weiße Teufel von Arkansas, Der
- Regie:
- Jesse Hibbs
- Jahr:
- 1958
- Genre:
- Western
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Ride A Crooked Trail
1 Review(s)
22.03.2009 | 19:33Story
Als Joe Maybe eines Tages in der Kleinstadt Little Rock aufschlägt und sich dort als neuer Marschall ausgibt, scheint das wacklige Gesetz langsam wieder bürgerliche Formen aufzunehmen. Die Willkür des ansässigen Richters Kyle gab der Bevölkerung zwar bislang strenge Richtlinien, allerdings ist der stets alkoholisierte Gesetzeshüter manchem Geschäftsmann ein Dorn im Auge. Was die Bürger jedoch nicht wissen: Eigentlich ist Maybe der Boss einer Gangster-Bande und nur im Besitz des Scheriff-Sterns, weil der einstige Marshall Noonan bei einer Verfolgungsjagd verunglückte. Und als die hübsche Tessa ebenfalls in Little Rock eintrifft und droht, Maybes Identität preiszugeben, ist es auch um die Fluchtmöglichkeiten geschehen. Fortan fügt er sich in die Rolle des Sheriffs und führt mit Tessa eine Scheinehe, um den Betrug nicht auffliegen zu lassen. Erst als Tessas eigentlicher Geliebter Sam Teeler in der Stadt aufkreuzt und die Bank überfallen will, bietet sich Noonan alias Maybe eine Chance zur Flucht – und dies unter lukrativsten Bedingungen. Doch als Ziehvater des jungen Waisen Jimmy scheint der ehemalige Gangster langsam Vernunft angenommen zu haben…
Persönlicher Eindruck
“Der weiße Teufel von Arkansas“ ist ein echter Klassiker des frühen amerikanischen Westerns, selbst wenn, oder aber auch vielleicht gerade weil es kein Streifen nach konventionellem Strickmuster ist. Zwar gibt es von einer relativ klischeebesetzten Storyline über eine Auswahl von recht eigenwilligen, in diesem Fall sogar sehr individuellen Personen bis hin zu den typischen Plot-Twists eigentlich alles, was ein traditioneller Western benötigt; doch wenn man etwas intensiver in die Materie hineinschaut, wird man schnell feststellen, dass diese 58er-Produktion alles andere als ein normaler Vertreter seiner Spezies ist.
Nach dem recht gewöhnlichen Einstieg mit der Verfolgungsjagd zwischen dem echten Noonan und dem gejagten Verbrecher Maybe beginnt der Film ungewöhnlich humorvoll. Bereits das erste Aufeinandertreffen zischen dem Richter und dem Sheriff in spe wird zum außergewöhnlichen Ereignis, das unter anderem auch von seinen witzigen Inhalten lebt. Da wird der Richter mir nichts, dir nichts angeschossen, lacht Sekunden später über seine Naivität und geht mit seinem neuen Mitstreiter schon bald seiner Lieblingsbeschäftigung hinter Tresen nach. Wenige Stunden später versacken die beiden Protagonisten bereits im Hausboot von Kyle und lassen sich von einem verwaisten Jungen pflegen, der die beiden auch noch nach allen Regeln der Kunst abzockt. Skurrilitäten gibt es demnach also immer wieder, was den Unterhaltungswert von “Der weiße Teufel von Arkansas“ von der ersten Minute an deutlich steigert. Situationskomik, die teils unfreiwillig komische Mimik von Audie Murphy sowie das unbeherrschte Verhalten von Richter Kyle sind jedenfalls ständig Auslöser für einen Genre-seltsamen Humor, der der Produktion aber wirklich gut zu Gesicht steht.
Die Ernsthaftigkeit der Handlung geht im Zuge dessen aber trotzdem nicht verloren, spätestens als sich Maybes Charakterwandel immer deutlicher zeigt und er Verantwortung für den jungen Jimmy übernimmt. Hier entwickelt die Story mit einem Mal dramatische Züge und gewinnt zunehmend an Tiefgang, zumal auch die Beziehung zwischen Maybe und Tessa bis zuletzt ungeklärt bleibt und der bevorstehende Raubüberfall von Sam Teeler ein unberechenbares Zünglein an der Waage darstellt. Die Handlung läuft stringent voran, doch in ihrem Inneren sammeln sich unzählige Unbekannte, die zwischen den vielen spontanen Action-Szenen auch für das nötige Maß an Spannung sorgen und diese auch bis zur Schlusssequenz nicht abreißen lassen. Positiv auch hier: Die Regie sperrt sich gegen offensichtliche Entwicklungen und hält an den passenden Stellen einige echte Überraschungen bereit – und das sowohl auf die Story als auch auf die Darstellung der tragenden Personen bezogen. So mausert sich der Streifen schließlich zu einer einerseits eigenartigen, andererseits aber auch wirklich sehenswerten Western-Produktion, die mit manchen Klischees der Genres aufräumt, bevor diese erst entstanden sind. Hier trifft sozusagen ein dicker Schuss Klassik auf ein sehr individuelles Handlungskonzept, welches dank der stark agierenden Schauspieler auch völlig aufgeht.
Das DVD-Release steht den positiven Eindrücken in nichts nach, was sich in erster Linie für das richtig tolle Bild sagen lässt. Die Restaurierungen sind für einen Film aus den späten 50ern wirklich prächtig; Bildrauschen und körnige Optik sind hier nur in den seltensten Momenten unangenehme Nebenerscheinungen, fallen aber an sich gar nicht auf. Vergleicht man die Aufarbeitung mit manch anderem Film aus dieser Zeit, muss man daher auch in der Tat staunen. Das Bonusmaterial ist indes handelsüblich. Neben dem Originaltrailer und einer Galerie gibt es noch ein 4-seitiges Booklet mit allerhand Informationen zur Entstehungsgeschichte des Streifens.
Fazit
“Der weiße Teufel von Arkansas“ ist ein durchweg sehenswerter Western, der mit unkonventionellen Mustern die Traditionen des Genres aufwirbelt, sich aber dennoch problemlos in den Schoß der klassischen US-Produktionen fallen lassen kann. Dank ambitionierter Persönlichkeiten wie Walther Matthau und Audie Murphy ist bereits im Jahr 1958 ein zeitloser Klassiker des amerikanischen Westerns entstanden, der auch in der DVD-Nachlese eine prächtige Figur abgibt.
- Redakteur:
- Björn Backes