Party.San 2019 - Schlotheim

12.09.2019 | 11:15

08.08.2019, Flugplatz Obermehler

Große Geburtstagssause zum 25. PSOA: Präsentiert von POWERMETAL.de reißen mehr Bands denn je und allen voran die Headliner HYPOCRISY, TESTAMENT und BLOODBATH den Obermehler Flugplatz ab.

Wer vom Zeltplatz aufs Festivalgelände will, muss zunächst durch die erste Hölle: Die Zeltbühne! Hier regiert der Underground, nicht nur von Anbeginn präsentiert von POWERMETAL.de, sondern bei unseren Autogrammstunden ebenso mit reichlich Bier versorgt. Auch wenn in diesem Jahr gegen Ende am Samstagabend erstmals der Vorrat etwas zur Neige ging. Großes Sorry nachträglich an die Jungs von DEATHRITE ;-). Aber nun: Rein ins Getümmel der Tentstage!

[Carsten Praeg]

 

Donnerstag, 08.08.2019

Den Opener auf der Tentstage gibt in diesem Jahr BALMOG, eine Black-Metal-Band aus Spanien, die bereits seit 2003 existiert. Die Jungs verschwenden keine Zeit und feuern den zahlreich anwesenden Zuschauern ihre dunklen und kalten Riffs entgegen, was diese bereits nach kurzer Zeit zum Headbangen animiert. Obwohl mir BALMOG bisher nicht bekannt war, muss ich sagen, dass dies mehr als amtliche 25 Minuten waren. So darf es gerne weitergehen.

 

Weiter geht es mit DEVANGELIC aus Rom. Bereits nach wenigen Sekunden hat die Band die Zuschauer komplett im Sack, was angesichts des wirklich geilen Brutal Death keinesfalls erstaunlich ist. Fast schon selbstverständlich ist auch, dass vor der Bühne bereits beim zweiten Song ein heftiger Pit entsteht, der bis zum Ende der Show praktisch dauerhaft besteht. Ein richtig derbes Brett, DEVANGELIC würde ich jedem Freund der brutalen Klänge absolut empfehlen.

[Hermann Wunner]

 

Um kurz nach sieben wird's mit schwarzen Kutten und angeschwärztem Death Metal dann richtig oldschoolig: Die dänischen MORBID ANGEL- und HELLHAMMER-Fans TAPHOS – benannt nach einer griechischen Mythologie und dem Stammvater des Volkes der Tapher – schicken sich an, die blutrot angestrahlte Zeltbühne zu zerlegen. Bislang hat das Quartett nebst einem vollwertigen Album eher im Untergrund durch Demo-Kassetten (gibt's die tatsächlich noch?) auf sich aufmerksam gemacht, nun dürfte es mit Blastbeats, röchelnden Vocals und unentwegtem Bangen ein paar Fans hinzugewonnen haben. Fäuste recken sich jedenfalls einige nach oben.

[Carsten Praeg]

 

NERVO CHAOS aus Brasilien bietet Todesblei mit thrashigen Gitarren. Bei schnellen Passagen – von denen es sehr viele gibt – erinnert mich die Band an eine modernisierte Variante von SEPULTURA anno 1985 oder 1986 mit zwei Shoutern. Die Gitarren braten sehr fett. Leider ist der Drum-Sound etwas steril abgemischt. Ansonsten regeln die vier Brasilianer mit einer ziemlichen Wall of Sound. Der Gesang der beiden Gitarristen tönt angenehm garstig. NERVO CHAOS dürften heute den einen oder anderen Fan hinzugewonnen haben.



Die aus Malta stammende band BEHEADED zieht ein großes Publikum an und überzeugt mit brutalem und gleichzeitig auch melodischem Death Metal, der sehr gut umgesetzt wird. Dies ist aber nicht verwunderlich, da die Band bereits seit 1991 existiert. Temporeich und blastfreudig wird hier Knüppel aus dem Sack der absolut gutklassigen Sorte rausgeklöppelt. Vom aktuellen Album "Only Death Can Save You" wird unter anderem das pfeilschnelle 'A Greater Terror' dargeboten. Insgesamt ein cooler und sehenswerter Auftritt.

[Martin Loga]

Freitag, 09.08.2019

Am Freitag darf TRAITOR die Tentstage eröffnen. Das sehr volle Zelt lässt darauf schließen, dass die vier Jungs mittlerweile über den Status Geheimtipp hinausgewachsen sind. Und das absolut verdient, denn die aktuelle Scheibe "Knee-Deep In The Dead" ist nicht nur ein Kracher vor dem Herrn, die Jungs bringen die geballte Energie des Albums auch ebenso heftig auf die Bühne. Um es mit einem Wort zu beschreiben: Abriss! Sollte TRAITOR diese Qualität halten können, dürfte die Truppe beim nächsten Mal sicherlich auf der Hauptbühne am Start sein, mit hoffentlich deutlich längerer Spielzeit.

