Zebraman
- Regie:
- Takashi Miike
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Zeburâman
1 Review(s)
25.05.2008 | 14:46Daten:
Regisseur: Takashi Miike
Drehbuchautor: Kankurô Kudô
Darsteller:
Sho Aikawa als Shin'ichi Ichikawa / Zebraman
Kyoka Suzuki als Kana, Asanos Mutter
Teruyoshi Uchimura als Ippongi
Yui Ichikawa als Midori, Shin'ichis Tochter
Koen Kondo als Segawa
Musik: Kôji Endô
Kamera: Kazunari Tanaka
Die Handlung:
Schullehrer Shinichi (Sho Aikawa) ist das, was man wohl als Weichei bezeichnet würde. Seine Frau hat schon seit langem einen Liebhaber und seine Kinder können mit ihm machen, was sie wollen - er nimmt alles hin, wie es kommt, und Shinichi beschwert sich noch nicht einmal darüber.
Doch der Lehrer führt eine Art Doppelleben. Tagsüber ist er das oben erwähnte Weichei, doch sobald er sich zu Hause in sein Zimmer zurückzieht, verwandelt er sich zum "Zebraman" - eine vergessene Superheldenfigur aus einer Fernsehsendung der Siebzigerjahre. Seit kurzem wagt er sich mit seinem bizarren Kostüm sogar auf die öffentliche Straße, wobei er aber natürlich darauf bedacht ist, dass ihn niemand sieht.
Gerade zu dieser Zeit verschwinden in seiner Heimatstadt immer wieder Mädchen oder sie werden ermordet aufgefunden. Bei einem seiner nächtlichen Ausflüge trifft Shinichi unvermittelt auf einen merkwürdigen "Krabbenmann", den er ganz seiner Rolle als Superheld entsprechend nach kurzem Kampf besiegt. Hat der Lehrer plötzlich echte Superkräfte? Und warum ist sein merkwürdiger Gegner zu ekeligem grünem Schleim zerfallen?
Das können nur bösartige grüne Aliens sein!
Seine Stunde als Superheld hat geschlagen - aber auch zwei Agenten der Regierung sind bereits auf die seltsamen Besucher aufmerksam geworden, die ihm seinen Ruhm streitig machen könnten ...
Kritik:
Theoretisch müsste der 100. Film eines Regisseurs – und das ist "Zebraman" - eigentlich etwas "ganz Besonderes" darstellen und vom Regisseur mit besonderer Sorgfalt ausgewählt worden sein. Aber Miikes Filme sind und waren auf die eine oder andere Weise immer etwas Besonderes - deswegen hatte ich auch keine besonderen Erwartungen an "Zebraman" bzw. ich hatte die gleichen Erwartungen wie bei jedem neuen Film von Miike: Es wird schon etwas völlig Abgedrehtes sein und Neuland für jeden Filmfan.
Die Geschichte mit dem Zebra-Superhelden klingt vielversprechend abgedreht, doch leider verspricht diese dann mehr, als sie schlussendlich halten kann. Den auf der DVD-Hülle geschriebenen Text kann ich wirklich nur als schlechten Scherz bezeichnen. Hier wird Zebraman mit Spiderman verglichen! Das mag bezüglich des Marketings vielleicht sehr hilfreich sein, doch der Vergleich ist sachlich völlig falsch.
Die Handlung in "Zebraman" dient Miike hauptsächlich dazu, verschiedene Lebensweisheiten an den Mann bzw. an die Frau zu bringen: "Nicht aufgeben" und "in jedem Menschen steckt mehr, als zunächst vermutet" - nur der Wille und das Durchhaltevermögen sind entscheidend für einen Erfolg. Durch diese Willensstärke verwandelt sich der "Lehrer-Looser" zum unbesiegbaren "Zebraman". Als Feinde müssen die "neutralen" Aliens herhalten - so vermeidet es Miike, realen Gestalten den schwarzen Peter zuschieben zu müssen und vielleicht Proteste heraufzubeschwören (Aliens können sich nicht beschweren und eignen sich immer hervorragend als Feindbilder).
Die für Miike typischen, abgedrehten und vor allem lustigen Momente gibt es natürlich auch in "Zebraman". Auch harte (aber für Miike Verhältnisse doch eher zahme) Momente sind wie bei vielen seiner Filme mit von der Partie. Doch leider gibt es außer diesen, für Miike-Filme gewohnten Zutaten, nicht viel Positives von "Zebraman" zu berichten. Der Handlungsverlauf stockt immer wieder, der Erzählfluss wird immer wieder durch unpassende oder zu lange Szenen zerstört. Die Geschichte wirkt so auf den Zuschauer äußerst holprig erzählt und es wird anstrengend, dem Verlauf weiter zu folgen.
Die niedrige FSK-Einstufung und die Zurückhaltung Miikes bezüglich blutiger Details deuten darauf hin, dass Miike diesmal einen familienfreundlicheren Film abliefern wollte. Ich dachte allerdings manchmal, dass der Film geschnitten sein könnte, weil manche harte Szenen äußerst abrupt enden, aber dazu später mehr bei der DVD Besprechung.
