XX ... Unbekannt (DVD)
- Regie:
- Leslie Norman
- Jahr:
- 1956
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- X ... The Unknown
2 Review(s)
26.01.2012 | 13:50Das geschieht:
Nahe Glasgow bricht auf einem Übungsplatz der Armee eine tiefe Erdspalte auf. Radioaktiver Dampf steigt auf und verbrennt zwei Soldaten. Das Oberkommando steht vor einem Rätsel und wendet sich hilfesuchend an John Elliott, der ein nahes Atomkraftwerk leitet. Elliott schickt Dr. Adam Royston, einen fähigen aber exzentrischen Wissenschaftler, an die Unglücksstelle.
Während Roystons Untersuchungen erfolglos bleiben, beginnt in der Umgebung das Grauen umzugehen. Ein Kind stirbt an radioaktiven Verbrennungen, ein Krankenhaus wird seiner Radium-Vorräte beraubt. Royston entwickelt eine bizarre Theorie: Bewohner aus dem Inneren der Erde sind auf der Suche nach Energie, die für sie Nahrung bedeutet, an die Oberfläche vorgedrungen. Radioaktive Stoffe besitzen den größten 'Nährwert', weshalb die Kreaturen sie auch in der Außenwelt zu finden wissen.
Nur Inspektor McGill, der im Auftrag der Regierung in dem Fall ermittelt, schlägt sich auf Roystons Seite. Die Armee wirft Bomben in den Spalt und füllt ihn mit Beton auf, womit die Angelegenheit für das Militär erledigt ist. Aber die Kreatur - es ist nur eine - existiert. Sie brennt sich buchstäblich durch die Betondecke und begibt sich auf einen neuen Raubzug. Ihr Ziel ist dieses Mal das elliottsche Atomkraftwerk. Kann es sich an dem dort getesteten Radium laben, muss mit einem enormen Wachstumsschub gerechnet werden. Um das Werk zu erreichen, muss sich das Wesen seinen Weg durch die Stadt Inverness bahnen. Die ahnungslosen Bürger ergreifen die Flucht, das Militär ist machtlos: Mit Feuer oder Schusswaffen kann man einer durch Atomkraft belebten Kreatur nichts anhaben.
Royston plagt sich in seinem privaten Labor mit einem Verfahren, das radioaktiven Stoffen explosionsfrei ihre Energie entziehen soll. Zwar hat es noch nie funktioniert, doch es bleibt keine Wahl: Die Apparaturen müssen dort aufgebaut werden, wo die Kreatur unaufhaltsam ihrem Ziel entgegen wabert ...
Unterhaltung benötigt manchmal Nostalgie
"XX ... Unbekannt" ist einer jener Filme, deren Inhaltsangabe die Kinowerbung eher vage hält. Dies leuchtet viele Jahrzehnte nach der Erstaufführung sogar noch stärker ein, obwohl auch der zeitgenössische Zuschauer sich (hoffentlich) seine Gedanken über die in jeder Hinsicht hanebüchene Handlung gemacht hat.
Ein Drehbuch, das den Tatbestand des Schwachsinns erfüllt, ist freilich kein Grund für das Scheitern eines Filmprojektes, das einfach nur unterhalten soll. "XX ... Unbekannt" ist kein Trash: Regisseur und Autor machen sich nicht über die eigene Geschichte lustig, sondern erzählen sie völlig ernst. Die Schauspieler halten sich an dieses Konzept. Ein wenig Humor lockert durchaus die Handlung auf, aber diese Szenen sind tatsächlich humorvoll gemeint und angelegt.
Der Trash-Faktor schimmert unabsichtlich dort durch, wo das knappe Budget und die im Vergleich mit den filmischen Wunderwerken der Gegenwart rudimentäre Tricktechnik der Illusion Grenzen setzt. Gelingt es dem Zuschauer, seinen Spott zu verdrängen und sich diese Sequenzen mit den Augen des zeitgenössischen Publikums anzuschauen, gewinnen sie ihre Bedeutung für das Geschehen, wo sie die Spannung auf altmodische aber gelungene Weise steigern.
Für eine gute Tasse Tee ist immer Zeit!
