Zwei, Die (9 DVD Special Collector's Edition)
- Regie:
- Dearden, Basil; Norman, Leslie; Moore, Roger u.a.
- Jahr:
- 1971
- Genre:
- Kriminalfilm
- Land:
- GB
- Originaltitel:
- The Persuaders
1 Review(s)
02.11.2009 | 15:23Manche TV-Serie gilt heute als stilprägende Ikone und auf "The Persuaders", in Deutschland 1972 als "Die 2", erstmals vom ZDF ausgestrahlt, trifft dies im Hinblick auf die kreative Synchronisation im Besonderen zu. Die deutsche Fassung legt Roger Moore und Tony Curtis mittlerweile legendär gewordene Sätze in den Mund, welche indes nichts mit den Original-Dialogen zu tun haben. Koch Media schnürte nun ein Komplettpaket und brachte eine 9 DVD starke Box heraus, auf der sich erstmals alle 24 Folgen digital restauriert befinden - auch jene Sieben, welche das ZDF aus heute unerfindlichen Gründen damals nicht veröffentlichte. Noch etwas Bonusmaterial dazu und fertig ist die "Special Collector's Edition".
Zur Story
Der amerikanische Selfmade-Ölmillionär Danny Wilde und der britische Lord Brett Sinclair sind ganz grundverschiedene Charaktere. Wilde ist Kind aus einfachen Verhältnissen und in der New Yorker Bronx aufgewachsen, Sinclair hat hingegen den goldenen Löffel von Geburt an im Mund gehabt. Der einzige, scheinbar gemeinsame Nenner ist ihr loser Lebenstil - beide sind ausgesprochene Jetsetter, Weiberhelden und durchaus streitbare Abenteurer. In Südfrankreich kreuzen sich ihre Wege. Und das alles andere zufällig. Der pensionierte Richter Fulton erkennt das Potential in der Kombination der beiden, sofern er sie dazu bringen kann zusammen zu arbeiten. Für ihn. Das heißt: Für eine gerechte Sache. Denn Fulton dient auch in seinem Unruhestand dem Gesetz, indem er ungewöhnliche Fälle aufzudecken versucht.
Doch bevor die beiden zu Justizias Werkzeug werden, muss ein wenig Überzeugungsarbeit geleistet werden. Mit einem Trick manöveriert das Schlitzohr die beiden Lebemänner dazu in eine prekäre Position, in welcher die Alternativen entweder drei Monate Knast oder die Übernahme eines Spezialauftrags lauten. Zähneknirschend müssen die beiden wohl einwilligen und sich zusammenraufen. Aus dieser anfänglichen Zwangsgemeinschaft erwächst mit der Zeit eine richtige Männer-Freundschaft. Wilde und Sinclair werden zukünftig immer wieder als Ermittler-Duo für die Gerechtigkeit tätig - beileibe nicht immer im Auftrag Fultons, sondern auch aus Eigeninitiative heraus. Dabei agieren sie ebenso in Südfrankreich, wie auch immer wieder in good ol' England, wo es mannigfaltig geheimnisvolle Raube, Morde und Komplotte aufzudecken gilt.
Eindrücke
Erst die deutsche Synchro von Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann machte aus der eigentlich eher schlappen, englischen Krimiserie einen riesigen Erfolg und ist bis heute Quell kultverdächtiger, unvergessener Sprüche. Allerdings nur in Deutschland und Frankreich (welche übrigens ebenfalls auf der deutschen Dialog-Fassung basiert). Darauf hin wurde diese flotte Phrasendrescherei zuhauf kopiert und hielt u.a. Einzug bei Hill/Spencer, Louis de Funès und sehr vielen anderen Werken dieser Ära. Brandt selbst verleiht Tony Curtis seine Stimme, während Roger Moore hier von Lothar Blumhagen gesprochen wird - ebenfalls ein Urgestein in der Branche. So passen sie sich wechselseitig verbal den Ball zu, nehmen sich mitunter selbstironisch auf die Schippe und kalauern auch mal über das ZDF und andere Fernsehserien. Das kam riesig an.
In Großbritannien und den USA hingegen war das Zuschauerinteresse, ohne die aufgebohrte Schnodderschnauze, an der Serie jedoch eher gering und daher fand "The Persuaders" (dt: "Die Verführer") nach nur einer Staffel mit 24 Folgen bedauerlicherweise ein recht frühes Ende. Dabei waren die Aussichten nach einer "The Saint"-Testepisode (deutscher Titel: "Simon Templar") recht positiv. Es zeigte die Grundrichtung und war die Geburtsstunde der so genannten Buddy-Stories, welche später ebenfalls an allen Ecken aufblühten. Allerdings wurde am Konzept noch ein wenig gefeilt und nur Moore stand als Konstante fest. Die Rolle des englischen Lords Brett Sinclair war ihm nicht nur explizit auf den Leib geschrieben worden, er gilt quasi als ein Miterfinder der Serie und durfte sogar bei zwei Episoden selbst Regie führen.
Als sein amerkanischer Counterpart wurde Tony Curtis verpflichtet, von dem man hoffte dass er auch bei der TV-Vermarktung jenseits des großen Teiches genug Zugkraft auf das amerikanische Publikum ausüben würde. Vielleicht auch einer der Gründe warum die Serie letztendlich nur die erste Staffel schaffte, denn Curtis gilt als stur und egozentrisch. Eine Eigenschaft, so will es die Legende, die ihn offensichtlich häufiger mit Moore aneinanderrasseln ließ. Dass sich die beiden privat auch nicht wirklich verstanden, ja sich regelrecht nicht riechen konnten, wurde und wird beiderseits dementiert - jedoch ziemlich halbherzig, so scheint es. Auf dem Set harmonieren die beiden tadellos und ergänzen sich, wirken im O-Ton aber vergleichsweise steif und fad.
