Earthshaker Fest 2005 - Geiselwind

24.08.2005 | 15:48

21.07.2005, Autohof

Samstag, 23.07.2005

Mit einer kleinen, ärgerlichen Überraschung fängt dann auch der Samstag an. Weil der gute Joey DeMaio wohl seinen Schützlingen von BLUDGEON einen besseren Platz auf dem Billing zuschanzen und dazu noch gerne den "monologischen" Anteil des MANOWAR-Gigs auf eine volle Stunde strecken wollte, beschloss man kurzerhand, BLUDGEON zum Quasi-Hallenheadliner zu machen, der aber trotzdem kaum Publikum in den "Klangtempel" ziehen kann, und dafür AFTER FOREVER als erstes auf die Bretter zu schicken, was natürlich vorher so gut wie niemandem mitbekommt und etliche Fans der Holländer ziemlich verärgert, da sie beim Eintreffen auf dem Gelände gerade noch die letzten beiden Stücke der Band bewundern dürfen. Dieses Schicksal ereilt auch unseren Berichterstatter...

AFTER FOREVER

Dank der kurzfristig geänderten Running Order - nein, dazu kein Kommentar - war es dem bedauernswerten Rezensenten leider nicht vergönnt, von den holländischen Goth-Metallern mehr als eineinhalb Songs mitzukriegen, nämlich ein ausgesprochen schmissiges Cover des IRON MAIDEN-Smashers 'The Evil That Men Do' sowie als würdigen Abschluß eines den Publikumsreaktionen nach zu urteilen gelungenen Gigs mit 'Follow In The Cry' einen stilvollen Rausschmeißer.
Was sich der vereinigten Tulpenschwermut nach zehnminütiger Momentaufnahme sonst noch attestieren läßt: Gemessen an der unmetallischen Uhrzeit beachtlicher Publikumsandrang, erstklassiger, kraftvoller Gesang und summa summarum: Eine richtig töfte Band, die sich zudem eines pompösen Sounds erfreuen durfte.
Mehr davon wäre definitiv wünschenswert gewesen, sollte aber nicht sein. Nein, dazu immer noch kein Kommentar.
(Rainer Raithel)

DISBELIEF

Bemerkenswerterweise dünnte die Menge vor der Hauptbühne nach dem Abgang von AFTER FOREVER etwas aus, dennoch dürften DISBELIEF mit der Kopfzahl der Anwesenden durchaus zufrieden gewesen sein, an interessiertem Publikum herrschte nämlich nach wie vor kein Mangel.
Eh klar, daß die hessischen Dampfhammer-Melancholiker bei den Anwesenden einen mächtig guten Eindruck hinterließen, denn die von Front-Knuddelbär Jaggers therapiebedürftigem Gegröle veredelte Soundwand der zwar relativ statisch, aber engagiert zu Werke gehenden und entena***tight zockenden Truppe versetzt selbst den nach einer oder mehreren Zeltplatznächten angeschlagensten Festivalbesucher ruckzuck wieder in die Lage, freihändig stehen zu können.
Die bunt gemischte Setlist, die so ziemlich die komplette Discographie der musizierenden Schmerzpatienten berücksichtigte, tat neben dem einmal mehr guten Sound und der sympathischen Ausstrahlung von Charisma-Teddy Jagger ihr Übriges, um diesen starken Auftritt einer erfrischend eigenständigen Kapelle trotz gelegentlich aufkeimender, bauartbedingter Monotonie - Kunst und so halt - zu einem Erfolg werden zu lassen. Applaus, Applaus!
(Rainer Raithel)

Setliste:
Intro
Sick
Crawl
Misery
Ethic Instinct
To The Sky
God? Master!
For God
Rewind It All
Lost In ...

DESTRUCTION

Neuer Tag, neues Glück. Die Sonne lässt sich nun endlich blicken und eigentlich konnte der Samstag auch musikalisch nur noch besser werden. Alle Bands haben jedoch mit der allgemeinen Vorverlegung der Auftrittszeiten zu kämpfen, so auch DESTRUCTION. Viele Fans der deutschen Thrasher kommen erst während der Show auf das Gelände oder verpassen ihn gleich ganz. Reihenweise ungehaltene Kommentare im weiten Rund. Aber zur Show: DESTRUCTION sind für die kurzfristig ausgefallenen OVERKILL eingesprungen (O-Ton Schmier: "Wir waren eh schon zum Saufen hier, da haben wir gedacht, können wir auch ein bisschen spielen.") und mittlerweile ein routinierter Haufen, mit dem kein Veranstalter und Fan etwas falsch machen kann. Zwar gehören sie für mich eher in eine verschwitzte Konzerthalle als auf eine große Festivalbühne, und doch sind Schmier & Co immer wieder hörens- und sehenswert. Gnadenlos prügelen sie sich eine Dreiviertelstunde durch ihre Bandgeschichte, schrauben kräftig an den Rüben der Anwesenden und hinterlassen dabei einen sehr guten Eindruck. Sie packen ihre Klassiker aus und präsentieren mit 'Soul Collector' sogar einen neuen Song vom kommenden Album "Inventor Of Evil", der sich nahtlos in das "Best Of"-Programm einreiht. Zwar bekommt der Monitormischer auf der Bühne mehrfach den Unwillen von Bassist und Sänger Schmier ab und auch Gitarrist Mike kämpft sich teilweise arg schmutzig durch die Songs, die Thrashgranaten zünden trotzdem. Auch das Erstaunliche, dass Schmiers Bass nicht auf der PA ist, lässt nur ein vereinzeltes Stirnrunzeln zurück, ändert am positiven Gesamteindruck aber nichts: ein gutes Konzert. Genau das Richtige, um sich die letzte Müdigkeit und die Kälte des Vortags aus den Knochen zu bangen.
(Chris Staubach)

Setlist:
Curse The Gods
Nailed To The Cross
Mad Butcher
Thrash Till Death
Metal Discharge
Soul Collector
The Butcher Strikes Back
Total Desaster
Bestial Invasion

