Universal Blu-Ray Monster Collection
- Regie:
- diverse Regisseure
- Jahr:
- 2012
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Universal Blu-Ray Monster Collection
1 Review(s)
21.10.2012 | 18:32Blu-ray-Box: Acht klassische Ungeheuer für echte Filmsammler
Acht Horror-Klassiker mit den legendären Monstern aus den Universal Studios jetzt auf Blu-ray im hochwertigen Digipack mit 48-seitigem Booklet und acht Artcards mit den Original-Artworks. (Verleihinfo)
Box-Infos
O-Titel: Universal Classic - Monsters - The Essential Collection (USA 1931-1954/2012)
Dt. Vertrieb: Universal
VÖ: 4.10.2012
EAN: 50505 8291331 6
FSK: ab 16
Länge: ca. 604 Min.
Regisseure: diverse
Offizieller Preis: 49,99 EUR
Siehe die Einzelbesprechungen.
Die einzelnen Blu-rays (chronologisch geordnet)
1) DRACULA (1931)
Schloss Dracula hoch oben in den Karpaten löst in den Herzen der transilvanischen Dorfbewohner unten im Tal nur Angst und Schrecken aus. Das hält den Londoner Rechtsanwalt Renfield nicht davon ab, das Schloss zu besuchen. Er will dem Grafen helfen, ein Anwesen in London zu mieten. Kaum ist er von Dracula gebissen worden, verfällt er dem Wahnsinn.
In London treibt der Graf schon bald sein Unwesen. Insbesondere scheint er es auf Mina und Lucy abgesehen zu haben. Jonathan Harker kommt dem Treiben des Grafen mit Hilfe des Vampirjägers Abraham van Helsing auf dessen Spur und begibt sich in Lebensgefahr, um seine Verlobte Mina zu retten. Doch nicht von ihr droht ihm die größte Gefahr...
Mein Eindruck
"Obwohl es inzwischen zahlreiche Verfilmungen von Bram Stokers klassischer Geschichte gibt, ist dieses Original von 1931 der wahre Dauerbrenner." Diesem vollmundigen Satz der Pressemitteilung kann ich nur zustimmen. Der Ungar Bela Lugosi konnte zwar 1931 kein Wort Englisch, sprach aber die englischen Wörter phonetisch korrekt so eindrucksvoll (und besonders langsam) aus, dass seine Sätze bis heute hypnotisch und bedrohlich wirken. Besonders effektvoll muss den damaligen Zuschauern die mobile Kamera von Carl Freund vorgekommen sein: Erstmals änderte sich der Blickwinkel während der Szene und enthüllte Details, die Gänsehaut erzeugten.
Von späteren Versionen wie der von Coppola unterscheidet sich diese Fassung, die aus Zeitknappheit nach einem Bühnenstück entstand, deutlich. Obwohl die wichtigsten Hauptfiguren (s.o.) hier schon auftreten, lohnt es sich deshalb für den Vampirfan und Cineasten immer noch, sich diese Version anzuschauen. So mancher Lacher ist ebenfalls garantiert, besonders wenn wieder mal eine Fledermaus durchs Fenster flattert.
Die Blu-ray von "Dracula" und "Dracula. Spanischprachige Version"
Technische Infos
Regie (USA): Tod Browning
Schauspieler: Helen Chandler, Bela Lugosi, Edward Van Sloan, Dwight Frye, David Manners
Laufzeit: ca. 74 Min. (US-Version)
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: HD:
- Dracula (1931) - spanische Version (103 Min.)
- Dracula: Die Restaurierung (8:44)
SD:
- Einführung zur spanischen Version von Lupita Tovar Kohner (4:16)
- Auf den Spuren von Dracula (35:03 Min., Making-of)
- Lugosi: Fürst der Finsternis (36:08)
- Dracula Archive (9:13)
- Filmkommentar von Filmhistoriker David J. Skal
- Alternative Filmmusik von Philip Glass - Darbietung durch das Kronos Quartett
- Trailergalerie (befand sich nicht auf der Presseversion)
Mein Eindruck: die Blu-ray
Einen Klassiker nach 80 Jahren wieder in Topzustand zu bringen, ist eine Herkulesaufgabe. Und allein schon deshalb verdient die vorliegende Fassung Respekt. Der Restaurierungsprozess wird in nicht weniger als acht Minuten haarklein erklärt, wobei für einige Aha-Momente gesorgt ist. Erstmals liegt ein Soundtrack vor, der von Opernkomponist Philip Glass ("Echnaton", "Satyagraha") komponiert und vom Kronos Quartett gespielt wurde.
Für einige Verblüffung dürfte auch die spanische Version sorgen, die um 30 Minuten länger ist. Denn die Argentinier inszenierten einfach ihren eigenen "Dracula", zwar ohne Bela Lugosi, aber mit einem Hauptdarsteller, der ihm locker das Wasser reichen kann. Auch ist diese Version deutlich erotischer, wenn man sich die freizügigen Dekolletees der Damen anschaut und diese mit denen der prüden Amerikanerinnen des Originals vergleicht. Auch die Musik wurde stellenweise zwecks Restaurierung entliehen. Unbedingt anschauen!
