Zeit der Trauer (Blu-ray)
- Regie:
- Feste, Shana
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Greatest
1 Review(s)
06.01.2011 | 17:48Nach seinem Ausstieg aus der "Bond"-Reihe schien die Hollywood-Laufbahn von Pierce Brosnan langsam aber sicher den Bach hinunter zu laufen. Sein Prestige sank mit bescheidenen Partizipationen wie beispielsweise jener in der ziemlich schwachen Gangster-Komödie "After The Sunset", und sein Image als Playboy wurde mit wachsendem Alter auch immer fragwürdiger. Umso erstaunlicher scheint daher, dass sich der einstige Seriendarsteller dazu breitschlagen ließ, eine schwierige Charakterrolle in Shana Festes Drama "Zeit der Trauer" wahrzunehmen - zumal direkt die Gefahr lauerte, dass er sich von Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon und der ebenfalls für den Award nominierten Carey Mulligan ("Stolz und Vorurteil") die Show stehlen ließ. Und siehe da: Das Ergebnis spricht Bände - aber leider nicht in Brosnans Sinne!
Story:
Für die junge Rose und ihren Freund Bennett scheint sich ein lang gehegter Traum zu erfüllen: Jeden Tag begegnen sich die beiden auf den Treppen der Highschool, trauen sich jedoch nicht, den jeweils anderen anzusprechen. Erst bei der letzten sich bietenden Gelegenheit kommen sich die beiden näher, verlieben sich und erleben auch gemeinsam ihr erstes Mal. Doch die Hochstimmung soll nur ein paar Stunden anhalten; denn als die beiden in ihrem parkenden Auto von einem Truck erfasst werden, scheidet Bennett aus dem Leben...
Grace und Allen Brewer, Bennetts Eltern, sträuben sich kurz darauf, den Tod ihres Jungen zu akzeptieren. Vor allem Grace steigert sich in einen wahrhaftigen Fieberwahn und lässt sie in tiefe Depressionen verfallen. Allen hingegen versucht die Geschichte rational zu erfassen, während der junge Ryan, der Bruder des Verstorbenen, in seiner Heldenverehrung versucht, zu vergessen und zu verdrängen. Als Rose drei Monate später vor der Tür der Brewers steht und berichtet, sie sei von Bennett schwanger, stürzt die Familie ins emotionale Chaos.
Grace will weder Rose noch das Baby annehmen, Allen wiederum überdeckt seine Trauer in der Fürsorge für das junge Mädchen. Als er schließlich beschließt, man könne die Trauer im gemeinsamen Strandhaus besser verarbeiten, kommt es schließlich zum Eklat. Bennetts Vater fühlt sich verantwortlich und kommt Rose näher, während Graces Ablehnung immer weiter wächst. Erst als sie Klarheit über Bennetts letzte Minuten bekommt und der Halter des Trucks aus seinem Koma erwacht, versteht sie, dass sie einen schwerwiegenden Fehler begangen hat. Doch zu diesem Zeitpunkt hat Rose längst entschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen...
Persönlicher Eindruck:
"Zeit der Trauer", der für die Drehbuchautorin und Regisseurin gewissermaßen ein biografisches Werk ist (Feste verlor ihren jüngeren Bruder ebenfalls bei einem Unfall), erweist sich - speziell auch für die Darstellerriege - als eine Zeit der traurigen Enthüllungen. Insbesondere der angesprochene, in seinem Erfolgsbestreben stark kriselnde Pierce Brosnan scheint mit dem Job des trauernden Vaters maßgeblich überfordert. Die rational denkende Figur, die ihm absolut nicht auf den Leib geschneidert scheint, ist dabei nicht nur ein starker Kontrast zu jenen Rollen, die der 007-Mime in der jüngeren und ferneren Vergangenheit verkörpert hat. Es sind vor allem die emotionalen Szenen, denen der starr auftretende Protagonist in kaum einer Situation gewachsen scheint.
