Wonderwall
- Regie:
- Joe Massot
- Jahr:
- 1968
- Genre:
- Drama
- Land:
- UK (England)
1 Review(s)
09.09.2008 | 18:47"Wonderwall"
Wonderwall - Welt voller Wunder - dies die deutsche Übersetzung des Filmes aus dem Jahre 1968 von Joe Massot.
Als Zuschauer wird man in direkt in die Welt der 60er-Jahre geworfen und während 88 Minuten wechselt man von der "realen" Welt des Professors oft nahtlos immer wieder in die bunte Hippiewelt seiner Nachbarin, des Models Penny.
Story:
Professor Collins ist die Art Professor wie aus dem Bilderbuch. Er lebt fernab der Realität, versunken in seine Experimente und Analysen von Bakterien. Um in der wirklichen Welt klar zu kommen, führt er eine Reihe von Kärtchen mit sich, auf welchen er immer abliest, was er als nächstes tun muss, sobald er nicht mehr arbeitet.
Seine Welt ist seine Arbeit, seine Versuche und Untersuchungen im Labor, wo er sich durch seine Zerstreutheit von den anderen Mitarbeitern sehr abhebt. Doch sie akzeptieren ihn und versuchen ihm zu helfen wo immer es nötig ist.
Eines Abends, als er sich zuhause seinen Studien widmen möchte, hört er aus der Nachbarwohnung ziemlich laute und für ihn störende Musik. Er klopft an die Wand, doch das bringt nicht viel. Bei seinem Versuch sich zu beruhigen, bemerkt er plötzlich, dass seine Wohnung so etwas wie eine Camera Obscura ist. Durch ein kleines Loch in der Wand und Licht dahinter, wird eine Frau in seine Wohnung projiziert, welche sich zu der Musik bewegt. Er ist fasziniert, ist es doch eine anmutige junge und schöne Frau. Sofort versucht er mehr zu sehen und schaut durch das kleine Loch an der Wand. Was er dort sieht fasziniert ihn immer mehr und schon bald reicht ihm ein Loch nicht mehr. Er bohrt immer neue Löcher um diese für ihn immer wichtiger werdende Frau zu beobachten. Tagelang sitzt er da, baut immer bessere Möglichkeiten um aus den verschiedensten Höhen immer mehr zu sehen. Er geht nicht mehr zur Arbeit und schickt seine Haushälterin, welche einmal pro Woche kommt, schnell wieder weg. Diese Spionage ist für ihn wie eine Droge. Überall sieht er nur noch das Modell und seine Realität vermischt sich mit Alpträumen, Tagträumen und Beobachtungen.
Penny, wie das Modell heißt, hat einen Freund, doch dieser nimmt es mit der Treue nicht so genau. Die beiden feiern mit Freunden Partys, bei denen gekifft und Wasserpfeife geraucht wird. Dazu läuft immer Musik. Das Ganze ist sehr psychedelisch. Nebst den Partys wird in der Wohnung auch viel für Zeitschriften fotografiert. Als der Freund von Penny einmal beim Professor läutet, um ihn um Zucker zu bitten, erzählt er diesem, dass Penny auf der Titelseite der Vogue erscheint.
Das Leben des Professors richtet sich nur noch nach ihrem Leben. Wenn sie eine Party feiert, so feiert er auf der anderen Seite der Mauer mit, das heißt er zieht sich entsprechend an, dekoriert die Wand und beobachtet dann das Geschehen auf der anderen Seite.
Mit der Zeit ist ihm diese Wand nicht genug und er bricht seine Decke durch um auf dem Dachboden den besseren Blick in ihre Wohnung zu haben.
Eines Tages wagt er es sogar in ihre Wohnung zu steigen, was am Ende ihre Rettung bedeutet.
Persönliche Meinung:
Der Film wird stark durch die Musik von George Harrison (bekannt als Bandmitglied der Beatles) geprägt. Der Film ist ein Mix von Realität, Träumen, Sex, Drogen und Musik. Professor Collins sagt einmal zum Freund von Penny, als dieser erwähnt, dass sie verwirrt sei, dass es die Musik sei, welche sie immer konsumiere. Musik verunmögliche das Denken und stifte Verwirrung. Und genauso geht es dem Zuschauer. Man muss sich in der psychedelischen Musik, den vielen Farben, welche in dem Film durch Lichter und Wandbilder vorkommen, versuchen zu orientieren. Oft ist es im ersten Moment unklar, ob man sich in einen Traum des Professors oder in seiner realen Welt befindet.