PRIMAL FEAR

Mit PRIMAL FEAR ist das ja so eine Sache. Die Jungs sind musikalisch sehr kompetent, schaffen es hervorragend, ihre Fans zu begeistern und haben sich so über die Jahre einen beachtlichen kommerziellen Erfolg erspielt. Doch ich selbst hab leider nie den richtigen Draht zu Ralf, Matt & Co. gefunden. Ich finde die Band in Ordnung, aber so richtig begeistern kann ich mich für ihren Stil nicht. Dann kommt dazu, dass die Band bei Festivals derart omnipräsent ist, dass sich viele schon ein bisschen an der Band satt gehört haben dürften, wenn sie nicht gerade zu den richtigen Die-Hard-Fans gehören. Für mich ist's heute zum Beispiel das neunte Mal, dass ich PRIMAL FEAR sehe, obwohl ich es nie darauf angelegt habe. Ich hoffe dass meine Aufmerksamkeit darunter nicht leidet, und ich trotzdem in der Lage bin, euch einen objektiven Bericht zu geben. Was sofort auffällt, ist dass die Jungs in bester Spiellaune sind und eine sehr professionelle Show abziehen, bei der uns lediglich Ralfs schwarzes Latexoberteil mit den Bandinitialen einen bizarren Anblick beschert. Aber ansonsten gehen Auftreten und Engagement voll in Ordnung, und ich muss ehrlich zugeben, dass mir PRIMAL FEAR dieses Mal deutlich besser gefallen als in den meisten Fällen zuvor. Die relativ kurze Setlist enthält im Grunde auch nur die absoluten Highlights aus dem Schaffen der Schwaben (sowie in Gestalt von 'Rollercoaster' eine Vorschau auf's kommende Album) und so sind auch die Publikumsreaktionen durchweg positiv. Sogar die rechts von mir stehenden Musiker von LOUDNESS scheinen Spaß an dem Auftritt zu haben, auch wenn sie der Text zu 'Metal Is Forever' in große Heiterkeit versetzt. Hat man bei vergangenen Auftritten noch Kritik vernommen, dass die Hintergrundgesänge komplett vom Band gekommen seien, ist dies heute definitiv nicht der Fall, so dass sich PRIMAL FEAR beim Earthshaker als authentische Liveband der gehobenen Klasse präsentieren, was ihnen von den Fans auch entsprechend gedankt wird.
(Rüdiger Stehle)

Setliste:
Final Embrace
Battalions Of Hate
Angel In Black
Running In The Dust
Chainbreaker
Rollercoaster
Nuclear Fire
Metal Is Forever

MASTERPLAN

Nun wird es Zeit für die deutschen Senkrechtstarter 2004: MASTERPLAN. Die Mannen um die beiden ehemaligen HELLOWEEN-Musiker Roland Grapow (guitar) und Uli Kusch (drums) habe ich in den vergangenen Jahren jetzt auch schon öfter gesehen. Die Leistung der Band wurde dabei von Mal zu Mal besser und beim RockHard-Open-Air zählten sie klar zu den besten Bands. Umso gespannter bin ich, ob sie diese Leistung erneut würden abrufen können. Das Fazit vorweg: Sie konnten nicht! Dabei ist eigentlich alles perfekt angerichtet. Die Sonne scheint, das zahlreiche Publikum ist in Feierlaune, Ausnahmesänger Jorn Lande zeigt sich erneut in Bestform und auch die Songauswahl lässt kaum zu wünschen übrig. Und doch fehlt der Performance der letzte Kick. Alles kommt sehr statisch und ohne richtiges Feuer daher. Dem Publikum ist das jedoch egal und feiert das Quintett von der ersten bis zur letzten Note. Diese jagen ihren melodischen Metal gewohnt souverän durch die Boxen, auch wenn zu Beginn der Soundmischer nicht checkt, dass Bassist Jan S. Eckert recht wichtig für die zahlreichen Chöre in der Musik ist. Die Kommunikation zwischen Jorn Lande und dem Publikum klappt heute nicht ganz so gut, recht verhalten präsentiert sich der Norweger in Geiselwind. Aber auch die Kommunikation auf der Bühne scheint nicht ganz so zu funktionieren, denn selbst Roland Grapow ist ziemlich wortkarg. Und wenn er dann mal ein paar Wörtchen sagen möchte, ist entweder das Mikrofon nicht richtig offen oder die Band beginnt einfach mit dem nächsten Lied. Das sind jedoch alles nur Randnotizen, denn an der musikalischen Leistung des Quintetts gibt es nicht viel auszusetzen. Eine gewohnt gute Show von MASTERPLAN, die aber ohne wirkliche Höhen und Tiefen auskommen muss.
(Chris Staubach)

Setlist:
Crimson Rider
Crystal Night
Wounds
Kind Hearted Light
I'm Not Afraid
Enlighten Me
Soulburn
Heroes
Back For My Life
Crawling From Hell

HYPOCRISY

Vielleicht hätte man dem Moderator, der die Schweden vorstellen sollte, vorher noch eine Nachhilfestunde in Sachen Metal geben sollen, denn als die Death Metal Heroes mit "Hypocrist" statt "HYPOCRISY" angekündigt wurden, erntete der werte Herr erstmal erstaunte Gesichter und ziemliches Gelächter. Aber nichts konnte die Vorfreude auf "Pedda" und seine Mannen trüben. Selbst die Horrormeldungen, dass sich Drummer Horgh am Vortag beim übermäßigen Feiern eine Alkoholvergiftung zugezogen haben soll, waren schnell vergessen und der Herr trommelte scheinbar Fit wie immer hinter der Schießbude. 'Fractured Millenium' läutete das Schweden-Death-Spektakel ein und trotz des etwas laschen Sounds (das hätte einfach lauter sein müssen!) war die Menge nicht mehr zu halten. Dirigiert von Frontman Peter Tägtgren waren die Fans begeistert bei der Sache und feierten durch ein Best-Of-Set mit Klassikern wie 'Pleasure Of Molestation' oder 'Inferior Devoties' und neuen Hits wie 'Erasure'. Wie immer mit seinem trockenen Humor gesegnet, erfreute Peter uns auch dieses Mal mit seinen lustigen Ansagen im Stil von "This song is called 'Adjusting The Sun'...'Cause it is in my face" oder dem Versuch Deutsch zu sprechen. Den Vogel schoss Peter aber sicherlich mit der Ankündigung zum wohl beliebtesten HYPOCRISY-Song ab: 'Roswell 47' wurde nämlich spontan in 'Manowar 47' umgetauft. Ob das den Verteidigern des wahren Metals geschmeckt hat?
(Caroline Traitler)

J.B.O.

