WWE Royal Rumble 2008
- Regie:
- WWE
- Jahr:
- 2008
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
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22.10.2008 | 14:49Zur Zeiten der World Wrestling Federation war der Royal Rumble die wohl wichtigste Veranstaltung im gesamten Kalenderjahr. Hier wurde nicht nur der Grundstein für manche Matches und Fehden bei der drei Monate später datierten Großveranstaltung gelegt, sondern in der jährlichen Battle Royal der sicherlich interessanteste Matchtyp im gesamten Show-Wrestling-Zirkus ausgetragen. Anderthalb Dekaden später haben sich die Prioritäten beim World Wrestling Entertainment sehr stark verändert. Der Rumble genießt zwar immer noch ein hohes Ansehen, ist inzwischen aber nur eine Veranstaltung unter vielen großen Events im Reiseplan der Liga. Zeit also für die Veranstalter, den alten Ruhm wieder zurückzuerkämpfen und dieses traditionsreiche Ereignis wieder zum Top-Event zu verwandeln.
In diesem Jahr gastierte die WWE daher nach längerer Zeit wieder im Madison Square Garden, dem vielleicht berühmtesten Veranstaltungsort in den Vereinigten Staaten. Schon seit ewiger Zeit ist der Garden unmittelbar mit den Liga-Kämpfen der WWF und WWE verknüpft, wie es Ric Flair in seiner Ankündigung für sein vielleicht letztes Match gegen den MVP auch verlauten lässt. Schön zu sehen, dass dieser einstige Bösewicht nach langen Jahren doch noch zum Publikumsliebling aufgestiegen ist und sich auch mit knapp 60 Jahren noch wacker schlägt. Sein Eröffnungskampf gegen besagten MVP ist zwar keines der echten Highlights dieses Abends in New York, aber nichtsdestotrotz ein ganz ansehnlicher Fight zwischen zwei gänzlich verschiedenen Wrestlern.
Eine Spur spektakulärer gestaltet sich da schon die Begegnung von Chris Jericho und JBL, die beide nach längerer Zeit wieder in den WWE-Ring zurück steigen. Gerade Jericho, der zwischenzeitlich einen Ausflug ins Musikgenre erprobt hat, zeigt sich hier ambitioniert und bietet dem technisch kaum beschlagenen JBL eine echte Challenge. Auch wenn hier der Funke noch nicht ganz überspringen will, ist auch diese Paarung ziemlich ansehnlich.
Die vielleicht wichtigste Kampfaufstellung folgt an dritter Stelle. Rey Mysterio und Edge forcieren ihre bereits länger bestehende Fehde in einem sehr abwechslungsreichen, ständig rasanten Match. Insbesondere Mysterio bietet Technik vom Feinsten und kann den kräftiger gebauten Adam Copeland alias Edge immer wieder in die Schranken weisen. Letzten Endes ist es ausgerechnet Edges Begleiterin Vickie Guerrero, die Witwe des an einem Herzinfarkt verstorbenen Eddie Guerrero, die den Kampf entscheidet. Der Smackdown-Gürtel wird aber später ein weiteres Mal zur Disposition gestellt, da diese Fehde am heutigen Abend noch nicht ausgestanden ist…
Im letzten Single-Match geht es schließlich um den Raw-Titel. Randy Orton und der mit halsbrecherischen Manövern agierende Jeff Hardy liefern sich eine echte Ringschlacht, deren Ende jedoch auch vorhersehbar ist. Zwar läuft das Match in den ersten Minuten immerzu hin und her, jedoch zeichnet sich am Ende eine klare Tendenz ab, die sich auch bestätigen soll. Das Wrestling ist zwar – auch auf Seiten Ortons – ausgezeichnet, aber in Sachen Spannung ist auch der letzte Titelkampf der Veranstaltung ein kleines bisschen enttäuschend.
Als Letztes wartet dann natürlich die Battle Royal, in der 30 namhafte Wrestler für einen Champion-Match-Slot bei Wrestlemania XXIV antreten. Weniger überraschend treten aqusgerechnet die beiden Akteure, die im vergangenen Jahr als letztes in den Ring stiegen, heuer als erstes ein und eröffnen die bunte Schlacht, die in regelmäßigen Abständen von neuen Leuten gesäumt wird. Erwartungsgemäß entpuppt sich dieser Mega-Fight als unterhaltsamstes Feature des Royal Rumble 2008, was aufgrund der teils dürftigen Partien aber auch keine harte Aufgabe war. Schade eigentlich, denn vor der Kulisse hätte definitiv mehr herausspringen können.
Neben den partiell eher mäßigen Begegnungen ist auch das Rahmenprogramm nicht sonderlich aufregend. Ashley Massaro startet eine abgedroschene Playboy-Kampagne, Flair erlebt hinter den Kulissen die nächste Herausforderung, und wenn es dann mal wirklich unterhaltsam wird, liegt dies in erster Linie an den tollen Clips, die als Zwischensequenz eingeblendet werden, um die Umbaupausen zu überbrücken. All dies haben wir in der Vergangenheit auch schon spektakulärer und vor allem ambitionierter erlebt, als es beim „Royal Rumble 2008“ vorgetragen wird.
Dementsprechend kann der Rumble seinen Ruf auch in diesem Jahr nur bedingt aufpolieren. Die Battle Royal ist zwar immer noch faszinierend, und auch der Kampf zwischen Edge und Mysterio ist das Geld wert. Aber von einer Veranstaltung, die eine lange Tradition pflegt und einst so eine wichtige Stellung innerhalb der Liga eingenommen hat, kann man schon ein bisschen mehr erwarten als die unausgegorene Show aus dem Madison Square Garden. In dieser Konstellation bleibt das Ganze nämlich nur ein Ereignis unter vielen – leider!
Die zugehörige DVD kann dem entgegen wie immer überzeugen. Bild- und Tonqualität sind auf gewohnt hohem Niveau und auch die Menüführung lässt keine Wünsche übrig. Aber den Event retten, kann die Aufarbeitung eben auch nicht. Ebenfalls: Leider!
- Redakteur:
- Björn Backes