Summer Breeze 2003 - Abtsgmünd

19.09.2003 | 06:26

21.08.2003, Festivalgelände

Samstag, 23.08.2003


Main Stage


DEFENDING THE FAITH

Es ist natürlich immer eine undankbare Aufgabe, als erste Band des Tages auf die Bühne zu müssen, da erfahrungsgemäß wenige bis sehr wenige Fans den Weg auf das Festivalgelände finden. Das war auch im Falle von DEFENDING THE FAITH nicht anders, die sich zudem in der Metal-Szene bislang noch keinen wirklichen Namen machen konnten. Vielleicht ändert sich das aber bereits im Oktober, wenn mit "Radical Change" das erste Album der Band erscheint. Natürlich standen im Mittelpunkt des zwanzigminütigen Auftritts vor allem Songs dieses Outputs, die durchaus zu begeistern wussten. DEFENDING THE FAITH haben sich musikalisch dem progressiven Power Metal verschrieben, und Songs wie 'Secret Fear' oder auch die Bandhymne 'D.T.F.' machten deutlich, dass die drei Jungs - Jürgen Allert (v.), Robert Balci (g., ex-STORMWITCH), Roberto D'Amico (b.) - schon etwas davon verstehen. DEFENDING THE FAITH haben leider nach fünf Jahren immer noch keinen Schlagzeuger gefunden, sodass auch live ein Drum-Computer herhalten musste, aber da dieser ausgesprochen gut programmiert war, fiel dieser Umstand nicht wirklich negativ auf - sogar auf ein klitzekleines Drum-Solo musste man nicht verzichten. Mit der Zeit legte sich die anfängliche Nervosität, und mit dem nagelneuen Song 'Stronger' - so neu, dass er es gar nicht mehr auf das neue Album geschafft hat - ging es fast schon bombastisch weiter. Nach dem zukünftigen Titeltrack 'Radical Change' war die knappe Spielzeit bereits vorüber, aber DEFENDING THE FAITH hinterließen mit diesem Auftritt einen sehr guten Eindruck, und von den anwesenden Fans wird es sicherlich niemand bereut haben, so früh auf dem Festivalgelände gewesen zu sein.
[Martin Schaich]


KORODED

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich KORODED nur dem Namen nach kannte, was die Band aber beim SUMMER BREEZE bot, war schon verdammt gut. Klar, musikalisch fällt eine Einordnung leicht, das Schlagwort Nu Metal muss hier fast zwangsläufig fallen. Allerdings muss man der Band zugute halten, dass Parallelen zu Megasellern nie wirklich offensichtlich vorhanden sind und der Sound auch eine Schlagseite gen PANTERA oder MACHINE HEAD aufweist. Und selbst wenn, das Stageacting riss so einiges raus. Vor allem der Sänger und der Gitarrist waren ständig in Bewegung und gingen in ihrer Musik auf. Und bis auf das etwas zu laute Schlagzeug war auch der Sound in Ordnung, sodass Kracher wie 'Words Are Spoken', 'Unbreakable', Drowning' und 'Choke On You' ihre Wirkung entfalten konnten. Schade nur, dass vor der Bühne bis auf ein paar Unentwegte nichts los war, denn etwas mehr Aufmerksamkeit für KORODED wäre völlig verdient gewesen.
[Herbert Chwalek]


DARKSEED

Neuer Sänger, neues Glück: Die Süddeutschen Gothic Rocker im Fahrwasser von PARADISE LOST vollbrachten das Kabinettstückchen, erstmals einen Anflug von Stimmung in das Publikum des Samstags zu bringen. Hochprozentig melodisch und trotzdem mit dem nötigen Bums fuhren DARKSEED alte und neue Gewächse ihrer Bandhistorie auf – und die dunkle Saat ging bestens auf. Besonders Songs der aktuellen Scheibe "Astral Adventures" wie 'Where Will I Go' und 'Life' gingen sofort unter die Haut, aber euch Anhänger der Headbanger-Fraktion hatten ihren Spaß. Klasse Songs einer klasse Band, deren neuer Fronter Christopher mit seiner markanten dunklen Stimme eine absolute Bereicherung des Line Ups darstellte.
Wäre es nach mir gegangen, so hätten DARKSEED noch locker das Doppelte ihrer veranschlagten Spielzeit mit ihren rockig-melodischen Ohrwürmern bereichern können, aber pünktlich nach einer halben Stunde hieß es leider Abschied nehmen. Nächstes mal bitte wesenltlich mehr von dieser hochtalentierten Truppe!
[Kathy Schütte]


