Diskografie-Check: RUSH - Platz 9 - 1
12.01.2021 | 11:37Eine zehn Alben lang andauernde Jubelorgie.
Bereits im ersten Teil unseres Diskografie-Checks zu RUSH wurde mehrfach erwähnt, dass die drei Kanadier kein schwaches Album veröffentlicht haben. In den Top10 kommt es aber nur noch zu Jubelorgien, denn hier finden sich die Klassiker reihenweise wieder. Oder?
9. Hold Your Fire
Nun, schon bei diesem 1987 veröffentlichten Album streiten sich unsere Gelehrten ein wenig. "Hold Your Fire" ist das melodischste und, ja, poppigste Album im Katalog der fabulösen Drei. Der Einfluss der Pop-Musik und des New Wave der Achtziger ist hier noch deutlicher als auf den beiden Vorgängern. Ich kenne gar Menschen, die "Hold Your Fire" in den Bereich AOR einordnen. Wie uneins wir uns in diesem Fall sind, beweisen die beiden letzten Plätze, die Rüdiger und Tobias vergeben, auf der einen und die Treppchenplätze von Frank (Bronze) und Timo (Gold!) auf der anderen Seite. Obwohl meine persönliche Platzierung auf Rang 13 näher an Rüdiger und Tobias ist, so bin ich inhaltlich dank Weltklasse-Songs wie 'Mission', 'Tai Shan', 'Time Stands Still' oder 'Turn The Page' doch eher bei unseren Treppchen-Jungs.
9. Roll The Bones
Das 1991 erschienene Werk "Roll The Bones" habe ich damals als 16-Jähriger angetestet, weil in den Fachzeitschriften gejubelt wurde. Und was war ich gelangweilt. Ich hatte noch ein Herz aus Stahl und diese Rockmusik war wirklich gar nix für mich. Es hat dann noch einmal zehn Jahre gebraucht, bis ich bereit war für RUSH und sehr schnell war dann auch "Roll The Bones" als Meisterwerk identifiziert. Gerade das eröffnende Trio mit 'Dreamline', 'Bravado' und dem Titeltrack ist absolute Weltklasse. Auch lyrisch sind Passagen wie "We are young - wandering the face of the earth - wondering what our dreams might be worth - learning that we're only immortal for a limited time" pure Weisheit. Bei Tobias reicht das entsprechend für den dritten Platz, auch Tom (#4) und Rüdiger (#6) haben "Roll The Bones" im oberen Drittel einsortiert, während Frank (#14), Jonathan (#15) und Walter (#16) diesen Langspieler etwas kritischer sehen.
8. Power Windows
Ja, ich bin auch überrascht. Ihr hattet "Power Windows" auch höher erwartet, oder? Klar, wenn es nach mir und Frank geht ist das 1985er-Album das beste Album von RUSH. Natürlich sind auch hier die Synthies ein großer Teil des Sounds, aber Songs wie das Trio aus 'Marathon', 'Manhattan Project' und 'Territories' sind so ultimativ fantastisch, dass ich Platzierungen außerhalb der Top10 kaum nachvollziehen kann. Aber gut, Meinungen sind natürlich verschieden und so landet dieses 10-Punkte-Album bei Rüdiger und Tobias jeweils auf dem vorletzten Platz. Ich wiederhole gerne: auf dem vorletzten Platz. Dass beide Redakteure umgehend für den Rest des Jahres suspendiert wurden, ist folgerichtig. Es war ihr großes Glück, dass sie ihre Listen am Silvesterabend abgaben. So ganz böse kann man den Beiden auch nicht sein, denn es ist ja auch nicht so, dass jetzt nicht noch sieben Alben kommen, die es alle verdienen auf Platz eins zu stehen.