Eine gewisse Zeitlosigkeit erfährt "XX ... Unbekannt" durch die quasi dokumentarische Inszenierung. Die Handlung wird sorgfältig, aus heutiger Sicht sogar schleppend entwickelt. Trotzdem ist dies kein 'langsamer' Film; so setzt das Geschehen sehr abrupt und mit einem frühen Höhepunkt auf einem Truppenübungsplatz ein. Geändert haben sich seit 1956 Stil und Rezeption: Filme werden heute deutlich schneller geschnitten. Das Publikum hat sich daran gewöhnt und erwartet dieses Tempo. Seine Getragenheit darf man "XX ... Unbekannt" deshalb nicht zum Vorwurf machen.
Bei kaum mehr als 75-minütiger Laufzeit kann sich die Handlung ohnehin keine Pausen gestatten. Sie führt zügig auf ihren Höhepunkt hin. Der Weg fordert erneut die Rücksicht des heutigen Zuschauers. Spannung wurde einst anders gesteigert als heute. Die Kamera schlüpft in die Rolle des Atom-Ungeheuers. So erleben wir die ersten Auftritte des Monsters nur als Reaktion, die sich in entsetzten Gesichtern spiegelt. Es folgt ein entsetzlicher Schrei, der plötzlich abbricht: Diese Pechvögel müssen etwas Grauenvolles gesehen haben - eine Vermutung, die in einer bestimmten Erwartungshaltung gipfelt: Wir freuen uns auf den Moment, wenn auch uns das Ungetüm endlich enthüllt wird!
Als dies geschieht, können wir Zuschauer des 21. Jahrhunderts nur irritiert, enttäuscht, amüsiert oder wütend sein: Die Kreatur entpuppt sich als rhythmisch leuchtender Wackelpudding, der sehr offensichtlich über schräggelegte Miniaturkulissen gleitet. Für das Publikum des Jahres 1956 fehlte die Erfahrung digitaler Wunderwelten.
Science-Fiction plus Horror plus Thriller
Mit "The Curse of Frankenstein" (dt. "Frankensteins Fluch") begann die britische Produktionsfirma "Hammer" 1957 den schier endlosen Reigen jener harten, in Farbe gedrehten Horrorfilme, für die sie bekannt und berüchtigt wurde. Doch "Hammer" existierte schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 begann man zunächst mit dem Genre "Science-Fiction" zu experimentieren. 1955 gelang Hammer mit "The Quatermass Xperiment" (dt. "Schock") ein schwarzweißer Blockbuster, der zudem in die Geschichte des SF-Films einging.
"XX ... Unbekannt" sollte eigentlich die Fortsetzung werden. Nigel Kneale, der die Figur des Bernard Quatermass erschaffen hatte, wollte sie jedoch für diesen Film nicht freigeben. So wurde aus Quatermass Dr. Adam Royston. Stil und Stimmung blieben indes erhalten. (1957 entstand unter Beteiligung von Kneale "Quatermass 2"/"Feinde aus dem Nichts".)
Eigentlich sollte Joseph Losey "XX ... Unbekannt" inszenieren. Ein auch filmtechnisch interessanter Film hätte entstehen können, denn Losey zählt zu den Großmeistern der Regie. Während der McCarthy-Ära war er als "Kommunist" denunziert worden. Losey hatte die USA verlassen und versuchte sich in Europa zu etablieren. Dort setzte er seine Karriere mit vielen bemerkenswerten Regiearbeiten fort. 1956 stand er noch am Anfang. Da "XX ... Unbekannt" nicht nur auf dem britischen Filmmarkt, sondern auch in den US-Kinos Geld einspielen wollte, hätte "Hammer" gern einen auch jenseits des Atlantiks bekannten Namen engagiert. Der patriotische Dean Jagger wollte allerdings nicht mit dem "Roten" Losey zusammenarbeiten. Dieser musste Leslie Norman weichen.
Das Grauen kann heimelig sein
Die "gemütliche Apokalypse" ist eine sehr britische Literaturform. Schon H. G. Wells' Klassiker "Krieg der Welten" (1898) ließ die Invasion vom Mars über eine Inselwelt hereinbrechen, die dem Untergang mit der berühmten "steifen Oberlippe" und unter Wahrung von Form und Anstand begegnete. Später setzten Autoren wie Robert C. Sherriff, John Wyndham oder John Christopher diese Tradition fort.
