Vampire Girl vs. Frankenstein Girl
- Regie:
- Yoshihiro Nishimura & Naoyuki Tomomatsu
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Horror
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Kyûketsu Shôjo tai Shôjo Furanken
1 Review(s)
15.09.2010 | 22:46Wenn Regisseur und Effekt-Experte Yoshihiro Nishimura von etwas Ahnung hat, dann davon wie man die Kacke richtig zum dampfen bringt. Nicht nur ist der Japaner verantwortlich für die Umsetzung von Special-Effects und Make-Ups in diversen Filme vom Schlage eines „Meatball Machine“ (2005) und „The Machine Girl“ (2008), auch ist er das führende Mastermind hinter der Splatter-Granate „Tokyo Gore Police“ (2008) gewesen, welcher unbestritten der bisherige Höhepunkt einer ganzen Welle an filmischen Geschmacklosigkeiten aus dem Reich der aufgehenden Sonne gewesen ist. Mit seinem neuesten Streich „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“, der in Zusammenarbeit mit dem nicht minder wahnsinnigen Naoyuki Tomomatsu („Eating Schoolgirls: Osaka Telephone Club“, „Stacy“) entstanden ist, nimmt sich das enfant terrible des japanischen Metzel-Films nun europäische Horrorklassiker der Literatur als Vorlage und entzündet einmal mehr eine Bombe der Groteske, die es ganz schön in sich hat.
Um Jyugon (Takumi Saitô) ihre Liebe zu beweisen, schenkt Monami (Yukie Kawamura) ihrem Klassenkameraden zu Valentinstag eine Praline.Was Jyugon aber nicht weiß, ist das die Praline mit dem Blut der Schenkerin gefüllt ist. Als ihm Monami auch noch eröffnet, dass sie ein Vampir ist und er jetzt, da er ihr Blut zu sich genommen hat, auch, glaubt Jyugon vollkommen im falschen Film zu sein. Das dem nicht so ist, muss der Schüler kurz darauf feststellen, als es zum Gefecht zwischen Monami und der Obertussi Keiko (Eri Otoguro) kommt, in deren Verlauf letztere umkommt. Doch da haben die beiden die Rechnung ohne Keikos verrückten Vater (Kanji Tsuda) gemacht, welcher seine tote Tochter in Handumdrehen aus diversen Körperteilen wieder zusammenbastelt. Es kommt schließlich zum finalen Kampf zwischen Vampire Girl und Frankenstein Girl, deren Siegerin Jyugon für sich beanspruchen darf...
Stellt man „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“ in den direkten Vergleich mit „Tokyo Gore Police“, so muss zweifelsohne gesagt werden, dass Nishimuras aktueller Schinken einige Schritte zurückfährt, was die Geschmacklosigkeiten angeht. Das macht den Film für den ein oder anderen, der noch beim letzten Paukenschlag des Regisseurs sein Essen auf dem Boden wiedergesehen hat, sicherlich erträglicher, trotzdem gilt: wer keine Affinität für wilde Exzesse dieser Art hat, der ist hier an der gänzlich falschen Adresse gelandet und sollte die Büchse der Pandora lieber geschlossen lassen. Allen anderen offenbart sich jedoch einmal mehr ein über alle Maßen unterhaltsames Werk des puren Irrsinns.
Das Nishimura dabei gewiss kein großer Geschichten Erzähler ist, offenbart sich bereits in den ersten Minuten des Filmes, nicht zuletzt da einige Szenen geradezu wie aneinander geheftet wirken ohne das sonderlich auf eine feste Erzählstruktur geachtet wurde oder sie irgendetwas zu der Grundhandlung beitragen. Allerdings kann man dem Regisseur kaum abstreiten, das er trotz dramaturgischer und inszenatorischer Handicaps (wohl der Hauptgrund, warum er sich mit Naoyuki Tomomatsu einen zweiten Mann ins Boot geholt hat) ein gutes Auge dafür hat, wie man einen flüssigen Rhythmus aufkommen lässt, sodass die sowieso kaum tragfähige Geschichte zumindest zum soliden Grundgerüst für den Film wird. Doch letzten Endes dient das ganze sowieso nur als Mittel zum Zweck, sodass sich Nishimura bei den Trick-Effekten zu Genüge ausleben kann, was er auch tut.
Gleichzeitig merkt man „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“ sehr deutlich an, dass das Hauptaugenmerk vor allem auf eine homogene Mixtur zwischen überzeichneter Komik, vor allem ausgelöst durch die absolut schrägen Figuren, und jeder Menge Kunstblut gelegt wurde. So ist der Film nicht nur ein Rundumschlag gegen die japanische Jugend- und Pop-Kultur, auch versucht man gezielt den ein oder anderen zweifelhaften Trend in Frage zu stellen. Das der Streifen dabei nun eine kritische Abhandlung mit Sozialkritik wäre ist sicherlich ein bisschen hoch gegriffen, trotzdem merkt man „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“ an, das er eben auch etwas mehr sein will, als reiner Splatter-Spaß. Letzteres bekommt man trotz alledem in guter Dosis geboten, wobei einmal mehr jede Menge Kunstblut wie aus Fontänen den Bildschirm rot einfärbt und man mit den ein oder anderen ziemlich ideenreichen Effekten auffährt. Hinzu kommt noch ein wirklich grandioser und perfekt getimter Soundtrack, der irgendwo zwischen schwülstigen Japano-Pop und noch schwülstigeren Ami-Pop liegt und so manche Szene, wie eine im Blutregen tanzende Monami, erst so prägnant macht.
Großartig natürlich auch die kleinen versteckten Schmankerl im Film, wie zum Beispiel kurze Cameos von Regisseur Takashi Shimizu, der ein bisschen seinen Film „Ju-on“ und dessen ebenfalls von ihm stammendes US-Remake „The Grudge“ verarscht, und Eihi Shiina, dem eiskalten Engel aus „Audition“. Und auch der feste Cast um Yukie Kawamura („Creepy Hide and Seek„) als Vampire Girl, Eri Otoguro („Shaolin Girl“) als Frankenstein Girl und Takumi Saitô („Robo Geisha“, „Gay Love“) als Jyugon macht im Kontext des Filmes einen ordentlichen Job.
Gewiss: mit den Grundmotiven von „Dracula“ und „Frankenstein“ hat „Vampire Girl vs. Frankenstein Girl“ herzlich wenig am Hut, trotzdem ist Nishimuras aktuelles Trash- und Blut-Fest wieder einmal ein unterhaltsames und sehr ideenreiches Filmchen geworden, welches nicht ganz so Extrem daherkommt, wie so manch anderer Film des aktuellen Genre-Kinos Japans, aber für Fans solcher Werke trotzdem eine sichere Nummer ist.
Daten zum Film:
Originaltitel: Kyûketsu Shôjo tai Shôjo Furanken (Japan, 2009)
Laufzeit: ca. 84 Minuten
FSK: Keine Jugendfreigabe
Regie: Yoshihiro Nishimura & Naoyuki Tomomatsu
Darsteller: Yukie Kawamura (Monami/Vampire Girl), Eri Otoguro (Keiko/Frankenstein Girl), Takumi Saitô (Jyugon Mizushima), Sayaka Kametani (Midori), Namie Terada (Afro Rika), Kanji Tsuda (Kenji Furano)...
7/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte