen noch den Föderationsaußenposten EPSILON 9 mit Mann und Maus. Die Enterprise das einzige Schiff in Abfangreichweite und Kirk gelingt es, sich das Kommando über die zwar komplett umgebaute, jedoch bislang bestenfalls halb fertige und noch nicht getestete Enterprise mit viel Betteln unter den Nagel zu reißen. Doch zweieinhalb Jahre Abstinenz haben ihre Tücken.
Dementsprechend schlecht kennt er sich mit der "Neuen" auch aus, noch dazu immer wieder katastrophale Bugs in den Systemen. Scotty und der ambitionierte Captain Decker geben sich alle Mühe die letzten Arbeiten mit der heißen Nadel geradezubiegen, um das Schiff startklar zu bekommen. Neben dem Rest der bekannten alten Crew: Dr. McCoy, Chekov, Sulu, Uhura, gesellt sich noch die kahlköpfige Deltanerin Lieutenant Ilia in die illustre Runde der Brücke. Spock wird später nach einem - relativ glimpflich ausgehenden - Unfall ebenfalls aufgelesen und wieder in den aktiven Dienst aufgenommen. Wiedervereint und komplett geht es dem unbekannten Eindringling entgegen, der sich letztendlich als lebende Maschine entpuppt, welche seinen Schöpfer sucht - und das seltsamerweise auf der Erde.
Eindrücke
Gene Roddenberry hatte in den 60ern einen Traum: eine intelligente TV-Serie zu produzieren, die unter den gestrengen Augen der damaligen amerikanischen Zensoren ihre Message dem Publikum als eine Art Spiegel der Gesellschaft vorzuhalten vermochte. Als Kunstgriff verfrachtete er seine kritische, zeitgenössische Botschaft in die Zukunft an Bord eines Raumschiffs. Die Serie floppte und wurde eingestellt, gewann aber durch regelmäßige Wiederholungen mehr und mehr Fans unter den TV-Zuschauern, die mit fortschreitenden Jahren immer lauter eine Fortsetzung der Serie forderten, leider musste das geneigte Publikum durch einige Querelen aber tatsächlich bis ins Jahr 1979 warten, um Captain Kirk & Co. wieder in Aktion zu sehen.
Die Reanimation des Stoffes geschah jedoch nicht als TV-Serie, sondern auf der großen Leinwand. Ein gewisser George Lucas hatte nämlich 1977 mit STAR WARS bewiesen, dass sich mit gut gemachter Science Fiction und entsprechendem Merchandising auch im Kino eine goldene Nase verdienen lässt. Ende vom Lied: Die Streitigkeiten von Gene Roddenberry, Paramount und einigen Darstellern wurden beigelegt, kramte die alte Crew wieder aus der Versenkung, verpasste ihr zum Ausgleich ein runderneuertes Schiff und schickte sie los, es filmisch mit STAR WARS aufzunehmen. Aufgedonnert mit Spezial-Effekten, die für diese Zeit wirklich beachtenswert waren, ging STAR TREK in die nächste Runde: "The Motion Picture" erschien 1979. Leider ging dabei viel verloren, was die Serie vorher ausmachte.
Never change a winning team. Diesen Grundsatz versuchte man zwar zu verfolgen, doch auch neue Impulse einzubauen. So ist der Original-Cast dann auch vollzählig angetreten, bei manchem sieht man die inzwischen im Real Life vergangenen 10 Jahre dann auch deutlich an Faltenbildung oder verdächtiger Ausbuchtung der Uniform im Bereich der Körpermitte. Nichtsdestoweniger sind alle wieder voll dabei - und Robert Wise versucht regietechnisch sicherlich sein Bestes Roddenberrys Vorgaben zu erfüllen. Allerdings reicht das alles bei weitem nicht aus, weder handwerklich noch um die abgegähnte Story mit ihren mannigfaltigen Makeln auch nur annähernd auszubügeln. Die Liste der Verfehlungen ist lang und im Fandom seit Jahren lang und breit getreten worden.