"XX ... Unbekannt" ist im ländlichen Schottland angesiedelt. Zwar spielt die Atomkraft eine große Rolle, doch dort, wo sie erforscht wird, scheint die Zeit schon lange stehengeblieben zu sein. Auch die 'Hightech-Forschung' des Dr. Royston spielt sich in einem selbstgebauten Schuppen ab; seine Versuchsapparaturen hat er zum großen Teil offensichtlich aus den Bestandteilen eines Baukastens für Kinder gebastelt.
Der Umgang mit dem Thema Atomkraft und Radioaktivität ist ohnehin einem politischen Zeitgeist geschuldet, der heute das wahre Horror-Element dieses Filmes darstellt. Drehbuchautor Jimmy Sangster und Leslie Norman verschweigen nicht die Gefahren, die mit ihrer Nutzung als Energieträger und vor allem als Waffe verbunden sind. Eine aus dem Kontext fallende Szene zeigt den verzweifelten Vater eines gerade an radioaktiver Vergiftung gestorbenen Kindes, der Royston schwere Vorwürfe macht und ihn als Handlanger einer Forschung anprangert, die sich primär für das Zerstörungspotenzial der Atomkraft interessiert. Royston reagiert betroffen, überwindet dies aber schnell mit dem Hinweis, dass der Vater irre: Nicht Zerstörung, sondern Energiegewinnung sei sein Motiv - ein Argument, dass nach Harrisburg, Tschernobyl oder Fukushima auch nicht mehr stechen kann.
Es kam aus dem Inneren der Erde
Obwohl die Spezialeffekte wie erwähnt der Herausforderung einer überzeugenden Darstellung der umgehenden Kreatur nicht gewachsen sind, holt Kameramann Gerald Gibbs das Beste aus den kümmerlichen Kulissen heraus. Schon als die Erdspalte aufbricht, muss die Fantasie des Zuschauers ihm zu Hilfe kommen. Wenn nichts brennen, explodieren oder durch das Unterholz geistern soll, können die Kulissenbilder überzeugen. Dass in Schwarzweiß gedreht wurde, unterstützt die Glaubwürdigkeit durch den geschickten Einsatz von Licht und Schatten.
In einigen Szenen wird es sogar rabiat, was "XX ... Unbekannt" in Deutschland die an sich lächerliche Freigabe ab erst 16 Jahren beschert. Vor allem den unglücklichen Arzt im Krankenhaus erwischt es hart: Sein Körper bläht sich auf, aus den geschwollenen Fingern spritzt Blut, und schließlich fließt ihm das geschmolzene Fleisch vom Schädel. Generell wird jedoch sehr moderat gesplattert.
Das Atom-Monster wurde schon erwähnt. Es wirkt in der Tat wie ein britischer Bruder des "Blob", der allerdings erst 1958 in den USA (sowie hierzulande als "Blob - Schrecken ohne Namen") sein Unwesen trieb. Da unsere radioaktiv im Geigerzähler lustig knatternde Kreatur nur durch die Schwerkraft (bzw. durch Besenstiel-Schubser von unten) 'bewegt' wird, sehen wir sie niemals aktiv nach einem Unglücksraben greifen. Besonders schnell ist sie auch nicht, was ihre Bedrohlichkeit weiter schmälert.
Mutige Männer tun ihren Job
"XX ... Unbekannt" ist ein Film ohne Stars. Sie hätten den Finanzrahmen gesprengt. Man griff auf oft und gern beschäftigte britische Darsteller zurück, die wie üblich einen guten Job leisteten.
Den nun schon mehrfach zur Sprache gebrachten dokumentarischen Aspekt unterstreicht ein Drehbuch, das jegliche Liebesgeschichte ausklammert. Frauen treten nur als Krankenschwestern oder Mütter und am Rande auf. Das weibliche Publikum möge die folgende Zeile überspringen, aber faktisch bekommt der Story der Verzicht auf die übliche Romanze gut. Sie gehört nicht in die Handlung, und sie wird ihr nicht aufgezwungen - eine Konsequenz, die man gern öfter sähe.