7. Counterparts
"Counterparts" aus dem Jahr 1993 war für mich persönlich so etwas wie der Dosenöffner für RUSH. Genau genommen der Song 'Nobody's Hero', den ich bis heute als eine der allerbesten Rocknummern aller Zeiten sehen würde. Das war irgendwann um die Jahrtausendwende und der Auftakt zum RUSH-Rausch. Der seit "Presto" wieder deutlich rockigere Sound wurde beibehalten, sogar noch eine Spur modernisiert. Aber zeitgemäß klang RUSH ja immer. Neben 'Nobody's Hero', das auch textlich absolut herausragt, sind vor allem 'Animate', 'Double Agent' und 'Everyday Glory' ganz wunderbare Songs. Bei mir persönlich reicht das alles für den vierten Platz, bei Nils und Timo ist es die Silber- und bei Thomas sogar die Gold-Medaille. Auf der anderen Seite des Spektrums sind schon wieder Rüdiger und Tobias (jeweils #14) und Walter (#15) zu finden.
6. Permanent Waves
Wir reisen zurück ins Jahr 1980 und zu dem just neu aufgelegten Album "Permanent Waves". Ein Album, das einen großen Wendepunkt in der Karriere von Geddy, Alex und Neil darstellt. Die Songs werden wieder kompakter, Geddy legt seine Stimme tiefer und man öffnet sich fremden Einflüssen. Bei RUSH ist sogar Reggae nicht komplett unhörbar, wie der Hit 'The Spirit Of Radio' eindrucksvoll beweist. Dennoch sind die anderen Songs aber noch besser. Das geradlinige 'Freewill', das wunderschöne 'Entre Nous' oder der abschließende Longtrack 'Natural Science' sind allesamt großartige Songs. Das findet auch die Mehrheit der Redaktion, denn immerhin sechs Mal landet "Permanent Waves" zwischen Rang drei (Timo, Jonathan) und Rang sechs (Tobias, Frank, Walter). Einziger wirklicher Ausreißer nach unten ist unser Thomas, der "Permanent Waves" frech auf den letzten Platz setzt.
5. A Farewell To Kings
Es geht noch ein Stück weiter zurück in die Vergangenheit. Genau genommen in das Jahr 1977, wo "A Farewell To Kings" erschien und die schwierige Aufgabe hatte, das Erfolgsalbum "2112" zu bestätigen. Ein Vorhaben, das eindrucksvoll gelang. Die beiden Zehn-Minüter 'Xanadu' und vor allem 'Cygnus X-1' zeigen das Trio von seiner verspielten Seite, mit 'Closer To The Heart', 'A Farewell To Kings' und 'Cinderella Man' gibt es drei kürzere Hits. Das ist durch die Bank ganz fantastisch. Das sieht vor allem Walter so, der "A Farewell To Kings" ganz oben aufs Podest packt. Sonst hagelt es Platzierungen zwischen fünf und acht. Nur der Autor dieser Zeilen (#11) und Frank (#16) fallen da etwas bzw. komplett aus dem Rahmen.
4. Hemispheres
Eine Stupsnasenspitze vor "A Farewell To Kings" sehen wir den Nachfolger "Hemispheres", der anno 1978 musikalisch und textlich an seinen Vorgänger anknüpft, denn eröffnet wird er vom 18-minütigen 'Cygnus X-1, Book II: Hemispheres'. Das ist natürliche eine einzige Wundertüte, die einem hier Freude bereitet. Das gilt genau so für das vielleicht beste Instrumental in der Geschichte des Trio, 'La Villa Strangiato', eine Abfahrt, die ihresgleichen sucht. Mein Favorit ist aber tatsächlich das kurze, lyrisch wunderbar metaphorische 'The Trees'. Meines Wissens nach auch einer der Gründe, warum Rüdiger "Hemispheres" für sich auf dem ersten Platz sieht. Auch sonst sieht fast jeder Kollege "Hemispheres" im einstelligen Bereich. Nur Jonathan (#13) und erneut Frank (#15) sehen das etwas anders. Bei Frank liegt das ganz alleine an den Vocals von Geddy, die er die Spur tiefer (wie eben ab "Permanent Waves") deutlich besser findet.