Nun wird es also Zeit für J.B.O. und einer gepflegten Stunde Comedy-Metal-Rock. Von der ersten Note zu 'Verteidiger des Blödsinns' bis hin zum Abschlusssong 'Ein Fest' verwandelten die Erlangener das Festival in eine einzige, große, rosarote Metalfaschingsparty. Ich weiß zwar nicht, ob die Musik von J.B.O. auch im nicht-deutschsprachigen Raum funktioniert, aber in Deutschland zündet der Humor. Ein wahrer Triumphzug wird es dann natürlich, wenn die Jungs dieses gigantische Fest auch noch quasi vor ihrer Haustür zur "Prime Time" stattfinden lassen. Mittlerweile hat sich eine fantastisch große Menschenmenge vor der Hauptbühne angesammelt und frisst Vito, Hannes, Ralph & Wolfram in ihren schrillen, rosaroten Klamotten förmlich aus der Hand. Gänsehautfeeling pur. Selbst die Sonne strahlt um die Wette und brennt den Musikern frontal auf die Birne, so dass diese ihre Techniker sogar mehrfach auffordern, endlich das verdammte Licht abzustellen. Musikalisch machen J.B.O. dann auch wirklich nichts falsch und feuern eine brillante Parodie nach der anderen ab. Ob nun 'Könige' (bei dem leider die neuen getexteten Strophen von Ralph und Wolfram dem Soundchaos des Wochenendes zum Opfer fallen), 'Ein bisschen Frieden', 'Wir ham 'ne Party', 'Arschloch und Spaß dabei' oder das ultrafette SEPULTURA-Cover 'Roots', das Quartett hat wahrlich alles im Griff. Einzig die englische Nummer 'Kickers Of Ass' will trotz des genialen Titels nicht richtig zünden. Wer noch immer glaubt, J.B.O. seien keine so guten Musiker, wird in diesen 75 Minuten mehrfach eines besseren belehrt. Vor allem Vito zeigt als Sänger zahlreiche Facetten seines Könnens, vor der ich meinen symbolischen Hut ziehen muss. Auch die Showeinlagen inklusive diverser Kostümwechsel kommen um einiges witziger rüber als noch bei den APOKALYPTISCHEN REITERn. Mit J.B.O. landen die Veranstalter einen Volltreffer, denn sie heizen die Stimmung noch einmal deutlich an und bereiten somit eigentlich eine ideale Basis zum noch Kommenden. Ich würde gar so weit gehen und J.B.O. als die Gewinner des Festivals bezeichnen. Klar, man sollte die Band nicht wirklich allzu ernst nehmen (wollen sie wahrscheinlich selbst am allerwenigsten), aber eine Stunde Nonsens der Marke J.B.O. ist mir allemal lieber als drei Stunden Pathos á la MANOWAR. Hier kann man wenigstens herzhaft lachen (nicht auslachen!), mitsingen und braucht sich anschließend für nichts zu schämen. Daumen hoch, fantastische Show.
(Chris Staubach)

Setlist:
Verteidiger des Blödsinns
Bolle
La-Le-Lu/Ein guter Freund
Könige
Ein bisschen Frieden
Kickers Of Ass
Roots
Glaubensbekenntnis
Wir ham 'ne Party
Arschloch und Spaß dabei
Ich will Lärm
Gänseblümchen
Ein guter Tag zum Sterben
Ein Fest

BLUDGEON

Die Joey DeMaio-Lieblinge BLUDGEON haben es nicht leicht. Durch eine "geschickte" Änderung des Zeitplans versucht man den Amis (auf Befehl des Manowar-Chefs?) eine bessere Position im Billing zuzuschieben, was aber mehr schlecht als recht funktioniert. Viele sind verärgert darüber, dass sich durch die Positionierung von BLUDGEON auf den Eventhallen-Headliner-Spot am Samstagabend der gesamte Zeitplan verschiebt - und das so kurzfristig, dass viele, die eigentlich nach dem geplanten Opener BLUDGEON AFTER FOREVER sehen wollten, gerade erst auf das Gelände kommen, als die Holländer ihren Set beenden.
Das Verschieben des gesamten Billings wirkt sich somit eher negativ auf die Publikumsanzahl aus, ziehen es doch viele auch vor, das tolle Wetter draußen zu genießen oder sich in den vorderen Reihen für DIMMU BORGIR zu positionieren. Wie auch immer - BLUDGEON müssen vor einem verschwindend geringen Teil der Festival-Besucher auf die Bühne, was aber der Spielfreude der Amis keinen Abbruch tut. Mit einer brachialen Gewalt holzt man sein Set runter, und bei den wenigen Anwesenden findet das Death-Thrash-Power-Metal-Gemisch durchaus Zuspruch. Die Jungs machen ihre Sache auch alles andere als schlecht. Der Sound ist gut und technisch lässt man an den Instrumenten nichts anbrennen. Es kommt sogar erstmals richtig Stimmung auf, als man die PANTERA-Klassiker 'Becoming' und 'Walk' energigeladen und einwandfrei als Tribut an den ermordeten Dimebag Darell in die nun etwas dichter werdenden Reihen des Publikums nagelt. Alles in allem eine gute Vorstellung - welche die Umpositionierung im Billing allerdings nicht rechtfertigt.
(Sebastian Dunkel)

Setliste:
Last Rites
Tortured Through Lies
Voluntary Manslaughter
Crucify The Priest
Hatred
Walk
Becoming
Drum Solo
Smoke Screen
Abandoned
Zero Tolerance