Für eine letzte Irritation sorgt das Finale: Natürlich gelingt das riskante Experiment von Dr. Royston. Das Monster verwandelt sich in feuchten Lehm. Plötzlich explodieren seine Reste - eine Reaktion, die den Forscher erschreckt. Leider war wohl das Budget genau jetzt ausgeschöpft. Während der Zuschauer auf den finalen Twist wartet, der gerade angekündigt wurde, bricht der Film einfach ab, und die Schlusstitel beginnen zu laufen - kein glücklicher Ausklang für einen Film, der ansonsten für ein altmodisches aber trotz des Alters bildscharfes Vergnügen sorgt.
DVD-Features
"XX ... Unbekannt" wurde von Anolis Entertainment als 4. Teil der Reihe "British Horror Classics" veröffentlicht. Da dieser Film 1956 als reines Unterhaltungsprodukt entstand, hielt sich die Zahl der noch aufzufindenden Extras in engen Grenzen. Aufgespielt werden konnten deshalb nur ein Trailer, eine selbstablaufende Galerie mit 14 Szenenfotos sowie ein achtseitiges Filmprogramm aus Dänemark. Hinzu kommt ein vierseitiges Booklet mit Hintergrundinformationen des Filmexperten Uwe Huber.
Infos zu DVD und Film
Originaltitel: X: The Unknown (GB 1956)
Regie: Leslie Norman
Drehbuch: Jimmy Sangster
Kamera: Gerald Gibbs
Schnitt: James Needs
Musik: James Bernard
Darsteller: Dean Jagger (Dr. Adam Royston), Leo McKern (Inspektor McGill), Jameson Clark (Jack Harding), William Lucas (Peter Elliott), Edward Chapman (John Elliott), Peter Hammond (Lieutenant Bannerman), John Harvey (Major Cartwright), Anthony Newley (Lance Corporal "Spider" Webb), Michael Ripper (Sergeant Harry Grimsdyke), Ian McNaughton (Haggis), Marianne Brauns (Zena), Norman Macowan (Old Tom) uva.
Label: Anolis Entertainment (www.anolis-film.de)
Vertrieb: e-m-s new media [keine Website, da insolvent]
Erscheinungsdatum: 12.05.2005 (DVD)
EAN: 4020974156608 (DVD)
Bildformat: 16 : 9 (1,33 : 1, anamorph)
Audio: Dolby Digital 2.0 Mono (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 77 Min.
FSK: 16
- Redakteur:
- Michael Drewniok
Horror-SF-Klassiker: Blubberndes Grauen aus der Tiefe
In Schottland taucht 1956 aus einem Spalt im Boden eines Militärgeländes ein blubberndes Wesen auf. Flammenwerfer, Dynamit und Beton können es nicht stoppen, wenn es sich auf Nahrungssuche macht: Es braucht radioaktives Material! Was liegt für es näher, als solche Leckereien im nächsten Atomreaktor zu besorgen?
Filminfos
O-Titel: X ... the Unknown (GB 1956)
FSK: ab 16
Länge: ca. 76 Min.
Regisseur: Leslie Norman
Drehbuch: Jimmy Sangster
Produzent: Anthony Hinds, für Hammer Films
Musik: James Bernard
Spezialeffekte: Jack Curtis/Bowie Margutti Ltd.
Darsteller: Dean Jagger (Prof. Adam Royston), Edward Chapman (sein Boss Forschungsdirektor Elliot), Leo McKern (Inspektor McGill von der Atomenergieaufsicht), William Lucas (Peter Elliott), John Harvey (Major Cartwright), Michael Ripper (Sgt. Grimsdyke) u.a.
Mehr Infos: http://www.anolis-film.de & http://www.e-m-s.de
Handlung
Das britische Militär hält in Schottland ein Manöver ab, bei dem die Handhabung und Funktionsweise eines Geigerzählers demonstriert und geübt werden. Das siegreiche Britannien probt also für den nächsten Atomkrieg (der 2. Weltkrieg endete als Atomkrieg, okay?). Corporal "Spider" Webb macht seine Sache gut, doch sein Kollege Lancing hat weniger Glück. Er findet eine heftig strahlende Stelle, die zu blubbern und sich zu öffnen beginnt. Feuer bricht hervor, Lancing zusammen. Major Cartwright ist geschockt und fordert einen Experten an.
