Summer Breeze 2004 - Abtsgmünd

18.09.2004 | 13:11

19.08.2004,

Als BUSTA HOOTA am letzten Tag des Summer Breeze morgens um elf auf der Bühne zu stehen, ist das nicht gerade die beste Poleposition. Doch trotz der wenigen wieder aus dem Rausch erwachten Alkoholleichen (knapp fünfzig Männlein und Weiblein) lassen sich die Jungs ihren Spaß nicht nehmen und legen ordentlich los. Der Sound klingt leicht nach GUANO APES ('Clouds Coming Down') und RAGE AGAINST THE MACHINE ('Rock The Fuck'). Dazwischen sind immer wieder Nu-Metal-Anleihen erkennbar, die respektvoll beklatscht werden. Mit der MAIDEN-Nummer 'The Trooper' findet das Konzert nach knappen dreißig Minuten sein Ende. Ob der Fuzzi an der Bühnenabsperrung mit dem T-Shirt-Aufdruck "Ich hab´n Bär, willst´n sehen"? dazu gekommen ist, diesen einer holden Dame zu zeigen, ist mir bis heute nicht bekannt.
(Tolga Karabagli)

Es ist keine sehr dankbare Aufgabe am dritten Festival-Tag bereits als zweite Band auf die Bühne zu müssen, aber PARAGON ziehen sich sehr gut aus der Affäre. Nach einem lakonischen "Guten Morgen!" von Sänger Andreas legen die Hamburger mit dem Quasi-Titelsong des aktuellen Albums, 'The Legacy', los und lassen 'Palace Of Sin' direkt folgen. Da auch PARAGON nicht vom Regen verschont bleiben, kann sich Andreas diesbezüglich einen Kommentar natürlich nicht verkneifen, doch danach steht wieder die Musik - Teutonen-Metal par excellence - im Vordergrund, und so geht es einmal quer durch die letzten drei Scheiben ('Reign Of Fear', 'Law Of The Blade', 'Green Hell'). Die Fans vor der Bühne sind zwar noch recht überschaubar, aber denen, die bereits auf den Beinen sind, gefällt der Auftritt sichtlich gut. So kommen sie Andreas' Aufforderung, die Arme zu heben, auch gerne nach und klatschen zu Beginn von 'Armies Of The Tyrant' kräftig mit. Eine halbe Stunde ist natürlich schnell vorbei, so dass PARAGON gerade noch Zeit für 'Thunderstorm' bleibt, bevor sie sich auch schon wieder verabschieden müssen. Kurz und knackig - genau die richtige Band zum Aufwachen!
(Martin Schaich)

Aufwachen, Haarewaschen, trocknen - diesmal mit IMMORTAL RITES, die nicht ganz so viele unsterbliche Reize verteilen (what a grausam wortspiel, my friends...). Ihre Musik klingt nach einem Death-Metal-Zug, der mit kleinen Schaufeln AMON AMARTH-Kohle angetrieben wird. Klar, alles an den Jungs aus Schwäbisch Gmünd klingt rockig und eingängig, aber irgendwie fehlt der letzte zwingende Drive um aus der Kohlen-Lok einen ICE zu machen. Ah, und der Sänger ist bis jetzt noch unerwähnt. Roter Haaransatz, der Rest schwarz, helle Kreischstimme... Wohl das einzige wirkliche Unterscheidungsmerkmal dieser melodischen Death-Metal-Band von der großen, großen, großen Konkurrenz. Auch die Fans reagieren eher verhalten, viele sitzen vor der Hauptbühne auf dem Boden. Da bleibt Zeit zum Beobachten. Und richtig, da steht er auch schon. Meine Damen und Herren: Der uneingeschränkt führende Trottel des Festivals. Schlank, etwa 1,70 Meter groß, kackbraune Lederhosen, weißes Basecap, Brille, ein rattenähnliches Gesicht mit rotbraunem Schnauzer UND ein echtes arisches BURZUM-Einsatzkommando-Shirt. Alter, kannst du eigentlich auch "teutonisch" reden?!?!

