Summer Breeze 2003 - Abtsgmünd

19.09.2003 | 06:26

21.08.2003, Festivalgelände

Freitag, 22.08.2003


Main Stage


AGE OF IGNORANCE

AGE OF IGNORANCE, die ich soundmäßig einfach mal in die große Schublade "Alternative" stecken möchte, hatten irgendwie schon die Arschkarte gezogen - ein Blick ins Rund vor der Bühne zeigte ein Presseschildchen um jeden Hals, was diesen Festivalauftritt ganz klar als "Pressekonzert" qualifizierte. Dass die größtenteils noch nicht wirklich wache Pressemeute eben nicht das Publikum war, das eine Band ohne Ende abfeiert, kann man sich unschwer denken. Was eigentlich schade war, denn obwohl auch ich viel zu müde war um die Truppe einigermaßen feiern zu können und mich lieber am mir vor die Bühne gelieferten Kaffee (danke Rike!) festhielt, wusste das Gebotene zumindest handwerklich zu überzeugen und auch in Sachen Spielfreude gab es echt nix zu meckern. Ein Urteil über die Qualität der Band als Liveact hingegen möchte ich mir hingegen nicht anmaßen, dafür waren die Bedingungen dann doch etwas zu unfair.
[Philipp v. d. Knesebeck]


DARKWELL

DARKWELL waren klasse. Die Truppe aus Österreich, die gängigen Gothic Metal bot, lebt einfach von der Ausstrahlung ihrer Sängerin Stephanie Meier (auch wenn mein Kollege Philo-Phil dazu anmerkte, dass sie viel zu deutlich und aufreizend posieren würde), die neben dem Visuellen auch stimmlich eine Menge auf dem Kasten hat. Erst vor wenigen Monaten löste sie die alte Sängerin in den Reihen von DARKWELL ab, hat sich mittlerweile aber noch stärker in die Band integriert als dies schon beim allerersten Gig auf dem diesjährigen Wave Gotik Treffen der Fall war.
Die Eigenkompositionen sind natürlich auf eine "engelsgleiche" weibliche Stimme zugeschnitten, aber es bleibt dabei auch genügend Raum für den Rest der Band. Außerdem coverten DARKWELL wie schon bei besagten WGT 'Don't You (Forget About Me)' und das erneut absolut gelungen. Natürlich sprüht ihr Gothic Metal nicht gerade vor Innovation, aber die Songs klingen schön eingängig und haben ein gutes Mischungsverhältnis zwischen hart und gefühlvoll. Außerdem hatten die Österreicher ganz offensichtlich viel Spaß bei ihrem Auftritt und standen nicht nur lethargisch in der Gegend rum, sodass es wohl den meisten Zuschauer ebenso gut gefallen hat wie mir.
[Stephan Voigtländer]


JUSTICE

Eigentlich könnte man sagen, dass der Auftritt von JUSTICE mit einem Missgeschick begann, denn als die Jungs auf dem SUMMER BREEZE ankamen und anfingen, ihren Gig vorzubereiten, mussten sie feststellen, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatten: Ihr extra für ihre Auftritte eingespieltes Intro! Doch vielleicht war das sogar ihr Glück, denn so mussten sie auf ihren alten, aber allseits beliebten Bonanzaopener zurückgreifen. Der ist nun schon seit Jahren bei JUSTICE mit im Gepäck, vor allem, wenn es zu einem ihrer Covergigs geht. Vielleicht war er auch der Grund, weshalb so manch einer, der noch auf dem Gelände herumspazierte merkte, dass JUSTICE schon im Anmarsch waren. Doch es war keinesfalls nur ein Anmarsch, sondern vielmehr ein Ansturm, denn nach der Openermelodie spurtete die Band regelrecht auf die Bühne und legte mit 'Life Undead' gleich so richtig los. Im Vergleich zu ihren Auftritten als Coverband – wie ich JUSTICE aber zu meinem Leidwesen schon länger nicht mehr sehen konnte – war hier wesentlich mehr Aktion geboten, was vielleicht auch daran liegen mag, dass sich ihre eigenen Stücke doch zum Großteil in einem anderen Genre (Black- und Death Metal) als ihre Coversongs bewegen. Auch vor der Bühne ging es nicht gerade ruhig zu, außer man bezeichnet übelste Headbangorgien, Gegröle, sich in der Menge tummelnde Fanschilder und bemalte Fahnen in Bettlakengröße neuerdings als ruhig. Vor allem, als Mitch und Uli anfingen, das brandneue Scheibchen "This World Is Mine" ins Publikum zu schmeißen und dann auch noch der Titeltrack gespielt wurde, war die Meute endgültig am toben. Fazit also: Ein super Auftritt, der sich hoffentlich auf dem nächsten SUMMER BREEZE wiederholen wird.
[Ulrike Bopp]