2) FRANKENSTEIN (dito, 1931)
Dr. Henry Frankenstein (Colin Clive) wagt es, mit seinem Assistenten Fritz an Leben und Tod herum zu experimentieren und erschafft ein menschliches Monster toten Körperteilen und dem Gehirn eines Verbrechers - ein Missgeschick von Fritz. Aber die Träume des Doktors, der schon bald seine Verlobte heiraten soll, werden durch die gewalttätigen Wutausbrüche seiner Kreatur zerstört, die in einer Welt erwacht, in der sie nicht willkommen ist. Die Krise tritt ein, als die Kreatur ins Gemach von Frankensteins Braut eindringt...
Mein Eindruck
"Es lebt! Es lebt!" schreit Dr. Frankenstein in hysterischem Triumph. Wir aber ahnen bereits, dass dieser Freude schweres Leid folgen wird, denn was der böse Doktor, der Inbegriff eines "verrückten Wissenschaftlers", getan hat, spottet den Gesetzen Gottes. Vielmehr hat sich Frankenstein an dessen Stelle gesetzt und etwas geschaffen, das den Keim des Verderbens in sich trägt. Denn seinem Assistenten Fritz ist es nicht gelungen, das Gehirn eines Normalbürgers zu beschaffen, sondern musste sich mit dem eines Verbrechers zufrieden geben - ohne davon seinem Herrn ein Sterbenswörtchen zu sagen.
Dem Freiheitsdrang seines Kreatur hat der Doktors nicht entgegenzusetzen, weiß sich aber zu retten, nicht zuletzt mit Hilfe seines Schwiegervaters. Der Hochzeit mit dessen Tochter steht nun nichts mehr im Wege, doch der Wege in eine unbeschwerte Zukunft ist durch seine Ursünde blockiert. Auch die Kreatur bleibt nicht lange sündenfrei, denn es führt den Tod eines Mädchens herbei.
Sensationell ist der Showdown in der alten schwarzen Mühle (siehe Tim Burtons "Sleepy Hollow"), in der sich die Kreatur mit ihrem Schöpfer verschanzt hat, um den Verfolgern aus dem Dorf zu entgehen. Ganz anders als in Mary Shelleys Vorlage, wo alles im Eis endet, verbrennen hier die Menschen den Andersartigen...
Die Blu-ray von FRANKENSTEIN
Technische Infos:
Regie:James Whale
Drehbuch: Peggy Webling, Mary Shelley (Buchvorlage)
Musik: Bernhard Kaun
Kamera: Paul Ivano, Arthur Edeson
Schauspieler: Dwight Frye, Boris Karloff, John Boles, Lionel Belmore, Mae Clarke, Marilyn Harris, Colin Clive, Frederick Kerr, Edward Van Sloan
Laufzeit: ca. 70 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: HD:
- 100 Jahre Universal: Restaurierung der Klassiker
SD:
- Die Akte Frankenstein: Wie Hollywood ein Monster schuf (44:52 Min., Making-of)
- Karloff: Das sanfte Monster (37:59)
- Universal Horror (96:00)
- Frankenstein-Archive (9:26)
- Boo! Ein Kurzfilm
- Filmkommentar von Filmhistoriker Rudy Behlmer
- Filmkommentar von Historiker Sir Christopher Frayling
- Trailergalerie
Mein Eindruck
Die Blu-ray wartet mit ausgezeichnetem Sound und Bild auf, sowie gleich zwei Audiokommentaren. Die Specials stellen den Originalfilm und seine zahlreichen Fortsetzungen vor. Ein weiteres Special gilt dem Hauptdarsteller Boris Karloff.
3) DIE MUMIE (The Mummy, 1932)
Boris Karloff spielt Im-Ho-Tep, die Mumie, die nach 3.700 Jahren durch eine Gruppe britischer Archäologen versehentlich wieder zum Leben erweckt wird. Eine Rückblende zeigt, dass er einst ein Hohepriester war, der lebendig einbalsamiert wurde. Er hatte versucht, seine große Liebe wieder zum Leben zu erwecken, nachdem sie als Jungfrau geopfert worden war. Gekleidet in das Gewand eines Ägypters der modernen Zeit macht er sich auf die Suche nach seiner verlorenen Liebe, die er irrtümlich in Hellen Grosvenor (Zita Johann) gefunden zu haben glaubt. Er terrorisiert die Mitglieder der Expedition, die einen Weg finden müssen, ihn auf seinem brutalen Weg aufzuhalten. (Cinefacts.de)
Mein Eindruck
Dieser Film, der die Ägyptenhysterie jener Zeit aufgriff und auf einen neuen Höhepunkt führte, weiß noch heute anzurühren und zu beeindrucken. Ganz anders als im modernen Remake, das auf Komik und Action setzt, dominiert hier eine traumartige Atmosphäre, die sich unerbittlich ihrem grausigen Ziel nähert - der Opferung der schönen Hellen Grosvenor, um die Seele von Ankh-es-sun-amun frei zu setzen und so eine Liebe zu vollenden, die vor 3700 Jahren auf frevlerische Weise begann.
Dieser Plot ist ebenso irre, wie er gnadenlos konsequent durchgeführt wird. Regisseur Karl Freund, das deutsche Genie an der mobilen Kamera, hat dafür die beiden Hauptdarsteller bis aufs Blut gequält. Zita Johann betete vor jedem Auftritt, um durchhalten zu können, denn Freund bot ihr keineswegs "freund"-schaftlich einen Stuhl zum Ausruhen an. Und Karloff musste eine mehrstündige Make-up-Prozedur über sich ergehen lassen, bevor er sich aufs Set wagte. Und dieses Make-up, das SFX-Guru Pierce himself auftrug, war so schmerzhaft, dass es ihn schier um den Verstand brachte.