[Hermann Wunner]

 

NEKROVAULT aus Memmingen sorgt für einen fulminanten musikalischen Abriss. Die abwechslungsreichen Stücke in der Schnittmenge von Black und Death Metal werden sehr druckvoll umgesetzt. Vor allem die herrlich runtergestimmten Klampfen, die kellertiefen Vox des Frontmanns sowie das unerbittliche Schlagzeugspiel verfehlen ihre Wirkung nicht. Es regiert nicht nur Uptempo-Geknüppel, sondern es sind vor allem die atmosphärischen Midtempo-Einschübe, die dazu beitragen, dass die Kompositionen stets spannend bleiben. Eine große Zahl an Zuschauern lässt sich diese bockstarke Darbietung daher nicht entgehen. Die Spielzeit von dreißig Minuten ist viel zu schnell vorüber und NEKROVAULT hat sich meines Erachtens mit Ausrufezeichen für einen Auftritt auf der Hauptbühne empfohlen, denn das war eine musikalische Machtdemonstration.

 

Die Anhänger der Slam Death-Schule kommen in Scharen, um den Auftritt von STILLBIRTH zu verfolgen. Schon anfangs tut sich ein satter Circle Pit auf, der im weiteren Verlauf des Auftritts immer gewaltigere Ausmaße annimmt. Dies quittiert der Hauptsänger mit einem euphorischen "ihr seid ja der Obershit!" Es staubt wie blöde im Zelt und die eine oder andere Husten-Attacke ist praktisch vorprogrammiert. Das Sextett aus dem nordrhein-westfälischen Hagen trägt stilsicher neonfarbene Badeshorts und spielt jeweils mit freiem Oberkörper. Auf der Bühne ist einiges an Action (Propellerbanging und Bewegung) geboten. Die Fans im Pit hieven während des Auftritts einen großen aufblasbaren Flamingo in die Höhe, der umgehend von zwei Fans erklommen wird: Crowdsurfen einmal anders. Leider lässt der Absturz in Richtung staubigem Zeltboden nicht lange auf sich warten! Die Publikumsreaktionen im vollen Zelt sind jedenfalls immens. Ergo: Sieg für STILLBIRTH.

[Martin Loga]

Um halb neun schicken sich dann die Südbadener FIRTAN an, als Co-Headliner der Zeltbühne ihre Kunst zwischen Pagan und Black Metal zu kredenzen. Los geht's mit dem genialen 'Nacht verweil', bei welchem drückende Passagen und ruhige Stellen in brillante Strukturen gepresst werden. Wenn die Saitenfraktion mal nicht eiskalte oder wunderschöne Melodien aus ihren Instrumenten herausholt, feuert sie immer wieder das staunende Publikum an. Mit dem Auftritt ihrer Violinistin haben die Jungs zudem sowohl musikalisch als auch optisch einen absoluten Höhepunkt auf ihrer Seite und man fragt sich ernsthaft, warum diese sympathische Truppe nicht längst auf den großen Bühnen dieser Republik spielt. Leider passen in eine halbe Stunde Spielzeit nur vier Songs, und so setzt FIRTAN mit 'Siebente letzte Einsamkeit' den Schlusspunkt eines absolut überzeugenden Auftritts.

[Carsten Praeg]

 

Auch wenn man es nicht glauben mag, die Musiker von THANATOS stehen schon seit 1984 auf der Bühne, wenn auch nicht durchgängig und in gleicher Besetzung. Auch das Erhaschen eines Auftritts der Vier ist schwer, auf der Bandhomepage sind für 2019 insgesamt nur vier Gigs eingetragen. Um so mehr bin ich begeistert, diese holländischen Urgesteine einmal Live zu sehen. Die Zeltbühne bietet ausreichend Platz, um eine akustische Zeitreise in die Blütezeit des Thrash-Metals zu machen – den Achtzigern. Bei 'Global Purification' und 'Feeding The War Machine' vom letzten, gleichnamigen Album von 2014 beweist Stephan Gebédi, dass er sein Handwerk versteht. Leider sind die dreißig Minuten Spielzeit doch recht schnell vorbei. Den Abschluss gibt THANATOS mit 'WAR' aus dem 1990er Album "Emerging From The Netherworlds".

[Benjamin Kutschus]

 

Samstag, 10.08.2019

Das Groove-Kommando BLACK MOOD, bestehend aus den beiden Brüdern Tobias und Sascha Weimer am Schlagzeug beziehungsweise Gitarre und Mikro, mischt ab 10:00 Uhr zu früher Morgenstunde die Zeltbühne gehörig auf. Tonnenschwer groovend bestechen die Brüder aus Sondershausen in Thüringen mit starkem Doom und Sludge mit PANTERA-Feeling. Die Klampfe tief heruntergestimmt und mit kraftvollem Gesang ausgestattet, lassen die Jungens jedenfalls aufhorchen und dürften zahlreiche Party.San-Gäste absolut positiv überrascht haben. Die Bassgitarre fehlt im Klangbild übrigens nicht wirklich. Wer oben genannter stilistischer Einordnung etwas abgewinnen kann, der sollte die Band in jedem Falle einmal antesten. Das Publikum fühlt sich ist am heutigen Morgen mehr als nur gut unterhalten und spendet den beiden Herrschaften einen satten Applaus. Alles in allem eine sehr starke Performance. Diese Band könnte noch richtig groß rauskommen, so meine These.