HEAVEN SHALL BURN

Die Thüringer HEAVEN SHALL BURN lieferten eine knackige Vorstellung mit ihrem Hardcore-lastigen Death Metal ab, der sehr stark in die Beine ging. Während Sänger Marcus mehr schrie als growlte, walzte sich die Saitenfraktion äußerst aggressiv durch die Songs und fuhr ein extrem heftiges Brett auf. Ein neues Lied von der nächsten CD wurde schon mal vorgestellt, welches auch neben den Bandhighlights eine sehr gute Figur abgab. Die sauschnellen Songs wurden auch ab und an von etwas langsameren Parts aufgelockert, sodass man nicht mal ansatzweise eintönig rüberkam.
Der brennende Himmel ist mittlerweile bereits sieben Jahre alt und in der Zeit sind HEAVEN SHALL BURN zu einer erstklassigen Liveband gereift, die auf der Bühne sehr bewegungsintensiv zu Werke geht und mit einer atemberaubenden Intensität aufwartet. Es war eine sehr schweißtreibende Vorstellung der Thüringer, die einmal mehr unter Beweis stellen konnte, welch eine tolle Liveband sie sind. Eine rundum gelungene Sache, die sehr viel Spaß machte und hoffen lässt, dass die auf dem Livesektor sehr präsente Band bald die Anerkennung bekommt, die sie verdient.
[Stephan Voigtländer]


FARMER BOYS

Jubel, Trubel, FARMER BOYS! Auch wenn sie sich selber als NuMetaller sehen, verstand ich die FARMER BOYS schon immer eher als Hardcore-Act – doch diese Genredefinition soll nun wirklich nicht das Thema hier sein.
Spätestens seit ihrem Hit 'Here Comes The Pain' (Ja, den hammse auch gespielt!) auch dem letzten ein Begriff stehen die FARMER BOYS von jeher für Liveshows der Extraklasse - ein Ruf, den sie auch diesmal bestätigen konnten. Selbst wenn der eigentlich vorteilhafte Platz auf der Main Stage sich für die FARMER BOYS wie auch für die meisten anderen Bands vor allem in einem schlechten Sound bemerkbar machte, war sofort klar, dass hier eine Band am Werk ist, die nicht nur Live-Erfahrung hat, sondern auch ein naturgegebenes Talent, Menschen zu begeistern. Ebendieses nutzten sie auch aus und feierten mit den zahlreichen Zuschauern kräftig ab.
Rückblickend allerdings fällt mir auf, das dieses Konzert Spaß ohne Ende machte, ich allerdings absolut nichts Besonderes, Ausgefallenes oder ähnliches feststellen konnte - aber ist es grundverkehrt, einfach nur eine Dreiviertelstunde Spaß zu haben? Eigentlich nicht, denn darum geht's ja auf einem Festival!
[Philipp v. d. Knesebeck]


