Superman Returns
- Regie:
- Bryan Singer
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
1 Review(s)
17.08.2006 | 09:24Kinostart: 17.08.2006
Hintergrund
In den 30-er Jahren erblickte die erste Superhelden Comicfigur das Licht der Welt: Superman. Der Mann aus Stahl entstand in der Zeit der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs. Er sollte für die menschlichen Ideale stehen, für Wahrheit und Gerechtigkeit und die sehnlichsten Wünsche der Menschen verkörpern. Diese übermenschlichen Wesenszüge kamen in jener Zeit jedoch nicht besonders gut an. Nach einer ersten, kleinen Veröffentlichung im Jahre 1933 sollte er erst fünf Jahre später seinen Siegeszug antreten. Ein Vorläufer des heutigen DC Comics Verlags kaufte die Rechte und veröffentliche die Serie fortan in der „Action Comics“-Serie (die Urausgabe wird als das wertvollste Comicheft der Welt gehandelt).
Jahre später sollte Hollywood sein Interesse an der Figur bekunden. Nach der 1941 ausgestrahlten Zeichentrickserie folgte 1948 eine 15 Episoden umfassende Kinoserie (Gesamtspielzeit: 244 Minuten), in der Kirk Alyn den Mann aus Stahl verkörperte. 1950 sollte eine vergleichbare, zweite Kinoserie, wieder mit Kirk Alyn, folgen. Zwischen 1952 und 1957 spielte George Reeves in einer Fernsehserie die populäre Rolle (nachdem der Pilot im Jahre 1951 die erste echte Kinoverfilmung darstellte).
Es sollte 21 Jahre dauern, bis sich Superman wieder ins Gedächtnis der Weltöffentlichkeit brachte. 1978 drehte Richard Donner seine Version von "Superman", die Christopher Reeve zur Legende machen sollte. Neben Stars wie Marlon Brando (der Supermans Vater Jor-El spielte) und Gene Hackman (Lex Luthor), stach der bis dato unbekannte Reeve hervor und eroberte die Herzen der Massen. Die von "Der Pate"-Autor Mario Puzo geschriebene Geschichte sollte drei Fortsetzungen nach sich ziehen (1980, 1983, 1987), immer mit Christopher Reeve in der Hauptrolle. Nach den schlechten Einspielergebnissen von "Superman IV: Die Welt am Abgrund", wurde die Serie eingestellt.
Sieben lange Jahre vergingen, bis Superman wieder über die Mattscheiben flimmerte. 1994 startete die TV-Serie "Superman – Die Abenteuer von Lois & Clark", in der Dean Cain und Teri Hatcher die Hauptrollen übernahmen. Nach 88 Episoden und vier Staffeln war Anno 1997 jedoch auch für diese Serie Schluss. Nur wenige Jahre sollten vergehen, bis 2001 der Quotenhit "Smallville" im TV anlief. Der völlig neue Fokus (die Jugend von Supermans Alterego Clark Kent wurde beleuchtet) machte die Serie zu etwas Besonderem im Superman-Universum, Hauptdarsteller Tom Welling wurde zum Star.
Daraufhin entschloss sich Warner Bros. das lange ins Stocken geratene Projekt "Superman Returns" in Angriff zu nehmen. Jahre der Pre-Production, in der viele namenhafte Regisseure (u.a. Tim Burton, Brett Ratner und Wolfgang Petersen) ohne Erfolg ihr Glück versuchten, vergingen, bis mit Bryan Singer der richtige Mann in das ins Schwanken geratene Boot einstiegt. Seine Ideen und Visionen konnten die Studiobosse überzeugen und er setzte seine Personalvorstellungen durch. Neben der spektakulären Verpflichtung von Oscar-Preisträger Kevin Spacey ("Die üblichen Verdächtigen", "American Beauty"), der Lex Luthor verkörpern sollte, überraschte Singer mit seiner Besetzung der Hauptrolle: der völlig unbekannte Brandon Routh schlüpfte in den rot-blauen Anzug - seine erste Filmrolle!