Dieser Ruf ereilt den eigensinnigen Atomphysiker Adam Royston, der in seinem Privatlabor in der Nähe seines Versuchsreaktors ein Experiment mit radioaktivem Material durchführt. Royston hat sich bei seinem Boss, Forschungsdirektor John Elliot, keinen guten Ruf eingehandelt, doch Elliots Sohn Peter setzt sich als Roystons Assi umso mehr für ihn ein. Wie auch immer: Zunächst kann sich Royston keinen Reim auf die Sache machen, aber eins ist klar: Lancings Verbrennungen wurden durch Strahlung verursacht.
Zwei im Wald spielende Jungs kommen dem Wesen aus dem Spalt in die Quere. Willie Harding kommt mit Verbrennungen ins Krankenhaus, wo er bald stirbt. Seine Freund Ian Osborn erzählt Royston von einem Turm, den dieser sofort untersucht. Darin findet er zu seiner Verblüffung neben einer Destille und einem Schwarzbrenner namens Tom auch einen radioaktiven Behälter aus seinem eigenen Labor! (Wie der dahinkam, wurde mir nicht ganz klar. Tom muss ihn wohl gefunden haben.) Dahinter war der Schrecken aus dem Spalt her.
Nachdem das Wesen auch Radium aus dem Röntgenraum des Hospitals geraubt hat (Fazit: 1 Leiche, 1 Wahnsinnige) und auch die beiden sympathischen Soldaten "Spider" Webb und Haggis (eine schottische Nationalspeise heißt so) das Zeitliche gesegnet haben, stellt Royston endlich mal eine Theorie auf: Eines der uralten Wesen aus der Tiefe sucht nach Energie an der Erdoberfläche - wer weiß warum. Da es halbflüssig ist, kann es sich auch durch Lüftungsgitter und Schächte bewegen. Elliot hält das für ausgemachten Blödsinn.
Doch als sein Sohn Peter in den Spalt hinuntergelassen wird, stößt er in der Tiefe auf einen namenlosen Schrecken - nebst den Skeletten von Spider und Haggis. Major Cartwright lässt das Loch ausräuchern, sprengen und zubetonieren. Leider nützt all dies nichts. Hunger treibt das Wesen wieder an die Oberfläche - und direkt in Richtung auf den Atommeiler, an dem Royston arbeitet. Hier gibt es leckeres Kobalt.
Und wäre dies nicht ein optimaler Köder für eine Falle, in der er das Blubberwesen vernichten könnte? Royston hat nämlich eine Apparatur entwickelt, um Material zu neutralisieren statt es zu zerstören. Wir drücken Ihnen die Daumen, Prof. Royston!
Die DVD
Erscheinunsgdatum: 12.05.2005
Technische Infos:
Bildformate: Vollbild 4:3
Tonformate: DD 2.0, Mono
Sprachen: D, GB (im Menü ist auch Englisch angegeben, doch dies ließ sich nicht aktivieren)
Untertitel: D (ausblendbar)
Extras:
- Original-Trailer von anno 1956 (1:40)
- Bildergalerie (0:56) mit Filmplakaten, Anzeigen, Szenenfotos
- Dänisches Filmprogramm: Cast, Inhaltsangabe und Szenenfotos
Mein Eindruck
In dieser Mischung aus Science-Fiction und Horror wollte die Hammer Films Company ihren Riesenerfolg mit "The Quatermass Xperiment" (sic!) von 1955 wiederholen. Das gelang ihr auch auf ganzer Linie, als der Streifen in England - in Japan sogar noch davor - am 21. September 1956 in die Kinos kam. Ab 22. Oktober 1957 lief der Film auch in Deutschland. Die vorliegende Synchronfassung stammt allerdings aus den frühen neunziger Jahren vom Fernsehsender Tele 5. Laut Uwe Huber (s. u.) gilt die Original-Kinosynchronisation als verschollen.