AMON AMARTH

AMON AMARTH sind schwer im Kommen. Das belegen nicht nur die zahlreichen Auftritte bei namhaften Festivals, auch die durch die Bank weg guten bis euphorischen Reaktionen auf das letzte und insgesamt vierte Langeisen "Versus The World" machen deutlich, dass die Schweden noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen sind. In den Genuss ihrer Livequalitäten durfte nun das SUMMER BREEZE-Publikum im zweiten Jahr in Folge kommen.
An Sänger Johan Hegg faszinierte mich nicht nur sein brutales Gebrüll, sondern auch sein extrem cooler Bart, der gewisse Assoziationen zu einem Waldschrat aufkommen ließ. Highlights des Auftritts waren vor allem die neuen Songs wie 'Death In Fire', 'Versus The World' und 'Bloodshed', die von der vielköpfigen Crowd gnadenlos abgefeiert wurden. Allerdings hatten AMON AMARTH dieses Mal einen ziemlich schlechten Sound, der die Freude doch um einiges schmälerte.
Trotzdem knüppelten die Schweden mit ihrem Viking Death Metal mal wieder alles nieder, wobei ihre Songs durch ihre Eingängigkeit und die einprägsamen Melodien zudem auch sehr gut ins Ohr gingen. Es passte also alles, es wurde gnadenlose Härte aufgeboten ohne in stumpfes und einfallsloses Geprügel abzudriften. Ganz im Gegenteil. Wie "Versus The World" ohne jeden Zweifel belegt, haben AMON AMARTH in Sachen Songwriting eine Menge auf dem Kasten. Das konnte den Auftritt trotz des angesprochenen dürftigen Sounds dann doch noch einigermaßen retten.
[Stephan Voigtländer]


PRIMAL FEAR

PRIMAL FEAR gehören sicherlich nicht zu den Bands, die man nur sehr selten auf Festivals zu sehen bekommt - erst drei Wochen zuvor machten sie in Wacken Station -, aber dennoch lohnt es sich eigentlich immer, sich die Jungs anzugucken. Und so kann auch der Auftritt auf dem Summer Breeze zweifelsohne wieder auf der Haben-Seite verbucht werden... .
PRIMAL FEAR hatten ihre Setlist im Vergleich zum Wacken Open Air ein wenig variiert, und so begannen sie ihren Auftritt diesmal - nach dem obligatorischen Intro - mit 'Angel In Black' vom "Nuclear Fire"-Album. Mit 'Battalions Of Hate' schieben sie gleich noch einen Song vom Debüt-Album nach, und so dauerte es nicht lange, bis die Band das Publikum im Griff hatte. Bei der Songauswahl hatten PRIMAL FEAR wie üblich sämtliche Alben berücksichtigt, und so gab es neben weiteren Songs von "Nuclear Fire" ('Nuclear Fire', 'Eye Of An Eagle') und "Primal Fear" ('Chainbreaker', 'Silver & Gold') auch Stücke vom aktuellen Output "Black Sun" ('Armageddon', 'Fear (Dogs Of War)') zu hören. In Wacken hatten Mat Sinner & Co. sogar einen nagelneuen Song mitgebracht, doch dieses Mal haben sie auf 'Sea Of Flames' verzichtet. Nun gut, man kann nicht alles haben... . Dafür gab es ja wieder eine Cover-Version, und was hätte sich da besser angeboten als 'Metal Gods' von JUDAS PRIEST. Nach 'Silver & Gold' machte es zunächst den Anschein, als ob PRIMAL FEAR ihren Auftritt bereits beenden wollten, doch die Band wollte lediglich auf ein paar personelle Veränderungen hinweisen. So verabschiedeten sie sich einerseits von ihrem langjährigen Tour-Manager, und andererseits stellten sie ihren neuen Drummer Randy Black (u.a. ANNIHILATOR), der für den ausgestiegenen Klaus Sperling in die Band gekommen war, dem Publikum vor. Nach einem Ralf-Scheepers-typischen Mitsingteil spielten PRIMAL FEAR (passenderweise) noch 'Final Embrace' und beendeten damit einen weiteren guten Auftritt. Die Fans kamen in jedem Fall voll auf ihre Kosten, denn natürlich gab es auch wieder einige Pyro-Effekte zu bestaunen.
[Martin Schaich]


