Texas Killing Fields - Schreiendes Land
- Regie:
- Ami Canaan Mann
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Texas Killing Fields
1 Review(s)
18.07.2012 | 15:45Gut gemeint ist nicht gut gekonnt: Mörderhatz mit Macken
"Ein Klima des puren Bösen liegt über den fauligen Sümpfen rund um Texas City. Immer wieder werden dort die Körper von Mordopfern gefunden. Wie viele als Teil der Nahrungskette für immer und ohne Spuren verschwinden, weiß niemand. Die Einheimischen nennen dieses Gebiet "The Killing Fields".
Als erneut eine Frauenleiche auftaucht, beginnt Detective Brian Heigh (Jeffrey Dean Morgan) aus Texas City immer intensiver außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches zu ermitteln. Zunächst sehr zum Ärger seines Partners Mike Souder (Worthington), der sich lieber auf einen ungelösten Mordfall in der Stadt konzentrieren will, anstatt dem Phantom eines Serienkillers hinterher zu jagen. Doch dann klingelt das Telefon und die Detektive müssen die Todesschreie einer jungen Frau live mithören. Eine Grußbotschaft des Killers an die Polizei ...
Authentischer Kampf gegen das Verbrechen - nach einer wahren Begebenheit!" (erweiterte Verleihinfo)
Handlung
Texas City liegt ganz im Osten des riesigen Bundesstaates Texas, der wenige Jahre auch mal eine Republik war - nahe am Mississippi-Delta. Dort ist das Land unwegsam und der sumpfige Boden trügerisch. Niemand wagt sich ohne Not in diese Gegend, und so ist es kein Wunder, dass hier immer wieder Leichen junger Frauen von vorwitzigen Jugendlichen entdeckt werden.
Aber es finden sich auch Leichen mitten in der Stadt. Die Detectives des Texas Bureau of Investigation Brian Heigh (Morgan) und Mike Souder (Worthington) suchen nach dem Mörder einer jungen Nutte und fragen einen schwarzen Zuhälter. Levon Chalmers sagt, der Kunde der jungen Nutte sei ein tätowierter Weißer namens Rule Valley gewesen. Und der wird auch von den Ausreißerinnen in Rebas Asylheim erkannt.
Dort finden Brian und Mike auch Anne (Moretz) vor, die noch nicht ins Hurenmilieu abgesunkene Tochter der Prostituierten Lucy. Doch Lucy ist alles andere als eine gute Mutter. Bei ihr haben die Freier immer Vortritt, insbesondere Reno, ein Arbeiter aus der Ölindustrie, und möglicherweise auch ihr schwachsinniger Sohn. Mehr als einmal jedenfalls wirft Lucy ihre Tochter raus. Und die sucht sich andere Freunde ...
Durch einen Notruf erfahren Mike und Brian von einem Überfall auf eine junge Mutter namens Lilla Rodriguez. Gleich zwei Täter haben es auf sie abgesehen. Und während Mike Polizeihunde anfordert, stößt Brian auf das Versteck des zweiten Täters. Dieser schlägt ihn zusammen und klaut ihm die Dienstwaffe, bevor er Fersengeld gibt.
Ein Unbekannter ruft bei den Cops im Büro an: Erst ist eine wimmernde Frau zu hören, dann seine Stimme "Hörst du das?" Es ist offenbar eine Herausforderung. Doch Mike und Brian haben jetzt ein Problem: Der Anruf kam aus den Sümpfen, die als Killing Fields bezeichnet werden. Das Gebiet liegt außerhalb ihrer Zuständigkeitsbereichs, beharrt Mike. Doch Brian, der für jedes Opfer ein "Ave Maria" betet, ist nicht mehr bereit, die Morde hinzunehmen.
Während sich Mike auf die Lauer legt, um Chalmers und Valley zu fangen, begibt sich Brian allein in die Sümpfe, um das neueste Opfer zu finden: Es ist die kleine Anne ...