Die Blu-ray von DIE MUMIE
Technische Infos
Regie: Karl Freund
Drehbuch: Richard Schayer, Nina Wilcox Putnam
Musik: James Dietrich
Kamera: Charles J. Stumar
Schauspieler: Leonard Mudie, Noble Johnson, Kathryn Byron, Arthur Byron, Bramwell Fletcher, James Crane, Zita Johann, Arnold Gray, Edward Van Sloan, David Manners, Boris Karloff, Henry Victor
Laufzeit: ca. 73 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: SD:
- Geliebte Mumie: Eine Horrortradition wird wiederbelebt (30:13 Min., Making-of)
- Der Schöpfer der Monster: Das Leben und die Kunst von Jack Pierce (25:02)
- Das Vermächtnis von "The Mummy" wird enthüllt (8:07)
- The Mummy-Archive (9:45)
- Filmkommentar von R. Baer, S. Essman, S. Haberman, B. Burns und B. Armstrong
- Filmkommentar von Filmhistoriker Paul M. Jensen
Mein Eindruck: Die Blu-ray
Die oben erwähnten saftigen Details (und noch viel mehr) hält das erhellende Making-of bereit. Aufgrund des umwerfenden Erfolg des Films kam es zu einem halben Dutzend Fortsetzungen, die in der unvermeidlichen Verulkung durch "Abbot & Costello" endeten. Bemerkenswert sind die zwei Filmkommentare, die von nicht weniger als fünf (!) Filmhistorikern bestritten werden. Eine wahre Fundgrube für den Cineasten.
4) DER UNSICHTBARE (The invisible man, 1933)
Der Londoner Claude Rains bietet in seinem ersten US-Spielfilm eine faszinierende Darstellung als mysteriöser Arzt Jack Griffin, der ein Serum entdeckt, das ihn unsichtbar macht. In das verschlafene und rechtschaffene Städtchen Iping im idyllischen Sussex schneit eines Wintertages der merkwürdige Fremde herein. Er quartiert sich im Gasthaus "Zum Fuhrmann" ein, ohne seinen Namen zu nennen.
Die Wirtsfrau Mrs. Hall nimmt seine diversen Unhöflichkeiten und seine kurz angebundene Art nur in Kauf, weil er gleich mit zwei Goldstücken im voraus bezahlt hat. Entsetzt stellt sie fest, dass das Gesicht des Mannes komplett bandagiert ist. Aus diesem weiß umhüllten Kopf stechen die von einer schwarzen Brille verdeckten Augen wie die eines Totenkopfes heraus. Kaltes Grausen packt sie, doch das Mitleid behält vorerst noch die Oberhand.
Als sie ihn bei seinen Experimenten, bei denen er das Gegenmittel sucht, stört, bricht sich seine Wut Bahn. Denn das Mittel, das ihn unsichtbar macht, treibt ihn allmählich auch zu unaussprechlich grausamen Taten, bis die Polizei anrückt und das Land ins Chaos gestürzt wird. (erweiterte Verleihinfo)
Mein Eindruck
H.G. Wells, Autor der Buchvorlage, hat sich einer märchenhaften Wunschvorstellung der Menschen angenommen, sie auf den Kopf gestellt und zeigt nun die möglichen Folgen ihrer Verwirklichung. Die Wissenschaft, verkörpert in dem Fremden, erweist sich hier als zweischneidiges Schwert: Bewundernswert ist sie nur dann, wenn sie der Menschheit dient. Doch sie wird zu einem teuflischen Instrument, wenn, wie beim Dr. Griffin, statt dessen der Machthunger des Menschen zur Triebfeder wird. Der Wissenschaftler mit der gottähnlichen Macht des Unsichtbaren wird zum Terroristen.
Doch dies ist auch seine Achillesferse und sein Verhängnis. Um vollkommen unsichtbar zu sein, darf er keine Kleidung tragen. Nackt ist er der Kälte und dem Wetter ausgesetzt. Ständig verrät sich Mr. Griffin durch sein heftiges Niesen. Außerdem muss er sich als Unsichtbarer völlig außerhalb der Gesetze stellen, die für normale Sterbliche gelten. Er hält sich für größer als die Normalen, ist aber umso angreifbarer.
Sein Terrorismus verwandelt die Menschen in einen Pöbel, der dem üblichen Gesetz nicht mehr gehorcht. Chaos droht sich England auszubreiten. Sein Übermut und sein oben geschildertes Dilemma werden ihm allerdings zum Verhängnis, denn einmal gefasst, zerreißt ihn der Pöbel praktisch in Stücke - im Buch. Nicht so in der Verfilmung, wo die Polizei und Scotland Yard die Kontrolle erlangen und schließlich den Unsichtbaren in einer Hütte stellen und verbrennen, als sei er Frankensteins Kreatur (s.o.).