DIMMU BORGIR

Eigentlich wurde im Vorfeld ja angekündigt, dass TESTAMENT auf ihrer "Reunion"-Tour auch einen Abstecher nach Geiselwind machen würden, doch wie so einige, zerplatzte auch diese Seifenblase, obwohl Gitarrist Petersen mit seiner Zweitband DRAGONLORD heute sogar zugegen ist. Doch wenigstens ist es dem Veranstalter gelungen, einen zwar stilistisch grundverschiedenen, aber dennoch sehr hochwertigen Ersatz zu verpflichten. Nämlich eines der großen Flaggschiffe des Black Metals: DIMMU BORGIR. Bevor es Beschwerden hagelt, gleich eins vorweg: Ja, ich halte die Norweger nach wie vor zu hundert Prozent für Black Metal, und dabei ist es mir völlig egal, was die ganzen selbsternannten Wächter des schwarzmetallischen Reinheitsgebots so vor sich hin fantasieren. Allerdings scheint das Earthshaker-Publikum nicht ganz der Zielgruppe des finstren Sextetts zu entsprechen, denn obwohl die Leute inzwischen sehr zahlreich vor der Bühne versammelt sind, kommt zu Anfang kaum Stimmung auf, was vielleicht auch daran liegt, dass die in Corpsepaint, Leder, Spikes und Nieten gehüllten Norweger bei Tageslicht nicht ganz so gut rüberkommen wie bei Nacht. Daneben sei festgehalten, dass mich Schlagzeuger Tony Laureano heute abend zwar nicht ganz so sehr beeindruckt wie sein Vorgänger Nick Barker, aber trotzdem eine beeindruckende Leistung abliefert. Die Zuschauer bekommen eine energiereiche, finstre Show geboten, die ein wenig darunter leidet, dass der Mix Shagraths Keifen etwas verwaschen rüberkommen lässt. Dafür ist aber die Setlist durchaus respektabel, auch wenn das erste Album leider erneut nicht berücksichtiget wird und auch mein Lieblingsalbum "Stormblåst" nur mit dem Titeltrack gewürdigt wird. Hoffentlich gibt's wieder mehr Stücke in norwegischer Sprache, wenn die Neueinspielung des Klassikers endlich erschienen ist. Dafür sind die Stücke aus der späteren Bandhistorie hervorragend ausgewählt. Das bekannte Intro vom aktuellen Album kündigt den rasenden Einstieg mit dem Intro zu 'Allegiance' und dem folgenden 'Vredesbyrd' an, dem mit dem industriell klingenden 'Unorthodox Manifesto' und dem großartigen 'Progenies Of The Great Apocalypse' noch zwei weitere aktuelle Stücke zur Seite gestellt werden. Die beiden direkten Vorgänger werden mit 'Reptile' und 'Kings Of The Carnival Creation' eher spärlich bedacht, während den Schwerpunkt der Setlist erwartungsgemäß erneut "Enthrone Darkness Triumphant", das Hitalbum der Norweger, bildet. Die Stücke dieses Werkes sind aber auch durchwegs echte Klassiker, ganz egal ob wir es mit 'Tormentor', 'In Death's Embrace', 'Spellbound By The Devil' oder der obligatorischen und schließlich doch frenetisch abgefeierten Zugabe 'Mourning Palace' zu tun haben. So denke ich, dass DIMMU BORGIR den Auftritt durchaus als Erfolg verbuchen dürfen, auch wenn wegen des Einspringens für TESTAMENT ihr Stammpublikum natürlich in weiten Teilen nicht zugegen war.
(Rüdiger Stehle)

Setliste:
Allegiance (Intro)
Vredesbyrd
Cataclysm Children
Kings Of The Carnival Creation
Reptile
Behind The Curtains Of Night - Phantasmagoria
Unorthodox Manifesto
Tormentor Of Christian Souls
In Death's Embrace
Spellbound (By The Devil)
Stormblåst
Progenies Of The Great Apocalypse
Mourning Palace

STORMWARRIOR

Auch wenn die Wahrnehmung des Hallenkonzerts von STORMWARRIOR zwischen den Gigs von DIMMU BORGIR und MANOWAR eine nicht unbeträchtliche Hektik verursachen würde, war mir das der Auftritt der Hamburger mit ihrem Idol und Szeneurgestein Kai Hansen wert. Immerhin hieß es die Herrschaften würden gemeinsam Material von "Walls Of Jericho" zum Besten geben. Also finden wir uns pünktlich zum Beginn des Gigs in der Eventhalle ein, die dafür, dass gleich Herr Hansen die Bühne betreten sollte, noch immer nicht wirklich gut gefüllt war. Scheinbar zogen es die meisten doch vor, sich für den Auftritt des Headliners einen guten Platz zu sichern. Na ja, jeder wie er will. Vor jedoch der von allen sehnlichst erwartete Geschichtsunterricht beginnen kann, wollen uns die Sturmkrieger erwartungsgemäß auch ein bisschen was von ihrem eigenen Material vorspielen. So steigen sie mit 'Sign Of The Warlord' und der Hymne 'Heavy Metal Fire' gleich mal richtig unterhaltsam ein. Doch es ist von Anfang an klar, dass hier die meisten nur wegen anderer Songs hier waren, was Sänger Lars natürlich auch einsieht. Trotzdem besteht er darauf auch seine Band ausgiebig zu präsentieren: "Erst noch ein paar von unseren Songs, dann kommt ein kleiner Kürbismensch aus Hamburg.", lässt er uns wissen, also bekommen auch 'The Axeman', 'Thor The Thunderer' und das schon recht kürbislastige 'Iron Prayers' noch den ihnen gebührenden Höflichkeitsapplaus, bevor dann die richtige Begeisterung ausbricht. Lars wechselt an die dritte Gitarre, während King Kai - mit schwarzem Kopftuch versehen - sich das Mikro schnappt und so ganz ohne Gitarre doch ein wenig nackt wirkt. Sein Stageacting wirkt dementsprechend ein wenig seltsam - man ist ihn halt so nicht gewohnt - aber dennoch unterhaltsam. Dass die folgende Klassikerparade dann trotz nicht gerader überragender stimmlicher Form des Meisters frenetisch abgefeiert wird, versteht sich von selbst. Was soll man mit unvergesslichen Weisen wie 'Ride The Sky', 'Murder' und 'Phantoms Of Death' auch groß falsch machen? Eben. Als dann 'Victim Of Fate' angestimmt wird, ist die Euphorie derart ansteckend, dass Kai sogar zeitweilig die Cymbals mit den Händen mitklopft. Es folgen noch das einem mächtigen Politiker aus Übersee gewidmete 'Judas' und das "Gesetz, dem sich keiner widersetzen kann, bis die Ohren bluten", nämlich 'Heavy Metal Is The Law', bevor sich Krieger samt Gast von der glücklichen Kürbisgemeinde verabschieden und der Rezensent zur nächsten Veranstaltung hetzt. Als Fazit bleibt für mich, dass es einfach schön war, Kai Hansen mal die ganzen alten Hits am Stück singen zu hören. Wenn ich den Gig auch nicht unbedingt als magischen Moment einordnen würde, so hat er doch ein paar nostalgische Gefühle geweckt und stellt so ein Erlebnis dar, das ich nicht missen möchte.
(Rüdiger Stehle)