Handlung
Fünf lange Jahre sind seit dem spurlosen Verschwinden von Superman (Brandon Routh) vergangen. Fünf turbulente Jahre, in denen sich viel verändert hat. Katastrophen fanden statt, Verbrechen wurden begangen - die Menschheit war auf sich selbst gestellt. Glücklicherweise war Lex Luthor (Kevin Spacey) in diesen fünf Jahren keine Bedrohung - er hatte eine lebenslange Gefängnisstrafe zu verbüßen. Durch das Fehlen von Superman, der als Kronzeuge aussagen sollte, kam Luther aber nach genau diesen fünf Jahren frei.
Doch auch der Mann aus Stahl sollte wiederkehren. Auf der langen Reise zu seinem Heimatplaneten Krypton erhoffte sich Kal-El (so Supermans eigentlicher Geburtsname) die Spuren der eigenen Vergangenheit zu finden, womöglich sogar weitere Überlebende. Ohne Erkenntnisse landete er wieder auf der Erde.
Schnell merkt er, dass sich die Welt seit seinem Verschwinden stark verändert hat. „Warum die Welt Superman nicht braucht“, tönt die Schlagzeile der größten Zeitung von Metropolis, „Daily Planet“. Und auch für Supermans Alterego Clark Kent scheint kein Platz mehr zu sein. Zwar bekommt er seinen alten Platz in der Redaktion jener Zeitung, der im Herzen seiner Angebeteten Lois Lane (Kate Bosworth; "Blue Crush") scheint jedoch vergeben. Sie ist mit dem Neffen des Zeitungsherausgebers Richard (James Marsden; "X-Men") verlobt, ihr gemeinsames Kind Jason (Tristan Lake Leabu) ist schon fünf Jahre alt.
Alle drei Persönlichkeiten von Superman suchen ihren Platz in der Welt. Immerhin gelingt dem Helden der Wiedereinstieg, das „S“ erstrahlt in altem Glanz. Stück für Stück erkämpft er sich auch wieder einen Platz in Lois’ Herz, bis Lex Luthor seinen unheilvollen Plan umsetzt. Durch außerirdische Kristalle versucht Luthor eine gewaltige Insel aus Kryptonitgestein im Atlantik auferstehen zu lassen, die die Landmasse Amerikas bedroht. Milliarden Menschen stehen einer gewaltigen Bedrohung gegenüber, die selbst den Mann aus Stahl in Lebensgefahr bringt…
Kritik
Mit einer heldenhaften Spieldauer von 155 Minuten versucht Regisseur und Co-Storyschreiber Bryan Singer dem Mythos Superman gerecht zu werden - was ihm größtenteils auch gelingt! Nach dem Gezerre um den Regiestuhl von "X-Men 3 - Der letzte Widerstand" entschloss sich Singer für "Superman Returns" und nahm große Teile seines erfolgreichen "X-Men"-Teams gleich mit.
Überhaupt sieht man früh die Parallelen zwischen Singers beiden "X-Men"-Filmen und der Wiedergeburt von Superman. Wie schon bei Marvels Mutantensaga liegt auch bei "Superman Returns" der Fokus auf den Charakteren - wer bei diesem Film Popcornaction von der ersten bis zur letzten Minute erwartet, wird schwer enttäuscht! Die Liebe und Hingabe des Regisseurs für die Comics und Richard Donners 1978 Meilenstein "Superman" sind in jeder Szene spürbar, viele Zitate und Anleihen aus den früheren Filmen schlagen eine wunderbare Brücke. Singer zeigt sich stets bemüht, die bekannten Charaktere weiterzuentwickeln und geschickt in unsere Zeit zu übertragen. Dabei geht er jedoch andere Wege als Christopher Nolan bei seiner Neuinterpretation von "Batman (Begins)". Anstatt für die Neuauflage ein Paralleluniversum von früheren Verfilmungen zu schaffen, siedelt Singer die Handlung geschickt zwischen dem ersten (1978) und zweiten Teil (1980) an und verknüpft bekannte Handlungsstränge mit seinen neuen Ideen. Als Resultat ergibt sich ein für sich allein stehender Film, der aber auch gleichzeitig innerhalb der Filmreihe seinen Platz einnimmt und diese erweitert. Die Verbindung von Alt und Neu war hierbei das erklärte Ziel. So verwundert es kaum, dass sich hinter der 40-er Jahre Art-deco-Fassade des „Daily Planet“ eine moderne, von Flachbildschirmen gespickte Hightech-Redaktion verbirgt, die aber dennoch mit dem Charme der damaligen Zeit aufwarten kann. Durch diesen Mix schaffte Singer einen zeitlosen Stil, jede einzelne Kulisse wirkt wie ein Kunstwerk aus vergangenen Tagen, die sich wunderbar in unsere Zeit einfügt. Dieses Kunststück ist umso bemerkenswerter, da dabei das Flair der Donner-Vorlage nicht verloren geht! Die beeindruckenden Kulissen werden aber sehr sparsam und gezielt eingesetzt, konkurrieren nie mit der für den Film elementaren Charakterentwicklung und ergänzen das Gesamtbild immer treffend. Dies zeigt sich in Supermans „Festung der Einsamkeit“ - einer kristallenen Höhle in der Antarktis, die Aufzeichnungen seines Vaters Jor-El beherbergt - besonders beeindruckend.
