Todeskommando Panthersprung
- Regie:
- Parolini, Gianfranco
- Jahr:
- 1969
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Cinque per L'Inferno
1 Review(s)
16.12.2008 | 12:47Die Fünf ist eine bedeutende Zahl. Fünf Finger an der Hand, sowie "Fünfe gerade sein lassen" und "Fünf vor Zwölf" kennt der Volksmund. "Fünf Freunde" ließ Enid Blyton auf die Literatur los. Etwas ähnliches machte Regisseur und Drehbuchautor Gianfranco Parolini 1969 im Kielwasser von ähnlichen Filmen aus Hollywood: Er schickt Fünf in die Hölle, wie der Original-, sowie der englisch-internationale Titel pflichtbewusst kundtun. Nur in Deutschland wird daraus "Todeskommando Panthersprung". Auf den ersten Blick die typisch teutonische Martialisierung, dennoch hat der aufgehübschte Titel ausnahmsweise durchaus Handlungsbezug. Koch Media kümmerte sich um das DVD-Release und bringt das italienische Kriegsspektakel in remasterter Form unters Volk.
Zur Story
Sommer 1944. Die Alliierten versuchen das mit Nazi-Deutschland verbündete Italien mit allen Mitteln militärisch zu destabilisieren, einige Teile sind bereits unter alliierter Kontrolle. Doch die Wehrmacht hat sich im Süden hartnäckig breit gemacht und kontrolliert von dort aus Nachschubwege und somit große Teile des Mittelmeerraumes. Der nächste Aufmarsch frischer, deutscher Truppen steht kurz bevor - "Plan K" genannt. Von diesem kriegen die Amis Wind und sind natürlich ganz scharf darauf, diesen in ihre Hände zu bekommen. Das Problem: Freiwillig werden die zahlenmäßig überlegenen und perfekt eingeigelten Krauts den sicher nicht raus rücken. Belagern läuft nicht - Na dann also mit List und Tücke. Haben die ollen Griechen bei Troja auch schon so gemacht.
Dazu wird ein fünfköpfiges Team aus "Spezialisten" zusammengestellt und in Wehrmachtsuniformen gestopft. Auf soldatische Fähigkeiten legt man indes relativ wenig Wert. Im Gegenteil: Die betreffenden GIs zeichnen sich eigentlich eher dadurch aus, als militärische Vollpfeifen zu gelten. Nur der Chef von's Janze - Lieutenant Hoffman - ist ein schneidig-zackiger Offizier und Gentleman und überdies ein Virtuose mit dem Baseball. Ein solcher kommt übrigens zu wiederholten Ehren bei dieser Mission. Der Rest der Gurkentruppe besteht aus dem Akrobaten Nick, dem Safeknacker Al, dem Sprengstoffexperten Johnny und dem Kraftmeier McCarthy. Ihr Ziel ist es, in die festungsgleiche "Grüne Villa" einzudringen, den Plan aus dem Safe zu holen, zu fotografieren und sich möglichst lebendig wieder zu verkrümeln.
General Gebauer, seines Zeichens Hüter des, dank der in seinem Vorzimmer hockenden Agentin nun nicht mehr so wirklich geheimen Plans, hat derweil ganz andere Probleme. Zum einen mit den italienischen Widerstandskämpfern, die immer zahlreicher und dreister werden und zum zweiten mit den Methoden des exekutionsgeilen SS-Standartenführers Hans Müller. Vertrauenswürdiges Personal war offenbar damals schon rar. Nebenher hat jener blonde Vorzeige-Nazi auch noch einen lechzenden Blick auf Helga Ritter, die hübsche Vorzimmerdame und geheime Kontaktperson in der Höhle des Löwen, geworfen. Allerdings hat er diesbezüglich bereits Lunte gerochen, was die Sache für die fünf Helden und die Spionin nicht wirklich leichter macht, als es zum unvermeidlichen, finalen Budenzauber kommt.