Setliste:
Sign Of The Warlord
Heavy Metal Fire
The Axeman
Thor The Thunderer
Iron Prayers
Ride The Sky
Murderer
Phantoms Of Death
Victim Of Fate
Judas
Heavy Metal (Is The Law)

MANOWAR

MANOWAR waren schon immer die Band im Heavy-Metal-Zirkus, die am meisten polarisiert hat und auch weiterhin polarisieren wird. Denn während die Fans der Band nahezu blind folgen, lassen die Gegner der Band kein gutes Haar an MANOWAR, und dazwischen ist eigentlich kein Platz für niemanden. Daran hat auch der Auftritt beim Earthshaker Fest nichts geändert - im Gegenteil, denn Joey DeMaio & Co. haben der Diskussion um die Band jede Menge neuen Zündstoff gegeben...
Aber nun alles schön der Reihe nach: Schon am Vormittag spricht sich herum, dass die Spielzeit von MANOWAR von zwei auf drei Stunden verlängert wird. Das sorgt bei den Anhängern der Band natürlich für Freude, und auch bei mir ist die Hoffnung auf einen denkwürdigen Auftritt alles andere als verschwindend gering. Dass aufgrund dieser Verlängerung der Spielzeit aber auch die komplette Running Order über den Haufen geworfen wird und viele Fans ihre Lieblingsband deswegen nicht sehen können, weil diese eine Stunde früher als erwartet gespielt hat, ist die Kehrseite der Medaille. Wie heißt es doch so schön: Des einen Freund, des anderen Leid. Wie auch immer - schon während J.B.O. und DIMMU BORGIR machen sich zahlreiche MANOWAR-Fans in den vorderen Reihen breit, und als die norwegischen Black-Metaller schließlich die Bühne verlassen, geht der Ansturm so richtig los. Es ist noch weit über eine Stunde bis zum offiziellen Beginn des MANOWAR-Auftritts, doch vor der Bühne herrscht fast schon Ausnahmezustand. Irgendwann hat das Warten aber auch ein Ende, und in voller Lautstärke erklingt das Intro vom Band, das den Auftritt von MANOWAR einläutet. Das Publikum bekommt dabei auch gleich die wahrlich gigantische Lichtanlage - ein Teil der Strahler sind in Form eines Kreises, eines Dreiecks und eines Quadrats angeordnet - zu sehen, und auch von der Sound-Anlage kann man sich bereits ein erstes Bild machen. Mit der Bandhymne 'Manowar' steigen die US-Amerikaner in das Set ein, und von Beginn an herrscht eine ziemlich gute Stimmung vor der Bühne. Da stört es dann auch nicht weiter, dass dieser Opener sehr stark in die Länge gezogen wird, ehe mit 'Brothers Of Metal' und 'Call To Arms' die nächsten Songs folgen können. Nach gerade einmal drei Stücken ist es auch schon Zeit für ein erstes Solo, und so darf Karl Logan zeigen, dass er mit seiner Gitarre umgehen kann. Es folgt dann mit 'Kings Of Metal' bereits einer der absoluten MANOWAR-Klassiker, direkt gefolgt von 'Sign Of The Hammer', und mit dem bisherigen Auftritt kann man eigentlich sehr zufrieden sein. Okay, wie schon bei 'Manowar' wird der eine oder andere Song ein bisschen zu arg verlängert, und der Kontakt zum Publikum wurde bislang auch nicht wirklich gesucht, aber ansonsten präsentieren sich die vier MANOWARriors in musikalischer Bestform. Vor allem Sänger Eric Adams singt absolut hervorragend und scheint auch sonst gut gelaunt, als er nach 'Sign Of The Hammer' endlich zum Publikum spricht. Seine kurze Ansprache gipfelt dann in den allseits beliebten Mitsingspielchen, die vom Publikum auch begeistert aufgenommen werden. Während die Fans vor der Bühne mit Eric um die Wette singen, kommt hinter dem Backdrop eine große Videoleinwand zum Vorschein, und nun endlich können auch die Leute in den hinteren Reihen sehen, was sich auf der Bühne abspielt. Nach einigen Minuten des kollektiven Sing-Sangs geht es irgendwann auch wieder richtig musikalisch weiter, nämlich mit den beiden "Hail To England"-Nummern 'Blood Of My Enemies' und 'Kill With Power' - ja, da kommt bei einem Uralt-MANOWAR-Fan wie mir große Freude auf. Doch diese Freude wird ziemlich schnell wieder getrübt, da sich Joey für ein Basssolo bereit macht. Da es aber ein paar technische Probleme gibt, muss dieses dann nach sehr kurzer Zeit abgebrochen werden, und stattdessen gibt es eine erste Rede von ihm. Das einzig Wichtige, was Joey hierbei jedoch zu sagen hat, ist, dass man nun zwei Songs von "The Triumph Of Steel" spielen wird und hierzu die beiden Musiker auf die Bühne kommen werden, die bei diesem Album beteiligt waren, nämlich David Shankle (Gitarre) und Kenny "Rhino" Earl (Schlagzeug). Von der 1992er-Besetzung gibt es dann eben 'Metal Warriors' und 'The Glory Of Achilles' zu hören, wobei man Rhino sogar ein eigenes Drumkit zugestanden hat. Nachdem David und Rhino, die ich im Übrigen musikalisch höher einschätze als ihre "Nachfolger", und das wird auch an diesem Abend deutlich, die Bühne verlassen haben, steht auch schon die nächste Unterbrechung an, und diese nützt Joey erneut, um viele Worte zu verlieren und schließlich einen langjährigen Freund der Band zu ehren. Er bekommt sogar einen Preis in Form einer goldenen (?) Schallplatte überreicht, doch das ihm zustehende Bier säuft ihm Joey in seiner ganz eigenen Art weg. Irgendwann geht es dann auch wieder musikalisch weiter, wobei sich Eric und Joey hierfür erneut Unterstützung von ehemaligen Band-Mitgliedern holen, nämlich von Ross "The Boss" Friedman (Gitarre) und Donnie Hamzik (Schlagzeug). Dass bei dieser Konstellation dann nur Songs vom Debütalbum "Battle Hymns" folgen können, ist eigentlich klar, und so gibt es zunächst 'Metal Daze' und anschließend das gigantische 'Dark Avenger' zu hören. Doch so sehr ich mich in diesem Moment gefreut habe, dass ich 'Dark Avenger' noch einmal live zu hören bekomme, so sehr war ich doch auch enttäuscht, denn eigentlich sollte der gesprochene Zwischenteil ja von keinem