DEW-SCENTED

Diese Show hatte sich gewaschen. Thrash Metal in seiner rohesten und aggressivsten Form wurde von DEW-SCENTED geboten und vom Publikum begeistert aufgesogen. Mit 'Soul Poison' und 'Acts Of Rage' standen schon zwei Songs von der neuen Scheibe "Impact" auf dem Programm (die zum SB noch nicht erschienen war, aber mittlerweile draußen ist), ansonsten wurde vor allem sehr viel "Inwards"-Stoff gespielt. Leffe Jensen röhrte sich in unglaublicher Manier die Seele aus dem Leib und seine Mitmusiker spielten den dazu passenden, äußerst rüden Soundtrack. Ein sehr wütendes und energiegeladenes Thrash-Gewitter war das Ergebnis, das auch technisch absolut überzeugend herüberkam. Abwechslung verschafften sich die Zuschauer beim unentwegtem Spielen mit einem Gummiball und den immer wieder frenetisch bejubelten Wasserfontänen, die die Security von Zeit zu Zeit über die Audienz ergehen ließ.
DEW-SCENTED haben sich durch ihre harte Arbeit und vor allem dem unermüdlichen Touren zu einer der besten Thrash-Kapellen Deutschlands und darüber hinaus gemausert und wer das immer noch nicht mitgekriegt hat, der zieht sich wohl die Hosen mit der Kneifzange an. Und würden die Jungs aus Schweden kommen, dürften sie wohl vermutlich zu einer deutlich besseren Zeit und länger als nur eine halbe Stunde auf die Bühne. Anyway, in dieser Form waren und sind DEW-SCENTED kaum noch zu toppen. Ach ja, wer waren gleich noch mal SLAYER?
[Stephan Voigtländer]


GOD DETHRONED

"Into The Lungs Of Hell", das letzte Album der Holländer, war eine kleines Meisterwerk und ein Quantensprung in der Entwicklung der Band. Dementsprechend gespannt war ich auf den Auftritt der Band. Und die Tracklist ließ keine Wünsche offen: 'The Art Of Immolation', 'Warcult', 'Boiling Blood', 'Into The Lungs Of Hell', 'Soul Sweeper', 'Villa Vampiria', 'Slaughtering The Faithful', 'Tombstone', 'Serpent King' und das DEATH Cover 'Evil Dead', jeder Song ein Treffer: das konnte nicht jede Band von sich behaupten. Und dennoch, GOD DETHRONED machten zu wenig daraus. Für den mittelmäßigen Sound (zu lautes Schlagzeug, zu leise Gitarren) konnte die Band nichts und die Sonne knallte schon ziemlich erbarmungslos auf die Bühne. Aber auch, wenn man das alles weggelassen hätte, wäre der Auftritt nicht besser geworden. Er war halt nur gut, was auch die Reaktionen der Fans belegten, die zwar gut mitgingen, die Band aber auch nicht abfeierten. Im Endeffekt bleibt eine leichte Enttäuschung, mit den Songs hätten GOD DETHRONED eigentlich abräumen müssen. So war's nur ganz gut... .
[Herbert Chwalek]


