Third Yakuza I & II, The (OmU, 2 DVDs)
- Regie:
- Miike, Takashi
- Jahr:
- 1995
- Genre:
- Action
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Daisan no gokudô
1 Review(s)
19.03.2009 | 16:02Jeder hat einmal Klein angefangen, bemerkt der Volksmund weise. Regisseure natürlich auch und im Besonderen. Takashi Miike hat zwar weder Bekanntheitsgrad noch Kultstatus beispielsweise eines Akira Kurosawa, schaffte es bislang jedoch tatsächlich über Japan hinaus mit "Izo", "Dead or Alive", sowie "Audition" einige Achtungserfolge zu erzielen, welche selbst einem Kreis aus nicht-japanophilen Zuschauern vielleicht ein Begriff sein dürften. 1995/96 stand er noch ziemlich am Anfang seines Schaffens und drehte mit "The third Gangster" (so der englische Titel) einen veritablen Zweiteiler über die japanische Mafia. In Deutschland fügte man zusammen, was zusammen gehört und packte die beiden separaten Filme auf eine Doppel-DVD. Zugleich änderte man im Titel auf den griffigeren "Yakuza" um, welcher seit August 2008 auf (volljährige) Interessenten wartet.
Zur Story
Masaki ist ein fähiger Yakuza. Einerseits ein harter Hund, andererseits hat er auch das Herz am rechten Fleck. Das System der Ritterlichkeit und der Ehre steht bei ihm hoch im Kurs, doch die modernen Zeiten scheinen auch bei den Yakuza diese ehemals ur-japanischen Tugenden durch eher westliche Mafia-Methoden zu verdrängen. Als führender Kopf des in Auflösung begriffenen Daimon-Clans, verschont er beim letzten Aufbäumen seines Hauses die Nummer Eins der zum gegnerischen Todo-Clans gehörenden Hattori-Familie. Jener erweist sich nämlich, was das Ehrverständnis angeht, als auf einer Wellenlänge mit Masaki - und als dankbar. Nach endgültiger Zerschlagung des Daimon-Syndikats macht Hattori ihm das Angebot ihn als Nummer Zwei in die Familie einzugliedern. Masaki zögert zunächst, lässt sich aber doch überzeugen, dass er als "Zivilist" eine Verschwendung wäre. Einmal Yakuza, immer Yakuza.
Diese Entscheidung trifft bei den Hofschranzen der Familie selbstverständlich auf wenig bis gar keine Gegenliebe. Erstens einen ehemaligen Feind vor die Nase gesetzt bekommen und zweitens dann auch noch bei der erhofften Beförderung übergangen werden. Dazu holt sich Masaki noch seinen Getreuen Soma als Rechte Hand quasi aus dem Zivilleben zurück. Der mag zwar zunächst nicht für den alten Feind-Clan arbeiten, fühlt sich aber unter anderem durch den Treueschwur an Masaki gebunden. Außerdem eröffnet ihm Masaki seinen Plan zusammen mit dem gemäßigten Familienoberhaupt Hattori wieder so etwas wie eine "vernünftige" Yakuza-Kultur einzuführen und den mittlerweile ausufernden Wildwuchs perfider Machtspielchen in- und außerhalb der Syndikate einzudämmen. So mancher hochrangige Gruppen-Führer weiß ganz offensichtlich nämlich nicht mehr wo die Grenzen sind.
Übergriffe und unnötige Brutalität gegenüber unbeteiligten Zivilisten haben eklatant zugenommen. Als sich eine dreiste Bande, die sich unter direktem Kommando eines dieser selbstherrlichen Yakuza-Anführer befindet, auch noch an Spendengeldern, welche für die notleidenden Erdbebenopfer der Stadt Kobe gedacht sind, vergreifen will, wird Masaki richtig sauer. Mit gleichzeitiger Entführung und Vergewaltigung seiner Geliebten - als Druckmittel ihn zum Rücktritt zu zwingen - geraten die Feindseligkeiten nun unaufhaltsam ins Rollen. Masaki kann sich als Nummer Zwei zwar behaupten, wird aber kurz darauf von einem Auftragskiller nieder geschossen. Er überlebt schwer verletzt und während er im Krankenhaus wieder zusammengeflickt wird, formiert sich eine bunte Truppe aus zivilen Sympathisanten, denen Masaki in der Vergangenheit den einen oder anderen Gefallen getan hat, um Attentäter sowie Hintermänner zur Räson zu bringen.