Geringeren als Christopher Lee übernommen werden, doch vom Band kam "lediglich" die Stimme von Orson Welles. Und nicht einmal Joey, der ja ansonsten seinen Mund überhaupt nicht halten kann, hält es für nötig, dazu Stellung zu nehmen. Dafür macht er das ja dann während des nächsten Songs 'Outlaw' - wieder in der "normalen" Besetzung - mehr als wett, als er mitten im Song abbricht, um einen Soundcheck durchzuführen. Angeblich ist die eine Bass-Drum lauter als die andere, und das beeinträchtigt Joeys empfindliches Gehör natürlich - mir persönlich war das gar nicht erst aufgefallen. Nach etwa fünf Minuten, die Joey selbstverständlich auch dazu nützt, diese ganze Aktion lang und breit zu rechtfertigen - ja, MANOWAR-Fans haben einfach einen perfekten Sound verdient und nehmen eine Unterbrechung sehr gerne in Kauf - ist dann auch er zufrieden, und 'Outlaw' kann zum Besten gegeben werden. Bevor es zur nächsten Pause kommt, schaffen MANOWAR lediglich einen Song, 'House Of Death', denn danach steht die nächste Ehrung an, und dieses Mal erwischt es die Gönner des Festivals, Anton Strohofer mit samt seinen beiden Töchtern. Joey verliert auch hier wieder viele Worte, und auch der "Godfather" von Geiselwind kann es nicht lassen, sich bei seiner (!) Band MANOWAR zu bedanken und darauf hinzuweisen, dass in seinen Adern zwar Blut fließt, er aber Nerven aus Stahl hätte - ja, ja, der Joey-Dummlaber-Virus verbreitet sich sehr schnell. Doch wie auch immer - es folgt die wirklich schöne Ballade mit dem unsäglichen deutschen Text, 'Herz aus Stahl', wobei hier nun endlich der große Chor und das ebenso große Orchester in Erscheinung treten dürfen. Das war es dann musikalsich vorerst auch schon wieder, denn Joey referiert darüber, dass der Heavy Metal nach Deutschland gehöre, und zwar nur aus dem Grund, dass Richard Wagner hier geboren wäre. Der nächste Preis hätte dann auch den Enkel Wolfgang Wagner gehen sollen, doch dieser lehnte im Vorfeld des Festivals bereits ab, da er mit einer Band wie MANOWAR nichts zu tun haben wolle. Für Joey ist das natürlich ein gefundenes Fressen, und so wischt er sich sehr zur Freude seiner Fans mit dem Antwortschreiben von Wolfgang Wagner den Hintern ab. Den übriggebliebenen Preis widmet er dann auch gleich den Fans, und als Tribut an Richard Wagner darf das Orchester anschließend das Präludium aus dem "Lohengrin" zum Besten geben. (Im Nachhinein sind einige Stimmen laut geworden, dass weder der Chor noch das Orchester live gesungen bzw. gespielt hätten, und es sprechen auch wahrlich ein paar Punkte für diese Kritik, aber da ich das selbst nicht beurteilen kann, will ich darauf auch nicht näher eingehen.) Danach ist erstmal Werbung angesagt, denn Joey preist die neue MANOWAR-DVD "Hell On Earth Pt. IV" in den höchsten Tönen an. Für diese Veröffentlichung haben die US-Amerikaner sogar einen neuen Song geschrieben, der den Titel 'King Of Kings' trägt und der dann auch noch gespielt wird. Mir persönlich gefällt dieses recht epische Stück ziemlich gut, auch wenn es natürlich nicht an Frühwerke wie 'March For Revenge', 'Bridge Of Death' oder 'Mountains' nicht heranreicht, doch gerade im Vergleich zu dem anschließenden 'Warriors Of The World United' ist es songwriterisch deutlich gelungener. Das hält die Fans vor der Bühne natürlich nicht davon ab, auch diesen Song lautstark abzufeiern. Es folgt danach ein längeres Gitarren- bzw. Instrumental-Intro, das eigentlich nur auf 'Hail And Kill' hinauslaufen kann, und so ist es dann auch, wobei hier insbesondere Eric erneut eine großartige Gesangsleistung abliefert. Dieser Song deutet meist das Ende eines MANOWAR-Konzerts an, und so ist es auch dieses Mal, denn als (vorläufiger) Abschluss folgt direkt danach 'Black Wind, Fire And Steel', das Joey & Co. in einer XL-Fassung zum Besten geben, also mit ewig in die Länge gezogenem Schluss. Danach verschwinden MANOWAR von der Bühne, doch es dauert nicht lange, bis Joey zurück auf die Bühne kommt, um zur Abwechslung (räusper) eine kleine Rede zu halten. Dieses Mal kann er mit den Tourdaten für die 2006er-Tour - zusammen mit HOLY HELL und RHAPSODY - aufwarten, die natürlich bei den Fans sehr gut ankommen. Mich persönlich haut diese Bekanntmachung nicht wirklich aus den Socken - ganz im Gegenteil zu der anschließenden Darbietung: 'Battle Hymn'. Hierzu kommen nämlich Donnie Hamzik, Ross Friedman, David Shankle und Rhino mit auf die Bühne, und so wird der Song mit drei Gitarren und drei Schlagzeugen im Wortsinne zelebriert. Man mag von MANOWAR halten, was man will, aber diese Version von 'Battle Hymn' ist atemberaubend - basta. Das ist es dann aber auch wirklich mit diesem Drei-Stunden-Auftritt, denn vom Band erklingt bereits 'The Crown And The Ring', also das obligatorische Outro...
Alles in allem hinterlässt dieser MANOWAR-Auftritt bei mir gemischte Gefühle. Zum einen sind da wirklich großartige Momente wie eben bei 'Battle Hymn', aber auch bei Songs wie 'Dark Avenger', 'Blood Of My Enemies', 'Sign Of The Hammer' oder 'Hail And Kill'. Zum anderen sind da aber diese stundenlangen Monologe eines Joey DeMaio, die mit der Zeit einfach nur nerven. Natürlich kann man jetzt sagen, dass das zu einem MANOWAR-Auftritt dazugehört und man ja weiß, was einen erwartet. Ist ja auch richtig, nur kann man es wirklich übertreiben, und das hat Joey in Geiselwind definitiv getan. Und so sieht mein Fazit eben folgendermaßen aus: MANOWAR sind live richtig gut, solange sie Musik machen - nur machen sie das auf der Bühne zu selten. Und dabei hatte der Gig mit den ersten sieben Songs in Folge so gut angefangen...
(Martin Schaich)