Darunter leidet einerseits ganz klar die Interaktion mit den anderen Schauspielern, andererseits manifestiert sich der Schatten Sarandons auch im Laufe der Handlung immer stärker, da sie mit der psychisch labilen Mutter mal wieder eine nahezu perfekte Rolle für sich entdeckt hat - auch wenn sie gelegentlich ungewohnte Schwächen, sprich Unsicherheiten, zeigt, die sich indirekt auf die Atmosphäre der Story auswirken. Doch die Personalisierung des völlig verstörten Wracks gelingt ihr vor allem in den ersten Szenen sehr gut und trägt dazu bei, dass mal relativ schnell Zugang zur Handlung bekommt, zumal ihre Performance durch die Bank glaubhaft wirkt.
Allerdings können weder Sarandon, noch die glänzend aufgelegte Carey Mulligan Wesentliches daran ändern, dass der Streifen mehr oder weniger vor sich hin plätschert. Lobenswert ist zwar, dass in der Gesamtdarstellung nicht auf die Tränendrüse gedrückt wird - dafür scheinen die Akteure einfach zu weit entfernt - doch da viele Situationen unnahbar wirken und der Fluss der Handlung einfach viel zu schleppend ist, fehlt es der Produktion an Highlights und einschneidenden Momenten. Allens Affäre einzubinden ist beispielsweise kläglich gescheitert. Eine emotionale Bindung zwischen der Familie und Rose aufzubauen, schafft die Regie ebenfalls nicht. Und als dann im Schlussviertel plötzlich der Schwenk zum Guten folgt und man sich überraschenderweise auf ein Happy End gefasst macht, kann der Plot schlichtweg nicht die authentischen Mittel aufbringen, um diese letzten Wendungen greifbar zu machen.
Dabei gibt es reichlich Möglichkeiten, und das bereits frühzeitig, dem dröge vorgetragenen Stoff etwas mehr Schwung zu verpassen. Bennetts Bruder Ryan beispielsweise will als frecher, aufbegehrender Teenie seinen Beitrag dazu leisten, dass "Zeit der Trauer" eine gewisse Lockerheit erfährt. Doch seine Person wirkt ebenso deplatziert wie seine späte Trauer, und als sich am Ende der Kreis schließt und die Familienzusammenführung gewagt wird, ist seine Rolle neben der des ermüdenden Brosnan wohl die fragwürdigste und am wenigsten ausgereite im gesamten Handlungsstrang.
Summa summarum kann Festes Drama daher in kaum einem Punkt überzeugen. Die Charaktere sind größtenteils schwach in Szene gesetzt, die Erzählung ist relativ langweilig und die emotionalen Elemente können nicht entsprechend hervorgehoben werden. Wer also eine Bestätigung darin sucht, dass der Stern mancher hier beteiligten Akteure im Begriff ist, langsam unterzugehen, sollte ruhig mal einen Blick riskieren. Doch dies sollte schlussendlich nicht der Ansporn sein, sich ein vergleichsweise schweres Drama wie "Zeit der Trauer" anzuschauen.
Aufbereitung:
Die Aufbereitung der Blu-ray-Disc hinterlässt ferner ebenfalls einen zwiespältigen Eindruck. Die Farbgebung und das Kontrastverhältniss des Bildes ist gut ausgewogen und unterstreicht die bedrückte Atmosphäre des Streifens. Hin und wieder wünscht man sich zwar ein bisschen mehr Schärfe, doch insgesamt ist das HD-Format gut ausgefüllt. Nicht ganz zufriedenstellend ist hingegen der Sound; die Synchronstimmen wirken oftmals blechern und erzeugen in manchen Szenen einen Hall, der einen seltsamen Eindruck hinterlässt.
Beim Extramaterial muss man sich mit einigen Interviewsequenzen und einer Auswahl entfallener Szenen begnügen. Zudem gibt es das handelsübliche Wendecover.
Fazit:
Betrachtet man "Zeit der Trauer" mit dem entsprechenden Zynismus, so ist es der Streifen selber der betrauert werden muss. Statt großes Gefühlskino im Hollywood-Format bekommt man eine ziemlich ermüdende Drama-Produktion vorgelegt, deren Stärken sich auf die beiden Namen Mulligan und Sarandon beschränken lassen. Die Story hingegen hat sicher Potenzial, ist in der Umsetzung aber selten wirklich ansprechend.
- Redakteur:
- Björn Backes