Die Blu-ray von DER UNSICHTBARE
Technische Infos
Regie: James Whale
Drehbuch: R.C. Sherriff, H.G. Wells (Buchvorlage)
Musik: Heinz Roemheld
Kamera:Arthur Edeson
Spezialeffekte: James P. Fulton
Schauspieler: Robert Adair, Merle Tottenham, William Harrigan, E.E. Clive, Harry Stubbs, Dudley Digges, Forrester Harvey, Donald Stuart, Gloria Stuart, Una OConnor, Henry Travers, Holmes Herbert, Claude Rains (Dr. Jack Griffin)
Laufzeit: ca. 72 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono / Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: SD:
- Sichtbar gemacht: Die Enthüllung des Unsichtbaren - Dokumentation (36:16 Min., Making-of)
- 100 Jahre Universal: Unvergessliche Figuren (8:17)
- Filmkommentar von Filmhistoriker Rudy Behlmer
- Fotogalerie
Mein Eindruck: die Blu-ray
Wie nur gelang den Machern dieses sensationellen Films das Verschwinden des Unsichtbaren? Die Antwort auf diese quälende Frage hält das Making-of bereit, soll hier aber nicht verraten werden. Fultons Spezialeffekte trugen dazu bei, die Zuschauer in diesen Film zu locken. Die Kommentatoren versäumen aber nicht, darauf hinzuweisen, dass der Film die Handschrift des Regisseurs James Whale trägt.
Whale war ein Homosexueller und Theatermann, zwei Eigenschaften, die ihn ausgrenzten. Seine Figuren, wie die Kreatur in "Frankenstein" und Der Unsichtbare - sind ebenfalls Außenseiter. Die Art und Weise, wie die Gesellschaft sie behandelt, wirft ein kritisches Licht auf eben diese Gesellschaft. Nicht zufällig erscheint die Gesellschaft als hirnloser, besessener Mob, der den Außenseiter lynchen will, egal was der Bürgermeister sagt. Dies ist besonders deutlich in "Bride of Frankenstein".
Bemerkenswert ist die Rolle von Claude Rains: Der Londoner fiel beim Vorsprechen durch, doch gerade weil er eine so markante STIMME besaß, wollte Whale den Schauspieler, der bereits dritte Wahl war (zwei hatten schon abgelehnt, denn man hätte ja ihr Gesicht nicht gesehen). Tatsächlich beherrscht Rains den Film nur durch seine großartige Stimme. Dass sein Gesicht erst als letztes Bild zu sehen ist, erscheint lediglich als Nachgedanke oder als obligatorische Pflicht, der das Drehbuch nachzukommen hatte. Andererseits ist die Sichtbarwerdung des Unsichtbaren eine Beruhigungspille für den Zuschauer: Endlich hat der Horror ein Gesicht bekommen.
Interessant ist der Kommentar, dass es im Film - und besonders in seinen Sequels - um Nacktheit gehe. Dieses Thema ist in Hollywood schon immer ein rotes Tuch für die Zensur gewesen - und eine Verlockung fürs Publikum. Horror beleuchtet die Nachtseite der menschlichen Seele, und in "Frankensteins Braut" richtet sich die optische Gier des Zuschauers in der Tat auf die körperlichen Eigenheiten der "neuen Frau".
5) FRANKENSTEINS BRAUT (Bride of Frankenstein, 1935)
Im Jahr 1816 befinden sich Lord Byron, Percy Bysshe Shelley und dessen Frau Mary (Elsa Lanchester) in einem Chateau.Während draußen der Sturm tobt, fordern sie Mary auf, das Ende ihrer Geschichte neu zu erzählen - denn die geht natürlich weiter: Die Kreatur Frankensteins soll eine Braut bekommen. Sie ist nämlich keineswegs in der alten Mühle verbrannt, ebensowenig wie ihr Schöpfer.
Doch Dr. Frankenstein (Colin Clive) denkt eher ans Heiraten seiner Elisabeth (Valerie Hobson) - und wahrscheinlich ans Kindermachen. Dies wird vereitelt durch das Auftauchen eines mephistophelischen Dr. Septimus Pretorius (Ernest Thesiger), bei dem Frankenstein einst studierte. Zuerst versucht Pretorius, Frankenstein zur geplanten Zusammenarbeit zu verführen. Er führt ihm seine kleinen Geschöpfe vor, die er in Glasbehältern hält: König, Königin, Erzbischof, Teufel, Ballerina und Seejungfrau (mit einem sehr witzigen Zwischenfall).
Doch als auch das nicht fruchtet, lässt Pretorius kurzerhand das Monster Frankensteins frischgebackene Frau entführen und als Geisel in einer Höhle gefangenhalten. Ein Gehilfe hat bereits ein junges Herz "besorgt" und Pretorius ein neues Gehirn heran gezüchtet. Beides in einen jungen weiblichen Körper verpflanzt und mit Megawatt von Blitz-Energie versorgt - was kann da noch schiefgehen?
Mein Eindruck
Wie sich zeigt, kann jede Menge schiefgehen, was nicht wenig zum ironischen Humor dieses Films beiträgt. Dies ist kein simples Remake des ersten "Frankenstein", sondern eine Steigerung in nahezu jeder Hinsicht - ein Jahr vor dem Verkauf des originalen Laemmle-Universal-Studios an neue Eigentümer, die alles dem fabrikmäßigen Standard der übrigen Studios anpassten.
Schon die Prologszene mit den Shelleys und Byron weiß durch üppiges Dekor zu betören, doch das ist noch gar nichts gegen die monumentale Ausstattung des Labors, das Frankenstein und Pretorius schließlich benutzen. Der Schöpfungsakt sah noch nie so technisch, urgewaltig und frevelhaft aus. Diese Szene erinnert stark an Fritz Langs Schöpfungsakt in "Metropolis", in dem ein Wissenschaftler aus einem Roboter eine Frau erschafft: Maria.
