The Echo (Blu-Ray)
- Regie:
- Yam Laranas
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Echo
1 Review(s)
09.01.2013 | 17:36Mietshaus-Grusel: Da drinnen hört dich niemand schreien...
Bobby Reynolds kommt auf Bewährung aus dem Gefängnis frei und zieht in die Wohnung seiner kürzlich verstorbenen Mutter. Nachts rauben ihm mysteriöse Geräusche, Stimmen und Schreie den Schlaf. Tagsüber versucht Bobby sein Leben wieder aufzubauen und nimmt Kontakt zu seiner Ex-Freundin Alyssa auf. Immer mehr deutet darauf hin, dass der Tod seiner Mutter andere, furchtbare Umstände hatte. Was hatten seine feindseligen Nachbarn damit zu tun? (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: The Echo (USA 2008)
Studio: Pandastorm Pictures
Dt. Vertrieb: StudioCanal
VÖ: 10.01.2013
EAN: 4006680065977
FSK: ab 18
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Yam Laranas
Drehbuch: Eric Bernt, Shintaro Shimosawa/
Musik: Tomandandy
Darsteller: Jesse "Flag of our Fathers" Bradford, Amelia Warner, Kevin Durand, Pruitt Taylor Vince u.a.
Handlung
Bobby Reynolds hat einen Mann im Affekt getötet und wurde mehrere Jahre eingebuchtet. Nun wird er auf "bedingte Bewährung" hin freigelassen, muss sich aber täglich bei seiner Bewährungshelferin melden. Der einzige Ort, wohin er gehen kann, ist die Wohnung seiner verstorbenen Mutter. Die Wohnung liegt in einem alten New Yorker Mietshaus, das vor dem Krieg gebaut wurde. Weil die Leiche seiner Mutter von den Cops heraus geholt werden musste, hat der Concierge die Schlösser auswechseln lassen. Er gibt Bobby die neuen Schlüssel.
Auf dem Gang vor der Wohnung klimpert ein kleines Mädchen auf einem Spielzeugklavier, aber das stört Bobby nicht weiter. Was ihn wirklich stört, ist der Blutfleck auf dem Kopfkissen des elterlichen Betts und der Gestank aus der angrenzenden Speisekammer, die zuvor der Kleiderschrank war. Hier findet er auch einen kleinen Taschenrekorder. Als er ihn einschaltet, hört er seine Mutter flüstern und nach ihrem Bobby rufen: "Ich bin nicht verrückt!" Als er von ihr träumt, fleht sie ihn an: "Hilf mir!"
Aber es ist niemand da. Geräusche hinter dem Piano stören ihn, und nebenan scheint eine Familie ständig Streit zu haben. Ist es der Cop, mit dem zusammen er kurz zuvor den Lift herauf gefahren ist? Warum schlägt er seine Frau und seine kleine Tochter? Er würde ihnen gerne helfen, hat aber Angst, dass, wenn er sich mit einem Cop anlegt, er seine Bewährungsauflagen brechen würde. Im Piano findet er blutverschmierte Tasten und ein Taschentuch voll abgebrochener Fingernägel. Welcher Wahnsinn hat hier vor dem Tod seiner Mutter geherrscht?
Er besucht seine frühere Freundin Alyssa in dem Restaurant, wo sie kellnert, um ihre Studium des Modedesigns zu finanzieren. Erst sagt sie, sie habe keine Zeit für ihn, doch er bemüht sich wirklich um sie und so kommt sie ihn mal besuchen. Sie haben eine schöne Zeit zusammen. Doch als sie das nächste mal zu ihm kommt, sieht sie, wie eine fremde Frau bei ihm klopft und, das er nicht öffnet, wieder in die Wohnung nebenan geht. Betrügt Bobby bereits? Sie ist verwirrt und vertraut sich ihrer besten Freundin an.