SINNER

Wie schon in Wacken, so präsentierte sich Mat Sinner auch in Abtsgmünd wieder mit seinen beiden Bands. Nachdem er am Freitag bereits mit PRIMAL FEAR einen recht guten Gig absolviert hatte, wollte er das am Samstag mit SINNER natürlich wiederholen, und im Grunde ist ihm das auch ganz gut gelungen... .
Los ging es wie schon in Wacken mit dem Intro 'Graveyard Symphony' und dem sich anschließenden 1986er-Titeltrack 'Comin' Out Fighting'. Über 'When Silence Falls' arbeiteten sich SINNER langsam, aber sicher in die Moderne vor, denn natürlich durfte das aktuelle Album "There Will Be Execution" mit Songs wie 'Higher Level Of Violence', 'Reqiuem For A Sinner' oder auch dem großartigen 'Finalizer' nicht zu kurz kommen. Es gab jedoch auch im weiteren Verlauf des Gigs noch den einen oder anderen Klassiker zu hören, wie zum Beispiel 'Born To Rock' (Mat: "ein Song aus der Steinzeit") oder auch 'Judgement Day' (Mat: "ein Song über all die ganze Scheiße in unserem Leben").
SINNER präsentierten sich wieder einmal in sehr guter Verfassung und legten eine enorme Spielfreude an den Tag. Daran konnten auch die technischen Probleme, die Tom Naumann mit seiner Gitarre hatte, nichts ändern, und Mat ist ja auf der Bühne sowieso (fast) immer gut gelaunt.
Da SINNER nur 45 Minuten Spielzeit hatten, fand ich das Schlagzeugsolo von Fritz Randow auch dieses Mal wieder ein wenig überflüssig. Das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung, denn bei einem Großteil des Publikums kam es richtig gut an. Mir wäre stattdessen ein weiterer Song lieber gewesen - wie zum Beispiel das großartige 'Knife In My Heart', das in Wacken noch gespielt wurde.
Wie auch immer - die Band wurde in jedem Fall ganz gut abgefeiert, und als zum Abschluss auch noch das BILLY IDOL-Cover 'Rebel Yell' gespielt wurde, dass aus dem SINNER-Live-Programm kaum noch wegzudenken ist, sang bzw. grölte das Publikum natürlich lautstark mit. Alles in Allem also wieder einmal ein guter Auftritt einer sehr guten Live-Band!
[Martin Schaich]


WITHIN TEMPTATION

Zum zweiten Mal in Folge traten die Tulpenländer von WITHIN TEMPTATION beim SUMMER BREEZE an. Man hatte diverse Engelsstatuen auf der Bühne drapiert und machte erneut auf Bombastshow. Als Einstieg gab es erstmal 'Deceiver Of Fools' und 'Caged' vom noch aktuellen Album "Mother Earth" auf die Lauscher. Bereits hier musste ich feststellen, dass, obwohl Sharon den Adel zweifellos eine gute Sängerin ist, der Gesang doch ziemlich Aua für die Ohren war. Das klang einfach viel zu grell und extrem. Überhaupt hatten WITHIN TEMPTATION einen recht schlechten Sound, dieser war ziemlich undifferenziert und matschig. Das war auf dem letztjährigen Auftritt noch deutlich besser gewesen.
Dafür gab es schon mal ein neues Stück zu hören, das in die selbe Kerbe schlug wie die bombastisch arrangierten Songs der Marke 'Ice Queen' oder 'Mother Earth'. Mit letztgenannter Nummer, dem Titeltrack der aktuellen Scheibe, ging es danach auch weiter. Bei dieser warf irgendein Scherzkeks eine Boxershorts auf die Bühne, was Sharon allerdings mit Humor nahm. Nun folgten 'Enter', der einzige Song mit männlichem und weiblichem Gesang, und mit 'The Promise' das Stück, welches man beim SB-Auftritt im vergangenen Jahr aus Zeitgründen noch weglassen musste. Danach wurde KATE BUSH gecovert (ich glaube, es war 'Oh To Be In Love'), 'Neverending Story' wurde als Version mit Akustikgitarre dargeboten und schließlich gab es zum krönenden Abschluss noch das momentan auf Viva rauf- und runterlaufende 'Ice Queen' zu hören.
Fazit: Ich war schon ein wenig enttäuscht, dass der miese Sound die eigentlich recht gefühlvolle Musik WITHIN TEMPTATIONs irgendwie kaputt machte und vor allem, dass Sharons Vocals so stark in den Mittelpunkt gerückt wurden und viel zu grell klangen. Das war eindeutig des Guten zu viel.
[Stephan Voigtländer]


J.B.O.