CHILDREN OF BODOM

Irgendwie wollte der Auftritt der wilden Finnen an diesem Abend nicht so recht schmecken. Zumal einiges schief lief: Erst erreichten Band und Crew das Festival-Gelände mit mehrminütiger Verspätung aufgrund eines gecancelten Fluges (OK, dafür können sie nichts), brauchte dann aber noch ewig für den Aufbau und glänzten schließlich beim eigentlichen Konzert durch Farblosigkeit. Zwar poste Herr Laiho mit seiner weißen Flying V gekonnt unter der drohenden Sense des COB-Schnitters (geiles Backdrop) und bretterten seine Kollegen drauflos, als wollten sie die Bühne abbauen, aber irgendwie war das einige Monate zuvor in der Rockfabrik Ludwigsburg noch wesentlich knackiger und vor Allem explosiver rübergekommen. Das ewige "Fuck"-Gebrüll von Alexi und sein zwar bekanntes aber darum nicht wirklich willkommenes "Eingerotze" der Bühne machten da auch nicht viel wett - und zuweilen verspielte der gute Herr sich gar mit seinen sonst so flinken Fingern beim Marathon-Solieren auf der Klampfe. Naja, nobody’s perfect.
Zumindst an der Songauswahl konnte man nicht herummeckern - viel Aktuelles wurde auf den wild feiernden Mob vor der Main Stage abgefeuert, darunter 'Sixpounder’, 'Angels Don’t Kill’ und das geniale Mitgröhl-Teil 'Hate Crew Deathroll' sowie mehrere "Hatebreeder"- und "Follow The Reaper"-Ableger wie 'Silent Night, Bodom Night', 'Everytime I Die', 'Towards Dead End' und 'Children Of Bodom'. Leider komplette Aussparung des Erstlingswerks "Something Wild"… . Mittendrin wurde nebenbei noch Neugitarrist Roope Latvala vorgestellt, der erst vor kurzem als Ersatz für den ausgestiegenen Alexander zur Band gestoßen ist.
Aufgrund des verzögerten Konzertbeginns durften CHILDREN OF BODOM zum Schluss auch keine Zugaben mehr nachschieben und räumten nach kurzen Abschiedsworten die Bühne. Was wahrlich vielen Metalheads im Publikum alles andere als passte. Aber auch noch so vieles Rufen, Gröhlen und Pfeifen konnte die Band nicht mehr aus dem Backstage-Bereich hervorlocken.
Schade, schade, das Konzert hätte DAS Highlight des Festivals werden können - zumal die Fans auf dem Platz mehr als nur am Ausrasten waren - aber in der Form, in der sich Alexi und Co an diesem Abend präsentierten, konnte das einfach nichts werden.
[Kathy Schütte]


IN EXTREMO

Was sich da - schon während noch AMORPHIS auf der Pain Stage spielten - vor der Main Stage tat, erinnerte stark an eine Demonstration mit Sitzblockade! Denn obwohl sich auf der Bühne lediglich der Aufbau abspielte, war der Platz schon total vollgestopft, sodass man Mühe hatte, sich ein Plätzchen zu erkämpfen, ohne jemanden tot zu trampeln. Und als dann von der Bühne einige Töne erklangen, fing die Menge schon an zu johlen, obwohl es sich lediglich um einen kurzen Soundcheck handelte.
Doch kurz darauf ging es mit dem Intro los und alles erhob sich zu den Worten "In diesem Salz soll eure Lästerzunge schmoren". Danach folgte sogleich 'Stetit Puella', das mit einer ganzen Menge Pyrotechnik untermalt wurde. Bei der Bandhymne 'In Extremo' blies es einem dann fast die Ohren weg, weil der komplette Platz den Refrain in Richtung Bühne schmetterte. Und das, obwohl gar nicht alle der begehrten IN EXTREMO-Mitstreiter auf der Bühne am Werk waren. Denn wie Das Letzte Einhorn (das hauptsächlich dem Gesang frönte) mitteilte, mussten Ersatzmusiker für das SUMMER BREEZE angeheuert werden, da zwei der Recken nicht mitkommen konnten. Aber auch die machten ihre Sache sehr gut und so fiel es auch nicht weiter auf, dass die Truppe nicht ganz komplett war.
Auch an unsere Pogofreunde hatten IN EXTREMO gedacht, denn als sie 'Wind' - eines der fetzigsten Stücke von der "Sünder Ohne Zügel" - spielten, ging vor der Bühne die Post ab. Später gab es dann noch zwei Songs von der neuen Scheibe "7" auf die Ohren, die beide - sowohl 'Erdbeermund' als auch 'Küss mich' - bereits regen Anklang und unterstützende Publikumschöre fanden.
Natürlich kam wie üblich die Harfe bei 'Krummavisur' zum Einsatz, weshalb man wieder einmal mit offenem Mund darüber staunen konnte, wie jemand so ein Instrument im Stehen spielen kann.
Und noch viele andere ihrer Stücke, die ihr in der angehängten Setlist nachlesen könnt, hatten IN EXTREMO mitgebracht und machten so den Abend sicher für den ein oder anderen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Doch wer wie ich IN EXTREMO schon des öfteren gesehen hat, wird vielleicht etwas enttäuscht den Platz verlassen haben, da trotz interessanter Pyros und toller Stücke wieder einmal nichts neues mehr passierte, sondern nur die alten Bühnenshowelemente aufgewärmt wurden.