3. Grace Under Pressure
1984 erschien "Grace Under Pressure" und ging den auf "Signals" eingeschlagenen Weg unbeirrt weiter. Die ausufernden Kompositionen sind endgültig passé, stattdessen gibt es kompakte, aber detailverliebte Songs. So zum Beispiel den besten Opener in der RUSH-Historie, 'Distant Early Warning'. Ein Song, der für alles steht, was RUSH in dieser Phase ausmacht: kleine, feine Details, Synths, große Melodien, toller Text. Ich könnte mich da immer reinlegen. Dazu möchte ich noch einmal ganz ausdrücklich auf 'Red Sector A' hinweisen, wo Neil Peart beinahe poetisch die Erlebnisse von Geddy Lees Mutter im KZ verarbeitet. "I clutch the wire fence until my fingers bleed - A wound that will not heal, a heart that cannot feel". Ganz wundervoll und vielleicht der Hauptgrund, warum das Album sowohl bei Frank als auch bei mir selbst Silber einheimst. Auch bei Walter reicht es noch für Bronze. Ansonsten landet "Grace Under Pressure" bei den Kollegen zwischen Platz sieben und zwölf. Da herrscht also große Einigkeit.
2. 2112
Zwischen dem dritten und dem achten Platz lagen lediglich neun Punkte, "2112" auf dem silbernen Rang hat sich da bereits etwas abgesetzt und ist souverän Zweiter. Das Album aus dem Jahr 1976 war der endgültige Durchbruch des Trios, obwohl - wie man es wunderbar in der Doku "Beyond The Lighted Stage" sehen kann - das Label fürchtete, dass die Eröffnung mit nur einem Song auf der A-Seite kommerzieller Selbstmord sei. Nun, diese Befürchtungen bestätigten sich nicht. Damals wie heute rasten die Leute reihenweise aus, wenn die ersten Takte von der 'Overture' ertönen und es wird lauthals mitgesungen, wenn 'The Temples Of Syrinx' besucht werden. Das ist nicht weniger als ein Stück Musikgeschichte, das Geddy, Alex und Neil hier geschrieben haben. Darin sind wir uns in der Redaktion auch ziemlich einig und so landet "2112" bei fast allen Kollegen irgendwo auf den ersten sieben Plätzen. Für Tobias ist es sogar das beste Album der Band. Einziger Ausreißer ist Jonathan, der "2112" auf dem zwölften Platz verortet.
1. Moving Pictures
Am Ende ist es doch recht eindeutig. Das Geburtstagskind namens "Moving Pictures" ist nicht nur das deutlich erfolgreichste Album der Band, es ist in unseren Ohren auch ihr bestes. Zwar landet es nur bei Jonathan und Nils auf dem ersten Rang, aber tatsächlich steht es bei jedem von uns in den Top5. Es ist ja auch kein Wunder, denn dieses Meisterwerk beinhaltet mit 'Tom Sawyer', 'Red Barchetta' und 'Limelight' drei unsterbliche Hits, dazu mit 'YYZ' das vielleicht bekannteste Instrumental einer Rockband und mit 'The Camera Eye' einen unfassbaren Longtrack. Und die beiden großartigen 'Witch Hunt' und 'Vital Signs' möchte ich natürlich auch nicht unterschlagen. Das ist alles so groß, dass sogar die 80er-Retro-Comedy "The Goldbergs" der Band eine eigene Folge gewidmet hat und es in der Serie eine Figur gibt, die immer RUSH-Shirts trägt. DEF LEPPARD oder BON JOVI haben diese Ehre nicht erhalten. Ich hoffe sehr, dass es zum 40. Geburtstag eine schöne Version dieses Klassikers mit ein paar unbekannten Extras gibt. Hätte er verdient.
Hier zum Abschluss noch die Einzelwertungen der teilnehmenden Redakteure.
