fantastische Mr. Fox, Der
- Regie:
- Anderson, Wes
- Jahr:
- 2009
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Fantastic Mr. Fox
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26.07.2010 | 22:15Das sich Wes Anderson („Rushmore“, „Die Royal Tenenbaums„) mit Händen und Füßen dagegen wehrt in irgendeine Schublade gesteckt zu werden, dürfte keine sonderlich neue Erkenntnis sein. Das der amerikanische Regisseur aber einmal einen komplett animierten Film machen würde, hätten wohl nur die wenigsten für möglich gehalten, passt ein solches Werk im ersten Moment doch so gar nicht in das Bild, welches man sich als Cineast über die vergangenen Jahre über Anderson zurechtgelegt hat. Doch bei genauerer Überlegung wirkt es geradezu logisch, das ausgerechnet ein strenger Perfektionist, wie Anderson es nun mal ist, sich an einem Genre versucht, in welchem man wie in keinem anderen so minutiös planen kann, wie es eben im Animationsfilm der Fall ist. Und doch ist seine Adaption von Roald Dahls Kinderbuchklassiker „Der fantastische Mr. Fox“ alles andere, als eine sterile Animationsklammote aus der Retorte. Etwas anderes hätte man vom Exzentriker Anderson aber wohl auch kaum erwartet.
Als Mr. Fox vor zwei Jahren (bzw. zwölf Fuchsjahren) erfahren hat, das seine Frau Mrs. Fox schwanger ist, hat sich einiges im Leben des Cord-Anzug tragenden Fuchses geändert. War er früher ein draufgängerischer Hühnerdieb, der jeden Stall im näheren Unmkreis unsicher gemacht hat, so tristet er mittlerweile ein ruhiges Dasein als Kolumnenschreiber und Familienvater. Wirklich erfüllen tut dieser Lebenswandel Mr. Fox jedoch nicht, weshalb er sich entschließt ein letztes Mal einen Coup durchzuziehen, welcher sich gewaschen hat. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Opossum Kylie (Wallace Wolodarsky), plant er bei den drei Nachbarbauern Boggis, Bunce und Bean einzubrechen und diese um ihre entsprechenden Waren zu erleichtern. Dieses Vorhaben bleibt jedoch nicht ohne weitere Folgen. So sieht sich bald nicht nur Mr. Fox und dessen Familie den wütenden Landwirten gegenüber, sondern auch die anderen Tiere der Nachbarschaft sind in höchster Gefahr und müssen um ihre Heimat und ihr Leben fürchten...
„Der fantastische Mr. Fox“ mag zwar ein Animationsfilm sein, allerdings hat er nur sehr wenig mit den auf lupenreine Perfektion getrimmten Werken von Pixar, DreamWorks und Konsorten gemein, die in regelmäßigen Abständen die Kinos fluten. Der offensichtlichste Unterschied zwischen Andersons Werk und dem Großteil der Konkurrenz, liegt sicherlich in der Verwendung der guten, alten stop motion Technik. Glattgebügelte Bilder aus dem Computer sucht man daher vergebens und wird sie nicht einmal mit der Lupe finden, stattdessen gibt es nicht immer einwandfrei sitzende Animationen, unglaublich liebevoll gestalteten Settings und in Herbstlich anmutenden braun/orange Farben gehaltene Aufnahmen, die eine fast schon zeitlose Stimmung heraufbeschwören. Und dafür muss man Anderson wahrlich danken.
Denn nicht nur vermittelt sein „Der fantastische Mr. Fox“ die jederzeit offensichtliche Liebe, die in die Arbeit an der Umsetzung des Stoffes mit eingeflossen ist, auch entführt er seinen Zuschauer von der ersten Minute an in diese hinreißende Welt, wie sie für den Interdependent Regisseur nicht typischer hätte sein können. Egal ob Mr. Fox die vom Regisseur selbst so geliebten Cord-Anzüge trägt, Neffe Kristofferson bei Yoga Übungen entspannt, die Familie Fox vollkommen disfunktional ist und ihren Problemen aus dem Weg zu gehen scheint oder wir Zeuge von bizarr-schönen Momentaufnahmen werden – alles trägt hier die übermächtige Handschrift des Regisseurs. Und doch ist der Film, trotz aller stilistischen Mittel, die Anderson wie auch in seinen anderen Filmen nutzt und einsetzt, der vielleicht zugänglichste Film, den er bisher gemacht hat. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen wirken die Charaktere wie geschaffen für eine phantastische Animationswelt.