Setlist:

Stetit Puella
In Extremo
Wind
Herr Mannelig
Erdbeermund
Krummavisur
Merseburger Zaubersprüche II
Vollmond
Omnia Sol Temperat
Küss Mich
Spielmannsfluch
Über den Wolken
Hiemali Tempore
Ai Vis Lo Lop
Villemann og Magnhild
Merseburger Zaubersprüche I

[Ulrike Bopp]


Pain Stage


FALLEN 2 PIECES

Ganz klar, das Beste am Auftritt der Newcomer von FALLEN 2 PIECES war der Blick ins grottenschlechte Programmheft, wo der Band zig Stilarten bescheinigt wurden, die sich vor allem durch eins auszeichneten: sie waren beim Gig der Band nicht vorhanden. Musikalisch waren FALLEN 2 PIECES eh schwer fassbar - ich sag mal grooviger Rock mit melodischem Gesang trifft die Sache schon ganz gut. Auf Ansagen verzichtete die Band dabei fast komplett, sondern nutzte die knapp bemessene Zeit, um dem spärlich vorhandenen Publikum ihre Songs näher zu bringen. Da der Sound relativ gut war, gelang das sogar streckenweise ganz gut. Sie nervten auch nicht so wie gewisse Gothic Bands, rockten aber auch nicht alles in Grund und Boden, was auch an der mangelnden Bewegung lag. Ich würde der auch optisch interessanten Gruppe einen durchaus soliden Auftritt mit Potenzial bescheinigen, wobei mir vor allem die Aggressivität beim Auftreten und bei der Musik fehlte. Aber wie gesagt, das war in Ordnung.
[Herbert Chwalek]


THUNDERSTORM

Es gibt eine Frage, die ich bislang noch nicht beantwortet gekriegt habe: Wieso müssen Doom-Bands auf dem SUMMER BREEZE immer schon so früh spielen? Letztes Jahr mussten MIRROR OF DECEPTION bereits um 12 Uhr mittags ran, und in diesem Jahr hat es THUNDERSTORM ganz ähnlich erwischt. Naja, kann man nicht ändern... Oder vielleicht doch?!? Wie auch immer - nachdem ich meistens für die doomigeren Sachen zuständig bin, musste ich mich an diesem Freitag auch schon sehr früh auf das Festivalgelände schleppen. Ganz pünktlich habe ich es leider dieses Mal nicht geschafft (nein, das lag nicht am Alkohol!), und so waren THUNDERSTORM bereits zu Gange. Sie spielten gerade ihren ersten Song, 'Inside Me' vom "Witchunter Tales"-Album, und die wenigen, die sich vor der Pain-Stage eingefunden hatten, waren sichtlich zufrieden. Diese 2002er-Scheibe bildete im Übrigen auch den Schwerpunkt bei der Songauswahl, denn in der Folge wurden auch noch 'Parallel Universe', 'Star Secret' sowie der Titelsong, 'Witchunter Tales' gespielt. Das Debüt-Album "Sad Symphony" wurde lediglich zum Schluss mit dem großartigen 'Time' berücksichtigt. Für mehr Songs war leider keine Zeit, da die Band nur 25 Minuten zur Verfügung hatte - für eine Epic-Doom-Band natürlich viel zu wenig! Aber THUNDERSTORM machten das Beste daraus und nützten diese knappe halbe Stunde hervorragend. Die Italiener hatten sichtlich Spaß auf der Bühne, und vor allem Sänger/Gitarrist Fabio "Thunder" war (fast) immer in Bewegung. Während den länglichen Instrumentalteilen war er meist am Kopf schütteln, oder er wuselte eben über die Bühne. Dies übertrug sich natürlich auch auf die - leider viel zu wenigen - Fans vor der Bühne, die die Band nach Kräften abfeierten und die sich auch noch eine Zugabe gewünscht hätten. Diese gab es leider nicht, aber trotzdem war es ein sehr guter Auftritt einer sehr guten Band, die das nächste Mal hoffentlich einen besseren Platz in der Running Order bekommt... .
[Martin Schaich]


