Trapped – Gefangen im flammenden Inferno
- Regie:
- Deran Sarafian
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Trapped
1 Review(s)
04.03.2006 | 21:47Zynische Ausbeutung von Emotionen
Die Tage des Sloan Hollywood Casino und Hotel in Las Vegas sind gezählt, jetzt kann nur ein Neuanfang den wirtschaftlichen Untergang verhindern. Doch bei der großen Wiedereröffnung bricht im 24. Stock ein Feuer aus. Eingeschlossen in den oberen Etagen sitzen 13 Hotelgäste in einer lebensbedrohlichen Falle. Verzweifelt versuchen sie einen Fluchtweg zu finden, um diesem flammenden Inferno zu entkommen, doch das stellt sich als schier unmöglich heraus … (Verlagsinfo)
Filminfos
O-Titel: Trapped (USA 2001)
Dt. Vertrieb: e-m-s (Verleih: 08.02.2006, Verkauf: 27.04.2006)
FSK: ab 16
Länge: ca. 86 Min. (in Brasilien 4 Min. länger!)
Regisseur: Deran Sarafian
Drehbuch: Michael Vickerman
Musik: Bill Brown
Darsteller: William McNamara, Meat Loaf, Parker Stevenson, Callum Keith Rennie, Suki Kaiser u. a.
Handlung
Oliver Sloan (Parker Stevenson) hat sein "Sloan Hollywood Casino and Hotel" renovieren lassen und feiert mit seinen Gästen auf dem Las Vegas Strip eine Party. Weniger später hört man, dass er die Aktienmehrheit seines Familienunternehmens, das schon seinem Großvater gehörte, verkauft hat. Zudem lebt er in Scheidung von der Mutter seiner etwa 15-jährigen Tochter Tiffany (Katie Stuart), die sich ebenfalls von ihm entfremdet hat. So ein Hotelier hat’s schon schwer. Und als ihm der TV-Reporter C. Whitmore Evans mit unbequemen Fragen auf die Pelle rückt, zieht er sich mit Tiffany in seine Suite zurück.
Durch verschiedene Zündsätze werden im 24. Stock Brandherde erzeugt, so dass sich das Feuer in den durch die Renovierung entleerten Gängen und Suiten rasch ausbreiten kann. Die Gäste in den Etagen darüber haben schlechte Karten. Dort oben bastelt aber auch Chefingenieur Jim Hankins (Meat Loaf) an einem Rettungsmobil, das aus einer Fahrstuhlkabine umgebaut hat. Marisa, das hübsche Zimmermädchen (Natassia Malthe bzw. "Lina Teal"), besucht ihn im 33. Stockwerk, weil hier der einzige Ort ist, wo sie in Ruhe für ihre Fortbildung lernen kann. Da beide ledig sind, wächst schon bald das zarte Pflänzchen der Liebe.
Da manche Alarmsensoren noch funktionieren, rückt alsbald die Feuerwehr an, schön ins Bild gesetzt von der Kollegin des Fernsehreporters, die die Welt über den um sich greifenden Brand im 24. Stock informiert. Das Hotel wird evakuiert und die ersten Feuerwehrmänner steigen die Treppen hinauf. Die Etagen 30 bis 32 sind abgeschnitten. Auch Hubschrauber können wegen heftigen Windes nicht auf dem Dach landen, um die Leute zu retten. Sie sitzen in der Falle.
Aber wer hat das Feuer gelegt? Dass dem so ist, findet die Feuerwehr unschwer anhand der Brandsätze heraus. Der Verdacht wird mehrfach geäußert, als sich die überlebenden Gäste mit Sloan, Tiffany, Whitmore und Hankins in einen so genannten "Brandschutzraum" geflüchtet haben. Dieser sieht aber auch nicht besonders vertrauenerweckend aus. Weil die ältere Mary (Gabrielle Rose) eine Hellseherin ist, sagt sie, der Schuldige befinde sich unter ihnen. Potztausend, nun kochen die Gefühle richtig hoch!
So mancher wird es nicht schaffen, der Flammenhölle durch das Rettungsmobil zu entkommen. Die Frage ist nicht, wann, sondern wie viele.
Mein Eindruck
Es war wohl mal wieder an der Zeit, einen Katastrophenthriller mit einer Feuersbrunst zu drehen. Den letzten anständigen Thriller dieser Sorte drehte man mit Paul Newman, und das ist schon rund 30 Jahre her. Doch diesmal konnte man sich auf anständige Spezialeffekte aus dem Computer stützen: Das komplette Hotel stammt, wenn man es in der Totale sieht, aus der Intel-CPU. Dafür sehen die Flammen und Rauchwolken aber verdammt echt aus.
