Trespass (Blu-ray)
- Regie:
- Schumacher, Joel
- Jahr:
- 2011
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Trespass
1 Review(s)
03.03.2012 | 13:18Randale in der Krise; ein Thriller mit Macken
Als die maskierten Männer in ihr Haus stürmen und Kyle Miller brutal niederschlagen, ist seine Frau Sarah zunächst wie erstarrt vor Entsetzen. Doch je mehr sich die beängstigende Situation zuspitzt, weil der Diamantenhändler den Safe nicht öffnen will, desto sicherer wird sich Sarah, dass sie einen der Maskierten kennt. Da war doch dieser junge attraktive Handwerker, der ein ganz eindeutiges Interesse an ihr hatte ... Und sie an ihm!
So unauffällig wie möglich versucht sie, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen. Ein hochriskanter Weg, denn wenn seine Komplizen bemerken, dass sie weiß, wer hinter der Maske steckt, wäre das nicht nur ihr eigenes sicheres Todesurteil. (Verleihinfo)
Handlung
Kyle Miller kehrt nach arbeitsreichem Tag als Diamantenhändler in sein feudales Heim am See zurück - das schon längst der Bank gehört, wie er später angibt. Hier empfängt ihn die treu sorgende Gattin Sarah, die ihn wahrscheinlich schon längst betrügt. Sie liegt gerade im Clinch mit ihrer heftig pubertierenden Tochter Avery, die dringend zur Party eines als Partyluder verschrienem Girls abzischen will. Geistesabwesend und dauertelefonierend gibt Kyle automatisch Mami recht - bevor er in sein Arbeitszimmer mit dem Safe abrauscht.
Verbote haben noch keinen Teenager von dem abgehalten, was er sich vorgenommen hat, und so steigt auch Avery bei nächster Gelegenheit aus dem Hochsicherheitstrakt des elterlichen Heims - und klettert über den überhaupt nicht gesicherten Außenzaun direkt in Kendras wartenden BMW. Leider erfüllen sich dort nicht die Träume vom Traumprinzen, so dass sie schon wenige Anbaggerminuten ein Taxi nach Hause nimmt. Ein verhängnisvoller Fehler ...
Zwei Polizisten stehen vor der Haustür von Kyle und Sarah. Sie wollen angeblich einer Einbruchsserie auf den Grund gehen. Kaum ist die Tür per Alarmanlage geöffnet, stürmen drei vermummte Gangster und eine bewaffnete Crack-Tussi herein und werfen Kyle und Sarah zu Boden. Sie wollen dringend den Inhalt des Safes haben, denn es besteht bei irgendeinem ein dringender Bedarf an exakt 180 Riesen. Wie sich später herausstellt, ist dies der Betrag, den einer von ihnen einem Drogenboss schuldet - sonst knallts.
Leider stößt die geballte Mobbingpower der Gangster auf ein unerwartetes Hindernis: Kyle weigert sich, den Safe zu öffnen, und zwar selbst dann nicht, als man droht, seine Sarah zu killen. Denn erstens weiß er, dass der Safe seine Lebensversicherung darstellt, und zweitens, dass Sarah im Einverständnis mit Jonah, einem der drei Angreifer zu stehen scheint. Jedes Mal, wenn sie bedroht wird, schreitet Jonah handfest ein. Na, wenn das kein Weigerungsgrund ist!
Justament in dieser Patt-Situation kehrt die süße Avery nichtsahnend von ihrer Party zurück und tappt in die Falle. Nun haben die Gangster eine Trumpfkarte, die sie weidlich auszuschlachten Gedenken. Und so lässt sich Kyle endlich dazu herbei, sein Allerheiligstes zu öffnen. Doch erneut erleben die Gangster eine Überraschung ...
Mein Eindruck
Das klingt doch gar nicht mal so schlecht, sollte man meinen. Allerdings sind die Wendungen in diesem Plot dermaßen viele, dass es dem Zuschauer schon nach fünf Minuten schon völlig schnuppe ist, wer jetzt aus diesem Schlamassel letzten Endes als Sieger hervorgeht. Wer hat dieses Armutszeugnis vom Macher des erstklassigen "Nicht auflegen!" erwartet? Ich jedenfalls nicht.