Das Ergebnis der beiden Wissenschaftler in ihrem dunklen, phallischen Turm kann ebenfalls nur ein Monster sein: Die Braut (ebenfalls Elsa Lanchester) ist ebenfalls in jeder Hinsicht sehenswert, vor allem wegen ihrer extravaganten Frisur und gewaltigen Körpergröße. Und selbst wenn sie keines Wortes mächtig ist, so weiß sie doch sehr überzeugend zu kreischen, als Frankensteins erste Kreatur sie streichelt: "Freund?" Wohl doch nicht.
Zwischen dem Auftauchen des Mephisto und des Schöpfungsaktes durchläuft Frankensteins Kreatur einen interessanten Menschwerdungsprozess, der nahezu eine Paraphrase auf die Entstehung einer Religion ist. Wir sehen Karloff Kommunion feiern mit einem blinden Einsiedler, der Gott für diesen Freund dankt. Wir sehen Karloff an eine Art Kreuz gefesselt und dem Mob vorgeworfen. Aus dem grabähnlichen Kerker aufersteht Karloff nicht erst nach drei Tagen, sondern schon nach drei Minuten - nur um in einer Gruft die Bekanntschaft mit dem Abgesandten des Teufels, nämlich Pretorius, zu machen.
Die Zensurbehörde hatte ihr Probleme mit diesem Drehbuch, bestand auf Änderungen, doch letzten Endes wurden nur 15 Minuten gekürzt. Das Nachfolgeprojekt, das Whale machen sollte, "Dracula's Daughter", wurde hingegen rundweg verboten. "Wir müssen auf die Tochter verzichten, haben aber wenigstens die Braut", flachst Joe Dante ironisch.
Die Blu-Ray von FRANKENSTEINS BRAUT
Technische Infos
Regie: James Whale
Drehbuch: William Hurlbut, John L. Balderston
Musik: Franz Waxman
Kamera: John J. Mescall
Schauspieler: Ted Billings, Mary Gordon, Boris Karloff, Lucien Prival, Reginald Barlow, Anne Darling, Valerie Hobson, Douglas Walton, Ernest Thesiger, Colin Clive, O.P. Heggie, Dwight Frye, Una OConnor, E.E. Clive, Gavin Gordon, Elsa Lanchester (Titelrolle)
Laufzeit: ca. 74 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: HD:
- 100 Jahre Universal: Restaurierung der Klassiker (9:11)
SD:
- Sie lebt! - Das Entstehen von The Bride of Frankenstein (38:56 Min., Making-of)
- The Bride of Frankenstein Archive (13:14)
- Filmkommentar des Filmhistorikers Scott MacQueen
- Trailer-Galerie zu vier Frankenstein-Filmen (ca. 8 Min.)
Mein Eindruck: die Blu-ray
Das Bild dieses alten Films wurde ebenso wie sein wunderlicher, eindrucksvoller Opern-Score ausgezeichnet wiederhergestellt (siehe dazu das Special über die Restaurierung). Das Making-of, das Regisseur Joe Dante einleitet, schildert die kuriose Entstehungsgeschichte dieses Sequels zu Whales Blockbuster "Frankenstein": Er wollte den Film gar nicht machen, wollte lieber in die A-Liga aufsteigen und "seriöse" Filme drehen. Nach "Invisible Man" (s.o.) konnte aber nur dieses Projekt realisieren, und arbeitete selbst das Drehbuch um, das ihm Robert Sheriff, ebenfalls ein Londoner, geliefert hatte.
"Bride of Frankenstein" wurde ebenso ein Erfolg wie der Vorgänger, was ein wenig wundert. Hier ist Whales Gesellschaftskritik und sexuelle Metaphorik sogar noch ausgeprägter. Frankenstein und besonders die Mephisto-Figur Pretorius sind zwei Homosexuelle, die das Privileg der Frau, Menschen zu erschaffen, an sich reißen wollen. Pretorius trinkt auf "Götter und Ungeheuer".
Sie erschaffen eine Kreatur nach der anderen, doch alle werden von ihrer Umgebung als "Monster" abqualifiziert. Dabei zeigt die Menschwerdung der ersten Frankensteinkreatur durch einen Freund und durch Sprache, ein wie großes Unrecht diese Abqualifizierung und Ausgrenzung ist - genau wie bei Homosexuellen. Whale brachte sich in diesen Film mehr ein als in irgendeinen anderen der fünf Filme, die er in Hollywood realisieren konnte. Er beging 1957 Selbstmord.
Die vier Trailer zu den Frankenstein-Filmen 1, 2, "Ghost of F. "und "House of F." kann man sich wirklich sparen. Und dass Karloff nicht in "Son of F." auftreten wollte, kann man ihm nicht verdenken: Der Kommerz hatte die Kunst abgelöst.