Jonathan Walzer:
01. Moving Pictures
02. Power Windows
03. Permanent Waves
04. Hold Your Fire
05. Vapor Trails
06. A Farewell to Kings
07. Grace Under Pressure
08. Signals
09. Test For Echo
10. Counterparts
11. Clockwork Angels
12. 2112
13. Hemispheres
14. Fly By Night
15. Roll The Bones
16. Caress Of Steel
17. Presto
18. Rush
19. Snakes & Arrows
Frank Jäger:
01. Power Windows
02. Grace Under Pressure
03. Hold Your Fire
04. 2112
05. Moving Pictures
06. Permanent Waves
07. Signals
08. Presto
09. Clockwork Angels
10. Test For Echo
11. Counterparts
12. Snakes & Arrows
13. Vapor Trails
14. Roll The Bones
15. Hemispheres
16. A Farewell to Kings
17. Caress Of Steel
18. Fly By Night
19. Rush
Walter Scheurer:
01. A Farewell To Kings
02. Hemispheres
03. Grace Under Pressure
04. Moving Pictures
05. Caress Of Steel
06. Permanent Waves
07. 2112
08. Signals
09. Power Windows
10. Hold Your Fire
11. Test For Echo
12. Clockwork Angels
13. Fly By Night
14. Rush
15. Counterparts
16. Roll The Bones
17. Presto
18. Vapor Trails
19. Snakes & Arrows
Peter Kubaschk:
01. Power Windows
02. Grace Under Pressure
03. Moving Pictures
04. Counterparts
05. Signals
06. 2112
07. Roll The Bones
08. Hemispheres
09. Clockwork Angels
10. Permanent Waves
11. A Farewell To Kings
12. Presto
13. Hold Your Fire
14. Snakes & Arrows
15. Caress Of Steel
16. Fly By Night
17. Test For Echo
18. Rush
19. Vapor Trails
Nils Macher:
01. Moving Pictures
02. Counterparts
03. 2112
04. Permanent Waves
05. A Farewell To Kings
06. Power Windows
07. Hemispheres
08. Grace Under Pressure
09. Hold Your Fire
10. Presto
11. Roll The Bones
12. Clockwork Angels
13. Caress Of Steel
14. Signals
15. Test For Echo
16. Rush
17. Fly By Night
18. Vapor Trails
19. Snakes & Arrows
Timo Reiser:
01. Hold Your Fire
02. Counterparts
03. Permanent Waves
04. 2112
05. Moving Pictures
06. Fly By Night
07. Signals
08. A Farewell To Kings
09. Hemispheres
10. Grace Under Pressure
11. Power Windows
12. Roll The Bones
13. Clockwork Angels
14. Caress Of Steel
15. Test For Echo
16. Snakes & Arrows
17. Vapor Trails
18. Presto
19. Rush
Thomas Becker:
01. Counterparts
02. Presto
03. 2112
04. Roll The Bones
05. Moving Pictures
06. Hemispheres
07. A Farewell To Kings
08. Power Windows
09. Grace Under Pressure
10. Hold Your Fire
11. Clockwork Angels
12. Caress Of Steel
13. Test For Echo
14. Snakes & Arrows
15. Rush
16. Fly By Night
17. Signals
18. Vapor Trails
19. Permanent Waves
Rüdiger Stehle:
01. Hemispheres
02. Moving Pictures
03. Caress Of Steel
04. Fly By Night
05. 2112
06. Roll The Bones
07. A Farewell To Kings
08. Snakes & Arrows
09. Test For Echo
10. Clockwork Angels
11. Rush
12. Grace Under Pressure
13. Permanent Waves
14. Counterparts
15. Presto
16. Signals
17. Vapor Trails
18. Power Windows
19. Hold Your Fire
Tobias Dahs:
01. 2112
02. Moving Pictures
03. Roll The Bones
04. Vapor Trails
05. Hemispheres
06. Permanent Waves
07. A Farewell To Kings
08. Snakes & Arrows
09. Rush
10. Clockwork Angels
11. Test For Echo
12. Grace Under Pressure
13. Caress Of Steel
14. Counterparts
15. Presto
16. Signals
17. Fly By Night
18. Power Windows
19. Hold Your Fire
- Redakteur:
- Peter Kubaschk