Schon den ganzen Tag über konnte man beobachten, wie sich unter die schwarze Festivalmasse immer mehr rosane Farbtupfer mischten. Und als dann endlich die Rosa Armee Fraktion einzog, waren sie natürlich alle da, um den Blödsinn zu verteidigen.
Aus diesem Grund wurde sogleich 'Ein Fest' gefeiert, bei dem wie üblich die etwas weniger Textsicheren unter uns von einem überdimensionalen Liedzettel unterstützt wurden. Das klingt ja nun alles nach einem mehr oder weniger normalen Auftritt von J.B.O., aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass irgendetwas anders war als sonst. Als ich dann aber die Bühne einmal genauer inspiziert hatte (was von meinem doch ziemlich weit entfernten Platz gar nicht so einfach war) wurde mir klar, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte: Da standen doch tatsächlich keine vier, sondern ganze fünf Blödelnasen auf den Main Stage-Brettern! Der Grund dafür war, dass der liebe Vito seinen zweirädrigen fahrbaren Untersatz wohl nicht so ganz beherrscht und sich deshalb beim Runterpurzeln die Hand gebrochen hat (und jetzt alle: "Ooooh!" ). Als Ersatzhand hatte Vito deshalb Verteidiger Hans mitgebracht, der ihm das Gitarrespielen abnahm. Was er auch sehr gut machte, bis auf die verständliche Tatsache, dass er sich noch sehr auf sein Spiel konzentrieren musste und deswegen nicht in gewohnter J.B.O.-Manier rumhüpfen konnte. Auf den Mund gefallen war Vito glücklicherweise nicht und so konnte er wenigstens noch selber singen.
Im Set mit dabei waren Klassiker von den älteren CDs, wie zum Beispiel 'Kuschelmetal' und 'Mei Alde is im Playboy drin' von der "Expliziten Lyrik" oder 'Impf-verkehr' äh 'Im Verkehr' und 'Verteidiger des Blödsinns' von der "Meister der Musik".
Bei der Bühnenshow war leider nichts Neues dazugekommen und so sah man wieder einmal mehr ein riesiges Kondom über die Bühne wandeln und seine kleinen niedlichen Verwandten in die Luft schmeißen. Oder man schwelgte in Erinnerungen an das letzte oder vorletzte J.B.O.-Konzert, während eine rosa Leuchtschrift in der Ferne blinkte und Pabbarotti ins Mikro johlte. Aber das liegt wohl vor allem daran, dass bei einem Festivalauftritt vor allem ältere Stücke mit dabei sind, während auf Tour eher auch mal neue Showelemente dazugehören.
Aber auf die neueren Songs von der "Rosa Armee Fraktion" mussten wir ja auch nicht verzichten und so kamen wir wenigstens in den Genuss, zu 'Ich will Lärm' den Lederhosen-, Rasta- und Klassikman über die Bühne tänzeln zu sehen.

Setlist:

Ein Fest
Kuschelmetal
Im Verkehr
Mei Alde Is Im Playboy drin
Frauen
Ich Sag J.B.O.
Ich Will Lärm
Pabbarotti & Friends: Roots Bloody Roots
Schlaf Kindlein, Schlaf
Arschloch und Spaß dabei
Ein Guter Tag zum Sterben
Verteidiger Des Blödsinns
J.B.O.

