Way Of The Director, The
- Regie:
- Tomoko Matsunashi
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Eigakantoku ni naru houhou
1 Review(s)
24.06.2006 | 13:41Die Independent-Szene Japans ist irgendwie schon etwas ganz Besonderes. Um hier zu bestehen, bedarf es schon sehr eigenartiger Filmideen, damit man irgendwie aus der Masse heraussticht. Und meist kommt man als Regisseur auf dem Weg nach oben doch nicht an den sogenannten 'Pink Movies' vorbei, also Sexfilme, die sich aufgrund der wenigen Restriktionen seitens des Produzenten nicht selten zu ungewöhnlichen Kunstfilmen entwickeln. Sex, Blut, ungewöhnliche – um nicht zu sagen: eigenartige - Einfälle und sehr hohe Ambitionen und Ansprüche in künstlerischer Hinsicht sind also für gewöhnlich die Bestandteile eines solchen Indie-Films. Um diese Eigenart der Szene weiß auch die Regisseurin Tomoko Matsunashi, die sich schon lange in diesem Bereich tummelt und mit ihrem Film "The Way Of The Director" eine Art satirische Abrechnung mit der Szene gedreht hat.
Regisseur Kitagawa will hoch hinaus in der Filmszene. Er hält sich ohnehin für den Größten und hätte sein Ziel nach eigener Ansicht schon längst erreicht, wenn die Kritiker und alle anderen nicht solche Ignoranten wären, die seine mit der Handkamera runtergedrehten Machwerke einfach nicht verstehen. Auch die Regisseurin Saito, die Kitagawa auf einem pseudo-renommierten Festival kennen lernt, hat das gleiche Ziel wie er. Nur schafft sie ihren Durchbruch mithilfe eines windigen Produzenten schon viel eher, als sie sich nämlich als trashiger Superheldinnen-Verschnitt "Strawberry" im Erdbeeren-Kostüm hochstilisiert.
Für Kitagawa schlägt die große Stunde erst, als er sich als Porno-Regisseur mit Pseudo-Anspruch verdingt. Doch irgendwie kommen die Karrieren der beiden dennoch ins Stocken. Da hat Kitagawa die rettende Idee. Er möchte einen Doku-Porno drehen, in dem er auf einer Reise durchs winterliche Hokkaido "Strawberry" zur Pornodarstellerin ausbildet. Saito und ihr Produzent sind begeistert, und so packen Kitagawa und Saito ihre Camping-Ausrüstung und natürlich die obligatorische Kamera ein und machen sich auf den Weg zu ihrem verschneiten Reiseziel. Leider landen sie in der entlegenen Region mitten in einem Schneesturm, der beide in Lebensgefahr bringt. Doch Kitagawa hält an seinem Filmprojekt fest und dreht weiter bis zum bitteren Ende.
Der Film beginnt mit einem Ausschnitt aus Saitos fiktivem "Strawberry"-Film, der mit seinem parodistischen Cocktail aus allem, was zum japanischen Popuärfilm gehört, schon gekonnt auf das Kommende einstimmt: Eine zuckersüße, als Erdbeere verkleidete Superheldin ist dort zu sehen, die sich den Schutz aller Erdbeeren zur Lebensaufgabe gemacht hat. Und so entwickelt sich ein Mann, der ganz ahnungslos und ohne schlechtes Gewissen eine solche verspeist, zu ihrem ersten Widersacher, den sie stilgerecht und mit übertriebener Gewalt auseinander nimmt, bis dieser Blut spuckt und seine Gedärme über dem Boden verteilt sind. Ein finaler Martial-Arts-Kick, bei dem Saito ihr Höschen unter dem kurzen Rock für alle Zuschauer sichtbar lüftet, darf natürlich auch nicht fehlen. So läuft das nun mal beim japanischen Indie-Film. Und den will Tomoko Matsunashi schließlich auf die Schippe nehmen.
Weiter geht's mit den – natürlich ebenfalls fiktiven – Kurzfilm-Beiträgen des Independent-Festivals, durch die die ganze Bandbreite japanischen Filmschaffens durch den Kakao gezogen wird – vom langatmigen, bedeutungsschwangeren Kunstfilm bis zum Porno im Home-Video-Format mit künstlerischem Anspruch. Hierbei kommt nicht nur der Kenner, der solche Filmchen schon als ernstgemeinte Werke zu Gesicht bekommen hat, auf seine Kosten, auch der Laie dürfte sich schwerlich ein Lachen verkneifen können.
Nach diesem gelungenen Auftakt und parodistischen Querschnitt durch die japanische Filmwelt entwickelt sich dann langsam die Story des Films, die vom Kampf der Protagonisten innerhalb dieser dargestellten Film-Szene handelt. Dabei rechnet Matsunashi auf bitterböse Weise mit den Mechanismen in dieser Filmwirtschaft ab, die künstlerische Ambitionen schnell auf eine niveaulose, aber verkaufsträchtige Mischung aus Hardcore-Sex, süßen Manga-Püppchen und Gewalt zusammenschrumpfen lässt – wobei sich die Protagonisten aber nie wirklich eingestehen, dass sie ihre Ideale verkauft haben. Dabei könnte man der Regisseurin selbst den Vorwurf machen, dass sie auch jenseits der gezeigten Werke der Protagonisten auf diese Bestandteile setzt, aber bei ihr sind sie wenigstens ironisch gebrochen und desto mehr es dem Ende zugeht auch mit schwarzhumorigem Humor durchtränkt, der nicht selten die Grenze zu ätzendem Zynismus tangiert. Einen starken Magen und eine gewisse Abhärtung gegen Ekel-Szenen sollte man als Zuschauer also schon mit in die Vorstellung dieses Filmes bringen.
Vor allem, wenn man sich mit dem japanischen Film schon etwas auskennt, wird man dann aber sehr gut unterhalten. Auch wenn der Film ständig zwischen witzig und einfach nur nervig pendelt, wird man wohl nur schwer einen vergleichbar abgedrehten Film finden, da sich dieser schon an den ganzen Absonderlichkeiten des japanischen Indie-Films orientiert, aber noch dicke eins drauflegt, und so zumindest für den Fan der hier parodierten Filme ein absolutes Muss ist.
Mit "The Way of the Director" holt die Regisseurin Tomoko Matsunashi zum bitterbösen Rundumschlag gegen die japanische Independent-Film-Szene aus, indem sie kleine Parodien erschafft und zu einem satirisch-überdrehten Blick hinter die Kulissen einlädt. Dabei orientiert sie sich an den Eigenarten der Szene, die sie in ihrem Film in überspitzter Form auch selbst anwendet, wodurch dieser Film zu einer klaren Empfehlung für Freunde des außergewöhnlichen japanischen Films wird.
- Redakteur:
- Andreas Fecher