Freiwillig witzig geht es dagegen bei EQUILIBRIUM zu, bei denen das Wortungetüm "Fun-And-Evil-Black-Metal" recht gut passen will. Fun? Der blonde und ziemlich hünenhafte Sänger Helge grinst schon am Anfang. (Bei diesem Namen ist er in spaßtechnischer Hinsicht ja auch vorbelastet. Katzeklo, Katzeklo... - Anm. d. singenden Lektors) Denn schon während des Soundchecks rufen ein paar Maniacs nach Zugabe. Das Grinsen wird ob der ausrastenden Fans noch breiter, streckt sich über beide Bäckchen. Da sieht selbst das Nietenarmband an Helges durchtrainierten Arm fast ungefährlich aus. Nein, ich glaube, dieser Typ kann keiner Fliege ein Bein ausreißen. Evil? Natürlich spielen die Jungs Black Metal - oft genug während des Sets weht ein eisiger Wind von der Bühne herüber, so hasserfüllt klingt die Musik. Doch gleichzeitig streuen EQUILIBRIUM in ihren Sound immer wieder geniale Melodien, die als Kontrast noch viel stärker wirken. Während des Gigs wird die Band auf unheimliche Weise immer sympathischer - was für blasphemische Gedanken während eines Black-Metal-Gigs. Denn Helge sieht, dass seine Jünger Durst haben und wirft prompt zwei fette Apfelschorle-Flaschen in die Menge. Peng. Aua. Haha. 'Der Sturm' heißt der letzte Song einer begeisternden Show, ein paar Bündel Crowd-Surfer lassen sich durch die Gegend transportieren und stieren begeistert in den Himmel. Das gefällt selbst dem vor der Bühne stehenden Alan von PRIMORDIAL, der in seinem blauen Regencape nun noch putziger aussieht. Hail to Black "Irony" Metal. Hell YEAH!!!
(Henri Kramer)

Musik für Kopf und Herz, der nächste Teil mit DEADSOUL TRIBE: Endlich, endlich, endlich darf ich Mr. PSYCHOTIC WALTZ mal live bewundern. Und wieder nur eine halbe Stunde lang. Knurr. Passend dazu pisst es natürlich fast während des gesamten Auftritts, was die ohnehin nicht allzu große Zuschauermenge noch weiter dezimiert. Devon Graves und Mannen scheint dies nicht besonders zu beeindrucken, der Vierer groovt sich zu 'Comin' Down' und 'Angels In Vertigo' in kollektive Trance, Großmeister Graves malträtiert seine Paula mit einem Geigenbogen, während seine Aura die versammelte Menge vor der Bühne fest im Griff zu haben scheint. Ganz egal ob die beiden WALTZ-Fanatiker mit ihren '91er-Shirts in der ersten Reihe oder komplette DST-Frischlinge, alle stehen mit einer sich zumindest geistig offenbarenden Maulsperre da. 'Some Things You Can't Return' ist ganz großes Ohrenkino, wallende Emotion und ein Frontmann, der in seiner Leidenschaft und Ausstrahlung einfach nicht mehr von dieser Welt sein kann. Vom neuen Album "The January Tree" gibt's obendrein noch 'Spiders And Flies' zu bewundern, bei dem sich Maestro Graves zu Beginn sehr ordentlich verzockt. "Weißt du, ich habe in dem Moment einfach den kompletten Song vergessen, das passiert manchmal einfach", sagt er danach dazu. Na, wenn das mal passieren kann, dann ist die Welt doch in Ordnung. Und nach diesem Auftritt sowieso. Schmacht.
(Rouven Dorn)

Boah ey, wat for a brettl, dass einem da an den Nüschel genachelt wird... Ja, nach HATESPHERE ist es schwer wieder einen ordentlichen Gedankenfluss in das von Thrash-Death-Metal geschädigte Hirn zu bekommen. Den Hintergrund der Bühne ziert ein großer Kreissägen-Vorhang, so ungefähr schreddern auch die Gitarren. Gleichzeitig sind die Jungs schon zu dieser Tageszeit definitiv nicht nüchtern, nach der langen HATESPHERE-Festivalsaison braucht wohl jeder einzelne der dänischen Jungs eine neue Leber. Besonders dieser Brüll-Stoppelkopf von Sänger, der mit angenehmer Schlagseite Song um Song ins Mikro plärrt. Geil, vor allem die Sachen von der "Ballet Of The Brute"-Scheibe, aber nicht ganz so krass wie kurz vorher noch EQUILIBRIUM. Liegt aber vielleicht auch an einer gewissen Dänemark-Thrash-Übersättigung... Den Fans im Pulk vor der Nebenstage haben jedenfalls ihren Spaß und dürfen sich mal wieder richtig schön im Schlamm wälzen. Grunz.
(Henri Kramer)

