drei Musketiere (Blu-ray)
- Regie:
- Paul W.S. Anderson
- Jahr:
- 2011
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Three Musketeers
1 Review(s)
03.03.2012 | 11:50Wie offt haben Regisseure schon auf der berühmten Romanvorlage von Alexandre Dumas herumgetreten. Bereits in der frühen Zeit des cineastischen Abenteuerfilms gehörten "Die drei Musketiere" zu den populärsten Geschichten der Kinogeschichte, was aber nichts daran änderte, dass das Thema immer und immer wieder von Neuem aufgegriffen und neu erzählt wurde. Nach der wirklich starken Interpretation aus den frühen 90ern schien die Sache aber endgültig durch: Tolle Aufarbeitung, grandioser Soundtrack, und dennoch nah am Original - wer sollte die Verfilmung mit Charlie Sheen und Kiefer Sutherland noch übertreffen. Doch die neuen technischen Möglichkeiten des 3D-Kinos ließen Arthos, Portos, Aramis und ihren vorlauten Begleiter D'Artagnan noch einmal zurückkehren. Doch die aufwendige Produktion von Paul W.S. Anderson entwickelte sich in den Lichtspielhäusern nicht zum erwarteten Erfolg.
Inhalt:
Nach dem Thronwechsel ist Frankreich am Scheideweg: König Louis XVIII. ist lediglich eine Marionette des einflussreichen Kardinals Richelieu, der die politischen Geschicke des Landes zu seinen eigenem Nutzen in die Hand nimmt. Ebenso entlässt er die einstige Leibgarde des Königs, die drei Musketiere, in den Ruhestand, da er sie für seine eigenen Zwecke als hinderlich erachtet - und diese sich einem hinterlistigen Plan von Mylady de Winter und ihrem Geliebten, dem Lord von Buckigham, ergeben mussten. Letzterer hat mithilfe seiner gewieften Mitstreiterin die Dokumente zum Erbau einer Kriegsmaschine aus ihrem Versteck in venedig befreien können und bereitet den Krieg gegen den Erzrivalen Frankreich vor.
Unterdessen haben sich die Musketiere zu Herumtreibern entwickelt, die nicht mehr an Stolz und Vaterland glauben. Erst als der angriffslustige D'Artagnan nach Paris kommt und sich gegen Richelieus linke Hand Rochefort auflehnt, entdecken Arthos, Portos und Aramis wieder ihre alten Fähigkeiten und stellen sich im Untergrund in den Dienst des Königs. Doch die Ränke, die Mylady, Buckingham und auch Richelieu schmieden, sind bereits zu weit fortgeschritten, als dass Frankreich noch zu retten ist. Der Krieg steht unmittelbar bevor, und auch ein Eklat im Königshaus scheint unvermeidlich, weil Richelieu und de Winter das Diadem von Louis' Gemahlin nach England eskortiert haben. Der hoffnungslos in die Hofdame Constance verliebte D'Artagnan entschließt sich, die Diamanten zurückzuerobern und die Ehre Frankreichs zu retten. Doch hierzu ist mehr gefragt als Heldenmut und präzise Fechtkunst - und die Zeit rennt ...
Persönlicher Eindruck:
Es ist wenig verwunderlich, dass "Die drei Musketiere" in der modernen Aufmachung nicht mehr so spektakulär erscheint, wie es Dumas Originalvorlage hergibt. Einerseits scheint die Thematik ziemlich ausgelutscht, andererseits reicht es nicht aus, ein mittelalterliches Spektakel mit einem Wust an Effekten zu verstopfen und lediglich auf dessen Wirkung zu setzen. Denn genau dies geschieht in der letztjährigen Produktion von Anderson.
Die Neuinterpretation krankt vor allem an einer reizvollen Story; alles ist irgendwie vorhersehbar, und in den Passagen, in denen die Handlung ein paar geschickte Kniffe erfordert, rettet sich der Regisseur mit Explosionen, waghalsig inszenierten Gefechten und flotten Sprüchen aus der Misere. Doch ist dies einer Geschichte wie dieser überhaupt noch würdig?