Mein Eindruck:
Mike und Brian kämpfen auf verlorenem Posten, soviel wird schon nach wenigen Minuten klar. Die Wirklichkeit, gegen die sie sich abmühen, ist inzwischen auf dem Niveau einer Barbarengesellschaft angelangt. Von Zivilisation ist immer weniger zu sehen. Töchter werden aus dem Haus gejagt, während sich die Mütter verkaufen. Andere Mütter, die keinen männlichen Beschützer vorweisen können, sind Freiwild für die nächtlichen Räuber.
Die Cops
Wie bei einer Herde müssen bestimmte Mitglieder die Raubtiere in Menschengestalt fernhalten. Diese Aufgabe haben Mike und Brian übernommen, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen. Während bei Brian eine idealistische religiöse Überzeugung denkbar erscheint, liegt der Fall bei Mike nicht so einfach. Deshalb ist er der bei Weitem problematischste Charakter: Was treibt ihn an? Er ist von seiner Ex, dem weiblichen Detective Pam Stall, verlassen worden und lebt momentan nur mit seinem treuen Hund zusammen, an dem er wirklich hängt. Zwischenmenschliche Werte hält Mike wirklich hoch, aber er ist beileibe kein Idealist. So schaut er etwa einem der Entführer seelenruhig beim Sterben zu ...
Simpel & unglaubwürdig
Der Plot ist von der Regisseurin denkbar einfach angelegt: Die Cops strampeln sich gegen die Raubtiere in Menschengestalt ab, bis dann schließlich die Entführung Annes, die die Unschuld verkörpert, das Maß vollmacht. Nun erst wachsen die Cops über sich hinaus und nehmen zuvor unzulässige Risiken auf sich. Wenigstens legt ihnen dabei der Chef keine Steine in den Weg. Überhaupt sind ihnen bemerkenswert wenige Zügel angelegt. Das ist eines der Details, das die Geschichte etwas unglaubwürdig wirken lässt - wie etwa einen Western.
Ein weiteres Element ist der Showdown bei einem der beiden Entführerpaare. Mit einem trickreichen Anruf-Bombardement löst Mike eine mörderische Krise aus, der schließlich drei Leute zum Opfer fallen. Er braucht nur noch die Früchte seiner Arbeit einzusammeln. Ebenso wenig zufriedenstellend, jedenfalls in moralischer Hinsicht, ist der Umstand, dass das andere Entführerpaar entkommt, trotz spektakulärer Verfolgungsjagd. Das riecht nach Aktionismus: Ein Versprechen, das nicht eingelöst wird, sondern nur als "eye candy" herzuhalten hat.
Realismus
Der Hintergrund des Plots könnte realistischer nicht sein. Dutzende von Frauen wurden über Jahre hinweg in dieser Gegend gekillt. Andererseits gilt dies auch für andere US-Gegenden, so etwa für die leichenreiche Grenze zu Mexiko in der Doppelstadt El Paso / Ciudad Juárez. Man ist aber auch an jenen Fall der jungen Frau erinnert, die rund zwölf Jahre als Sexsklavin von einem weißen Paar in Kalifornien gehalten wurde, ohne dass die Behörden auch nur etwas davon ahnten.
Werte
Wie jeder Thriller prangert auch dieser eine Gesellschaft an, die sich in moralischer Hinsicht im freien Fall befindet. Während die Kritik wohlfeil ist, kommt es doch darauf an, herauszustellen, welche Gründe dafür sprechen, diesem Niedergang Einhalt zu gebieten. Was motiviert die Gesetzeshüter überhaupt noch?
Verglichen etwa mit (grotesk überschätzten) Western wie "Rio Bravo" (1959, mit John Wayne) schneidet der Film schlechter ab: Weder männlicher Stolz & Ehre noch das Überleben an sich sind noch verteidigbare Werte. Also müssen es andere Überzeugungen sein, so etwa die religiösen Gebote, nach denen Brian handelt. Mike, so der deprimierende Eindruck, will es den bösen Jungs einfach nur heimzahlen. Deshalb könnte er genauso gut einer von ihnen werden.
An keiner Stelle will auch nur irgendjemand die verfolgten Frauen vor den Raubtieren bewahren; nicht einmal Detective Pam Stall stellt sich vor Anne. Keine gute Aussicht für das Amerika von morgen. Das einzig Positive, was sich für die Cops, die den Job machen, sagen lässt, ist, dass sie sich nicht schmieren lassen (im Gegensatz etwa zum auftretenden Sheriff). Aber auch das scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.