HYPNOS

Das tschechische Trio Infernale ist an Intensität kaum zu überbieten. Als Quasi-Nachfolgeband von KRABATHOR (deren ehemaliger Basser Bruno hat HYPNOS aus der Taufe gehoben und ist auch für die durchdringenden Vocals verantwortlich) hat man ja auch einen Ruf zu verteidigen. Bei Songs wie 'Burn The Angels Down', 'Fatal Shine Of The Sky' oder 'Endorsed By Satan' wurden keinerlei Gefangene gemacht. Highspeed-Drumming, gnadenloses Riffing und dazu ein Gesang, der nach Presslufthammer klang - das Ganze verschmolz zu einer nahezu perfekten musikalischen Darbietung. Die Beweglichsten auf der Bühne waren die Jungs zwar nicht, aber dafür ließen sie mit stoischer Ausdauer die Mähnen fliegen, was ihnen dann auch viele nachmachten.
Blutiger Death Metal, wie er brutaler und energiegeladener kaum sein könnte, wurde von HYPNOS auf die Anhängerschaft losgelassen. Wer jetzt allerdings meint, dass die Tschechen bestimmt nur monotones und stumpfes Geprügel verzapfen, hat sich weder die beiden Alben "In Blood We Trust" und "The Revenge Ride" zu Gemüte geführt noch die Band bisher live gegeben. HYPNOS haben nämlich durchaus durchdachte Songstrukturen auf Lager und in Verbindung mit ihrem intensiven Gebretter ergibt das eine erstklassige Death Metal-Abreibung. Stark!
[Stephan Voigtländer]


GRAVEWORM

Super Stimmung trotz schier unerträglicher Mittagshitze konnten GRAVEWORM mit ihrem schnieken Black Metal verbreiten. Abgekühlt durch diverse Wasserspiele (durch die ge-schlauch-te Security) gingen die Leute mehr als nur gut mit – kein Wunder, zeigte sich Frontmann Stefan Fiori als klasse Anfeuerer und Stimmungsmacher. Da zogen sowohl melodischer angehauchte Stücke wie 'A Sleeping Beauty' als auch neue Brecher wie 'Legions Unleashed' vom aktuellen Album "Engraved In Black" mördermäßig vom Leder und verbreiteten schwarzmetallische Partystimmung pur vor der Pain Stage. Dazu die Spielfreude der übrigen Grabwürmer und ein astreiner Sound, da konnte gar nichts mehr schief gehen. Die 35 Minuten Spielzeit vergingen auf jeden Fall wie im Fluge und ließen am Ende ein sichtlich wie auch hörbar begeistertes Publikum zurück.
Wenn sich die jungen Tiroler weiter so steigern, dann dürfte ihnen bei kommenden (SUMMER BREEZE-)Festivals ein Platz auf der Main Stage - zu späterer Stunde - gewiss sicher sein.
[Kathy Schütte]


DISBELIEF

DISBELIEF sprangen kurzfristig als Ersatz für VINTERSORG ein und konnten auch diesmal überzeugen. Gut, an die Klasse des letztjährigen Gigs reichten die Jungs nicht ganz heran, aber auch so überrollten DISBELIEF mal wieder fast alles. Tonnenschwere, hypnotische Riffs, krasser Gesang, aggressives Drumming und ganz viel Intensität, das waren die Zutaten, mit denen die Death-Metaller überzeugten. Es ist immer wieder faszinierend, wie schnell die Band einen in ihren Bann zieht, mitreißt und einen zum willenlosen Sklaven der Midtempo-Dampfwalze werden lässt. Und Songs wie das coole 'No Control', der intensive Brecher 'Misery' oder 'Falling Without Reason' sind nunmal verdammt gut. Sogar einen neuen Song spielte die Band, der in altbewährter DISBELIEF-Tradition steht und einiges erwarten lässt. Mal abgesehen vom etwas schwächeren Sound, bei dem der Gesang etwas unterging, eine verdammt guter Gig, bei dem ich allerdings schmerzlich 'God? Master!' vermisste. Aber der engagierte Auftritt und die coolen Ansagen trösteten auch darüber hinweg. War geil, ist geil, bleibt gut!
[Herbert Chwalek]