Mittels modernster Tricktechnik zaubert Bryan Singer traumhafte Bilder auf den Schirm, die durch ihre Inszenierung gleichsam Entfremdung und Staunen im Zuschauer hervorrufen. Überhaupt sind die Trickeffekte auf einem nie zuvor gesehenen Niveau (200 Millionen Dollar Budget liefern einem auch reichlich Spielraum). Die CGI ist kaum mehr von Realbildern zu unterscheiden, die Dynamik und Eleganz, mit der Singer das Geschehen einfängt, ist einfach umwerfend. Weiterhin veranschaulicht er durch viele Totalen und Weitwinkelaufnahmen das gewaltige Panorama der "Superman"-Welt sehr überzeugend.
All das wäre aber ohne tolle Darsteller nicht halb soviel wert. Hier verblüfft als erstes die Verpflichtung des nahezu unbekannten Amerikaners Brandon Routh (26), der mit "Superman Returns" seine erste Filmrolle spielt und das schwere Erbe der Legende Christopher Reeve († 2004) antritt. Routh macht seine Sache sehr ordentlich, bringt seine drei Charaktere (Kal-El, Clark Kent und Superman) gut rüber und wirkt über die gesamte Filmdauer sehr sympathisch. Das eigentliche Highlight der Besetzung ist aber Kevin Spacey, der Supermans Antagonisten Lex Luthor verkörpert. Diabolisch, hinterhältig, verrucht und voller Zynismus zeigt Spacey ein unglaublich gutes Spiel. Neben sehr eindringlichen Szenen ist er aber auch für einige humorvolle Momente gut. Weiterhin weiß auch Parker Posey ("Blade: Trinity") als Luthors Geliebte Kitty Kowalski zu überzeugen. Ihre Rolle fungiert als Sidekick und ist immer für einen Lacher gut. Leider fällt Kate Bosworth in der Rolle der Lois Lane deutlich ab. Man nimmt ihr die Zerrissenheit zwischen ihrem Verlobten Richard (James Marsden) und Superman nicht so recht ab, was besonders in den emotionalen Szenen auffällt.
Der restliche Cast ist gut gewählt, James Marsden (Cyclops- "X-Men") ist hier besonders zu erwähnen. Und mit Tristan Lake Leabu (Jason White) steht uns ein potentieller neuer Kinderstar ins Haus.
Wie weiter oben bereits erwähnt, hat Bryan Singer einen Großteil seiner "X-Men" Erfolgscrew für "Superman Returns" verpflichten können, u.a. die Drehbuchschreiber Michael Dougherty und Dan Harris und seinen langjährigen Kameramann Newton Thomas Sigel. Mit "Superman Returns" zeigen Singer und seine Crew wie man einen Mythos auferstehen lässt.
Fazit
Betrachtet man die gesamte Produktion und die Schwierigkeiten die mit ihr einhergingen, darf man beim finalen Produkt durchaus applaudieren. "Superman Returns" ist eine würdige Wiederbelebung des Mythos um den Mann aus Stahl, auch wenn die 155-minütige Handlung an einigen Stellen ein wenig hätte ausgedünnt werden können. Der Film ist großes Kino, wenn auch nicht 100%ig Popcorn gerecht. Ein Film mit großer Substanz, der Kritiker und Fans in gleichem Maße überzeugen wird.
- Redakteur:
- Martin Przegendza