Mein Eindruck: die DVD
Die Qualität von Bild und DTS-Ton lässt wenig zu wünschen übrig, es sei denn, der Zuschauer würde sich ein helleres Bild wünschen. Aber das ist nun mal bei den vielen Nacht- und Dämmerungsaufnahmen kaum zu machen. Ganz im Gegenteil: Die Düsternis ist ein wichtiges Merkmal dieses durchstilisierten Thrillers, denn sie spiegelt die düstere Moral der Bevölkerung wider - und natürlich die der Killer.
Bonusmaterial gibt es auf der deutschen DVD keines, obwohl Cinefacts folgende Extras der Blu-ray auch für die DVD auflistet:
o Interviews Cast & Crew
o Alternatives Ende
o Audiokommentar
o Deleted Scenes
o Making Of
o B-Roll
Trailershow:
a) Hasta la Vista (Norwegen)
b) The Hunter (Willem Dafoe in Tasmanien)
c) A Lonely Place to Die
d) Take Shelter (Mystery)
e) Stolen Lives (siehe meinen Bericht)
f) Trespass (dito)
g) The Guard (dito)
h) Blackthorn (Butch Cassidy als Senior)
i) Rain Fall (John Woo)
Unterm Strich
Man muss wohl nicht die Tochter eines Thriller-Regisseurs sein, um einen Thriller drehen zu können, aber es hilft bestimmt, wenn es um Geld und Ausstattung geht. Die Absicht war wohl, eine heruntergekommene Gesellschaft zu porträtieren, die kaum in der Lage und nur teilweise willens ist, ihre weiblichen Mitglieder zu schützen. Wenn aber die eine Hälfte der Bevölkerung, die für die Fortpflanzung unerlässlich ist, geopfert wird, ist die Zukunft der anderen, der männlichen Hälfte umso gefährdeter.
Die Männer - die Raubtiere auf der einen Seite, auf der anderen die Hüter und Beschützer. Der Idealismus dieser Hüter ist nur teilweise glaubhaft, und das ist der eine Schwachpunkt der Inszenierung. Der andere ist die plakative Präsentation der weiblichen Unschuld in Gestalt von Anne. Chloe Moretz war in "Let me in" noch doppelbödig, als Freundin und Vampirin. Doch im vorliegenden Streifen weist sie keinerlei Tiefe auf, sondern ist lediglich eine Chiffre in einem schematischen Plot. Das ist eine Verschwendung von großem Talent.
Der Streifen lässt den Zuschauer mit dem Gefühl zurück, gute Ansätze gesehen zu haben, aber keine hundertprozentige Leistung geboten bekommen zu haben. Verantwortlich dafür ist letzten Endes das Drehbuch, das nur halbherzig darstellt - ist das etlichen Kürzungen zum Opfer gefallen ist. Es reicht eben nicht, den Produzenten zum Vater zu haben; man muss auch das Drehbuch zu einer runden Sache gestalten.
Die DVD:
Obwohl Sound und Bild gut sind, weiß die Silberscheibe doch keinerlei Bonusmaterial zu bieten, sondern lediglich Werbung in Form einer Trailershow. Dafür gibt es Punktabzug.
Technische Infos
O-Titel: Texas Killing Fields (USA 2012)
Dt. Vertrieb: Ascot Elite
VÖ: 2012-07-17
EAN: 7613059802513
FSK: ab 16
Länge: ca. 101 Min.
Regisseur: Ami Canaan Mann
Drehbuch: Donald F. Ferrarone
Musik: Dickon Hinchliffe
Darsteller: Jeffrey Dean Morgan, Sam Worthington, Chloe Moretz, Jessica Chastain, Annabeth Gish, Sheryl Lee, Stephen Graham, Jason Clarke u.a.
Bildformate: Widescreen; 2,35:1
Tonformate: DTS 5.1: Deutsch; DD 5.1: Deutsch, Englisch
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
EXTRAS
- Trailershow
- Redakteur:
- Michael Matzer