Die Wohnung von Penny ist von oben bis unten bemalt, dazu kommen die vielen Lichter in verschiedenen Farben. Als Gegensatz dazu ist die Wohnung des Professors zu sehen. Er soll das Intellektuelle, Analytische verkörpern, welches mit der Zeit aber in den Hintergrund tritt. Plötzlich lebt der Professor nicht mehr in seiner Welt im Mikroskop, welche übrigens genauso psychedelisch wirkt wenn sie mit Musik untermalt wird, sondern er beginnt sich mit der irdischen Welt auseinander zu setzen. Dies aus seinem inneren Drang nach Liebe, der Sehnsucht nach dieser Frau. Alles was er um sich herum gesammelt hat wird unwichtig, stürzt teilweise ein, geht kaputt, nur damit er sich dem Moment, der Liebe widmen kann.
Mir persönlich hat der Film nicht sonderlich gefallen, da er teilweise ziemlich langfädig ist. Wenn immer wieder in minutenlangen Sequenzen Jane Birkin, welche Penny verkörpert, nackt oder auch als Hippie angezogen, sich zu der psychedelischen Musik langsam bewegt, ihre diversen Freunde beim kiffen oder Wasserpfeife rauchend gezeigt werden, so ist dies nicht sonderlich unterhaltsam. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsste selber Drogen nehmen, um eventuell einen Genuss und Sinn in diesem Farben- und Traumspiel zu sehen. Für mich ist Wonderwall ein Zeitbild, ein Film aus einer Zeit, welche mir persönlich eher fremd ist. Hingegen hat mir die Figur des Professors ganz gut gefallen. Er wirkt wie eine Figur aus einem Märchen und ist mit seiner Schrulligkeit, aber auch seinen zaghaften Versuchen (wenn auch unbemerkt von seiner Angebeteten) als Mann interessanter zu werden, irgendwie liebenswert. Am Ende habe ich mich gefragt, wie sein Leben wohl weitergegangen ist.
Der Sinn des Filmes? Ich kann es nicht genau sagen. Meiner Meinung nach bot er eine Plattform für Jane Birkin sich zu produzieren (schauspielerisch wird nicht viel von ihr abverlangt) und für George Harrison, seine Musik in einem Film unterzubringen. Mir gefällt die Musik nicht sonderlich, denn sie ist irgendwie undefinierbar und passt zu der psychedelischen Stimmung. Deswegen kann ich nur sagen: Film anschauen und sich ein eigenes Urteil bilden!
Ich kann mir vorstellen, dass dies einer dieser Filme ist, die man sehr unterschiedlich interpretieren und dem gegenüber die Emotionen ebenfalls sehr unterschiedlich sein können.
Wer skurrile Träume mit Symbolen, Farben, sich räkelnde nackte Frauen oder auch einfach Jane Birkin mag, wird sicher auf seine Kosten kommen. Wer einen anspruchsvollen Film erwartet, wird eher enttäuscht. Aber vielleicht habe ich einfach den Sinn dahinter nicht verstanden?
Darsteller:
Jack McGowran verkörpert den Professor Collins sehr gut. Er ist bekannt aus Filmen wie „Der Exorzist“, „Tanz der Vampire“ oder „Der Sieger“.
Für Jane Birkin war es einer ihrer ersten Filme. Sie hat nicht viel zu tun außer lasziv in die Kamera zu schauen, ihren Körper zu zeigen und in verschiedenen Kleidern zu posieren. Man muss aber sagen, dass sie dies sehr überzeugend tut.
Musik:
In diesem Film muss die Musik separat erwähnt werden, denn George Harrison war immerhin eines der Mitglieder der Beatles. Er machte nicht nur mit den Beatles Karriere, sondern kreierte seine eigene Musik, welche in Filmen wie hier in „Wonderwall“ verwendet wurde. Er war einer der Wegbereiter der „Weltmusik“, indem er Popmusik mit orientalischen Instrumenten und Kompositionen mischte.
Ohne Musik wäre dieser Film nicht das was er ist.
DVD:
Der Film kommt in einer guten Qualität daher. Nebst dem Film gibt es auf der DVD keine Extras, nur weitere Trailer. Doch liegt der DVD ein dünnes Booklet mit einigen Informationen zu den Schauspielern und George Harrison bei.
Bildformat:1.85:1
Tonformat: DD 1.0 Deutsch
DD 1.0 Englisch
Untertitel:Deutsch
Specials: Originaltrailer, Booklet
Lauflänge: ca. 88 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
- Redakteur:
- Doris Flückiger