6) DER WOLFSMENSCH (The wolfman, 1941)
Larry Talbot (Lon Chaney Jr.), der zum alten Schloss seines Vaters Sir John Talbot (Claude Rains) in Wales zurückkehrt, trifft im nahen Dorf die schöne Gwen (Evelyn Ankers) und ihre Freundin Jenny (Fay Helm) zu einem örtlichen Volksfest, auf dem sie einen geheimnisvollen Wahrsager treffen. Jennys Schicksal ist bald darauf offenbart: Sie wird von einem bösartigen Wolf angefallen - dem verwandelten Wahrsager. Talbot schlägt den Wolf mit dem silbernen Griff seines bei Gwen gekauften Spazierstocks tot. Doch nachdem er von ihm gebissen wurde, ist der Fluch des Wolfs auf ihn übergegangen... (Cinefacts.de)
Mein Eindruck
Der Horror der Gene, wie er schon bei H.P. Lovecraft mehrfach durchbrach, verdammt den Wolfsmann zu einem tragischen Schicksal. Talbot Junior war Jahre in den USA, bevor er jetzt nach England zurückgekehrt ist. Doch sein Vater (Claude Rains) hat ein Hobby, das Junior in ein Laster verwandelt: statt der Beobachtung der Sterne widmet sich Junior dem der Frauen. So fällt sein Blick auf die schöne Gwen. Fehlt nur noch der silberne Spazierstock und der Biss durch den echten Wolf, einen Zigeuner - fertig ist die Story von der Ursünde, die sich im verlorenen Sohn Bahn bricht.
Curt Siodmak, ein von mir geschätzter Autor von futuristischen Wissenschaftlerromanen wie "Donovans Gehirn" und "Hausers Gedächtnis", hat der Story einen straffen Plot verliehen. Dabei vernachlässigt er zwar hie und da die Logik, weiß aber durch übernatürliche Elemente und Prophezeiungen Spannung und Stimmung aufzubauen. Lediglich das Make-up, das zu seiner Zeit vielleicht revolutionär war, lockt heute keinen mehr hinterm Ofen hervor.
Die Blu-ray DER WOLFSMENSCH
Technische Infos
Regie/Produzent: George Waggner
Drehbuch: Curt Siodmak
Musik: Frank Skinner, Charles Previn, Hans J. Salter
Kamera: Joseph A. Valentine
Spezialeffekte: Jack Pierce, James P. Fulton, Ellis Burman
Schauspieler: J.M. Kerrigan, Ralph Bellamy, Maria Ouspenskaya, Claude Rains, Warren William, Fay Helm, Patric Knowles, Lon Chaney Jr. (Titelrolle), Evelyn Ankers, Bela Lugosi, Forrester Harvey
Laufzeit: ca. 69 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: HD:
- 100 Jahre Universal: Das Studiogelände
SD:
- Monster im Mondlicht (32:39 Min., Making-of)
- The Wolf Man: Vom alten Fluch zum modernen Mythos (10:08)
- Mit reinem Herzen: Leben und Erbe von Lon Chaney Jr. (36:53)
- Der Schöpfer der Monster: Das Leben und die Kunst von Jack Pierce (25:02)
- The Wolf Man-Archiv
- Filmkommentar von Filmhistoriker Tom Weaver
- Trailer-Galerie
Mein Eindruck: die Blu-ray
Natürlich ist auch hier bester Sound und bester Bildqualität zu finden. Im üppigen Bonusmaterial unterhalt das haölbstündige Making-of bestens. Hingegen enttäuscht das mit ca. 9 Minuten ziemlich kurze Special über den Werwolf-Mythos (den eigentlich Curt Siodmak erschuf), doch die beiden langen Specials über Hauptdarsteller Lon Chaney Jr. und vor allem über den Maskenbildner Jack P. Pierce. Pierce zeichnet verantwortlich für die Masken der wichtigsten Monster: Frankensteins Ungeheuer, seine Braut (mit einer Nofretete-Frisur), der Wolfsmensch und natürlich die Mumie.
Der Wolfsmensch unterscheidet sich von allen anderen Ungeheuern insofern, als er ein Jedermann der Gegenwart ist: Er steckt in uns allen, ganz besonders aber in Pubertierenden. Seine Verwandlung im Licht des Vollmonds spiegelt die Veränderung des pubertierenden Körpers, aber auch die sexuellen Triebe, die auf einmal durchbrechen. Der bisher "normale" Mensch wird plötzlich zur Bestie - und er fürchtet sich vor ihr. Er entwickelt Schuldgefühle, kann aber den Fluch nicht abschütteln. Er wird zu einer tragischen Figur, wie sie sich Aristoteles nicht besser hätte wünschen können. Es ist Lon Chaney Juniors Verdienst, für diese Bestie unser Mitgefühl wecken zu können. Das Special hebt dieses Verdienst hervor.
7) PHANTOM DER OPER (The Phantom of the Opera; 1943, in Farbe!)
Claude Rains ("Der Unsichtbare", "Der Wolfsmensch") spielt einen besessenen Komponisten, der eine schöne junge Sopranistin (Susanna Foster) zum Star der Oper machen will, um Rache an denjenigen zu üben, die sich seiner Musik bemächtigten. Nelson Eddy, als der heldenhafte Bariton, versucht Fosters Zuneigung zu gewinnen und stellt dem ,,Monster" nach, das jeden mit dem Tod bedroht, der sich seinen wahnwitzigen Forderungen widersetzt. (Verleihinfo)
Mein Eindruck
Der Film beeindruckt weniger durch seinen altbekannten Plot als vielmehr durch seine Optik. Jede Szene, die von Licht und glühenden Farben durchdrungen ist, zeugt von der Allgegenwart der Oper - selbst noch in Claude Rains' stillem Kämmerlein, wo er traurige Melodien spielt. Die glühenden Farben, die für das Jahr 1943 ungewöhnlich waren, sorgen noch heute für einen Augenschmaus, und die zahlreichen Arien hoffentlich auch für ein Fest der Akustik.