Die Wendungen der Story erinnern an "Spurlos - Die Entführung der Alice Creed", ein kleines irisches Meisterwerk mit Bond-Gespielin Gemma Arterton in der Rolle des Opfers zweier Entführer - nur dass sich herausstellt, dass einer davon ihr Ex-Lover ist. Und genau diese Konstellation nutzt nun auch Eli Richbourgs Drehbuch, um einen Schatten des Zweifels auf die ach so treusorgende Ehefrau Sarah zu werfen: Steckt sie nicht mit Jonah unter einer Decke? Weiß Kyle nicht schon längst von ihrer Affäre? (Schließlich sind die Videokameras im ganzen Haus zur Überwachung da, oder?)
Leider erweist sich auch dieser kleine, vielversprechende Subplot als Rohrkrepierer und Augenwischerei. Wenn wenigstens Sarah durchdrehen und ihrem Kyle eins auf die Rübe geben würde! Aber nein, sie geht auf die Gangster los, und am Schluss liegt sie wieder treusorgend in seinen starken Armen, das jämmerlich juchzende Töchterlein im trauten Dreier bei ihnen. War da überhaupt jemals etwas zwischen Sarah und Jonah? Kann es je etwas gegeben haben, fragt sich die Zensurbehörde im Kopf.
Es muss ein Happy-end geben, koste es, was es wolle. Und deshalb müssen sich die Gangster selten dämlich und dement anstellen. Die Frau, eine Crack-Hure, wenn es je eine gegeben hat, dreht vollends durch. Doch Avery zeigt ihr, was man mit einem Porsche alles machen kann, wenn einem das eigene Leben lieber ist.
Man möchte am liebsten Mitleid mit den durchgeknallten Gangstern haben, die sich schließlich bequemerweise gegenseitig abmurksen. Sie haben ihre Lebenslügen aufzudecken. Da hat doch Jonah glatt den eigenen Bruder gelinkt, der nun bis zur Oberkante Unterlippe in der Kacke steckt. Wo bleibt die Ehre der Corleones, wenn man sie braucht?
Und Kyle hat selbst schwer an seiner Lebenslüge zu knabbern, gehört das Haus doch, wie gesagt, schon längst der Bank. Es reicht nicht mal mehr zu einem schnellen Ausbau Richtung Werkstatt. Ausgerechnet dort, an der Grenze zur Wildnis, als hätten es die Götter (oder der Autor) gewollt, findet der finale Showdown um die höchsten amerikanischen Werte statt: das hier gehortete und versteckte Kapital zuerst (versteht sich), dann die Frau, schließlich auch das Kind. Man kommt sich vor unter den Pionieren, wenn die Indianer angreifen.
Mein Eindruck: die Blu-ray
Bild und Ton sind, wie bei einer Blu-ray zu erwarten, einwandfrei. Dies gilt ausdrücklich nicht für die Extras. Natürlich sind die beiden Trailer einwandfrei, und die B-Roll hat eh keinen Kommentar, doch bei den Interviews hört der Spaß auf: Keines der acht Interviews ist lippensynchron. Audio und Video sind also verschoben. Und es kommt noch schlimmer: Die Tonspur wird manchmal einfach abgebrochen. Man sieht dann zwar, wie sich die Lippen des Interviewpartners bewegen, hört aber keinen Ton. Das ist äußerst suboptimal.
Bei den Untertiteln könnte man sich noch ein paar neben den deutschen vorstellen.
Extras
1) O-Trailer und Deutscher Trailer (je 1:40 bis 1:50 min)
Die Highlights des Thrillers sind hier zusammengeschnitten, aber eine Story ergibt sich nicht, nicht einmal durch die drei Zwischentitel. Wo hat der Produzent René Besson nur sein Handwerk gelernt? Besonderes Stilmerkmal der beiden Trailer sind die Schwarzweiß-Schnappschüsse von den brenzligsten Szenen - das ist purer Voyeurismus.
2) Making-of (ca. 5 min)
Das Making.of erweist sich als ein Zusammenschnitt aus Filmhandlung, B-Roll und zahlreichen Statements. Letztere kommen natürlich v. a. von Produzent, Regisseur und den beiden Hauptdarstellern. Die Aussagen von Nicolas Cage ergeben noch am meisten Sinn.
3) 8 Interviews
Hier gibt es die Interviews in voller Länge (also zwischen 1:30 und 3:30 min), und nicht bloß Schnipsel. Aber wie schon oben erwähnt: Keines der acht Interviews ist lippensynchron. Audio und Video sind also verschoben. Das ist irritierend. Und es kommt noch schlimmer: Die Tonspur wird manchmal einfach abgebrochen. Man sieht dann zwar, wie sich die Lippen des Interviewpartners noch bewegen, hört aber keinen Ton. Das ist äußerst suboptimal.