Die Orte an denen sie ihrem Ermittlergeschäften nachgehen sind, gemessen an der zu dieser Zeit üblichen Praxis fast alles im Studio zu drehen, zu einem bemerkenswert hohen Anteil reale (Außen-)Locations. Allein die Fälle (etwa die Hälfte) in Südfrankreich finden vor malerischer Mittelmeer-Kulisse statt und sind Zeitdokumente der Lebensart und der Mode der frühen Siebziger. Man verzeiht der Serie die häufigen Bluescreen-Effekte und fleißiges Requisiten-Recycling, das gehört irgendwie dazu. Leider ist die Erzähl- sowie Figurenstruktur gemessen an modernen Richtlinien aber auch genauso angestaubt, wie die entsprechende Ära: nämlich recht naiv. Frauen dürfen sich erobern oder retten lassen (meist gar beides in beliebiger Reihenfolge), natürlich von Männern, die noch richtige Männer sind, in schnellen Autos, welche noch genauso stinken dürfen, wie Zigaretten.
Wiewohl die Folgen durchnummeriert sind, sind sie unchronologisch. Man bemerkt das daran, dass insbesondee Curtis von einer Episode auf die andere mal leicht ergraut und dann wieder mit ebenmäßig durchgefärbter Haarpracht auftritt. Im Prinzip ist die Reihenfolge auch unerheblich, da die Fälle grundsätzlich keinen Bezug zueinander haben. Das heißt: ein wenig schon. Mindestens sechs der bei Nizza / Monte Carlo spielenden Folgen wurden hintereinander weg gedreht und haben dementsprechend das gleiche mediterrane Flair, was sich immer dann bemerkbar macht, wenn sich (spätere) Folgen aus London, Paris & Co. dazwischenmogeln. Selbstverständlich kommt es auch immer auf den jeweiligen Regisseur der Episode an - doch eins haben alle von ihnen gemein: Sie lieben offenbar Geschichten mit Doppelgängern und Verwechslungen. Diese sind überproportional vertreten.
DVDs und Bonusmaterial
Erstmals liegt die komplette Staffel in restaurierter Fassung vor, auch die vom ZDF damals verschmähten Folgen, welche KABEL 1 erst viele Jahre später beinahe unbemerkt erstaustrahlte, sind mit ihren Schwestern endlich wieder vereint. Die Restauration hat dem Bild vielleicht sogar noch mehr Schärfe und Brillanz verliehen, als das Original-Master es je hatte: knackige, satte Farben erfreuen das Auge. Tonal war aus der alten Mono-Spur offensichtlich nicht viel mehr heraus zu holen - immerhin bemerkt man die (von Brandt/Blumhagen stilgerecht selbst) nachsynchronisierten Folgen. Nämlich daran, dass ihre Stimmen über die Jahre doch geringfügig gealtert sind. Das aufschlußreiche Booklet verrät zu diesem Thema noch so einiges.
Je drei Folgen finden sich pro DVD, manche davon haben auch kleinere Bonushäppchen (Das Brandt-Interview aus dem Jahre 2003, sowie einige Texttafeln zur Serie und den Hauptdarstellern) bekommen, der Löwenanteil an Zusatzmaterial landete jedoch auf einer separaten Disk. Darunter auch die komplette, 49 minütige Konzept-Episode von "Simon Templar: Ein Texaner in Monte Carlo". Kommentiert von Roger Moore. Wichtigster Beitrag dürfte jedoch "Der Morgen danach - 'Die 2' erinnern sich" sein, ein Interview-Feature, bei welchem Moore und Curtis über die Serie und ihre Zusammenarbeit resümieren. Hier muss man nicht mal krampfhaft zwischen den Zeilen lesen, um heraus zu finden, wie das Verhältnis zwischen den beiden tatsächlich war bzw. immer noch ist.
Fazit
Die Serie ist in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein und brachte einige neue Ideen auf den Weg. Herauszuheben ist aber in erster Linie die Leistung der deutschen Synchro. Kein Vergleich zum eher müden und - dank sich oft wiederholendem Strickmuster - auf Dauer langweiligen Original. So erfolgreich wie in Deutschland waren "The Persuaders" eben wegen dieses oft selbstironischen Schnodder-Slangs nirgendwo. Nicht wenige Zitate daraus haben sogar Einzug in den heutigen Alltagssprachgebrauch gefunden. Die superb restaurierte und liebevoll produzierte DVD-Box ist jedem Fan der Serie wärmstens ans Herz zu legen. Der muss sich aber klar machen, dass dieses Kult(ur)stückchen aber durchaus auch seinen Preis hat.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "The Persuaders"
GB 1971/72
Genre: Krimi TV-Serie
DVD 2008, Koch Media
Version: 9 DVD Special Collector's Edition, FSK 12
EAN: 4020628975500
Laufzeit: ca. 1190 Min.
Bildformat: 4:3 Fullscreen (1,33:1)
Soundformat: DD 2.0 Mono (Deutsch und Englisch)
Bonus: 3 Audiokommentare, diverse Interviewbeiträge, 24 seitiges Booklet, "Simon Templar"-Testepisode zu "Die 2" inkl. Audiokommentar u.a.
Produktion: ITC, Robert S. Baker, Johnny Goodman
Musik: John Barry, Ken Thorne, Don Kirshner
Kamera: Tony Spratling
Regie: David Greene, Roger Moore, Basil Dearden, Roy Ward Baker, Leslie Norman
Darsteller: Roger Moore (Lord Brett Sinclair), Tony Curtis (Daniel "Danny" Wilde), Laurence Naismith (Richter Fulton), Joan Collins u.a.
- Redakteur:
- Jürgen Pern