Inzwischen hat Bobby einen Job als Automechaniker gefunden. Sein Boss Hector ist selbst auf Bewährung draußen und gibt ihm einen Woche Probezeit. Anfangs zeigt sich Bobby anstellig, doch dann sie er ein weinendes Mädchen in einer Ecke, bekommt ein Pfeifen in den Ohren und als aus dem Auto über ihm Blut fließt, hat er die Nase voll. Er braucht eine Auszeit. Doch damit ist Pustekuchen.
Bobbys Zeit läuft ab. Lange Zeit haben die Geister der Familie nebenan ihn und seine Freundin in Ruhe gelassen, doch sie wollen mehr. Schon in der gleichen Nacht beginnt für Bobby, Alyssa und Hector der Horror...
Mein Eindruck
Es dauert also eine ganze Weile, bis das Gruseln so richtig in die Gänge kommt. In diesem Remake seines eigenen Originals hat Regisseur Yam Laranas mit größerem Budget nicht nur ein detailliertes Set einrichten dürfen, sondern setzt auch auf eine ausgefeiltere Story. Allerdings muss ich mich fragen, ob es irgendetwas genutzt hat.
Es ist offensichtlich, dass das Drama der ermordeten Familie, deren Geister Alyssa, Bobby und Hector sehen, der Sündenfall ist, der den Horror, die Nemesis, auslöst. Das ist nicht das Problem, denn sonst würden die Geister nicht in dieser Welt bleiben. Die eigentliche Sünde besteht darin, dass sich absolut kein anderer der vielen Mieter in diesem Haus und auf der anderen Straßenseite darum gekümmert hat, was der Cop seiner Familie angetan hat.
Die folgerichtige Konsequenz aus diesem Versagen ist die, dass die Szene der Ursünde immer wieder von Neuem wiederholt wird. Das wirkt so, als wollten Geister den Lebenden anklagend entgegenhalten: "Warum seid ihr nicht eingeschritten und habt uns gerettet?" Nun, genau diese Ignoranz und emotional-soziale Apathie ist das Problem der Großstädte.
Doch warum ist diese Blu-ray erst ab 18 Jahren freigegeben, wird sich jetzt so mancher Leser wundern? Wenn ein paar gruselig aussehende Gespenster auftauchen, so ist das noch lange kein Grund, die Jugend davor zu schützen. Es muss also eine handfestere Art von Horror geben. Die einzige Szene, die sich dafür qualifiziert, ist die Urszene, in der erst der Cop seine Frau mit seinem Schlagstock auf den Kopf haut und sie anschließend ihn damit - offscreen - schlägt.
Eine zweite Szene finde ich jedoch bedenklicher. Alyssa will erneut Bobby suchen und gerät in das seit Jahren leerstehende Apartment der Geisterfamilie. Sie wird das Opfer des unsichtbaren Cops, der stets seine Frau geschlagen hat. Dies macht er nun mit Alyssa, und das ist wahrlich kein schöner Anblick. Dass eine unsichtbare Figur eine sichtbare Frau übel zurichtet, ist die einzige Zurückhaltung, die sich der Regisseur auferlegt. Es ist klar, dass er auch das anklagt, was landläufig beschönigend als "häusliche Gewalt" bezeichnet wird.
Was fehlt
Was der Handlung nach diesem Höhepunkt fehlt, ist eine weitere "Drehung der Schraube", um mal mit Henry James zu sprechen. Dieser weitere Twist könnte uns schockierend klarmachen, dass sich Bobby und Alyssa in der Gewalt der Geister befinden bzw. nun selbst im Geisterreich leben. Das ist nicht einfach zu erklären, aber es würde signalisieren, dass sich das Pärchen in exakt der gleichen Situation befindet, die zur Urszene des Sündenfalls geführt hat. Auch ihr Tod wird unbeklagt und ignoriert bleiben.
Statt die dunkle Großstadt zu zeigen, hätte eine lange Fahrt durch die leeren Korridore des alten Mietshauses verdeutlicht, dass sich niemand um die Schreie schert, die auf einmal aus Apartment 519, als Bobbys Wohnung, dringen. In einer Umkehrung des "Alien"-Mottos hätte dies besagt: "Da drinnen hört dich niemand schreien..."