Juhu, Entschädigung für Wacken: Während dort MNEMIC die Party Stage zerlegten und ich mir ORPHANAGE anschaute (anschauen musste... *rausred*), komme ich hier in Abtsgmünd endlich in den Genuss einen weiteren Vertreter der "Danish Dynamite"-Fraktion livehaftig erleben zu dürfen. RAUNCHY haben ja schon gut vorgelegt in Wacken, wie schaut's mit MNEMIC aus? Örfz ... ich bin spachlos. Was für ein akustischer Tornado! Das MESHUGGAH-lastige Debüt "Mechanical Spin Phenomena" war ja beileibe nicht von schlechten Eltern, das neue Album "The Audio Injected Soul" wird der Hammer - aber keine von beiden Tatsachen kann mich auf dieses Akustik-Inferno auf der Main Stage vorbereiten. Zu einem Sound, der dem dänischen Quintett wie auf den Leib geschneidert scheint, prügelt die Band Abrissbirnen wie 'Blood Stained' oder 'Ghost' in die Menge. Zwirbel, Mosh, Bang, Schädel ... hier bleibt kein Nackenwirbel mehr auf dem anderen. Sänger Michael rennt wie ein blutrünstiger Berserker auf der Bühne rum, wechselt scheinbar mühelos zwischen infernalischem Gekeife und glasklaren Vocals, betörende Refrains treffen auf die Vergewaltigung von allem, was harmonisch, rhythmisch einfach und schön ist. Basser Tomas schneidet dazu Fratzen, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen und schafft es tatsächlich, in Doubletime (!) zu bangen. Alter Däne. Absoluter Höhepunkt für mich ist der einzige neue Song, 'Deathbox', der ähnlich vernichtend einschlägt. Und mit Mike Terrana hat Drummer Brian sogar einen prominenten Bewunderer im Publikum, der ihm anerkennend zunickt. Wenn das mal kein Qualitätsmerkmal ist...
(Rouven Dorn)

KNORKATOR auf Punk getrimmt, so würde ich den HONIGDIEB-Gig bezeichnen, was vom Publikum auch recht gespalten aufgenommen wird. Sir Hannes Smith (PHANTOMS OF FUTURE und Chef von Idiots-Records) hüpft mit halbabgeschnittener Jogginghose, einem schwarzem Hut, Sonnenbrille und blauem Glitzerjackett auf nacktem Oberkörper über die Painstage. Noch alberner sind Songtexte wie "Fick dich ins Knie, mannamanna, mich kriegst du nie, mannamanna". Neben dem Schlagzeug wird der Dortmunder Urpunk dabei von Kontrabass, Geige und Querflöte unterstützt. Bei 'Lust auf Lust' wird's dann Reggae-lastig und Sir Smith krächzt in ein Megaphon. Ich weiß nicht so recht, ob ich mir zu Aussagen wie "Mein Hund ist Gott", "Fickt eure Kühe" oder "Ich bin Gott und der Esel im Galopp" überhaupt irgendeine Meinung bilden soll. Nach dem letzten Song verlässt der Knallkopf zu 'I Wanna Be Loved By You' die Bühne. Irgendwie genau die Art von Humor, die völlig an mir vorbei geht, was aber auch schon bei Helge Schneider der Fall war. (Also irgendwie klingt mir das gar nicht nach der Art von gehobenem Humor, wie sie Helge Schneider praktiziert - Anm. d. Lektors) Da lob ich mir doch KNORKATOR. (Warum haben Bienen eigentlich Mitleid mit einer Band, die Honig klauen will? Stecht diese Kunden! - Gerade am "Wir stacheln!"-Transparent malend, H.K.) (Vergleichst du mich grad mit einer Biene? - den Stachel feilend, C.P.)
(Carsten Praeg)