Am Schlimmsten ist sicherlich die unbotmäßig, langatmige Erzählweise. War die Kinoversion damals schon öde, setzte die danach erschienene VHS-Langfassung noch einen drauf und nun übertrifft die Director’s Edition DVD alle beide zusammen. Vor allem das ellenlang-fruchtlose Herumgegurke in V'Gers Inneren. Audiotechnisch mit sphärischen Klängen hinterlegt, die einen einlullen, bis man irgendwann (sobald ein spärlicher Dialog ansetzt oder die Musik aufkeimende Dramatik verspricht) aus seiner eigenen Sabberpfütze aufschreckt. Pure Hoffnung, dass jetzt vielleicht mal was Interessantes passiert. Pech gehabt! Die Musik schwillt wieder ab und der Kopf senkt sich abermals hernieder in Richtung Tischplatte. Und ausgerechnet diese an Ödnis kaum zu toppende Passage wurde nun auch noch erweitert. Na, Danke schön.
Der Plot reißt niemanden vom Hocker: Alles irgendwie schon mal da gewesen, hat man das Gefühl. "Where NOMAD has gone before" spotteten die Einen damals in Anlehnung an den Titel einer beliebten TV-Episode. Umso mehr setzten die Trick-Experten damals, wie heute, auf Eye-Candy, um über das schlaffe Drehbuch wenigstens mit Spezial-Effekten hinwegzutäuschen. Auch die neu gerenderten und eingefügten Hintergründe und FX machen den Streifen keinen Deut interessanter, runden ihn allenfalls ein wenig ab. Man hat es so eingerichtet, dass die neuen Tricks sich optisch denen aus den 70ern angleichen. Und die waren schon streckenweise ziemlich schlampig ausgeführt. Alles in allem eine reine Materialschlacht, die allzu rasch aus dem Boden gestampft wurde.
Für Heiterkeit sorgen auch die Uniformen, die mich irgendwie an eine Mischung aus Pyjama und Krankenpfleger-Kluft erinnern. OK, es sind die 70er und da hatte man vielleicht diese modischen Vorstellungen von der Zukunft oder sah sich gezwungen - in Anlehnung der "neuen" Enterprise - die altgedienten Uniformen auf Teufel-Komm-Raus zu verschlimmbessern, wie dem auch sei: Der einzige Lichtblick ist die Kostümierung und Make-Up der Klingonen, die dort zum ersten Mal so gezeigt und auch typisiert werden, wie wir sie quer durch sämtliche Spin-Offs bis heute kennen. Der Rest ist krude, oftmals von sinnfreier Handlung durchzogener Quatsch, bei dem Physik, Logik und allzu häufig der Intellekt des Zuschauers mit Alien-Füssen getreten werden.
Die Director's Edition prahlt mit diversen Features, aber man stellt sich die berechtigte Frage, ob die denn nun sein mussten. Den Aufwand hätte man sich sparen und einige der zäh fließenden Zwischensequenzen rausschneiden bzw. in der Achivmottenkiste verrotten lassen können. Doch auch dann würde der Film nicht aus dem tiefsten aller intergalaktischen Plotholes herauskommen. Die deutsche Fassung ist sowieso Schrott. Wer die bereits länger auf dem Markt befindliche "lange" (VHS-)Version nicht kennt, wird spätestens auf der DVD über die grausame Synchronisation stolpern. Wobei einige der Darsteller zwischendrin von anderen deutschen Sprechern synchronisiert werden, das allein ist schon nervig. Hinzu kommt schlichtweg falsche Übersetzung der ohnehin oft kreuzdümmlichen Dialoge. Der O-Ton mildert die Schmerzen ein wenig.
Ansonsten hat man die digitale Überarbeitung auf Details im Hintergrund beschränkt und Einstellungen vom San Francisco Headquarters, Vulkan, das Wurmloch und den Anflug V’Gers auf die Erde visuell aufgepäppelt. Insgesamt gesehen zieht sich der Streifen daher jetzt noch länger, gerade die bereits kurz angerissene Flugphase durch das Innere von V’Ger ist trotz der neu eingefügten Effekte an Ödnis kaum zu toppen. Auch andere Szenen und Dialoge wurden etwas ausgeweitet. Was die Sache wie gesagt nicht rettet - eher im Gegenteil. Die Musik für den ersten STAR TREK liefert Jerry Goldsmith und somit unter anderem die wohl bekannteste (und markanteste) Titelmelodie, nebst einiger später nicht weniger erfolgreiche Themes, welche in den verschiedenen Serien wiederverwendet wurden. Zweifellos eins der wenigen Highlights des Streifens.