[Ulrike Bopp]


IN FLAMES

Eine riesige Schwedenflagge war als Backdrop über die komplette Bühne gespannt und nach einiger Verzögerung ging es dann gleich mal mit dem tollen 'Cloud Connected' vom aktuellen Album "Reroute To Remain" in die Vollen. Überhaupt wurde angesichts des umfangreichen Backkatalogs von IN FLAMES diese Scheibe mit sechs Songs (die anderen waren 'System', 'Reroute To Remain', 'Drifter', 'Trigger' und 'Black & White') überaus umfangreich gewürdigt. Standards wie 'Clayman', 'Episode 666', 'Only For The Weak', 'Behind Space' oder 'Colony' durften natürlich auch nicht fehlen, aber auch Stücke der Marke 'Gyroscope' und 'Moonshield' (geil!) kamen zum Zuge.
IN FLAMES wurden ihrem Headlinerstatus vollauf gerecht, obwohl auch viele andere Bands auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE stark abräumten (mir persönlich hatten es da besonders die Shows von THE CROWN und den APOKALYPTISCHEN REITERN angetan). Durch ihr motiviertes Auftreten auf der Bühne und natürlich die vielen erstklassigen Songs, die die Göteborger auf Lager hatten, konnte das Konzert eigentlich nur erstklassig werden.
Ärgerlich war, dass der Sound etwas zu wünschen übrig ließ und man die einzelnen Klampfen kaum heraushören konnte. Dafür gab es mit der richtig coolen Pyro- und Lightshow aber schönes Futter für die Augen. Und da die Schweden eine Stunde und vierzig Minuten lang bis zum abschließenden 'Colony' motiviert, knackig und ohne längere Kunstpausen rockten, konnte sich auch wirklich keiner beschweren, dass die Show zu kurz gewesen wäre. Auch wenn ich IN FLAMES ehrlich gesagt schon ein bisschen besser gesehen habe (z.B. auf der Tour mit PAIN und SOILWORK und in Wacken 2001), ein würdiger Headliner waren sie allemal. Das war schwedischer Melodic Death vom Feinsten, in dieser Form gehören IN FLAMES noch lange nicht zum alten Eisen.
[Stephan Voigtländer]


Pain Stage


THE ARMADA

Nach DEFENDING THE FAITH ging es gleich danach musikalisch ganz ähnlich auf der Pain Stage weiter, denn wie ihre Vorgänger, so spiel(t)en auch THE ARMADA ziemlich progressiven Power Metal - ganz in der Tradition von SYMPHONY X und Konsorten. Die Band, die sich Anfang 2001 um die beiden ehemaligen STORMWITCH-Recken Damir Uzunovic (g.) und Peter Langer (dr.) gebildet hat, war bereits vor zwei Jahren Gast beim SUMMER BREEZE, doch nachdem inzwischen nun endlich das Debüt-Album "Rage Of The Armada" vorliegt, war das natürlich Grund genug, den flotten Fünfer erneut einzuladen. Logischerweise standen im Mittelpunkt des Auftritts natürlich Songs dieser aktuellen Scheibe, und so gab es neben dem Titelsong beispielsweise auch 'Endless Crusade' und 'Prayer' zu hören. Für mehr als vier Songs hatten auch THE ARMADA keine Zeit, da bei dieser musikalischen Ausrichtung die einzelnen Stücke eben etwas länglicher sind. Die Songs kamen bei dem immer noch recht übersichtlichen Publikum jedenfalls sehr gut an, so dass sich sowohl auf als auch vor der Bühne gute Laune breit machte. Sänger Dirk Schäffner versuchte das mit witzig gemeinten Ansagen (z.B. "Deutschland sucht den Metal-Star") noch zu fördern, aber so richtig gut wollte das nicht funktionieren. THE ARMADA sollten deshalb in Zukunft einfach nur Musik machen, denn das können sie hervorragend, und die Späße anderen überlassen! ;-) Insgesamt aber ein ziemlich guter Auftritt, der ruhig etwas länger hätte sein dürfen.
[Martin Schaich]