In einem Film wie „Darjeeling Limited“ (2007) hingegen kommt man an die Figuren nur schwer und über Umwege heran und muss sich Zeit nehmen, die sicherlich nicht jeder Zuschauer mitbringen kann oder will. In „Der fantastische Mr. Fox“ ist das anders, weil das Genre nun mal ein anderes ist. Dies kommt Anderson ungemein zu gute, zumindest im Hinblick abseits des Stammpublikums. Und auch die Geschichte selbst dürfte auf die meisten nicht so überdreht, und damit weniger abschreckend wirken, wie es vielleicht bei „Die Tiefseetaucher„ (2004) der Fall ist. Eben weil die Geschichte um Mr. Fox und seinen Kampf gegen die Bauern in einen Animationsfilm eingewebt wurde. Somit ist „Der fantastische Mr. Fox“ zweifelsohne der massentauglichste Film, den man bisher von Anderson zu sehen bekommen hat. Seine treue Independent Anhängerschaft braucht jedoch nicht in epileptische Ekstasen der Angst verfallen, denn auch wenn der Amerikaner nun erstmals ein größeres Publikum ansprechen dürfte, so hat er keinesfalls seine Seele an den Mainstream Teufel verkauft.
Denn die schrullige Art, die Anderson in seinen Filmen aufs expliziteste auslebt, kommt trotz alledem in jeder einzelnen Szene zum Vorschein. Kein Wunder also, dass das voice acting überwiegend von den Stammdarstellern übernommen wurde. So ist Bill Murray („Lost in Translation“, „Die Tiefseetaucher“) als Dachs Badger ebenso mit von der Partie, wie auch Jason Schwartzman („Darjeeling Limited“, „Spun“) als Mr. Fox´ Sohn Ash, Adrien Brody („Darjeeling Limited“, „Der Pianist“) als Feldmaus Rickity und Owen Wilson („Starsky & Hutch“, „Die Tiefseetaucher“) als Coach Skip. Die Hauptrollen von Mr. Fox bzw. Mrs. Fox übernehmen hingegen George Clooney („Up In The Air“, „Syriana“) sowie Meryl Streep („Der Teufel trägt Prada“, „Julie & Julia“) und auch Willem Dafoe („Der blutige Pfad Gottes“, „Die letzte Versuchung Christi“), als fiese Ratte, hat sich verpflichten lassen. Natürlich entfaltet sich der Charme eines solchen Werkes erst im OT, aber auch die deutschen Sprecher haben einen überwiegend guten Job gemacht, was auch daran liegt, das man, anders wie bei den meisten Genrekollegen von „Der fantastische Mr. Fox“, keine C-Z Prominenz mit der Synchronisation beauftragt hat.
Eigentlich kann man Wes Anderson nur danken. Bei ihm macht selbst ein so lebloses Genre, wie das der Animationsfilme, unheimlich viel Spaß. Die Figuren sind geradezu hinreißend, die Geschichte ist schön erzählt, die Bilder schlichtweg faszinierend. Dabei ist „Der fantastische Mr. Fox“ in erster Linie ein Film für Erwachsene. Nicht unbedingt, weil die Umsetzung gelegentlich durchaus als Brutal zu bezeichnen ist, sondern weil das ganze Konstrukt einfach zu Komplex für ein jüngeres Publikum sein dürfte, zumal Anderson unterschwellig durchaus auch politische Statements einfließen lässt. Ein Animationsfilm für Erwachsene. Aber das ist ja auch mal eine nette Abwechslung.
Daten zum Film:
Originaltitel: Fantastic Mr. Fox (USA, 2009)
Laufzeit: ca. 87 Minuten
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Regie: Wes Anderson
Sprecher: George Clooney (Mr. Fox), Meryl Streep (Mrs. Fox), Jason Schwartzman (Ash), Bill Murray (Badger), Eric Chase Anderson (Kristofferson Silverfox), Owen Wilson (Coach Skip), Willem Dafoe (Rat), Adrien Brody (Rickity)...
9/10
- Redakteur:
- Adrian Trachte