Eindrücke
Wie bei fast allen japanischen Filmen ist der Einstieg nicht ganz so einfach, zumal hier erschwerend hinzu kommt, dass man sich auch noch mit den Untertiteln arrangieren muss, da der Film nur OmU vorliegt. Das hat aber auch den Effekt der Unverfälschtheit, die Interpretation der gesamten Darstellung liegt vollkommen beim Publikum. Doch liegt dort auch die Crux, denn wie weit kann man als westlicher Zuschauer die asiatischen Stimmungslagen aus Wort, Gestik und Mimik korrekt ableiten? Schwierig. Vor allem, da Japanisch eine sehr harte und man möchte fast sagen aggressive Sprache, welche sich den meisten durch Griechisch-Latein geprägten Nicht-Asiaten in Sachen Melodie und Struktur nicht wirklich erschließt. Die ganze zugrunde liegende Mentalität und Kultur ist uns ziemlich fremd und trotzdem bekommt man nach einer Weile einen Draht zu den - teils schrägen - Figuren.
Auch dies ist eine Eigenart japanischer Filme. Es gibt sehr häufig Charaktere, die etwas over the top sind. Hier ist es die Truppe aus den so genanten "Zivilisten": Angefangen beim Privatdetektiv Sone (welcher gern ein "richtiger" Yakuza wäre, von Masaki jedoch immer auf gewisse Distanz gehalten wird), über den jugendlichen Heißsporn Atsuki bis hin zum schrillen Martial-Arts-Transvestiten. Gleichwohl ist zu bemerken, dass die ulkigen Gestalten nicht nur sympathisch rüberkommen, sondern auch der quasi unvermeidliche Klamauk im Rahmen bleibt und das alles nicht allzu überdreht ausfällt, was ihrer Glaubwürdig- und Ernsthaftigkeit der Story nützt. Dennoch bieten sie ein sattes Kontrastprogramm zu den überaus ernst und grimmig erscheinenden Yakuza. Deren Darstellung ist ziemlich beängstigend herzlos und tough, auch wenn die Anzugmode (schlabbrig-billige Polyester-Zweireiher sind spätestens seit Don Johnson in "Miami Vice" absolut out und tabu) an ihrem Nimbus als ultraharte Bösewichter unfreiwillig nagt.
Am Ende von Teil 1 hat man sich mit Masaki und seinen Motiven halbwegs identifizieren können. Der Fiesling ist gestellt und unschädlich gemacht. Ein wenig arg theatralisch zwar, aber OK, ist schließlich nicht "Der Pate", wenngleich nicht ganz so weit entfernt davon - auch was den Bluttzoll und dessen bildliche Darstellung angeht, spielen die beiden in der gleichen Liga. Allerdings hat man dem japanischen Anti-Helden-Epos eine kaum nachvollziehbare FSK 18 Einstufung verpasst, wobei der vorliegenden Fassung laut IMDB sogar noch ca. 5 Minuten (nämlich 88 zu 93 Minuten) fehlen. Wie dem auch sei, ist man heute von so manchem FSK 16 Streifen härtere Gewaltszenen gewohnt. Dennoch ist "The third Yakuza" natürlich kein Kindergeburtstag und geizt nicht mit einschlagenden Projektilen, Fäusten, Füssen und Ellbögen. Dabei sind die wenigen Martial-Arts Einlagen übrigens wohldosiert und gut choreographiert. Unterlegt ist der Film mit einer melodiösen, nie aufdringlichen Musik traditioneller, japanischer Machart. Hat man schließlich einigermaßen durchschaut, wer, wie, wo, was und wann, ist auch schon Schluss - zumindest vorläufig.