Die Blu-ray
Technische Infos
Bildformate: 2,40:1 (anamorph)
Tonformate: DTS HD Master Audio 5.1 in Deutsch, DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D, Englisch, Niederländisch
Extras: Trailer
Mein Eindruck: die Blu-ray
Wie zu erwarten, ist die Qualität von Bild und Ton auf bestem Niveau. Die Tonregie weiß Stereo-Ton wirkungsvoll einzusetzen, so dass man die merkwürdigen Geräusche in Bobbys Wohnung links und rechts, vorne und hinten zu hören vermag - sofern man seine Heimkinoanlage ordentlich eingerichtet hat. Die deutschen Untertitel sollte man zuschalten, denn sie unterscheiden sich beträchtlich von der Synchronisation.
EXTRAS
1) Originaltrailer (ca. 1:30 min)
Der Trailer erzählt Bobbys Geschichte in stimmungsvollen Bildern und setzt die Schockeffekte wirkungsvoll ein. Regt den Appetit an.
2) Trailershow
a) Soldiers of Fortunes
b) Juan of the Dead
c) Helden des Polarkreises
d) Battle of Empires - Fetih 1453
e) The Children (vom Bösen besessene Kinder)
f) The Veteran
g) Possession ("Der Exorzist" auf Jüdisch)
h) Twixt (von F.F. Coppola)
Unterm Strich
Der Produzent dieses Streifens aus dem Jahr 2008 ist der gleiche, der schon die US-Remakes der Horrorfilme "The Ring" und "The Grudge" finanziert hat. Dort hat sich das Rezept ausgezahlt, und Gore Verbinskis hochwertige Verfilmung von "The Ring" (mit Musik von Hollywood-Schwergewicht Hans Zimmer) ist in meinen Augen einer der gruseligsten Filme, die je gedreht wurden.
Leider funktioniert dieses bewährte Rezept hier nicht richtig. Okay, die Sets und die Figuren sind okay, die Story erinnert an "Der Mieter" von Roman Polanski, Auch das Anliegen, anklagend auf die Anonymität und soziale Kälte von Mietshäsuern in Großstädten zu zeigen, verhallt wohl nicht gerade ungehört. Was dem Film indes fehlt, ist wirklicher Horror. Entweder in Form einer Gewaltorgie à la "Nacht der lebenden Toten" oder einer Umkehrung aller Vorzeichen.
Man nehme beispielsweise "The Others" mit Nicole Kidman. Mindestens zwei Drittel des Films wird der Zuschauer dazu verleitet, dass da draußen vor dem Haus der Horror lauert und dass die Dame des Hauses (Kidman) völlig zu Recht ihre beiden Kinder davor zu schützen versucht. Doch das letzte Drittel bringt eine Umkehrung aller Vorzeichen mit sich, die den wahren Horror vermittelt: Nicht die Außenwelt ist das Grauen, sondern Kidman selbst, denn sie und ihre Kids sind Geister. Wegen diesem Twist wird dieser feine Film noch einige Jahre in der Flimmerkiste gezeigt werden.
Dass dieser Twist ebenso fehlt wie handfester Horror weitgehend - bis auf die zwei oben genannten FSK18-Szenen - fehlt, könnte der Grund sein, warum es fünf Jahre gedauert hat, bis dieser US-Streifen seinen Weg zu uns gefunden hat. Suspense à la Polanski und Hitchcock ist zwar schön und gut, doch unterscheidet sich gut gemachter Suspense von heutigem Horror ungefähr so sehr wie das noble New Yorker Plaza Hotel von einer gruseligen Absteige in den Karpaten. Mich hat der Streifen also nicht beeindruckt, obwohl er seine Reize hat.
Die Blu-ray
Obwohl Sound und Bild von bester Qualität sind, weiß die Silberscheibe keinerlei Bonusmaterial anzubieten. Originaltrailer und Trailershow sind ja lediglich Werbung.
Michael Matzer (c) 2013ff
- Redakteur:
- Michael Matzer