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Weil die Meinungen über den Auftritt der "Kings Of Metal" ja sehr weit auseinander gehen, und sich der Gig seither zum Dauerbrenner in allen möglichen Diskussionsforen entwickelt hat, dachten wir uns, es könne nichts schaden, eine zweite Meinung dazu zu veröffentlichen, die ich hiermit an Martins Beitrag anschließen möchte. Erstmal folgendes vorweg: Ja, ich halte mich nach wie vor für einen großen MANOWAR-Fan und ja, ich fand das Konzert der Band beim Earthshaker richtig gut. Bin ich deswegen blind? Habe ich deswegen eine unkritische Ja-Sager-Mentalität?

Nun, die Heerscharen der Kritiker werden mir das sicher unterstellen wollen, aber ich finde nicht, dass ich mir diesen Schuh anziehen muss. Ich bin durchaus auch kritisch gegenüber vielen Dingen, die Joey DeMaio & Co. so abziehen, und ich kann auch Martins berechtigten Unmut darüber sehr gut nachvollziehen. Joeys Gerede ist teilweise ziemlich peinlich, die ständige Selbstbeweihräucherung genauso überflüssig wie die nervenzerrenden Feedback-Orgien und das geschäftliche Gebaren der Band wirkt im Umfeld dieses Festivals durchaus sehr egozentrisch und scheint wenig mit dem vielbeschworenen Metalspirit gemein zu haben. Auch ich sehe das und auch ich finde es schade, dass diese fantastische Band das alles nötig hat.

Aber, und das ist für mich das Entscheidende: Wenn es um ein MANOWAR-Konzert geht, juckt mich das ganze Drumherum nicht. Es ist mir wirklich so egal, wie der sprichwörtliche Sack Reis. Wenn mir diese, für mich noch immer begnadeten Musiker eine Setlist mit neunzehn ihrer Hymnen um die Ohren hauen, wie sie es in Geiselwind tun, dann ist es mir völlig egal, dass zu zwei Stunden Musik noch eine Stunde Selbstdarstellung hinzukommt. War es nicht jedem von vornherein klar, dass von den drei Stunden Spielzeit mindestens ein Drittel für Ansprachen und ähnliche Mätzchen draufgehen würde? Eben! Warum sollte man sich also darüber aufregen? Besonders, wenn die Setlist so überzeugend ist, wie dieses Mal. Sicher, manche hätten gerne die Setlist der "Hell On Stage"-Tour zurück. Ich auch. Aber das war eben eine einmalige Sache, die MANOWAR nicht komplett wiederholen werden. Deshalb wird es mich ewig ärgern, damals nicht dabei gewesen zu sein, und deshalb habe ich mir vorgenommen, nie wieder eine Tour der Band zu verpassen, bis ich all jene damals gespielten Songs zumindest einmal live erleben durfte.

Heute darf ich den ersten davon abhaken, und allein das ist für mich schon die Anreise wert: Die Jungs spielen 'Dark Avenger', was für mich ein echter Traum ist, der wahr wird. Zudem kramen sie das geniale und äußerst selten gespielte 'Glory Of Achilles' aus der Mottenkiste und schenken uns ein tolles 'Metal Daze', beides mit den ehemaligen Bandmitgliedern an Bord, die damals die jeweiligen Alben eingespielt haben. Außerdem ist der viel kritisierte Balladenblock verschwunden, dafür kehrt 'Battle Hymn' zurück an seinen angestammten Platz am Ende des Sets. Noch dazu in dieser unsterblichen Version mit drei Gitarristen und drei Schlagzeugern, die wirklich ein gnadenloses Feuerwerk vor dem Feuerwerk abfackeln. Der pure Wahnsinn! Überhaupt finde ich es sehr schön Rhino, Dave Shankle, Ross The Boss und Donnie Hamzik noch einmal mit MANOWAR auf einer Bühne erleben zu dürfen. Gerade Ross und Donnie bieten eine umwerfende Leistung, die mich gleichermaßen überrascht und beeindruckt. Gerade an Donnie hatte ich keinerlei Erwartungen, doch er erwies sich - wie ich finde - als bester Schlagzeuger des Abends.