Die Sonne scheint und DISILLUSION stehen auf der Bühne. Die Jungs scheinen sich auf wunderbare Weise vermehrt haben?! Nein, sie haben einfach ihre Leipziger Kumpels von den DARK SUNS mit in den Kofferraum gesperrt, nun treten die drei Wunderknaben mit zusätzlich einem Bassist, einem weiblich-männlichem Backgroundpärchen, einem durchgehend moshenden Akustik-Klampfer und einem Keyboarder auf. Frontmann und Gitarrist Vurtox betritt mit den "neuen" Musikern die Bühne, er sieht mit seinem weißen Hemd geschniegelt und gebügelt aus. Vurtox grinst breit, als sein Blick von der Hauptbühne herunter auf die wartenden Fans fällt - wahrscheinlich haben DISILLUSION noch nie vor so einem großen Publikum gespielt. Nervosität ist nicht zu spüren, auch wenn einer der ersten Songs 'Alone I Stand In Fire' heißt - doch DISILLUSION sind wahrscheinlich inzwischen Profis genug auch vor solch einer Zuschauermenge zu bestehen. Die Fans jedenfalls sind begeistert. Es ist aber auch eine Augenweide: Nur langhaarige Kunden bevölkern die Bühne, alle in schwarz, alle schlank, alle gutaussehend, alle lächelnd... Später kommt der Titeltrack vom Hit-Album "Back To Times Of Splendor" mit dieser wunderschönen Geigen-Melodie am Anfang. Vurtox fragt schelmisch: "Kennt das jemand?" Als letzter Song erschallt der 17-Minüter 'The Sleep Of Restless Hours' und macht noch einmal nachdrücklich klar, dass DISILLUSION die wohl zur Zeit innovativste und spannendste Band in Deutschland ist. Da darf der frisch gebackene Papa und Gitarrist Rajk ruhig so massiv weitergrinsen, er hat allen Grund dazu!
(Henri Kramer)

Mein Bericht über den Gig der Schweizer von CATARACT beginnt mit unserer Autogrammstunde von ENSIFERUM. Die Finnen erscheinen rund 20 Minuten zu spät und müssen deshalb nach kürzerer Zeit als erwartet höflich, aber bestimmt, wieder hinausgebeten werden. Hinter unserem Stand warten nämlich bereits EQUILIBRIUM und davor bildet sich schon eine lange Schlange. Die Jungs und ein Mädel verlangen wie ENSIFERUM gleich nach Bier, allen voran Schlagzeuger Julius. Nachdem ich mit ihm was getrunken habe, stellen wir fest, dass wir beide gerade den selben Fehler begangen haben: Man sollte einem Groupie nie seine Nummer geben, ohne vorher nach dem Alter zu fragen. Ich könnte noch länger sitzen bleiben, doch ein kräftiges "Schaff was!" von Cheffe Georg befördert mich dann doch vor die Pain Stage, wo CATARACT schon eine ganze Weile am Spielen sind. Die Eidgenossen bieten geiles Metalcore-Gebolze à la HATEBREED, nur härter und mit mehr Gitarrensoli. Das lässt selbst den Patronengurt-behangenen Black-Metaller vor mir mitbangen und die scheinende Sonne rundet das Hardcorebild ab. Als letzter Song kommt 'Nothing Is Left', und der kräftige Sänger weist darauf hin, dass man diesen Song auch von der Band-Homepage oder bei Metalblade runterladen kann. Cool. Zurück an unserem Stand ist es kaum zu glauben, wie ich unseren Festival- und Autogrammstundenverantwortlichen Henri vorfinde: Mit Zettel und Stift in der Hand mitten im Satz eingeschlafen! (Eher eine kreative Pausen nehmend... - H.K.) (Ich hoffe, das Beweisfoto steht online - C.P.)