NAGLFAR

Sie kamen, sahen und siegten! Was die schwedischen Black-Metaller auf dem SUMMER BREEZE boten, sollte sie schleunigst ann die Spitze der Black Metal-Bewegung katapultieren. NAGLFAR schafften es problemlos, die Klasse ihrer Alben auch live darzubieten. Die Mischung aus klirrender Aggression und Jahrhundertmelodien sorgte schon bei den ersten drei Krachern, 'When Autumn Storms Come', 'Black God Aftermath' und 'I Am Vengeance' für eine ganz eigene Stimmung. Obwohl Black Metal bei Tageslicht eher mal uncool ist, die Schweden ließen einen das ganz schnell vergessen. Aggressives, engagiertes Stageacting, eine astreiner Sound, das war der Grundstock, auf dem die Band aufbaute. Und wer von Orkanen wie dem alles vernichtenden 'Blades', 'Wrath Of The Fallen' oder 'As Twilight Gave Birth To The Night' nicht mitgerissen wurde, der wird wohl nie begreifen, was Black Metal ausmacht. Die Zugabe 'Horncrowned Majesty' beendete dann einen fulminanten Gig, der neben THE CROWN der beste im Extrem Metal-Bereich war.
[Herbert Chwalek]


DIE APOKALYPTISCHEN REITER

DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind schon ein Phänomen. Kaum eine Band versteht es wie sie den Zuschauer zu fesseln und mitzureißen. Ihre vielseitigen und stilübergreifenden Songs klingen schon auf Platte hervorragend, aber live kommt die Band einfach noch eine Klasse besser herüber. Da springt der Funke schon ab der ersten Sekunde über.
Sänger, Grinsebacke und Audienz-Chefantreiber Fuchs (ehemals unter dem Pseudonym Eumel firmierend) stellte seine auch nicht gerade bewegungsfaulen Mitmusiker mal wieder absolut in den Schatten und tobte wie ein Wahnsinniger über die Bühne. Es war einfach eine Augenweide ihn (immer mit fettem Grinsen auf den Backen) abgehen zu sehen und wie sich sein Spaß auf das Publikum übertrug. Jenes trieb er immer wieder unermüdlich an (und verschenkte zum Dank Sonnenblumen) und forderte, dass jeder aus sich herausgehe, dem auch ein Großteil Folge leistete.
Die Setlist bestand größtenteils aus den beiden sehr starken und erfolgreichen letzten Studioalben "Have A Nice Trip" ('Vier Reiter stehen bereit', 'We Will Never Die', 'Kleiner Wicht', 'Terra Nola') und "All You Need Is Love" ('Reitermania', 'Unter der Asche', 'Licked By The Tongues Of Pride'). Zum Abschluss gab es das unvermeidliche "Wir gehören alle zusammen"-Statement mit dem Song 'Metal Will Never Die', dem aber, während schon abgebaut wurde, Fuchs noch ein Trinkerlied nachfolgen ließ.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER präsentierten sich mal wieder als absolute Livemacht und waren für mich trotz der starken Konkurrenz die überragende Band des SUMMER BREEZE 2003.
[Stephan Voigtländer]


