Eier mit Speck 2009 - Viersen

23.09.2009 | 12:22

24.07.2009, Hoher Busch

Eine tolle Verpflegung und Kult in Musikform: DOG EAT DOG, THERAPY? und Essen für Gesundheitsfanatiker bitten zum gemütlichen Tanz. Das ist das "Eier mit Speck" 2009.

Wieder mal gibt es frische Nordluft, diesmal aus Dänemark. DÚNÉ treten auf, und ein ganzer Pulk betritt die Bühne. Ganze sieben Mitglieder zählt die junge Band vom nördlichen Nachbarn, die auch sofort loslegen: Synthesizer-Sounds fliegen über die Köpfe hinweg, und die prägnante Stimme des androgyn wirkenden Sängers Mattias Kolstrup ertönt.

Die sieben Idyllenkinder erinnern mit ihrem Synth-Rock gar nicht an Sonnenuntergänge am Fjord ihrer Heimatstadt Skive -  es geht heiß her, und so wird zu Beginn auch direkt die neue Single 'Heat' vorgestellt. Die anwesende Meute wird aber auch mit älteren Klassikern der Marke 'Dry Lips' bedient, das in unseren Gefilden viel Airplay erreichte. Ihre Musik findet viel Anklang im Publikum; die elektronischen Einflüsse gefallen und die Erscheinung der hübschen Keyboarderin und des Herrn Kolstrups erfreuen Männlein sowie Weiblein.

Der Auftritt von DÚNÉ beim diesjährigen "Eier mit Speck"-Festival ist als durchaus positiv zu bezeichnen. Das überwiegend junge Publikum wurde zur Mittagszeit zum Mittanzen und Mitschwitzen angeregt, und mit ihren elektronischen Einflüssen bietet die Band zusammen mit SHE'S ALL THAT ein schönes Kontrastprogramm zur konventionellen Rockveranstaltung. Mit ihrem mainstream-fähigen Synthie- oder auch Indie Rock werden sie meiner Meinung nach noch viele weitere Erfolge einfahren. Auf die guten alten Achtziger!
[Markus Großheim]

Oh weh, schon Sonntag! Der heutige Co-Headliner kommt zur Abwechslung mal aus deutschen Landen. MUFF POTTER, vier Jungs aus Münster und Rheine - also quasi um die Ecke -, die mit anspruchsvollem Deutschrock versuchen, das Klischee deutscher Rockbands zu widerlegen: viel Text, wenig Inhalt!

Dies gelingt den Westfalen auf alle Fälle. Mit ihrer frechen und provokanten Art überzeugen sie die Nachbarn vom Rheinland durch und durch. Sie selber betiteln ihren Musikstil als "Angry Pop Music", was mir als passend erscheint und im Gewirr der langweiligen, deutschsprachigen Bands sehr erfrischend wirkt.

Es wird ordentlich mitgeschwoft und besonders Songs wie 'Blitzkredit Bop', das mit ulkigen Wortspielen amüsiert, oder die rockige Ballade '22 Gleise Später' gefallen sehr.

MUFF POTTER legen einen super Auftritt hin und heben sich durch ihre kantige Art deutlich vom Rest der Deutschrocker ab. Die Jungs rund um Sänger Nagel rocken mit spürbar guter Laune, so dass man einen Rücktritt der Band gar nicht vermuten würde. Aber das ist die Wahrheit: Die Band gibt bekannt, dass sie sich auflösen wird. Daher mein Tipp: Versucht, sie noch live auf der anstehenden Tour zu erleben, und hört auf alle Fälle mal rein.
[Markus Großheim]

DOG EAT DOG gehören zu den Mitbegründern des Crossovers. Mit gerade einmal vier Studioalben (zuletzt "Walk With Me" im Jahr 2006) ging diese Band durch die Decke. Der Bühnenumbau ist aufwändig und kommt dem Zuschauer extrem lang vor. Vor der Bühne ist es jetzt bei dem letzten Headliner des Festivals gerammelt voll geworden. Die Hütte ist gefüllt und das Publikum heiß - beste Vorraussetzungen also.

Auch die vierköpfige Band ist sichtlich gut gelaunt, als sie mit 'If These Are Good Times' vor die Zuschauer tritt. Sie fühlen sich zwar etwas matt, nachdem sie einen Tag zuvor auf einem belgischen Festival gespielt und einen über den Durst getrunken haben, wie Sänger und Rapper John Paul Luke Connor beichtet. Das fällt aber gar nicht auf, denn die Truppe tritt von Sekunde eins aufs Gaspedal und drückt dieses bis zu den Bodenwellen durch. Das Publikum ist eine einzige Party: In den vorderen Reihen wird zünftig gemosht, gepogt, getanzt und gesprungen, bis sich die Balken biegen.

Zwischen den Tracks werden die Überbrückungsphasen mit Hip-Hop-Instrumentals untermalt, zu denen John Connor das eine oder andere Mal freestylt. Später soll auch Drumass Brandon Jay Finley seine Rapfähigkeiten kurzzeitig unter Beweis stellen.

In Sachen Setlist vertraut man auf das Best-of-Programm. Im Sepziellen das Debütalbum "All Boro Kings" von 1994 erhält hier großzügig den Vorzug. Die Meute rastet nichtsdestotrotz komplett aus bei Songs wie 'M.I.L.F.', 'Pull My Finger', 'Expect The Unexpected', 'In The Doghouse', 'Rocky' oder 'Who's The King'.

DOG EAT DOG spielen gut gelaunt und motiviert auf - und trotzdem hat man den Eindruck einer etwas zu routinierten Show. Macht aber nichts, denn auch so überzeugen die Jungs vollends. Mit dem unumgänglichen 'No Fronts' verabschieden sich die aus New Jersey stammenden Crossoveraner nach gut zwei Stunden in die Nacht.
[Daniel Schmidt]

Redakteur:
Daniel Schmidt
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