Und wieder sind EQUILIBRIUM "schuld", dass ich den Anfang von einem Gig verpasse. Julius ist inzwischen so dicht, dass man nur froh sein kann, dass seine Band bereits gespielt hat. Ich schwätz mich hinter unserem Stand bei einem Bierchen fest und bemerke, dass man auch hinter der Bühne gut die Songs hören kann. Glücklicherweise hat der "Metal Hammer"-Doppeldecker nebenan grad nicht seine Anlage aufgedreht und zur näheren Beobachtung habe ich Tolga vor die Bühne geschickt. Dort legen SCHANDMAUL mit dem neuen Song 'Leb' los und die gute Stimmung gleicht der bei SALTATIO MORTIS. Unter Jubel folgen 'Teufelsweib' und 'Seemannsgrab'. "Was fällt euch zum 30. April ein?" fragen Sänger sowie Akustikgitarrist Thomas und meinen damit natürlich die 'Walpurgisnacht'. Langsam ziehen Wolken auf, und "Petrus schickt die richtigen Winde": 'Die Herren der Winde'." 'Der letzte Tanz' schließt das reguläre Set ab, ehe Thomas das Publikum abwechselnd den Refrain von 'Gebt Acht' singen lässt. SCHANDMAUL ziehen ihr Ding wie immer souverän mit einer Prise Humor durch, auch wenn's hier leider nur die Kurzfassung von ihrem großen Gig in Wacken gibt. Und zu meiner Freude spielen sie diesmal nicht zwei Depri-Songs zum Abschluss. So, mein letzter Bericht, ich geh jetzt was trinken. Prost!
(Carsten Praeg)

Nachdem ich mir nach DISILLUSION erstmal eine Auszeit gegönnt habe, bin ich rechtzeitig zu ENSIFERUM wieder vor der Bühne um mir deren Auftritt nicht entgehen zu lassen. Die neue Scheibe "Iron" ist bei vielen Fans nicht so besonders gut angekommen, aber da sie mir persönlich sehr gut gefällt, bin ich gespannt, wie die neuen, deutlich melodischeren Songs live daherkommen. ENSIFERUM steigen auch gleich mit dem Titelsong des neuen Albums, 'Iron', ein - nach dem obligatorischen Intro 'Ferrum Aeternum', lassen sie anschließend aber auch Songs vom selbstbetitelten Debüt folgen, unter anderem 'Windrider', 'Token Of Time' und etwas später auch noch 'Hero In A Dream'. Die Finnen um Band-Kopf Markus Toivonen und Gast-Sänger Petri Lindroos (NORTHER) präsentieren sich dabei in ausgesprochen guter Laune und legen sehr viel Spielfreude an den Tag. Der Sound ist zwar auch bei ENSIFERUM alles andere als optimal, aber das hindert das Publikum nicht daran begeistert mitzugehen. Auch die Songs vom aktuellen Output werden hervorragend aufgenommen und so herrscht bei Stücken wie 'Slayer Of Light', 'Tale Of Revenge' und vor allem 'Lai Lai Hei' eine ausgesprochen gute Stimmung. Da ENSIFERUM nur eine dreiviertel Stunde Spielzeit eingeräumt wurde, müssen sie danach auch schon zum Ende kommen und setzen mit dem 'Battle Song' einen sehr würdigen Schlusspunkt. So macht Metal Spaß - super!

Nach dem wirklich gelungenen Auftritt von ENSIFERUM heißt es schnell zur Main Stage pilgern, wo BRAINSTORM auf dem Programm stehen. Die Schwaben um Sänger Andy B. Franck sind auf dem Summer Breeze ja keine Unbekannte, denn schließlich geben sie sich hier im Zwei-Jahres-Rhythmus die Ehre. Das ist allerdings nicht weiter tragisch, denn Live-Auftritte von BRAINSTORM sind immer eine tolle Sache und das beweisen sie auch dieses Mal wieder. Nach einem reichlich obskuren Intro steigen die Schwaben mit 'Shiva's Tears' vom aktuellen Album "Soul Temptation" in ihr Set ein und ziehen das Publikum von Beginn an auf ihre Seite. Die ganze Band präsentiert sich sehr beweglich, vor allem aber Sänger Andy ist an diesem Abend wieder ein regelrechtes Energiebündel. Er wirbelt wie wild über die Bühne und nachdem diese wohl auch nicht ausreichend Freiraum bietet, ist er auch immer wieder im Fotograben zu finden, wo er die Nähe zu den Fans sucht. Mit 'Blind Suffering' und 'Hollow Hideaway' oder auch 'Crush Depth' werden die beiden Vorgängerscheiben gewürdigt, doch im Mittelpunkt stehen natürlich Songs von "Soul Temptation", wie etwa 'Doorway To Survive', 'Dying Outside', 'Fornever', 'The Leading' und 'Highs Without Lows'. Der Auftritt von BRAINSTORM ist äußerst kurzweilig und so vergeht die Zeit wie im Flug, sodass die Schwaben mit 'Under Lights' auch schon zum Schluss kommen müssen. Da ist das bestens gelaunte Publikum jedoch nicht ganz einverstanden und fordert lautstark nach einer Zugabe, die es in Form der Cover-Version 'Amarillo' schließlich auch gibt. Genialer Auftritt einer äußerst sympathischen Band!
(Martin Schaich)