Dazu gibt es noch die Weltpremiere des sehr starken neuen Stücks 'King Of Kings' und eine riesige Latte von Klassikern und Hits aus der bald 25-jährigen Bandgeschichte, die eigentlich wenige Wünsche offen lässt, auch wenn natürlich jeder den einen oder anderen persönlichen Lieblingssong vermissen wird. Aber wer so viele Göttergaben verbrochen hat, der wird es halt nie allen recht machen können. So bleibt das Fazit, dass mich MANOWAR - trotz all der Schattenseiten - musikalisch nach wie vor blendend unterhalten und ich zumindest den "Abzocke"-Vorwurf in keiner Weise nachvollziehen kann. Ich bin seit siebzehn Jahren Anhänger dieser Band, habe sie nun zum vierten Mal live gesehen, und ich fühle mich in keiner Weise abgezockt oder verarscht. In diesem Sinne: MANOWAR live - jederzeit wieder!
(Rüdiger Stehle)

Setlist:
Manowar
Brothers Of Metal
Call To Arms
Kings Of Metal
Sign Of The Hammer
Blood Of My Enemies
Kill With Power
Metal Warriors
The Glory Of Achilles
Metal Daze
Dark Avenger
Outlaw
House Of Death
Herz aus Stahl
King Of Kings
Warriors Of The World United
Hail And Kill
Black Wind, Fire And Steel
---
Battle Hymn
The Crown And The Ring (Outro)

ABANDONED

Vor dem Earthshaker Fest hätte ich sicherlich gesagt, dass es eine denkbar undankbare Aufgabe sein dürfte, direkt nach MANOWAR auf die Bühne zu müssen, aber im Nachhinein sehe ich das doch ein wenig anders. Die Hessen von ABANDONED (oder: A BAND O(H)NE D) legen nämlich in der Event-Halle einen Auftritt hin, der nahezu den gesamten Ärger über die selbsternannten "Kings Of Metal" wegbläst. Die wahren Metal-Könige kommen an diesem Abend aus Hessen...
Nachdem sich eine übersichtliche, aber doch recht beachtliche Menge vor der Bühne eingefunden hat, geht es mit einem kurzen Drum-Intro los, bevor die ganze Band mit 'Meat' vom 2003er-Demo "Misanthrope" in das Set einsteigt. Wie man es von ABANDONED gewohnt ist, so ist auch dieses Mal wieder sehr viel Bewegung auf der Bühne, wobei vor allem Gitarrist Holg und Bassist Günt vollen Körpereinsatz zeigen. Dass aber auch Sänger und Gitarrist Kalli bestens gelaunt ist, wird spätestens bei der ersten Ansage klar, doch im Mittelpunkt steht natürlich die Musik, und so geht es recht zügig mit 'Private Little Hell' weiter. Der Spaß, mit dem die Hessen auf der Bühne agieren, überträgt sich natürlich auch auf das Publikum, das begeistert mitgeht, und so ist die Frage, ob es in Geiselwind auch richtiges Thrash-Publikum gäbe, natürlich nur rhetorischer Natur. Weiter geht es dann mit dem etwas älteren Song 'Demonic Invocation' sowie zwei weiteren "Misanthrope"-Stücken, nämlich 'I Am The Sun' sowie dem Titelsong. In der darauffolgenden Ansage weist Kalli darauf hin, dass sie am Schlagzeug an diesem Abend mit Jan von COURAGEOUS einen "Gastarbeiter" haben, da sich der etatmäßige Drummer Konny eine kleine Babypause gegönnt hat. Jan macht seine Sache sehr gut, sodass man an seiner musikalischen Leistung genauso wenig meckern kann wie an der seiner Kollegen. ABANDONED haben dann - neben dem Klassiker 'Haunted House' - sogar noch zwei nagelneue Songs im Gepäck, nämlich 'Nightmares' und 'Holy Terror' (Kalli: "Ein Brett!"), die beim Publikum ebenfalls sehr gut ankommen. Wenn die übrigen Songs ähnliche Kracher werden, dann kann man sich schon jetzt auf das Debütalbum freuen, denn in der Zwischenzeit haben ABANDONED ja einen Plattenvertrag mit Dockyard 1 an Land ziehen können. Der Auftritt der Hessen ist insgesamt äußerst kurzweilig, und so vergeht die Zeit wie im Flug. Mit der Bemerkung "mal schaun, ob ihr das kennt" leitet Kalli dann auch schon den Endspurt ein, und es folgt ein kleines 'Balls To The Wall'-Intermezzo, das dann direkt in 'At The Gates Of Hell' übergeht. Danach soll es das eigentlich mit dem Hessen-Thrash gewesen sein, doch das ausgesprochen begeisterte Publikum ist damit nicht so ganz einverstanden und fordert lautstark nach einer Zugabe. Diese gibt es dann sogar auch noch, und zwar in Form von 'Forcefed', bevor dann endgültig Schluss ist mit ABANDONED. Unter dem Strich ein richtig gelungener Auftritt, bei dem eigentlich alles gestimmt hat, und deshalb war das für mich auch ein angemessener Abschluss des Festivals.
(Martin Schaich)

Setlist:
Meat
Private little hell
Demonic Invocation
I Am The Sun
Misanthrope
Nightmares
Haunted House
Holy Terror
Balls To The Wall / At The Gates Of Hell
---
Forcefed


HÄMATOM

Da sich der Großteil der Redaktion leider schon auf der Heimreise befand, durfte ich mir zu guter Letzt den musikalischen Supergau in Form von HÄMATOM zu Gemüte führen. Sichtlich geschafft von über 15 Stunden Festival, schleppte sich unsereins ein letztes Mal in die Eventhalle, um dem Quartett ein wenig aufmerksam zu schenken. Das was sich mir jedoch dort bot, war zu dieser späten Stunde - es muß wohl so ca. 3 Uhr morgens gewesen sein - einfach zu viel, auch wenn sich einige Unentwegte trotzdem noch vor der Bühne versammelten, um der metallischen Umsetzung von Kinderliedern wie der "Bi Ba Butzemann" etc. zu lauschen. Ich persönlich war zu dieser Zeit für diese Art von musikalischer Darbietung nicht mehr allzu empfänglich und zog es vor, meinen geschundenen Körper gen Hotel zu bewegen und mir den Rest zu schenken. Sorry Jungs, irgendwann gerne mal wieder...
(Frank Hameister)

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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