Man darf natürlich geteilter Meinung sein, denn einen gewissen Unterhaltungswert kann man auch der aktuellsten Verfilmung zum Thema nicht absprechen. Die Bildaufnahmen sind gewaltig, der Sound ist gar bombastisch, und der Blick auf die Effekt-Show verrät dem Zuseher, dass hier wirklich nichts ausgelassen wurde, um das Konstrukt weiter aufzublähen. Aber am Ende scheitert "Die drei Musketiere" eben an dieser priorisierten Modernisierung. Die 111 Minuten werden nahezu ausschließlich mit knalliger Action und spitzer Zunge gefüllt; dazwischen gibt es inhaltlich zwar einige Fortschritte, doch im Gesamtzusammenhang wirken auch diese nur aufgesetzt und hölzern herbeigeführt. Man schaut dem jungen D'Artagnan gerne zu, wenn er sich vorlaut gegen seine Widersacher stellt. Und es ist auch ein Vergnügen, die Schlachten der Luftschiffe, die Fechtereien und die Kanonenschläge zu sehen, die den Film begleiten. Aber das ist eben nicht alles, und schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Interpretationen zu den drei Leibwächtern des Königs tatsächlich eine Menge Tiefgang und auch Emotionen zeigten - ganz abgesehen von den politischen Streitereien, die hier nur am Rande erwähnt sind, deren tatsächliche Tragweite aber auch in den Gesprächen der Obrigkeiten nie zum Vorschein kommt. Hinzu kommt, dass die Darstellung der drei Helden fragwürdig ist. Klischeebesetzt werden sie zunächst als abgehalfterte Recken präsentiert, die durch einen Zufall wieder zu ihrer Stärke finden, in ihrem Handeln aber keine ehrwürdigen Motive mehr verfolgen. Ein Wein hier, ein paar schnelle Lire dort - naja, das sind nicht die Musketiere aus der Legende.
Nun muss man Anderson auf der anderen Seite natürlich attestieren, aus dem Original sein eigenes Süppchen gekocht zu haben und sich nicht zwingend stringent an das gehalten zu haben, was Dumas in seinem Roman erzählt hat. Dieser Aspekt ist auch irgendwo erfrischend und belebend, jedoch sollte er nicht dazu ausgenutzt werden, "Die drei Musketiere" ausschließlich zum Bombast-Kino umzufunktionieren, selbst wenn man nie behaupten könnte, dass die Stunt-Szenen eine schwache Performance aufweisen. Aber, und das muss man schließlich immer wieder betonen: Reichlich Peng-Peng ist noch lange kein Garant für einen packenden Plot. Und da das Gros der Szenen auch noch jedweder Realitätsnähe entbehrt, ist es gar nicht zu verhindern, dass der anspruchsvollere Zuschauer ununterbrochen von Zweifeln ob der Daseinsberechtigung einer solch freien Interpretation geprägt wird.
Am Ende spricht "Die drei Musketiere" nämlich nicht jene Zielgruppe an, die einen abwechslungsreichen Abenteuer-Plot mit ein wenig Tiefe erwartet. Denn im Grunde genommen werden Liebhaber pompösen Action-Feuerwerks hier eher angesprochen als diejenigen, die D'Artagnan und Co. im Laufe ihres Lebens lieben gelernt haben. Und das ist, resümierend, schon sehr tragisch!
Aufarbeitung:
Erwartungsgemäß ist die audiovisuelle Aufbereitung genau das Gegenteil von der inhaltlichen Misere. Das Bild der Blu-ray ist fabelhaft, vor allem in den hektischen Szenen sehr detailscharf, und auch wenn die Szenerie nicht sonderlich zeitgemäß ist, ist die Visualisierung der Materie in jeglicher Hinssicht tadellos. Auch klangtechnisch wird man sich zu keiner Zeit beschweren können; der DTS-Sound legt das heimische Wohnzimmer in Schutt und Asche, und während es an allen Ecken und Enden knallt, bleibt trotzdem noch Zeit, den angenehmen Soundtrack einzuflechten, der sehr gut mit den jeweiligen Phasen des Streifens harmoniert.
Auch bei den Extras ist einiges geboten, so etwa ein ausführliches Making-Of, in dem die Idee zum Film aufgefahren wird sowie ein recht langes Kapitel mit Schnitten und ausgelassenen Szenen. Dazu gibt es einen kurzen Einblick in die historischen Drehorte und der Clip zu 'When We Were Young' von Take That, die für den Soundtrack gecastet wurden. Wer sich für den aufwendigen 3D-Release entscheidet, wird auf einer zweiten Disc sogar noch mit reichlich weiteren Features belohnt - sofern die inhaltlichen Makel nicht im Wege stehen!
Fazit:
Große Erwartungen, schwere Enttäuschung: "Die drei Musketiere" sind in der hiesigen Interpretation kein wirklicher Gewinn für das von Dumas-inspirierte Abenteuer-Kino, sondern unterm Strich lediglich eine Popcorn-Produktion, die sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert hat, aber definitiv nicht der Meilenstein ist, den man sich erhofft hatte. Hierfür bleiben nicht nur einige namhafte Schauspieler zu blass, sondern vor allem auch die Story.
Technische Daten:
Originaltitel: The Three Musketeers
EAN: 4011976321484
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
FSK: ab 12 Jahren
Länge: 111 Min.
Bild: Widescreen (2,35:1)
Ton: DTS HD 5.1 (Deutsch und Englisch)
Extras:
1. Audiokommentar mit Paul W.S. Anderson, Jeremy Bolt und Robert Kulzer
2. Making of (ca. 23 Min.)
3. Deleted und Extended Scenes (ca. 16 Min.)
4. Musikclip von Take That „When we were young“ (ca. 4 Min.)
5. Historische Informationen zu den Drehorten (ca. 4,5 Min.)
6. Darsteller-Infos
- Redakteur:
- Björn Backes