Woran aber der Thriller auf fatale Weise erinnert, ist natürlich der 11. September 2001, als in den oberen Stockwerken der beiden Türme des World Trade Centers hunderte Menschen eingeschlossen waren. Die Stockwerke darunter brannten und schnitten die meisten Fluchtwege ab. Das Dach konnte von den Rettungshubschraubers nicht angeflogen werden. Entweder war der Rauch zu stark oder der Wind zu heftig. Die Menschen saßen, genau wie die Filmfiguren, in der Falle, was einige dazu veranlasste, in den Tod zu springen. (Eine solche Szene taucht in J.S. Foers Roman "Extrem laut und unglaublich nah" auf.)
~ Sünder müssen springen ~
Todesspringer gibt es in diesem Film zum Glück nicht, aber etwas in dieser Preislage stellt der Fluchtversuch des Boxers Clay Laroue dar, der sich in den gefährdeten Lastenaufzug drängt und allein damit in den Flammentod fährt. Hieran zeigt sich aber auch die moralische Ebene, die jeder Katastrophen- und Horrorfilm nach dem Willen seiner Produzenten besitzen muss. Der Boxer war ein Ehebrecher, der sich mit zwei Gespielinnen vergnügte.
Ja, ja, die Sünde – sie wird gar übel bestraft. Und daher verwundert es nicht, dass Claire, eines der beiden blonden Playmates, ebenfalls ihr verdientes Ende auf dieser Fahrstuhlkabine findet – nur Zentimeter von ihrem Lover entfernt. Dass sich das verbliebene blonde Liebchen schwere Sorgen macht, kann man ihr nicht verübeln: Was werden die Drehbuchautoren als nächstes mit ihr anstellen?
~ Reality-TV ~
Was diesen ansonsten recht konventionellen Streifen von anderen Machwerken dieser Art unterscheidet, ist die Optik des Reality-TV. Zur Erinnerung: Mitten in den lebensbedrohlichen Situationen filmt ein TV-Reporter alle Szenen: jeden Schrei, jede Träne, jede Anschuldigung. Diese Aufnahmen werden in Echtzeit von seinem in die Kamera eingebauten Sender an den Ü-Wagen auf dem Boden vor dem Hotel übetragen und von dort werden die Bilder und Töne an die Gäste in den Hotels und Bars der Umgebung weitergesendet.
Dieses Reality-TV-Feeling führt zu grotesken Szenen. An den Gesichtern der Barbesucherinnen lässt sich exakt ablesen, welche Reaktion jetzt gerade vom Zuschauer vor der Glotze gewünscht wird: Entsetzen, Beklemmung, Wut, Freude über einen gelungenen Kinnhaken – was auch immer. Der beinahe geschlossene Kreislauf des emotionalen Feedbacks, den die Kamera ermöglicht (die anderen TV-Leute können mit dem Reporter vor Ort sprechen), führt dem Zuschauer vor Augen, wie nützlich oder schädlich Reality-TV ist bzw. sein kann.
Selbstverständlich wird dies auch in der Gruppe der Flüchtenden diskutiert und der Reporter selbst verdächtigt, der Brandstifter zu sein. Er führt diese Anschuldigung ad absurdum – und schließlich braucht man ihn noch für die Kommunikation mit der Feuerwehr, denn alle Handy-Akkus haben inzwischen den Dienst quittiert. Ich habe mich selbst gefragt, ob der Reporter nicht den besten Grund hätte, den Brand zu legen: Er ist als Voyeur mittendrin und delektiert sich an dem Entsetzen und dem Grauen in den Gesichtern seiner Opfer. Dann aber hatte ich wieder Zweifel: Warum sollte er sich selbst in Lebensgefahr begeben?
~ Offene Fragen ~
Am Schluss gibt es für die meisten das obligatorische Happyend, doch was ist aus unserem tapferen Chefingenieur (Meat Loaf) geworden? Gerade noch winkte ihm eine sonnige Zukunft in den Armen von Marisa und ihrem Töchterlein, als ihn die Flammenhölle zum Helden machte. Zusammen mit Sloan schob er das Rettungsmobil in die sichere Tiefe. Aber was wurde dann aus ihm? Wir erfahren es nicht.
Seltsamerweise wundert sich die gerettete Marisa nicht, wo Jim abgeblieben ist. Die Dramaturgie konzentriert sich auf die sechsjährige Heather und die 16-jährige Tiffany, die von ihren jeweiligen Müttern in die Arme geschlossen werden. Und natürlich wird auch der TV-Reporter zum Held des Tages erklärt. Was aus dem Chefingenieur geworden ist, scheint absolut niemanden zu interessieren.