 

Unverhofft kommt oft. Oder: 1970s Hardrock mit BLACK SABBATH-Anklängen lässt mir die Kinnlade nach unten klappen vor Staunen. GOAT EXPLOSION, die ich bis dato noch nicht einmal namentlich kannte, ziehen im Zelt zu früher Stunde ein großes Publikum an. Die Band aus Leipzig vermag es, Gänsehaut-Momente zu erzeugen. Verantwortlich dafür ist unter anderem der ausdrucksstarke Gesang von Sänger und Gitarrist Basti, der mit seiner mittelhohen, voluminös klingenden Stimme aufhorchen lässt. GOAT EXPLOSION spielt herrlich erdigen und leidenschaftlichen Hardrock mit Power und sabbathigem Groove, der dank seine Authentizität und dem kompositorischen Talent direkt aus den Siebzigern stammen könnte. Ein Song wie 'The Truth That Was Not Told' (offenbar eine neue Nummer) überzeugt mit tollen Spannungsbögen, bevor gegen Ende des Stücks flott vom Leder gezogen wird. Für einen Lacher sorgt die Band mit dem NAPALM DEATH-Cover 'You Suffer', das im Hardrock- und Doom-Stil von GOAT EXPLOSION passend intoniert wird. Die Spielzeit von einer Stunde vergeht leider wie im Fluge. Am Ende dieser tollen Darbietung goutiert das Publikum diese musikalische Zeitreise mit sattem Applaus. Definitiv ein Tageshighlight aus meiner Sicht!



CARNAL TOMB aus Berlin hat mit dem neuen Album "Abhorrent Veneration" eine prima Old-School-Platte eingetrümmert, die es natürlich live auch angemessen vorzustellen gilt. Hier und heute jedenfalls zündet der ranzige, gut abgehangene Sound des Vierers sehr schnell bei den Fans. Geschosse wie 'Beneath The Coffins' lassen keine Fragen offen und man muss der Band attestieren, dass sie live überaus sehenswert ist.

[Martin Loga]

 

Auch am Samstag erwartet mich mit DAMNATION DEFACED aus Celle ein weiterer musikalischer Leckerbissen auf der Tentstage. Der Death Metal mit progressiven Einlagen rennt offenbar nicht nur bei mir offene Türen ein, auch die restlichen Zuschauer geizen absolut nicht mit Applaus und lassen bereits nach wenigen Takten die Mähne im Takt kreisen. Ab dem Song 'Tiefenrausch' vom aktuellen Album "The Devourer" bekommt DAMNATION DEFACED weibliche Unterstützung am E-Cello. Auch die restlichen Tracks der Show wertet die Dame nicht nur optisch auf. Insgesamt eine super intensive Show, deren einziges Manko (wie leider immer auf der Tentstage) die viel zu kurze Spielzeit ist.

[Hermann Wunner]

 

Das Dänen-Kommando UNDERGANG bietet klassischen Death Metal alter Schule mit leichtem Black Metal-Einflüssen und sehr tiefen Vocals. Die Chose wird überwiegend sehr schnell runtergeknüppelt. Das aber sehr packend. Das Zelt ist jedenfalls proppenvoll während des Auftritts. Die Dänen können sehr gute Publikumsreaktionen für sich verbuchen.



Im Folgenden wird es ein wenig exotischer. MALOKARPATAN aus der Slowakei zockt Black Metal mit leichter Schlagseite zum Heavy Metal. Ab und an wird es sogar rock 'n rollig. Immer wieder werden ruhige Parts eingeflochten, obgleich gerade hier die ein oder andere spielerische Unsauberkeit zutage tritt. Die in der Landessprache gesungenen, rau ins Mikro geshouteten und durchgehend langen Stücke sind jedoch durchaus unterhaltsam. Insgesamt recht gut, was die Band hier heute Abend vom Stapel lässt.



Als Headliner der Zeltbühne bildet DEATHRITE den Abschluss. Rotziger Death Metal mit Crust-Feeling ist hierfür perfekt geeignet. Die Zuschauer kommen sehr zahlreich, um diesen Abriss live zu erleben. Das Zelt ist jedenfalls voll. Es sind vor allem die schnellen Knüppler der Band, bei denen das sehr Publikum abgeht wie Schmidts Katze. Intensiv und nicht zu vertrackt trifft DEATHRITE heute Abend ziemlich ins Schwarze. Ein toller Auftritt und gebührender Schlussakkord auf der diesjährigen Party.San-Tentstage!

[Martin Loga]



Zum endgültigen Finale folgt nach BLOODBATH auf der Hauptbühne im Zelt natürlich noch der kollektive Absturz inklusive Tanzeinlage zur traditionellen ABBA-Party, die einen bereits jetzt aufs Jahr Eins nach dem 25-jährigen Jubiläum warten lässt.

[Carsten Praeg]



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Redakteur:
Carsten Praeg

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