4) B-Roll (beim Dreh, 12:05 min)
Dieser Beitrag zeigt die Dreharbeiten in dem im Studio errichteten Haus, das als Kulisse dient. Er ist nur mit Musik unterlegt, also ohne Kommentar, aber das ist üblich.
5) Trailershow
Die Trailershow umfasst fünf Trailer, aber es gibt auch noch eine Reihe Trailer, die dem Zugang zum Hauptmenü vorgeschaltet sind und die man nicht umgehen kann.
1) All beauty must die (Psychothriller mit Kirsten Dunst und Ryan Gosling)
2) The Guard (herrlich irische Bullenkomödie mit Brendan Gleeson und Don Cheadle)
3) Der Sezierer (Urban Noir Krimi)
4) Buried
5) Good Neighbours (wenn Nachbarn zu Mördern werden)
Vorgeschaltet:
6) Set Up (Thriller mit Bruce Willis, 50 Cent und Ryan Phillippe)
7) One Way Trip 3D (Horror aus Germanien)
8) Rain Fall (Thriller mit Gary Oldman)
Unterm Strich
Joel Schumacher wollte ein psychologisches Drama drehen, bei dem zwei unterschiedliche Familien aneinandergeraten, denn die eine will die andere ausrauben - beide haben sich finanziell übernommen bzw. wurden übervorteilt. Nicht nur zeigt sich, dass jede davon ihre Lebenslügen aufweist, nein, jede ist auch bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um zumindest das nackte Leben zu verteidigen. Jonah erweist sich als der Hoffnungsvollste der Einbrecher und könnte Kyle fast das Wasser reichen, doch leider ist ihm das Geld lieber als eine eigene Familie.
Der Produzent René Besson hingegen wollte eine Art Remake von "Nicht auflegen!" machen lassen, dem erstklassigen Klaustrophobie-Thriller Schumachers mit Colin Farrell. Diesmal würde ein Traumhaus als Ersatz für die Telefonzelle dienen. Dieses Traumhaus würde am Schluss natürlich höchst symbolisch abgefackelt werden: Utopia ist abgebrannt.
Dass sich die Aussage der Thrillerhandlung auf die US-amerikanische Gesellschaft nach der Wirtschaftskrise übertragen lässt, liegt auf der Hand. Von daher hat der Film eine gewisse Existenzberechtigung. Leider ist die Ausführung nicht so gelungen, wie sich das die Beteiligten wohl vorgestellt haben - siehe meine Kritik oben.
Etwas mehr Verschnaufpausen hätten den Auseinandersetzungen mehr Biss und Sinn gegeben, so etwa in der Szene zwischen der Stripperin Petal und ihrem Lover (Ty?), als sie auf Entzug ist und kurz vorm Durchdrehen zu stehen scheint. Am Schluss bleibt der Eindruck eines hektischen Durcheinanders, das mit einem Happyend überkleistert wird.
Die Blu-ray:
Sound und Bild sind dem Medium Blu-ray entsprechend ausgezeichnet. Das gilt nur für den Hauptfilm, nicht für die Extras. Die Interviews sind nämlich nicht lippensynchron und liegen mit abgeschnittener Tonspur vor. Das ist nicht nur irritierend beim Ansehen und Zuhören, sondern auch ein Qualitätsmangel, der behoben gehört.
Filminfos
O-Titel: Trespass (USA 2011)
Dt. Vertrieb: Ascot Elite
EAN-Nummer: 7613059401587
Veröffentlichung: 28.02.2012 [Kauf-Blu-ray]
FSK: ab 16
Länge: ca. 91 Min.
Regisseur: Joel Schumacher
Drehbuch: Eli Richbourg
Musik: David Buckley
Darsteller: Nicolas Cage (Kyle Miller), Nicole Kidman (Sarah), Ben Mendelsohn (Elias), Liana Liberato (Avery), Cam Gigandet (Jonah), Jordana Spiro, Dash Mihok (Ty), Emily Meade, Nico Tortorella, Brandon Belknap, Terry Milam, Tina Parker, David Maldonado, Nilo Otero, Simone Levin, Gracie Whitton
Technische Infos:
Bildformate: Widescreen (2.35:1)
Tonformate: DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch, DTS HD Master Audio 5.1 in Deutsch
Untertitel: Deutsch
Extras:
- O-Trailer
- Making-of
- Interviews
- B-Roll (beim Dreh)
- Trailershow
- Redakteur:
- Michael Matzer