Da haben die HELLACOPTERS aber mit PSYCHOPUNCH einen würdigen Nachfolger gefunden. Was die Jungs hier abziehen, ist vom allerfeinsten. Nicht nur der geneigte Punk´n`Roll-Fan geht ab, sondern auch ein SLAYER- und MARDUK-Fan, die Arm in Arm fröhlich bangen. Da ist jegliche Disserei innerhalb der Szene der Garaus gemacht worden. Kann aber auch sein, dass der Hammer-Bus die Freunde des klassischen Metal nicht genug ausgepowert hat. Die PSYCHOPUNCH- Jungs an sich sind auch Klasse: Angefangen beim Bassisten, der Lemmy nicht nur optisch ähnelt, sondern auch genauso klingt, bis hin zum Gitarristen, der mit einem Stirnband und einer Sonnenbrille die Coolness himself ist. Gelegentlich sehe ich auch Moshpits, was definitv für die Power und den Drive des Quartetts spricht. Leider ist nach einer dreiviertel Stunde und zwölf Songs schon Schluss. Klasse Konzert von klasse Typen!
(Tolga Karabagli)

Über Udo Dirkschneider muss man wohl nicht mehr viele Worte verlieren, denn schließlich hat der 52-Jährige den deutschen Metal geprägt wie kaum ein anderer. Dennoch bin ich äußerst gespannt, wie er auf einem Festival wie dem Summer Breeze ankommen soll, liegt doch hier der Schwerpunkt nicht unbedingt auf traditionellem Metal. Um das Fazit vorwegzunehmen - U.D.O. kommt, sieht und siegt, und zwar auf ganzer Linie. Die Band um das Szene-Urgestein legt mit dem Titeltrack des aktuellen Albums, 'Thunderball', los und lässt mit dem Stampfer 'The Bullet And The Bomb' sogleich noch einen weiteren Song von dieser Scheibe folgen. Mit 'Metal Heart' gibt es anschließend einen ersten ACCEPT-Klassiker zu hören und die ohnehin schon gute Stimmung im Publikum steigt noch einmal deutlich an. So werden die berühmten Chöre von (fast) allen lautstark mitgesungen, was Udo ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht zaubert. Das ACCEPT-Material hat eben absolut nix von seiner Magie eingebüßt und weiß noch immer Alt und Jung zu begeistern. Trotzdem geht es danach erstmal mit U.D.O.-Songs weiter ('Independence Day', 'Pull The Trigger'), aber der nächste ACCEPT-Block mit 'Restless And Wild' und 'Son Of A Bitch' lässt natürlich auch nicht lange auf sich warten. Dass der Regen während des kompletten Auftritts unaufhaltsam auf die Festivalbesucher herunterprasselt, stört zu dieser Zeit niemanden mehr und so werden Udo und seine Mannen frenetisch abgefeiert. Mit 'Man And Machine' ist anschließend wieder U.D.O.-Material an der Reihe, und sogar der Titelsong vom Debüt "Animal House" hat es auf die Setlist geschafft. Den (vorläufigen) Abschluss stellt dann der ACCEPT-Klassiker schlechthin, 'Balls To The Wall', dar und wie nicht anders zu erwarten wird hier wieder lautstark mitgegröhlt - trotz einiger schräger Gitarrenriffs von Stefan Kaufmann. Dass das natürlich nicht alles sein darf, ist klar, und so werden U.D.O. noch einmal auf die Bühne zurückbeordert. Im Zugabenblock gibt es schließlich nur noch ACCEPT-Stücke zu hören ('Princess Of The Dawn', 'I'm A Rebel', 'Fast As A Shark'), aber darüber ist niemand wirklich böse. Die Fans vor der Bühne feiern U.D.O. ab, als wenn es kein Morgen gäbe und können gar nicht genug bekommen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein U.D.O.-Gig ist und bleibt eine grandiose Metal-Party!
(Martin Schaich)