ELIS

Früher hießen sie noch ERBEN DER SCHÖPFUNG, jetzt machen die Österreicher unter dem Namen ELIS weiter im Gothic-Metallischen Gefilde. Als Ersatz für die leider verhinderten Iren von PRIMORDIAL enterten Sängerin Sabine Dünser und ihre Mannen bei Kochkessel-Temperaturen um die Mittagszeit die Pain Stage. Leider artete die ganze Sache mehr oder minder erneut zu einem "Presse"-Gig aus, sprich es befanden sich fast ausschließlich nur Schreiberlinge diverser Medien vor der Bühne und lauschten den melodisch-melancholischen Klängen. Dabei bewies Sabine äußerst positiv ihre Live-Qualitäten und glänzte mit treffsicherer Stimme und sympathischer Erscheinung. Aber das allein - sowie gelungene Interpretationen der Songs 'For Such A Long Time', 'Child', 'God's Silence', 'Devil's Temptation' und dem noch aus ERBEN DER SCHÖPFUNG-Zeiten stammende 'Elis' - reichten nicht aus, um bei den Leuten auch nur einen Blumentopf zu gewinnen. Eher gelangweilte denn interessierte Gesichter prägten das Bild vor der Bühne, und ein Großteil der Zuschauer wird die Band in der mittäglichen Hitze bestimmt genauso schnell wieder vergessen haben, wie sie aufgetaucht sind.
Schade eigentlich.
[Kathy Schütte]


DESASTER

Wenn es eine Band gibt, der ich uneingeschränkt Respekt zolle, dann sind das DESASTER. Ich stimme zwar nicht mit allem überein, was die Band denkt, aber die Jungs ziehen wenigstens kompromisslos ihr Ding durch. Auf dem SUMMER BREEZE zeigten die Koblenzer, dass sie Liveshows ernst nehmen und alles geben. Das Stageacting war oldschoolig und aggressiv und man merkte, dass die Band hinter dem steht, was sie macht. Und auch songtechnisch haben DEASTER so manches Highlight mittlerweile am Start, vor allem 'Teutonic Steel' und 'Metalized Blood' sind kleine Black-Thrash-Klassiker. Aber auch 'Nighthawk', 'Symphony Of Vengeance' oder die restlichen Songs konnten voll und ganz überzeugen. Das sahen auch die doch recht zahlreich vertretenden Fans so, die die Band mit guten Reaktionen versorgten. Technisch mögen DEASTER keine Wunder vollbringen, aber zum Einen passt das nicht zu den Songs und zum Anderen schöpft die Band ihre Möglichkeiten maximal aus. Alles in Allem ein gewohnt guter Gig!
[Herbert Chwalek]


CALLENISH CIRCLE

Unsere holländischen Nachbarn von CALLENISH CIRCLE knallten dem geneigten Hörer schwedisches Todesblei mit einem Schuss Thrash vor den Latz. Mit seiner Frisur sah Sänger Patrick Savelkoul zwar aus, als würde er eher einer anderen Musikgattung angehören, aber spätestens, als er ins Mikro brüllte, war sonnenklar, dass man sich bei einer Death Metal-Show befand. Auch wenn CALLENISH CIRCLE im Vergleich zu anderen Todesblei-Kollegen nicht gerade überragende Songs am Start haben, so boten sie doch eine gute Liveshow, die sich sehen (und hören) lassen konnte.
Ihren eigenen Fanclub hatten sie auch mitgebracht, der kräftig eine große Holland-Fahne schwenkte (wie auch bei den später folgenden Auftritten der Landsmänner und -frau GOD DETHRONED und WITHIN TEMPTATION) und sich sichtlich über die Attacke aus der Heimat freute. Ihre knackigen Songs wie 'Soul Messiah', 'Forsaken', 'What Could Have Been', das PESTILENCE-Cover 'Out Of The Body' (von der "Consuming Impulse"-LP) und 'Obey Me' knallten gut rein, konnten aber auch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Band sich musikalisch nicht besonders von der Konkurrenz abhebt und von der Speerspitze des Genres doch noch ein gutes Stück entfernt ist.
[Stephan Voigtländer]


