Voll daneben - Gags mit Dieter Krebs
- Regie:
- Dieter Krebs
- Jahr:
- 1990
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
22.03.2009 | 07:31Der Name Dieter Krebs steht in der deutschen TV-Historie nicht nur für zahlreiche Besetzungen als “Tatort“-Kommissar sowie seinen legendären Part in “Ein Herz und eine Seele“, sondern vor allem auch als König des Sketch-Fernsehens, welches er mit Kultfiguren wie Dieter Hallervorden und Harald Juhnke nebst vielen anderen populären Persönlichkeiten etablierte und mit enorm vielen Beiträgen bereicherte. Vor seinem dramatischen Krebstod – eine bittere Ironie, die ihm selbst im Grab nicht einige makabre Lacher einbrachte – war Krebs sogar noch betriebsamer als zu Beginn seiner erfolgsgekrönten Laufbahn als TV-Liebling. In “Der Dicke und der Belgier“ spielte er einen echten Kultpart, seine Beteiligung in “Bang Boom Bang“ ist unvergessen und auch “Go Trabi Go“ ist abseits der Handlung mit diesem Namen verknüpft. Dennoch stechen genau zwei Formate, die Krebs nicht nur mitprägte, sondern in kreativer Hinsicht fast schon alleine ausfüllte, aus seiner Biografie heraus. An erster Stelle steht zweifelsohne “SketchUp“, insgeheim der Durchbruch für viele prominente Personen der deutschen Fernsehkultur und als Serie einer der wichtigsten Inhalte des deutschen Fernsehens der mittleren 80er. Über vier Staffeln hielt sich die Sendung, bevor sie dann – für viele unverständlich – eingestellt wurde. Vier Jahre nach dem Ende des Erfolgskonzepts, adaptierte Krebs dann jenes Showmuster für seine eigene Sketch-Show “Voll daneben“, die kaum minder prominent besetzt war, aber dieses Mal ausschließlich auf ihren Initiator und Herausgeber fokussiert war – und genau diese Serie ist nun erstmals auf DVD erhältlich.
Der Silberling enthält, ähnlich wie der Release der “SketchUp“-Box, das ganze Programm der Show und somit alle gut 25 Minuten andauernden Auftritte. Krebs zeigt sich hier gewohntermaßen als Verkleidungskünstler und Mimen-Chamäleon der ganz außergewöhnlichen Art, insbesondere weil es ihm wie kaum einem zweiten gelingt bzw. gelungen ist, selbst in den albernsten Passagen Ernst zu bleiben und sich nicht von der Stimmung des Publikums mitreißen zu lassen. Gelegenheiten hierzu hätte es immer wieder gegeben, gerade in den vielen bekannten Sketchen, die bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Der populärste Output beispielsweise stammt direkt aus der ersten Episode, in der Krebs einen Fachverkäufer eines Baumarktes mimt und mit seinem perplexen Geschwafel den bis dahin selbstbewussten Kunden völlig aus dem Konzept bringt. Ebenfalls unvergessen die Reisen mit Pit Cock, die sich als Running Gag immer mal wieder mit neuen Zielen zeigen und sich konzeptionell noch am ehesten an “SketchUp“ orientieren.
Ansonsten lässt sich Krebs inhaltlich überhaupt nicht einschränken, was unter anderem auch deshalb möglich war, da seine BegleiterInnen ständig wechseln. Eine Konzentration auf bestimmte Sketchpartner besteht infolge dessen nicht mehr, und gerade das hat sich für “Voll daneben“ tatsächlich bewährt. Krebs spielt nun Rollen, die ihm mehr Freiheiten lassen, aber auch rein sprachlich schon mal derber ausgestattet sind. Bei einer Versammlung des Aufsichtsrats einer Lutschbonbonfirma hagelt es beispielsweise verbale Entgleisungen, inmitten derer Präsident Dieter sich selbstsicher und offensiv zeigt – nicht zum einzigen Mal…
In Sachen Klamauk steht “Voll daneben“ seinem offensichtlichen Vorgänger daher also in nichts nach, weshalb es eigentlich schade ist, dass die Reihe nach diesen sechs Folgen wieder ein jähes Ende fand. Knapp zwei Dekaden später folgt nun also die erste digitale, und als solche längst überfällige Nachlese, die jedoch abgesehen vom eigentlichen Inhalt ein wenig enttäuschend ist. Die Bildqualität ist bestenfalls mäßig, und auch der Ton verbesserungswürdig – eine fokussierte Nachbearbeitung hat also wohl kaum stattgefunden. Dafür gibt es aber wenigstens eine recht informative Dokumentation über den Urheber der Serie, die von niemand geringerem als Nina Hagen präsentiert wird. Als Entschädigung für die durchschnittliche Aufarbeitung ist dies nämlich ein richtig angemessenes Feature.
Darüber streiten, inwiefern das Programm für den Liebhaber des deutschen Comedy-Fernsehens essentiell ist, braucht man am Ende jedoch nicht. Krebs und seine Partner waren ihrer Zeit gewissermaßen voraus und lieferten schon vor 20 und mehr Jahren die Blaupause für die vielen privaten Formate, die diesen Bereich aktuell prägen – nur eben noch eine Spur erfinderischer. Aus diesem Grund ist “Voll daneben“ trotz der technischen Kleinigkeiten auch dringend zu empfehlen!
- Redakteur:
- Björn Backes