Im ganzen Film verstreut, aber vor allem am Ende inflationär auftretend, sind von Miike CGI-Tricks eingesetzt worden. Diese Animationen wurden sehr hochwertig ausgeführt und dazu noch wirklich witzig inszeniert. Auch wurden viele (Asia-Horror-)Filme bewusst und mit Augenzwinkern zitiert - das sorgt bei Asia-Kennern für gute Laune und der Zuschauer kann raten, welche Filme nun als Vorlage herhalten mussten.
Alles schön und gut, doch irgendwie hatte ich bei diesem 100. Film Miikes über die gesamte Laufzeit ein ungutes Gefühl in der Magengegend. "Zebraman" ist mir zu unausgegoren. Gerade bei seinem 100. Film hätte Miike lieber Qualität statt Quantität abliefern und die unnötig langen Szenen kürzen, die unnötigen Sequenzen entfernen sollen. So wirkt der Film auf den Zuschauer unfertig, und es ist sehr anstrengend und ermüdend, "Zebraman" wirklich zu genießen. Auch die Entscheidung, auf harte Szenen zu verzichten, um so ein breiteres Publikum zu erreichen, erweist sich nüchtern betrachtet als ein Schlag ins Kontor. Durch diese "Zähmung" erreicht man keine neuen Fans, sondern man vergrault eher die alten.
Was bleibt, ist ein teilweise lustiger und mit vielen Lebensweisheiten angereicherter Film Miikes, der zwar grundsätzlich nicht als schlecht zu bezeichnen ist, aber über das Mittelmaß kommt dieses 100. Werk des Ausnahmeregisseurs keinesfalls hinaus. Die Technik (CGI) und die Kameraführung rangieren bei "Zebraman" aber auf gehobenem Niveau - sie wirken reifer als bei seinen bisherigen Werken. Schade - viel Potenzial verschenkt, Herr Miike!
Die DVD:
Wie gewohnt kommt die DVD von I-On New Media als Amaray in einem Pappschuber daher. Der Titel war ursprünglich mit einer FSK-Einstufung von "keine Jugendfreigabe" angekündigt, in der FSK-Online-Datenbank steht bei der Freigabe nun aber eine Altersbegrenzung ab zwölf Jahren. Tatsächlich ist die DVD aber mit FSK 16 veröffentlicht worden - der Unterschied kann natürlich auch von den auf der Disk befindlichen Trailern herrühren.
Warum letztendlich der Aufdruck "Ungeschnittener Director's Cut" nicht mehr auf der Hülle steht, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall hat ein netter Filmfreund die japanische Version mit dieser hier besprochenen I-On Version verglichen und dabei keine auffälligen Unterschiede feststellen können. Ob der Film nun ungeschnitten ist, kann nur I-On beantworten - es ist aber sehr wahrscheinlich.
Die Bild- und Tonqualität (DD 5.1 Deutsch/Japanisch) sind nur auf mittelmäßigem Niveau angesiedelt. Vergleicht man diese leicht unscharfe, deutsche Veröffentlichung mit der japanischen DVD, kann jedoch Entwarnung gegeben werden. Die Deutsche DVD ist qualitativ sogar etwas besser gelungen und das Bild zeigt sich zum Glück nicht so verrauscht wie bei der japanische Version. Unscharf sind beide Fassungen.
Die Extras:
Verschiedene Making-ofs aus allen Bereichen des Films:
- Der Abend vor der Geburt Zebramans
- Zebramans Start
- Kämpfe! Zebraman
- Flieg! Zebraman
- Entfalte dich! Miikes Welt
- Geheime Spezial-Abteilung des Verteidigungsministeriums
- Versammelt euch!
- Traumhafte unveröffentlichte Szenen
- In der Tachio Grundschule - Das Fest endet nicht
Zusätzlich sind noch zwei Trailer, ein Teaser und TV Spots enthalten.
Die Menügestaltung gehört übrigens zu den gelungensten, die ich seit langem gesehen habe. Toll! Kompliment für den Grafiker von I-On!
Fazit:
"Zebraman" ist ein typischer Miike-Film, der bei mir aber aufgrund vieler Mängel nicht so richtig zünden wollte. Dazu war mir der Handlungsverlauf zu holprig erzählt und das Drehbuch war zu unausgegoren. Als 100. Film dieses Ausnahmeregisseurs hätte ich mir etwas Besseres gewünscht.
Auch die Miike-typische Härte wurde auf mittleres Maß "zurückgestutzt", sodass echte "Gorehounds" auf keinen Fall auf ihre Kosten kommen. So ist zwar unterhaltsame, aber auch anstrengende Miike-Durchschnittskost entstanden.
Trotzdem ist dieser Film noch innovativer als 95 Prozent aller Hollywood-Filme.
- Redakteur:
- Detlev Ross