Naja. Da ist ein PRIMORDIAL-Gig schon deutlich intensiver. Glatzkopf Alan kommt auf die Bühne, von Anfang an ist er die beherrschende Figur eines mitreißenden Gigs. Da, wo früher noch seine langen Haare hingen, treten nun Adern hervor. Der Rest ist wie bei anderen PRIMORDIAL-Gigs auch, Alan schleicht blutbesudelt herum, sieht aber eben ohne seine Haare noch erschreckender aus. Er strengt sich an, lebt seine Musik, zittert, flüstert, weint, schreit, ist ein großer Theaterspieler auf der kleinen Bühne vom Summer Breeze. Blaues Licht scheint auf den Iren herab, immer wieder zeigt er aufs Publikum und fragt fast flehentlich: "Are you with us?" Der Gig ist purer Pathos, sorgfältig inszeniert, perfekt dargeboten. Der hymnische Black-Doom Metal der Jungs von der Kerry Gold-Insel schwebt dabei durch die Luft, Songs wie das fantastische 'The Heretics Age' branden ohne Wellenbrecher in die Tiefen der Seele. 'A Journeys End' widmet Alan einem seiner großen Vorbilder, Quorthon von BATHORY. Als letzter Song rauscht 'To Enter Pagan' in die völlig begeisterte Fanschar, nach 45 Minuten PRIMORDIAL bleibt die lebendige Erinnerung an ein göttliches Black-Metal-Musical der grausam-schönen Sorte.

DANZIG können dagegen nur noch verlieren. Es ist natürlich nicht schlecht, was Master Glenn da auf der großen Bühne abzieht. Aber einmal ist es inzwischen bitterkalt geworden, der stetige Nieselregen zieht sich durch jede kleinste Klamottenritze. Zudem lässt sich Mister DANZIG verdammt viel Zeit, ehe er echte Klassiker wie 'Mother' intoniert. So bleibt bei den eher belanglosen neuen Songs Zeit für intensives Gucken - der als Speckschwarte verschriene Junge ist tatsächlich schlanker geworden. Er trägt ein enganliegende schulterfreies Stoff-Teil, leicht durchsichtig. Nicht ganz so transparent ist der Sound, doch zum Glück ist wenigstens die Stimme von Glenn gut zu vernehmen. Doch wirklich begeistern will die Show niemanden, neben mir probieren ein paar Kunden Seilhüpfen mit einem Bettlaken - mitten im Schlamm kommt das ganz gut. Harhar. Außerdem schaffen es DANZIG trotzdem noch einen Ohwurm zu produzieren: "Mother, tell your children not to walk my way, tell your children not to hear my words"... Ganz nett, aber nicht der absolute Ober-Headline-Killer. (Nicht zu vergessen, dass der gute Glenn vorher Interviews und die Autogrammstunde im "Metal Hammer"-Bus kurzfristig absagt. Und wenn der werte Herr Danzig doch im Bus erschienen wäre, hätte extra für ihn der gesamte Bereich abgeriegelt werden sollen. So macht man sich keine Freunde, zumal Finntroll den Bus dann wohl durchs Fenster springend hätten verlassen müssen. - angesichts solcher Starallüren die Augen verdrehend, C.P.)
(Henri Kramer)