UNDERTOW

Das heavy Trio aus dem Süddeutschen kam allerhöchstens als Geheimtipp zum SUMMER BREEZE und wieder einmal zeigte es sich, dass die Strategie der Veranstalter, auch relativ undergroundige Acts aufs Billing zu hieven, für alle von Vorteil ist. Mit ihrem harten, rhythmusbetonten Metalcore und einem Stageacting, das besonders von Frontkoloss Joschi getragen wurde, lieferten UNDERTOW einen fetten Gig, bei dem die Spielfreude aller Bandmitglieder offensichtlich war und bei dem der Funken quasi sofort auf die Zuschauer übersprang.
Kein Wunder somit, dass der CD-Verkauf für die Truppe nach dem Konzert ins Endlose anstieg – ein Andenken an diese Energieladung macht sich sicher auch gut im heimischen CD-Toaster!
[Philipp v. d. Knesebeck]


END OF GREEN

Wenn sich eine Band Lokalmatador des SUMMER BREEZE titulieren kann, dann wohl END OF GREEN. Seit Bestehen des Festivals gibt sich des Grünes Ende jedes Jahr die Ehre, und die Jungs werden von Mal zu Mal besser und routinierter. Wie sollte es auch anders sein, bei dem Konzert-Marathon, den END OF GREEN Woche(nende) für Woche(nende) deutschlandweit absolvieren.
Auch die Zuschauerreaktionen am frühen Samstag Abend bewiesen, dass man die Band längst nicht mehr zum Underground zu zählen hat – das Erstaunen ob so vielem Zuspruchs in Form von Johlen, mächtig viel Applaus und Crowdsurfer entlockte gar Sänger Huber, sonst immer die Coolness in Person, Kommentare des Unglaubens.
Showmäßig bot man die gewohnte Mixtur aus depressivem Gothic und knallenden Rock-Riffs und ein hauptsächlich aus den beiden letzten Alben "Last Night On Earth" und "Songs For A Dying World" zusammengestelltes Set. ‘Demons', 'Motor', 'Death In Veins' und 'Torment Sundown' – um nur ein paar der gespielten Songs aufzuzählen – hauten klasse rein und verbreiteten zudem eine atmosphärische Stimmung, die perfekt zum einsetzenden Abendrot passte.
Bin ich vor gar nicht allzu langer Zeit noch bei END OF GREEN-Konzerten weggedämmert, so macht mir die Mucke mittlerweile umso mehr Spaß. Nach den Gründen dürft ihr mich nicht fragen… . Und obwohl es bestimmt mein 1387 EOG-Gig war, machte lauschen wie auch zusehen enorm Laune.
[Kathy Schütte]


HOLLENTHON

Alles war wie immer: die kultigen Ansagen, Marke Wiener Schmäh, die Hälfte kam wie immer vom Band, die Band ließ die Musik sprechen und die Publikumsreaktionen waren gut. Es ist natürlich immer eine Gratwanderung, wenn wie bei HOLLENTHON vieles vom Band kommt, trotzdem funktioniert der Mix aus verschiedenen Metal-Stilen mit klassischen Einflüssen auch live. Die Österreicher setzen auf dabei vor allem auf im Midtempo angesiedelte, mitreißende Riffs und Rhythmen, die die Musik nach vorne treiben. Songs wie 'To Kingdom Come', 'Woe To The Defeated', 'Premonition Les Talionis' oder 'Y Draig Goch' können mit ihrer originellen Mixtur immer wieder überzeugen. Das sah auch die Meute vor der Bühne so, die HOLLENTHON ordentlich abfeierten. Da auch der Sound vollkommen in Ordnung war, kann man getrost von einem sehr guten Auftritt sprechen. Nur langsam würde ich gerne mal was Neues hören... .
[Herbert Chwalek]