~ Trophy Wife ~
Eine weitere Frage, die mit der Moralität des Streifens zu tun hat, betrifft Susan (Suki Kaiser), die Gattin von Sloan-Kritiker Anthony Bellio (Callum Keith Rennie). Bellios Firma hat die Aktienmehrheit von Sloans Firma gekauft und schaut Sloan nun natürlich genau auf die Finger. Da kommt der Brand natürlich als dicker Minuspunkt daher. Aber was hat Susan mit alldem zu tun? Rein gar nichts – sie ist nur ein so genanntes "Trophy Wife": eine Zierde an der Seite ihres Gatten, die nur gut aussehen muss, aber ansonsten die Klappe zu halten hat.
Wenn sie aber nichts verbrochen hat, warum muss sie dann sterben? Sie hat sich ja rührend um die kleine Heather gekümmert, und Marisa bescheinigt ihr, sie wäre eine gute Mutter. Doch wenn eine Figur so hochgehoben wird, muss sich der Zuschauer darauf gefasst machen, dass sie garantiert sterben wird: Die tragische Fallhöhe ist erreicht, und als sie fällt, drückt das ganz schwer auf die Tränendrüsen.
Susan wird also ausschließlich der emotionalen Ausbeutung des Zuschauers durch die Produzenten geopfert. Mit der moralischen Integrität dieser Herrschaften ist es also nicht weit her. Tatsächlich stehen sie auf einer Stufe mit den Produzenten von Reality-TV-Shows. Und je schöner das Opfer, desto höher die Einschaltquote. Zynischer geht’s kaum noch, oder?
~ Zynismus ~
Doch, es geht. Am Schluss heftet der Brandstifter eine weitere Trophäe an seine Pinnwand, die mit solchen grässlichen Todes-Dokumenten schon reich geschmückt ist. Dies ist sicherlich nicht das Ende seiner Brandserie, und zur Feier des Tages pafft er das obligatorische Zeichen vollbrachter Heldentaten: eine Zigarre, die man auch als „"Fat Lady" bezeichnet (vergleiche dazu das Ende von "Independence Day"). Dieser Terrorist, der im Verborgenen aktiv ist, weiß sich sicher.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1:1,85 (anamorph)
Tonformate: D in DD 5.1, Englisch in DD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- Originaltrailer
- Trailershow
- Bio-Filmografien zu William McNamara, Meat Loaf und Parker Stevenson
Neben Werbung bietet die Silberscheibe drei interessante Bio-/ Filmografien. William McNamara, der den Reporter spielt, trat bereits in dem Sigourney-Weaver-Thriller "Copykill" als Schurke auf. "Meat Loaf" ist vor allem durch seine Gesangskarriere bekannt geworden, aber er spielte auch in bekannten Filmen wie etwa "Fight Club" mit.
Parker Stevenson (Jahrgang 1952), der Oliver Sloan spielt, hat jahrelang in der TV-Serie "Baywatch" mitgespielt und an manchen Episoden auch Regie geführt. Zu diesen Darstellern werden jeweils vier Texttafeln und mehrere Seiten mit der Filmografie geboten. Seltsamerweise wird keine einzige Frau auf diese Weise vorgestellt. Dabei stellen die weiblichen Darsteller die Mehrzahl der Figuren.
Dass es keine Untertitel gibt, führt zu einer Abwertung.
Unterm Strich
Der routiniert und spannend inszenierte TV-Katastrophenthriller gibt vor, die Attraktivität von amerikanischen Reality-TV-Shows zur Diskussion zu stellen. Doch in seiner Moralität offenbart sich bei näherem Hinsehen, dass er deren Zynismus ebenso in Kauf nimmt, um seine unterhaltungserzeugenden Ziele zu erreichen. Die Kritik ist nur ein Feigenblatt, um Kasse zu machen.
Wer sich nicht daran stört, bekommt einen buchstäblich "heißen Streifen" zu sehen, der es an Spannung und menschlichem Drama nicht mangeln lässt. Die Kamera ist stets mitten im Geschehen – Reality-TV muss so ausehen: verqualmt, von Flammen bedroht, immer etwas verwackelt, aber vor allem gut ausgeleuchtet. Dass eine vorbildliche Frau zynisch geopfert wird und eine wichtige Nebenfigur (gespielt von Meat Loaf) plötzlich auf unerklärte Weise verschwindet – was macht das schon?
Die Biografien auf der Silberscheibe machen klar, dass an diesem Film mehrere alte Hasen im TV- und Filmgeschäft mitgewirkt haben. Wer aber der Regisseur Deran Sarafian ist, erfährt man hier nicht, sondern nur aus anderer Quelle: Er ist der Sohn des Regisseurs Richard C. Sarafian und hat schon jede Menge TV-Kost fabriziert. Die fehlenden Untertitel führen zu einer Abwertung.
- Redakteur:
- Michael Matzer