DVD und Bonusmaterial
Die Bildqualität hat die Runderneuerung leider nicht ganz gepackt, das Bild ist insgesamt matschig und verwaschen. Trotz angeblich digitaler Retusche war vom Film wohl nicht allzu viel zu retten, daher stechen die neu eingefügten Effekte in Punkto (Bild-)Qualität auch besonders heraus, man sieht ihnen an, dass sie aktuelleren Datums sind. Unverständlich bleibt auch, warum die Untertitel immer noch so plemplem angeordnet sind, dass jemand, der keinen Breitbildfernseher mit verschiebbarem Bildausschnitt besitzt buchstäblich in die Röhre guckt, denn die Dialoge von Klingonen und Vulkaniern hat man (lobenswerterweise) im O-Ton gelassen.
Ausnahmsweise findet sich auf der Bonusscheibe mal nicht das übliche Promo-Gesabbel, sondern bietet tatsächlich einmal brauchbare Interviews und Backgroundwissen. Zudem wird erläutert, welche Szenen entfernt und welche hinzukamen - einige Outtakes kommen in keiner bisher veröffentlichten Version des Films vor. Lohnenswert sich das Material mal zu Gemüte zu führen, gerade für Nicht-Trekkies, die hier einen guten Einblick in die Historie des Star Trek Phänomens erhalten, abseits vom sonst so gern gepflegten Selbst-Und-Gegenseitig-Auf-Die-Schulter-Klopfens. Obligatorisch sind wieder einmal diverse Trailer und Teaser. Positiv anzumerken sind der wahlweise zuschaltbare Text- und Audiokommentar auf Disk 1
Fazit
Er ist alt, er ist Kult, er ist ein STAR TREK... und nach landläufiger Meinung der mieseste von allen. Wohl wahr. Es fällt schwer dieser überzogenen, zumeist vollkommen bräsig inszenierten Trickschlacht positive Seiten abzugewinnen. Immerhin transportiert "The Motion Picture" die Enterprise in eine neue Ära und das ist ja auch schon was wert. Dass es Klassen besser geht, bewiesen die Macher dann übrigens mit STAR TREK II "The Wrath of Khan". Ein paar Ehrenpunkte sammelt die Doppel-DVD durch reichhaltiges sowie sehenswertes Bonusmaterial, weniger durch glanzvolle Digital-Restauration. Davon kann bei dieser unterdurchschnittlichen Bildqualität beileibe keine Rede sein und die deutsche Synchro ist schlicht zum Wegbeamen. Weit weg. Where no man has gone before.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "STAR TREK: The Motion Picture"
USA 1979
Genre: Science Fiction
Paramount Pictures © 2002
2 Disk Director's Edition, FSK: 12
EAN: 4010884513950
Lauflänge: ca. 131 Minuten
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 5.1 (Deutsch u. Englisch)
Regie: Robert Wise
Produzent: Gene Roddenberry
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller u.a.: William Shatner (James T. Kirk), Leonard Nimoy (Spock), DeForest Kelley (Dr. "Bones" McCoy), James Doohan (Montgomery "Scotty" Scott), Nichelle Nichols (Uhura), Walter Koenig (Chekov), George Takei (Sulu), Majel Barrett (Dr. Chapel), Persis Khambatta (Lt. Ilia), Stephen Collins (Captain Decker)
Bonusmaterial:
Audio- und Untertitel-Kommentare
Dokumentationen / Retrospektive
Additional und Deleted Scenes
Storyboard Archiv
Interviews
Diverse Kinotrailer & Teaser sowie Promo der neuen Serie "Enterprise"
- Redakteur:
- Jürgen Pern