AMORPHIS

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – von AMORPHIS, die ja bei vielen Fans ob ihrer fast schon floydigen, auf jeden Fall aber sehr ruhigen letzten Alben schlecht gelitten sind, hatte ich ein ruhiges, fast schon meditatives Konzert erwartet und mich verdammt darauf gefreut. Aber alles kam dann doch ganz anders, denn AMORPHIS traten mit einem Konzept an, das ich einmal “Death Floyd” nennen will (warum Death Floyd? Weil “Pink Metal” irgendwie 'ne andere Konnotation aufweist!). Die Setlist war - wie der geneigte Leser ja unter nachlesen kann - genau das, was ich von einem Festival-Auftritt erwarte: Eine Karriere-Rückschau mit allen großen Hits. Doch was macht eine Band wie AMORPHIS, die ihren Sound seit dem Debüt “The Karleian Isthmus” dermaßen weit weiterentwickelt hat, um noch als Einheit klingen zu können? Nunja, AMORPHIS hatten ihre alten Nummern, also insbesondere 'Grails Mysteries' vom Debüt, aber auch die Songs vom “Tales”-Album wesentlich psychedelischer arrangiert, während bei den neueren Songs wesentlich härter zugelangt wurde als auf dem jeweiligen Tonträger. Abgesehen von einigen Vollpfeifen, die meinten, bereits nach dem ersten Song 'Black Winter Day' fordern zu müssen, obwohl doch allen klar war, dass dieser Song als letzter kommen würde, konnte niemand, egal in welcher Phase er AMORPHIS kennen- und liebengelernt hat, mit diesem Gig unzufrieden sein. In den hier gebotenen Versionen bekamen alle Songs, vor allem aber der Gig als Ganzes, eine fast schon mystische Dimension, zu der auch das minimalistische Stageacting wunderbar passte. Gerade Sänger Pasi, der sich an seinen Mikroständer klammerte und nur selten zu Wanderungen über die Bühne aufbrach, erinnerte mich teilweise fast an Legenden des psychoaktiven Rocks wie Jim Morrisson.
Fazit: In dem Zustand können sich AMORPHIS gern öfter blicken lassen – einer der ganz großen Momente auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE und genau die richtige Antwort an alle, die meinten, mit AMORPHIS sei nichts mehr los.

Setlist:

In The Beginnig
Against Windows
Divinity
Alone
Day Of Your Beliefs
Evil Inside
My Kantele
Grails Mysteries
Black Winter Day

[Philipp v. d. Knesebeck]


FINNTROLL

Die Finnischen Hummpa-Deather sollten quasi als “Spätschicht” den zweiten Festivaltag abrunden (merke: Käse schließt den Magen).
Nachdem es im Vorfeld allerlei Aufregung gab und das Gerücht, FINNTROLL hätten abgesagt, sich auf dem Festivalgelände verbreitete, war es der Band trotz allerlei Problemen bei der Anreise (SPINAL TAP ist nix dagegen!) möglich, pünktlich und motiviert aufzutreten.
Während Kollege und Krachfanatiker Henri vom Auftritt hin und weg war, konnten FINNTROLL mich persönlich nicht wirklich begeistern. Sicher, sie spielten sautight zusammen, das Publikum ging gut mir, es war ein schöner, sauberer Death-Gig. Aber eben nicht mehr. Das, was FINNTROLL meiner Meinung nach - neben ihrem Beharren auf ihrer Muttersprache - aus der Masse der Todeskapellen auf diesem Planeten heraushebt, nämlich die folkloristische und partymäßige Humppakomponente, blieb bei diesem Livekonzert völlig außen vor. Rein vom Spaßfaktor der CDs her war ich von diesem Auftritt relativ enttäuscht, denn (wie gesagt, guten) Death bekomm ich von hunderten Kapellen bis zum Abwinken geboten.
Sehr schade, dass FINNTROLL so wenig von ihrem eigenen Charme live reproduzieren konnten. So ging ich doch mit etwas gemischten Gefühlen zurück zu meinem Bier und hatte nicht unbedingt den Eindruck, etwas verpasst zu haben, wenn ich gar nicht erst aufgetaucht wäre.
[Philipp v. d. Knesebeck]

* * *

Freizeit-Alki H.K. verwirrt nach bereits erheblichem Flüssigkeitsgenuss Kollegin Kathy mit gar merkwürdigen Äußerungen: "(glasig blinzel) Kathy, du bist die Göttin der fünf lachenden Sonnen." Ahhhhhh ja... . Und etwas später: "Du bist die Königin der fünf grinsenden Monde". Ist ja alles gut, Henri...was verdammt noch mal haben die dir in den Wodka getan??!!
Kurz nach dem tiefgründigen "Ich habe deine Blutbahnen gesehen!" war bei Herrn Kramer sowieso Schicht im Schacht.

Redakteur:
Kathy Schütte
1 Mitglied mag diesen Konzertbericht.

Login

Neu registrieren