Leider geht die erste Viertelstunde des FINNTROLL-Gigs für komische, sinnlose und absolut überflüssige Diskussionen im VIP-Zelt drauf, aber wenn ich schreiben würde, dass die bekloppte schwedisch-finnische Rasselbande mal wieder eine Macht für sich war, ohne sie überhaupt gesehen zu haben, hätte ich damit wohl auch recht. FINNTROLL machen genau das, was sie an dieser Position im Billing tun sollen: Sie feiern eine riesige Breeze-Abschlussparty mit mehr als zahlreich erschienenen Anhängern, die ganz nebenbei auch noch mehr als ordentlich alkoholisiert sind. So soll das sein, oder? FINNTROLL haben auf jeden Fall auch ihren Spaß, funktionieren die Band mitten im Gig kurzerhand zu ENSITROLL (na, klingelt's?) um, sind alles andere als nüchtern und feiern eine ähnlich große Party, wie es PRO-PAIN vor zwei Jahren an gleichem Ort und gleicher Stelle getan haben. Einen viel besseren Act für diese Aufgabe kann ich mir auch nicht vorstellen und irgendwie schafft es der Chaotenhaufen auch im Jahre vier nach der Erfindung des trollischen Folk-Black-Metal einem damit noch nicht auf den Sack zu gehen. Abgesehen davon harmoniert das alte Material geradezu wunderbar mit neuen Humppahymnen der Marke 'Trollhammaren', was ebenfalls für sich spricht. Party auf der Bühne, Party vor der Bühne und After-Show-Party danach backstage ... und tschüss!
(Rouven Dorn)

Und nun? Saufen. Das ist geil und macht Spaß. Mit klarem Kopf rasen später dennoch lästerliche Gedanken durch die Rübe, die dieses Jahr schon 13 andere Festivals gesehen hat und deshalb gut vergleichen kann... Eine erste Feststellung lautet: Vom Preisniveau früherer Tage hat sich das Summer Breeze längst verabschiedet, Wackenpreise winken schon. Außerdem erheben die Organisatoren des Festivals eine Zeltplatzgebühr von 10 Euro plus noch einmal 5 Euro für einen Müllsack. Es kommen also noch einmal 15 Euro auf die 39 Euro für die Karte, somit sind wir bei schon recht ordentlichen 54 Euronen für den zeltenden Metalhead. Die Tatsache, dass auch andere Festivals ihre Preise versteckt durch Zusatzgebühren erhöhen, ist für solches Vorgehen keine Entschuldigung.
Positives bleibt trotzdem: Das diesjährige Billing liest sich bis auf einige Totalausfälle auch noch jetzt richtig genial, das Summer Breeze gehört mit Acts wie PRIMORDIAL, SODOM, TANKARD, GREEN CARNATION oder DISILLUSION zu den besten Bandtreffen des Jahres, die Macher beweisen das Gespür für die richtige Mischung aus alten Klassikern und neuen musikalischen Trends. Auch die Sache mit dem Regen und den verteilten Holzspänen haftet als gute Aktion in der Erinnerung. Doch vieles der restlichen Organisation hinkt deutlich hinterher. Besonders ein Party-Zelt für die Nacht fehlt, nach den Bands herrscht viel zu viel Ruhe. Auch könnte ein Geländewechsel einiges bringen. Stichworte: Wenig Platz, lange Wege, gefährlicher Betonboden vor der Bühne, viel Berg, keinerlei Sitzmöglichkeiten... Auch das Full Force hat 2000 diesen Schritt gewagt und zog in die Nähe von Leipzig, nachdem die Stadtverwaltung am alten Standort Zwickau immer mehr Stress machte und mit immer neuen Auflagen kam. Denn auch wenn das vielleicht ungerecht in Bezug auf die Leistung der Organisatoren klingt: Zwischen der großen Festival-Konkurrenz in Deutschland schneidet das Summer Breeze mit seinem gebotenen Service eher mittelmäßig ab, zehrt eben von dem tollen Programm und davon, dass "man schon immer hinfährt". Die vielen ärgerlichen Einträge im Online-Forum des Summer Breeze, etwa auch in Bezug auf fehlende Zeltplatz-Beleuchtung und zu teure Duschen, zeigen die Richtung an - nicht nur Götter-Bands auf der Bühne und tolle Menschen davor machen ein Open Air-Highlight aus... (Henri Kramer)

Redakteur:
Henri Kramer

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