Eindrücke
Zu Beginn der Siebzigerjahre hatten in Hollywood heldenhafte WK2-Kriegsfilme verstärkt Konjunktur, man denke beispielsweise an "Stoßtrupp Gold" oder "Das dreckige Dutzend". Auf diesen kommerziell offensichtlich lukrativen Zug mochte nun auch der eigentlich eher auf seichte Spaghetti-Western spezialisierte Regisseur und Drehbuchschreiber Gianfranco Parolini aufspringen. Unter einem seiner zahlreichen Pseudonyme, dieses Mal als "Paul Kramer", trommelte er eine Reihe seiner Lieblingsschauspieler, allen voran Gianni "John" Garko, vergangener Filme zusammen, um dieses thematisch für ihn neue Projekt anzugehen. Sogar den Exil-Deutschen Charakterkopf Klaus Kinski konnte er zur Mitarbeit bei "Cinque per L'Inferno" bewegen. Soweit so gut.
Das Problem: Parolini ist scheinbar der Erfolg, den er mit "Sartana" hatte, ein wenig zu Kopf gestiegen und er hält sich fürderhin für einen guten Filmemacher. Dabei nahm er es mit dem Realismus noch nie so genau und baut, wenn etwas nicht so recht passt, irgendwelche schrägen Gimmicks in seine Filme, was ihm unter anderem den milden Spott innerhalb der Regisseur-Zunft einbringt. Berechtigterweise. Hier ist es unter anderem der ziemlich sinnfrei-lächerliche Einsatz von Trampolin und Baseball als Waffen bzw. Spezialausrüstung. Das allein könnte man vielleicht noch unter "originelle und witzige Idee" abheften, bei James Bond klappt so etwas ja auch seit Dekaden reibungslos, doch das Kabinett der Unglaubwürdigkeiten ist damit noch lange nicht erschöpft.
Es beginnt eigentlich schon mit den ersten Einstellungen mit Garko, der dort den coolen, ständig Kaugummi kauenden Klischee-Ami mit unter der Uniform durchblitzendem weißen T-Shirt und offen baumelnden Stahlhelmriemen gibt. Mal ganz abgesehen davon, dass man einem simplen Leutnant eine solch verantwortungsvolle Mission im wahren Leben wohl nicht anvertraut hätte - ihn zum Captain zu erklären, wäre realistischer gewesen. Der Rest des Kommandos besteht auch nur aus stereotypen Abziehbildern. Aber der Realismus wird hier ja generell mit Kampfstiefeln getreten. Deutsche Soldaten sind sturzblöd, suchen beispielsweise niemals Deckung und lassen sich bereitwillig plakativ abknallen oder wahlweise gar Slapstick-like mit Fäusten niederstrecken. Das ist im Übrigen nicht die einzige Parallele zu den später so erfolgreichen Hill/Spencer-Filmen.
Man weiß gar nicht, ob man über die allgegenwärtigen, unpassenden, doofen Sprüche - scheinbar das Comical Relief - die bestimmt sogar kugelsichere Playmobil-Frisur von Aldo Canti oder den Umstand, dass die Truppe nachdem sie die ganze Zeit zur Tarnung in Wehrmachtsuniformen und -bewaffnung durch Feindesland tölpelte, sich plötzlich kurz vor dem Showdown, wieder in schicke Ami-Uniformen wirft, mehr schmunzeln soll. Oder Halt! Da wäre noch das besagte, kriegsentscheidende Trampolin, welches man man ja auch die ganze Zeit im Marschgepäck hatte, amerikanische Maschinenpistolen und eine erkleckliche Menge Sprengstoff ebenso. Wo genau das alles Platz gefunden haben soll, und wofür der ganze Zinnober realistisch betrachtet überhaupt gut sein soll, kann niemand plausibel erklären, denn es ist schlicht und ergreifend Dummfug.