Angenehm überrascht wandert die zweite DVD ins Laufwerk. Masaki ist noch nicht am Ziel, lediglich einen Etappensieg kann er verbuchen. Nun will er den Tod seines Freundes Soma rächen, den gedungene Gunmen umnieteten. Leider gerät der zweite Teil, welcher in Osaka und nicht mehr in Kobe spielt, nicht mehr so kurzweilig. Die teils brutaleren Szenen reichen zwar immer noch nicht ganz für eine FSK 18 Rechtfertigung, jedoch scheint Takashi Miike etwas die Luft sowie zündende Ideen auszugehen, sodass sich der Eindruck aufdrängt, dass die unnötig lang gezogene Story damit zu kaschieren versucht wird. Von den ehemaligen, schrillen comical-relief-characters bleibt nur wenig übrig. Atsuki und Sone sind zwar wieder mit dabei, wirken allerdings diesmal eher albern und sehr blass. So blass wie der ganze Rest der Geschichte, die irgendwie nicht zu Potte kommt, Handlungsstränge auf dem vergangenen Teil nicht richtig auflöst und am Ende in sich selbst zu keinem befriedigenden Abschluss kommt. So als wäre dafür eine dritte Episode notwendig - welche indes nie gedreht wurde.
DVD und Bonusmaterial
Die Wahl beide Teile in eine Edition zu packen, macht Sinn. So weit, so gut. Über die FSK-Einstufung mag man diskutieren, allerdings keimt der Verdacht auf, dass die Marktchancen mit dem bösen roten Label steigen und deswegen die Wahl darauf fiel. Technisch gesehen ist die Doublette kein Überflieger, das Bild ist zuweilen körnig und weist gelegentlich Artefaktbildung sowie Bewegungsunschärfe auf. Auch Geräte mit Progressive Scan vermögen diese Unart nicht ganz zu unterdrücken. Die Wahl des ungebräuchlichen Bildformats von 1,77:1 Letterbox stellt insbesondere Breitbildfernseher in Sachen Untertitel vor Probleme: Ohne entsprechende Justierung sind entweder die Textzeilen oder der obere Bildteil abgeschnitten. Das geht sicherlich besser. Der leicht muffelige Ton kommt auch über Mittelmaß nicht heraus, während das Bonusmaterial einen Totalausfall darstellt - es gibt schlichtweg keines.
Fazit
"The third Yakuza" ist sperrig aber nicht uninteressant und besäße das Potential zu höheren Weihen aufzusteigen, hätte Miike das ausgewogene Konzept des ersten Teils mit in die Fortsetzung retten können. So zieht der zweite Teil das Gesamtbild leider mit runter, zu viele Fragen bleiben offen, zu zäh und unausgegoren ging der Plot weiter. Dabei trifft ihn nicht allein die Schuld, denn schließlich hat der Autor der Comicvorlage auch am Drehbuch mitgearbeitet und somit die Richtung in der Hand gehabt. Trotzdem ist der Zweiteiler immerhin ansehnlich und keine Zeitverschwendung, da er eine Menge über die japanische Mentalität verrät und bestimmt auch mehr als nur ein Körnchen Wahrheit über die Methoden der japanischen Mafia enthält. Die Doppel-DVD an sich bleibt ohne Synchronisation, Bonus-Features, sowie eher mäßiger Bild- und Tonqualität, leider weit hinter den Möglichkeiten zurück. Alles in allem eine beschränkte Empfehlung für japanophile Genre-Fans.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Daisan no gokudô" (engl.: "The third Gangster")
basierend auf einem Comic von Kazuhiko Murakami
Japan 1995/96
Genre: Action / Drama / Comic-Adaption
DVD 2008, Pierrot Le Fou / Al!ve
Version: 2 DVD Double-Feature, FSK 18
EAN: 4042564025040
Laufzeit: 2 x 88 Min.
Bildformat: Letterbox (1,77:1)
Soundformat: DD 2.0 Japanisch, OmU
Bonus: Trailershow
Produktion: Shigeji Maeda, Masahiro Iwashimizu
Drehbuch: Ichirô Fujita, Shinsuke Inoue, Kazuhiko Murakami
Musik: Atelier Shira
Regie: Takashi Miike
Darsteller u.a.: Kiyoshi Nakajo (Masaki), Koji Shimizu, Ei Hamura, Masahiko Sakata, Ryuji Shinagawa, Harumi Sone, Keishiro Kojima
- Redakteur:
- Jürgen Pern