THE CROWN

Es gibt eine Band aus Schweden, die sich angenehm von den ganzen ähnlich klingenden Elchtöter-Bands abhebt und das Beste aus Death, Thrash Metal und schnörkellosem Rock'n'Roll vereint. Ganz klar, die Rede ist von THE CROWN. Und die bekommen gleich erstmal zehn Coolnesspunkte für ihren Sänger, der einem gewissen King of Rock'n'Roll nicht ganz unähnlich sieht. Besagter Johan Lindstrand, der nach kurzer Auszeit, während der er durch Tomas "Tompa" Lindberg vertreten wurde, wieder in den Schoß der Band zurückgefunden hat, gab auf der Bühne alles und veredelte mit seiner großartigen Stimme die Songs im urtypischen THE CROWN-Stil.
Schon das letzte Album "Deathrace King" war absolut erstklassig, aus selbigem wurden u.a. 'Blitzkrieg Witchkraft', 'Total Satan' und 'Death Metal Holocaust' (als Zugabe) dargeboten. Ältere Stücke waren z.B. 'World Below' und '1999 - Revolution 666', die ebenso geil rüberkamen. Die rotzigen Songs bestachen durch fette Riffs, versprühten aber zudem in nicht unwesentlichem Maße einen herrlich dreckigen Rock'n'Roll-Flair. Und von dem neuen Werk "Possessed 13", welches am 20. Oktober erscheinen wird und die laufende Nummer fünf in der Bandgeschichte ist (btw: was für ein megageiles Cover!), darf man nichts Geringeres als einen Megahammer erwarten, wie auch der bereits daraus zum Besten gegebene Song 'Zombiefied' unter Beweis stellte.
Das Feuerwerk, das THE CROWN abbrannten, war schon von erstklassigem Kaliber. Kraftvoll, flott und hochmotiviert gingen die Jungs aus Schweden zu Werke, da klappte einem schon mal die Kinnlade herunter. Obwohl THE CROWN nicht so stark gehypt sind wie andere Kollegen aus Schweden, brauchen sie sich vor wirklich keiner Elchtod-Band zu verstecken. Diese Show hatte einfach alles und auch die direkt im Anschluss spielenden IN FLAMES konnten diese Vorstellung nicht toppen. Ganz große Klasse!
[Stephan Voigtländer]


LETZTE INSTANZ

Als letzte Instanz die LETZTE INSTANZ. Wie passend, die Dresdener als finale Band des SUMMER BREEZE einzusetzen, und das nicht nur wegen ihres Namens. Denn die Crossover-Jungs holten mit ihrer dynamischen Show noch mal alles aus dem restlich verbliebenen Publikum (und das waren bei Weitem nicht wenige) heraus. Kein einziger der Musiker stand (oder, im Falle von Cellisten Benni Cellini, saß) auch nur eine Sekunde still, alles und jeder auf der Bühne hüpfte, sprang und tanzte herum, als gäbe es keinen Morgen. Da kam die musikalische Mixtur aus klassischem Barock, Rock, Punk, HipHop (ja, auch das darf in der Form mal sein) und Ska umso gewaltiger rüber und zwang einen praktisch, mitzugehen. An Songs bot man hauptsächlich Futter der beiden Alben "Das Spiel" ('Meduas', 'Rapunzel') und "Kalter Glanz" ('Ganz oder gar nicht', 'Mein Todestag', 'Das schönste Lied der Welt'), aber auch 'Jeden Morgen' und 'Bittere Nacht' der Ende September erscheinenden Platte "Götter auf Abruf" fanden als Teaser ihren Weg auf die Bühne.
Nach Zugabe und einem gewagten Stagediver-Sprung von Rotschopf Benni Cellini in die Menge fanden sowohl der LETZTE INSTANZ-Auftritt als auch das SUMMER BREEZE im Ganzen ihr gebührendes Ende. All in all ein schön crossoveriger Schluss für ein stilistisches vielseitiges Festival. Bravo!
[Kathy Schütte]

* * *

Ohne viele Worte - Henri: "Thermonukleare Zerstörung! Leute, jetzt saufen wir richtig!" Was wir dann auch taten ;-), das Ende des letzten großen Sommer-Festivals musste schließlich anständig begossen werden.
Und wir freuen uns schon auf die nächste thermonukleare Zerstörung im kommenden Jahr! See you all at Summer Breeze 2004!

Redakteur:
Kathy Schütte
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