Die laut Interview als "ideal passende" ausgewählte Musik ist in Wahrheit für einen Kriegsfilm mehr als ungeeignet und erinnert vielmehr an ein permanent-fröhliches vor sich hinplätscherndes Werbe-Jingle. Also alles andere als Dramaturgie fördernd. Wieder ein Umstand, den "Cinque per L'Inferno" mit anderen Italo-Produktionen dieser Ära gemein hat - ähnliches gilt für die übers Ziel hinaus schießende Schauspielerei mit allerhand überflüssigen Grimassen und den Slapstick-Einlagen. Ausnahme: Kinski. Der trifft den exzentrischen und fiesen SS-Mann mit dem wahnsinnig originellen Namen "Hans Müller" auf den Punkt. Psychos konnte er ja schon immer. Das durch ihn aufkeimende Spannungs- und Gefahrenmoment wird aber gleich wieder durch die (un-)gewollte Komik des Italo-Casts und die auf Dauer arg nervende Pling-Plong-Musik erstickt.
DVD und Bonusmaterial
Das Widescreen-Bild präsentiert sich erstmals nach 40 Jahren mit knackigen Farben und scharfen Konturen. Ganz selten wagt sich minimale Artefaktbildung aus der Deckung. Beim Sound reichte es nach dem digitalen Stubenappell immerhin zu einem akzeptablen DD2.0. Die zusätzlichen, zuvor unveröffentlichten, Szenen sind OmU eingefügt. Richtig zu Lachen bekommt man übrigens bei der englischen Fassung, wenn die zumeist italienischen Darsteller einen äußerst realen, wie aussichtslosen, Kampf bestreiten: Den gegen die englische und deutsche Sprache nämlich.
Bonusseitig liegt ein 6-seitiges Booklet mit einer erstaunlich ehrlich recherchierten, sowie kritischen Backgroundstory bzw. Filmrezension bei, welche sich wohltuend vom knapp dreiviertelstündigen Interview-Featurette abhebt. Dort haben sich auch heute alle immer noch unheimlich lieb und loben den künstlerischen Anspruch des Streifens, sodass man sich unweigerlich fragt, ob entweder von einem anderen Film die Rede ist, oder ob die, für diese Lobeshymnen zwingend erforderlichen, Drogen grade im Sonderangebot erhältlich waren. Trailer und Bildergalerie kloppen auch keinen Landser vom Panzer.
Fazit
Eine zeittypisch grelle Produktion Made in Italy, mit ultraflacher Figurenzeichnung, zum Teil absolut haarsträubender, unrealistischer Handlung, unangebrachtem, oft erzwungen wirkendem Klamauk und vollkommen unpassender musikalischer Untermalung. Lediglich Kinski kann schauspielerisch überzeugen und rettet ausgerechnet als Bilderbuch-Klischee-Nazi wenigstens ein paar Punkte. Die DVD an sich ist ordentlich remastered worden und auch das Bonusmaterial fällt für einen solchen Budget-Titel zumindest passabel aus - wenn auch die rückblickende Selbstbeweihräucherung im Interview-Beitrag schon die Schmerzgrenze touchiert und teils sogar überschreitet.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Cinque per L'Inferno", engl.: "Five for Hell"
Italien 1969
Genre: WK II - Kriegsfilm
Eine Filmstar / Societá Ambrosiana Cinematografica Produktion
DVD 2008, Koch Media
Version: digitally remastered - Uncut, Single-Disk, FSK 16
EAN: 4020628981884
Laufzeit: 88 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (2,35:1)
Soundformat: DD 2.0 (Deutsch, Italienisch und Englisch)
Bonusmaterial: ca. 46 Minuten Interviews, Trailer, Bildergalerie
Produktion: Paolo Moffa, Aldo Addobbati
Drehbuch: Gianfranco Parolini, Renato Izzo
Musik: Vasco Mancuso
Regie: Gianfranco Parolini alias "Frank Kramer"
Darsteller u.a.: Gianni "John" Garko (Lt. Glenn Hoffman), Klaus Kinski (SS-Standartenführer Hans Müller), Margaret Lee (Helga Ritter), Sal Borgese (Al Siracusa), Luciano Rossi (Johnny White), Aldo Canti alias "Nick Jordan" (Nick), Sam Burke (McCarthy)
- Redakteur:
- Jürgen Pern