Jedenfalls hatte der Film mehrere weitreichende Folgen. Hammer Films wandten sich nicht der Science-Fiction, sondern dem Horror zu. Regisseur Leslie Norman durfte nie wieder für Hammer Films arbeiten und ging zum Fernsehen. Und Jimmy Sangster gefiel sein neuer Job als Drehbuchautor so gut, dass er sich gleich an die Arbeit zu dem Klassiker "Frankensteins Fluch" (The curse of Frankenstein, 1957) macht. Mit James Bernard gewann die Hammer einen Komponisten, der für ihre Filme noch bis 1972 - also volle 16 Jahre - stilbildend werden sollte und besonders mit seinem "Dracula"-Thema berühmt wurde.
Außerdem produzierte Hollywood schon zwei Jahre später seine eigene Version des Schreckens: "The Blob" ("Blob - Schrecken ohne Ende", 1958). Hauptdarsteller war kein Geringerer als Steve McQueen in einer seiner ersten Filmrollen.
Dass Leslie Norman sich selbst ins Abseits manövrierte, lag an seinen autoritären Art, die Schauspieler zu behandeln. Er kam auch nur auf diesen Posten, weil Joseph Losey zu Beginn der Dreharbeiten - das war am 9. Januar 1956 - erkrankte. Norman war ein Veteran der Ealing Studios. Vielleicht, so deutet Uwe Huber in seinem Essay an, war es aber auch so, dass der amerikanische Hauptdarsteller Dean Jagger nicht mit einem Regisseur (Losey) zusammenarbeiten wollte, der in Hollywood auf der "Schwarzen Liste" der Kommunistenjäger um Senator McCarthy stand.
Leider war Norman nicht nur ein Despot, sondern konnte auch mit dem Stoff nur wenig anfangen. Und so wirkt der Streifen seltsam eindimensional. Es gibt weder Ironie noch politische Untertöne, und eine Romanze als Nebenhandlung fehlt völlig. Es gibt nur eine einzige Szene mit einem Kuss: Doch der für solche Intensivbehandlung zuständige Röntgenarzt ist gleich daraufhin mausetot - die Moral ist hier schon ziemlich streng, nicht wahr.
Dank Jimmy Sangsters Drehbuch entstand dennoch eine schnelle und packende Story, die, nach einigen Vorwarnungen, doch relativ direkt zur Sache kommt: Der "Reiseweg" des ungebetenen Erdengastes ist ziemlich bald offensichtlich, und wenn man es auf dem Weg zur nächsten Atomanlage nicht stoppt, wird das beschauliche Städtchen Inverness Schauplatz seines nächsten Festmahls werden.
Natürlich weiß die Wissenschaft auch diesmal Rat, und siehe da: Im Handumdrehen sind die passenden Apparate - zwei riesige Antennen - fertig und auf zwei Armeelastern montiert. (Das Verteidigungsministerium muss enorm hilfreich bei der Produktion gewesen sein, denn es wimmelt nur so von Armeegerät - auf Armeegelände, versteht sich.) Die Falle ist fertig, fehlt nur noch der Köder. Als der tollkühne Jüngling Peter Elliot diesen - einen Behälter mit spaltbarem Material - direkt an den Spalt heranfährt, steckt sein Jeep fest - jetzt wird's brenzlig, wenn das Monster aus seinem Versteck kriecht.
~ SFX und Horror ~
Mit Hilfe der Spezialeffekte von Jack Curtis sieht es so aus aus, als handle es sich um einen haushohen Schleimklumpen. In Wahrheit sind natürlich die umgebenden Gegenstände entsprechend miniaturisiert worden. Die Sandkastenperspektive ist nicht sofort deutlich, aber wer mit modernen Augen zweimal hinsieht, kann das Lachen schon bald kaum mehr unterdrücken. Doch zumindest für italienische Filmemacher war das Blubberviech so attraktiv, dass sie es drei Jahre später in "Caltiki - Rätsel des Grauens" verwendeten, ebenso wie die Amis in "The Blob". Dort kommt das Grauen von den Sternen und versetzt die Bewohner in Panik. Schade nur, dass es keine Kälte verträgt.
