Rock Am Ring - Nürburg

04.07.2006 | 11:25

02.06.2006, Nürburgring

JASON MRAZ

Der Mensch aus dem Kaff mit dem denkwürdigen Namen Mechanicsville, der vor den DRESDEN DOLLS die Alternastage bevölkerte, machte mit einer Mischung aus Songwriter und südlichem Folk auf sich aufmerksam. Ruhig und eindrücklich gestalteten sich die letzten Songs die ich hören durfte, und machten neugierig auf einen Musiker der aus Ruhe jede Menge Kraft schöpft.
[Michael Kulueke]

MORRISSEY

In den Arsch hätte ich mir beißen können als der Spieplan verdeutlichte, dass mein Vorhaben, mir den Ex-THE SMITH-Sänger zwischen KORN und TOOL reinzuziehen ein verdammter Spießrutenlauf werden würde. Und tatsächlich, bis ich mich durch die Menschenmassen gekämpft hatte, blieben mir gerade dreizehn Minuten um mir seine Show zu geben. Das was ich zu sehen bekam ließ die Bissspuren in meinem Gesäß nochmal mehr schmerzen, der Mann schaffte es souverän mit dem Publikum zu spielen und gab eine mehr als nur überzeugende Sangesleistung zum Besten. Dass der Mensch es perfekt versteht den Weltschmerz in seiner Stimme zu bündeln und das Ganze mit einem bluesig angehauchten Rock zu verpacken, weiß ja nun jedes Kind, aber dass er dazu noch eine großartige Liveperformance zustande bringt sollte wohl für kommende Tourneen besser im Hinterkopf behalten werden.
[Michael Kulueke]

BABYSHAMBLES

Meine Güte, was war das denn? Dass Pete Doherty in feinster Rockstar-Manier mehr durch seine inszenierten Drogeneskapaden auffällt und weniger durch seinen musikalischen Genius war mir spätestens nach diesem denkwürdigen Gig klar. Da spielten Doherty und seine Mannen eigentlich ganz interessanten Indierock, aber alleine die geisterhafte Gestalt am Mikro versaute dann doch jegliche Stimmung. Gegen den Jungen geht Ozzy Osbourne noch als quickfidele Sportskanone durch, und bessere Musik macht er auch. Aber wenigstens eins haben sie gemeinsam: beide sind nervtötende Mediengestalten.
[Michael Kulueke]

JULIETTE AND THE LICKS

Juliette Lewis, ja, genau DIE Juliette Lewis die in Filmen gerne mit Kanonen rumfuchtelt oder wirre Charaktere bis an die Schmerzgrenze zelebriert, ist neuerdings auch musikalisch unterwegs. Mit einer Mischung aus Punkrock und Indie zog die Band die Aufmerksamkeit auf sich, während die Frontfrau im etwas verstörenden Gymnastik-Dress über die Bühne wirbelte und stets den Kontakt mit dem Publikum suchte. Hatte durchaus Charme, die Show, aber musikalisch war das alles andere als überzeugend.
[Michael Kulueke]

KAISER CHIEFS

Auf CD wirklich interessanter Bastard aus Britpop und Indierock, live nach gut zehn Minuten einfach nurnoch anstrengend. Obwohl instrumental professionell und solide konnte die Band nicht wirklich überzeugen wenn es darum ging irgendeine Reaktion beim Publikum auszulösen. Schade eigentlich, dabei hat die Band durchaus Potential, weiß im Moment aber einfach noch nicht wohin mit der ganzen Energie. So geriet der Gig von verwirrend orientierungslos bis zu nervtötend aufdringlich.
[Michael Kulueke]

THE STREETS

Mike Skinner und Co. gehören zu den interessantesten Rapmusikern die Europa zur Zeit zu bieten hat, und die zehn Minuten die ich ihn mir auf dem Ring geben konnte, hatten es auch in sich. In einer locker-mitreißenden Art pumpte der Fronter seine Texte ins Publikum, während die Backingband durchaus überzeugende Soundspielereien zum Besten gab. Bei sowas ärgert man sich immer mehr, dass man nur an einem Platz gleichzeitig existieren kann.
[Michael Kulueke]

BELA B.

FARIN URLAUB hat es hingekriegt, da soll DIE ÄRZTE-Drummer Bela B. sich wohl gedacht haben, dass er das auch hinkriegt. Satz mit X. Das Album an sich ist bis auf die Single ja schon 'ne verdammt schwache Nummer, aber alleine die Show am Sonntagabend war alles andere als überzeugend. Die Band klampfte tapfer das Album runter, und Bela gab natürlich den routinierten Bühnenkomiker, aber richtig überkommen wollte der Funke nicht. So strömten nach einer Weile immer mehr Menschen in Richtung Ausgang, als sie das Werk des bekennenden Vampirfans gegen eine Runde Schlaf eintauschten. Die lockeren Sprüche konnten auch nicht über die hausbackene und eigentlich sogar schon belanglose Performance hinwegtäuschen, und so konnte man nur hoffen dass Belas Versprechen "Beim nächsten Mal spiel ich besser." auch ernst gemeint war.
[Michael Kulueke]

GOLDFRAPP

Eine Band auf die ich mich sehr gefreut habe waren GOLDFRAPP. Jene Band, die es versteht Elektronika neu zu definieren und eine Stimmungsvolle Melange aus Einflüssen aus der Kulturgeschichte zu kreieren, sollte nun also das Sonntag-Nacht-Programm auffüllen. Von DEPECHE MODE ging es also direkt zur Clubstage, wo man sich noch zwischen die paar Zuschauer quetschen und sich die Show sitzend reinziehen konnte. Nach wenigen Minuten war jedoch klar: das Wahre war das nicht. Die Mucke klang wie vom Band kommend, und auf der Bühne tat sich auch nicht viel, bis auf ein wenig Lightshow. Schade eigentlich, die schon fast greifbare Stimmung, die die Kombo auf ihre Platten presst kam hier nur ansatzweise rüber. Leider.
[Michael Kulueke]

Redakteur:
Michael Kulueke

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