Bei mir versagte dieser Zauber, denn eine halbe Stunde lang auf den ersten Konflikt warten zu müssen, überstieg meine Geduld. Erst beim zweiten Anschauen - und dem Wegzappen der lästigen Arien - konnte ich die steigende Spannung genießen, die in jenem genialen Fall des Kronleuchters hinab ins Publikum gipfelt, herbeigeführt vom betrogenen Künstler, der zum Phantom wird.
Die Blu-ray PHANTOM DER OPER
Technische Infos
Regie: Arthur Lubin
Drehbuch: John Jacoby, Gaston Leroux (Buchvorlage), Samuel Hoffenstein
Musik: Edward Ward
Kamera: Hal Mohr, W. Howard Greene
Spezialeffekte: Jack Pierce, Tim Baar
Schauspieler: Steven Geray, Frank Puglia, Leo Carrillo, Jane Farrer, Miles Mander, Claude Rains, Edgar Barrier, Fritz Leiber, Susanna Foster, Nicki Andre, Fritz Feld, Nelson Eddy, Hans Herbert, J. Edward Bromberg, Gladys Blake, Hume Cronyn, Elvira Curci
Laufzeit: ca. 92 Min.
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: 4:3
BONUS: HD:
- 100 Jahre Universal: Das Studiogelände
SD:
- Der Operngeist: Das Phantom ohne Maske (51:16 Min, Making-of)
- Filmkommentar des Filmhistorikers Scott MacQueen
- Kino-Trailer
Mein Eindruck: die Blu-ray
Aus dem Making-of ist zu erfahren, dass diese Fassung des "Phantoms" - es gab schon eine anno 1929 mit Lon Chaney - die erste Farbfassung ist und mit zwei OSCARs ausgezeichnet wurde. Leider befasst sich das Making-of "Das Phantom ohne Maske" mehr mit den anderen Fassungen, als die vorliegende zu analysieren. Dies ist dann dem Filmhistoriker Scott MacQueen überlassen, dessen Kommentar man sich anhören sollte.
8) DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS (The Creature from the Black Lagoon, 1954)
Ein amphibienartiges Wesen wird von Wissenschaftlern betäubt und gefangen genommen. Es verliebt sich in die Assistentin (Julie Adams) des wissenschaftlichen Leiters. Dem einsamen Wesen, einem fehlenden Glied in der Kette vom Amphibium zum Menschen, gelingt es zu entkommen und das Objekt seiner Zuneigung zu entführen. Der wissenschaftliche Leiter (Richard Carlson) setzt alles daran, die junge Frau zu retten und das geheimnisvolle Wesen zurück in die Tiefe zu verbannen. (Verleihinfo)
Mein Eindruck
Dieser Schwarzweißfilm ist wirklich ein Horrorklassiker, der bestens auf modernem Niveau zu unterhalten weiß. Er beginnt recht harmlos in einem Ambiente à la "African Queen", wenn El Capitan mit seinem Kahn über die Seitenkanäle des Amazonas schippert und endlich eine verbotene Lagune erreicht. Hier existiert ein Atavismus, ein Kiemenmensch, den eine ungewöhnliche Exposition als zulässiges und zufälliges Ergebnis der Evolution darstellt. Es handelt sich also von Haus aus keineswegs um ein frevelhfates Geschöpf à la Frankensteins Ungeheuer, sondern um eine Laune der Natur.
Die Unterwasseraufnahmen sind erste Sahne, gefilmt mit damals revolutionären Gerätschaften. In den Bodysuits steckten gestandene Schwimmer und Taucher, sodass die Bewegungen des Wesens natürlich wirken. Selten, dass sich mal eine Luftblase aus seinem Mund befreit - was bei einem Kiemenatmer ja nicht vorkäme.
Die zentrale Szene ist jene in der Mitte des Films: Julie Adams verlustiert sich im weißen Bikini schwimmend in der Lagune. Aus der Perspektive des dunklen "Ungeheuers" wirkt sie nackt - und paarungsbereit. Es folgt ein einzigartiger pas de deux, der einem sexuellen Akt sehr nahe kommt. Die Kamera und der Schnitt sowie Henry Mancinis romantische Musik machen diese zentrale Szene zu einem Höhepunkt in Grusel-Erotik, der die Mehrzahl aller erotischen Horrorfilme - man denke an Mario Brava - an Subtilität bis heute überragt. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Szene durch die Zensur gebracht werden konnte.
Die Blu-ray von Der Schrecken vom Amazonas
Technische Infos
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Arthur A. Ross, Maurice Zimm, Harry Essex
Musik: Henry Mancini, Herman Stein, Hans J. Salter
Kamera: William E. Snyder
Spezialeffekte:
Schauspieler:Antonio Moreno, Richard Denning, Julie Adams, Nestor Paiva, Henry A. Escalante, Richard Carlson, Ben Chapman (Monsterdarsteller an Land), Ricou Browning (Monsterdarsteller unter Wasser), Whit Bissell
Laufzeit: ca. 79 Min.
FILM IN 2D UND 3D!