Der Grund, weshalb der Streifen dennoch eine FSK16-Einstufung verpasst bekam, sind wohl weniger die Sandkastenexplosionen und heiße Filmküsse, sondern die rauchenden Schädel mit schmelzendem "Fleisch", die zwar nur für Millisekunden zu sehen sind, aber dem Zuschauer doch einen gehörigen Schock versetzen. (Nach einem solchen Schock kamen sich früher Pärchen regelmäßig näher. Vielleicht klappt das ja auch heute noch so, aber wohl kaum vorm Pantoffelkino: Dafür ist das mythische Dunkel des Kinos nötig. Nur im Dunkeln ist gut munkeln.)
Die DVD
Die Anolis-DVD bietet vermutlich die eingedeutschte US-Fassung, die gegenüber dem britischen Original laut "Encyclopedia of Science Fiction" um rund acht bis zehn Minuten gekürzt ist (GB: 86; US: 78; Anolis: 76 Min.). An die straffe Handlung wie auch an die Schwarzweißdarstellung muss man sich erst einmal gewöhnen. Der Mono-Ton ist natürlich auch ziemlich bescheiden. Vergleicht man jedoch die Bildqualität des Films mit der des Trailers, so erweist sie sich als hervorragend: Es gibt keinerlei Artefakte, Flimmern, Flattern oder Verzerrungen.
Neben dem gewohnt reißerischen Originaltrailer finden sich in der Bildergalerie Filmplakate, Zeitungsanzeigen und Szenenfotos. Schade, dass das abgelichtete Filmprogrammheft nur in dänischer Sprache vorliegt. Immerhin sind die Rollen ihren Darstellern meist eindeutig zuzuordnen, auch die Szenenfotos sind von guter Qualität. Dass die Inhaltsangabe in Dänisch vorliegt, lässt sich dadurch verschmerzen.
Das Booklet soll nicht unterschlagen werden. Es zeigt das originale Filmplakat und die Liste der Kapitel mit deutscher Übersetzung - über einem der besten Szenenfotos: Peter Elliot im Spalt, angetan mit Kopfhörer, Mikro, Geigerzähler und Taschenlampe. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieses Bild archetypisch und stilbildend wurde. Man sehe sich nur die ultimative Wissenschaftsparodie und ihre Protagonisten an: "Ghostbusters". Auf den Innenseiten ist ein Filmessay von Uwe Huber abgedruckt.
Unterm Strich
"XX ... Unbekannt" ist ein typischer Science-Fiction-&-Horror-Streifen, wie man sie aus der Ära des Kalten Krieges zur Genüge kennt. Und typisch ist auch, wie "Variety" schreibt, dass es eine "fesselnde Geschichte voller Erfindungsreichtum ist, die aber zugleich völlig unglaubwürdig ist". Es gibt nur sehr wenige kritische Stimmen im Film und die wichtigste ist die des Vaters des toten Willie Harding: Er klagt den Atomphysiker Adam Royston an, dass er mit Sachen herumspielt, von denen er lieber die Finger lassen sollte. Recht hat der Mann! Die Furcht vor der neuen unbekannten Macht des Atoms kommt deutlich zum Ausdruck. Aber wer zähmt das Biest? Vertrauen Sie der Armee und der allmächtigen Wissenschaft!
Doch wie man an den beiden mir sehr sympathischen Soldaten Spider und Haggis sieht, ist es immer der kleine Mann, der nichts zu sagen hat, der zuerst in den Arsch gekniffen wird. Dieses dynamische Duo hat mich auf erfreulichste Weise an die beiden Marinesoldaten in Jerry Bruckheimers "Fluch der Karibik" erinnert, die sich wie Oliver Hardy und Stan Laurel gerne bei jeder Gelegenheit kabbeln, aber doch unzertrennlich sind. Wirklich schade um Spider und Haggis.
Die DVD wartet mit insgesamt recht bescheidener Aufmachung auf, doch wer auf die alten Science-Fiction-&-Horror-Klassiker à la "Quatermass" aus den Fünfzigern steht, kommt an ihr wohl kaum vorbei.
- Redakteur:
- Michael Matzer