Sprache/Ton: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch in DTS Digital Surround 2.0 Mono, Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 Mono
Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch
Bild: Widescreen 1.85:1
BONUS: HD:
- 100 Jahre Universal: Das Studiogelände
SD:
- Zurück zur Schwarzen Lagune (Making-of)
- Filmkommentar des Filmhistorikers Tom Weaver
- Fotogalerie
Mein Eindruck: die Blu-ray
Das Making-of erklärt sämtliche kniffligen Tricks des Originals und präsentiert die zahlreichen Sequels, die von dem Erfolg des letzten eigenständigen UNIVERSAL-Monsters zehrten. Das war möglich, weil am Schluss des Originals verhindert wird, dass die Kreatur den Tod findet. Sie verschwindet einfach in ihrer unterseeischen Höhle.
Die Unterwasseraufnahmen waren nicht ungefährlich, wie die beiden Darsteller der Kreatur berichten. Besonders der lebhafte Ben Chapman weiß von einigen brenzligen Situationen zu berichten. Nachdem man alle Haie, Muränen usw. gefüttert hatte, um sie ruhigzustellen, wurde er ausgerechnet von einer hungrigen Seeschildkröte gebissen, die man vergessen hatte. Na, wenn das nicht der Fluch der bösen Tat ist.
Verpackung und Ausstattung
Die Box wartet mit einem 48-seitigen Booklet und acht Artcards mit den Original-Artworks der Filmplakate auf. Diese Artcards sind meist auf den Produktfotos in den Webshops abgebildet. Was das Booklet enthält, kann ich leider nicht sagen: Es war den Presse-Discs nicht beigelegt. Die Discs selbst sind mit einem Motiv des jeweiligen Monsters bedruckt.
Die Box enthält als spezielle Boni die Filme "Der Schrecken als Amazonas" (1954) als Blu-ray 3D sowie die spanischsprachige Fassung von "Dracula" (1931), welche wesentlich erotischer ist. Was ich gern hervorheben möchte, ist die Fülle des Bonusmaterials, das jeder einzelnen Blu-Ray beigefügt wurde. Die meisten Specials habe ich oben erwähnt und kurz beschrieben. Hinzu kommen die Bildgalerien, die auf jeder Disc zu finden sind.
Jede einzelne Disc ist mit einem Audiokommentar versehen, manchmal sogar mit mehr als einem, so etwa "Dracula". Desweiteren gibt es Specials über die Universal Studios selbst: das Studiogelände mit seiner Geschichte und Bedeutung, sowie die Entwicklung des Studios im Laufe von hundert Jahren. Das Restaurierungs-Special fand ich sehr erhellend. Alles in allem ist dies Material, für dessen Sichtung man zweifellos nahezu eine Woche zur Sichtung braucht.
Unterm Strich
Die Classic Monster Collection bietet die acht zentralen Horrorfilme der Filmgeschichte. Hier findet der Filmfreund Filme, die die heute gültigen Mythen schufen, so etwa "Dracula", "Frankenstein" und der "Wolfsmensch". Kommentare von ausgewiesenen Filmhistorikern erklären die Details und Bedeutung des jeweiligen Films, Specials erläutern beispielsweise die Tricks bei den Aufnahmen und beim Make-up (besonders von Jack Pierce). Der einzige Farbfilm der Collection ist "Phantom der Oper" - hier kann man wirklich an der Farbenpracht erkennen, was bei der Restaurierung geleistet wurde.
Natürlich gab es jede Menge Fortsetzungen dieser Originalfilme, manchmal sogar ein halbes Dutzend, etwa bei "Frankenstein" und der Mumie. Hinweise auf diese Sequels werden nie unterlassen, denn damit macht das Studio quasi für seine eigenen Produktionen Werbung. Was aber in allen Specials stets durchscheint, ist die Tatsache, dass all diese cineastischen Wunder von Menschen vollbracht wurden. Und da gab es jede Menge Konflikte, Triumphe und Tragödien (z. B. bei Lon Chaney jr.). Die Kommentatoren, zu denen sogar Horrorautoren wie Clive Barker und Kim Newman gehören, tragen dazu jede Menge erhellende und amüsante Details bei.
Die Box
Die Ausstattung der Box mit Booklet, Artcards und Blu-rays lässt sich für den Preis von knapp 50 Euro kaum besser vorstellen. Auch die Blu-rays sind mit Bonusmaterial vollgestopft, das ich oben vorgestellt habe. Es wäre daher ein Wunder, wenn sich Cineasten nicht die Finger nach dieser Edition lecker würden. Einsteiger in das Horror-Genre "Monsterfilme" bekommen hier die bestmögliche Qualität hinsichtlich Bild und Ton geboten, die man sich nur wünschen kann.
Kurzum: Wer sich diese Box zulegt, kann über die acht wichtigsten Monster wirklich mitreden - und hat dazu noch mindestens zehn Stunden gruselige Unterhaltung. Ein echtes Sammlerstück.
Hinsichtlich des Preises sollte man darauf achten, dass es auch Angebote weit unter den 50 Euro gibt, die Universal verlangt. DVD-Webseiten wissen hierzu die besten Angebote aufzulisten, und es sieht ganz so aus, als ob der Preis eher gegen 40 Euro tendiert. Aber die Box ist ja erst drei Wochen auf dem Markt.
Michael Matzer (c) 2012ff
- Redakteur:
- Michael Matzer