Summer Breeze 2009 - Dinkelsbühl

21.09.2009 | 19:16

13.08.2009,

Wie jedes Jahr steht gegen Ende des Festivalsommers als finales Highlight das Summer Breeze in Dinkelsbühl an. Die Bands rufen, die Fans kommen, fertig ist der zünftige Abgang der Saison 2009.

Nach drei anstrengenden Tagen beginnt der Samstag für mich erst nachmittags mit einem Schweden-Schlachtbrett erster Güte, nämlich GRAVE. Trotz bulliger Hitze hat sich eine ganze Menge Fans vor der Main Stage eingefunden, um die Elchtod-Instanz um Ola Lindgren und seine Kollegen bei dem Zelebrieren der guten alten Zeit zuzusehen.

GRAVE lassen bei so viel Erwartungsdruck nichts anbrennen und zocken eine Setlist voller Klassiker mit einigen neuen Songs wie aus dem Handgelenk herunter. Nicht nur Ola kommt dabei äußerst engagiert rüber, auch die anderen Drei haben schwer was auf dem Kasten, und somit bekommen die Fans eine wunderbar tight dargebotene Show voller Spielfreude und Druck präsentiert.

Das Publikum feiert zwar nicht so ausgelassen wie bei anderen Kapellen, was aber wohl an der wahnsinnigen Hitze liegt, die während des Gigs vorherrscht, denn moshende Köpfe lassen sich an allen Ecken und Enden des Zuschauerbereichs ausmachen.

Der Sound ist ordentlich, die Gitarren sägen bis ins Mark, wie es sich für gut gemachten Schwedentod gehört. Nach gerade mal vierzig Minuten ist die Nummer aber auch schon wieder gelaufen. Sie war definitiv jede Sekunde, in der die Sonne die Birne gebraten hat, wert.
[Hagen Kempf]

Gothic Metal ist gerade in, allein deswegen müsste man KRYPTERIA eigentlich schon meiden. Aber die Leute scheren sich heute ohnehin nicht die Bohne drum und liegen womöglich haufenweise noch im Delirium. KRYPTERIA bieten belanglosen, teils poppigen Goth Metal, der weder neu noch aufregend ist und auch schon auf dem diesjährigen M'era Luna einfach nur genervt hat. Frontfrau Ji-In Cho versucht, mit ihren optischen Reizen zu bezirzen, und betritt mädchenhaft mit einem Brautkleid die Bühne, welches sie bereits im Opener 'Shoot Me' von sich reißt und damit ein schwarzes Lederoutfit entblößt. Vielleicht kann sie dadurch ja ein paar Niedlichkeitspunkte einfahren. Bloß weg hier!
[Nadine Ahlig]

Setlist KRYPTERIA:
Shoot Me
Sweet Revenge
Ignition
Somebody Save Me
Scream
Never Say Die
Devil Down
My Fatal Kiss

Nach dem tollen Auftritt beim WSO-Fest im Allgäu bietet sich BRAINSTORM heute das totale Gegenteil: Wo im Allgäu nur ein paar hundert Menschen waren, ist das Feld vor der Hauptbühne gut besucht. Dass die Herren um Andy B. Franck da das "volle Wellness-Programm" für die Fans auspacken, überrascht nicht wirklich. Mit einer immensen Spielfreude ausgestattet schaffen es die Schwaben, den Auftritt zu einem wahren Genuss werden zu lassen.

'Falling Spiral Down' heißt der Opener des letzten Albums "Downburst", und mit ebenjenem beginnt das tolle Set. Ein leichtes Gewicht liegt dabei auf dem modernen Schaffen der Band, was bei der Kürze des Auftritts an sich und dem unterstellten Durchschnittsalter der Festivalbesucher sicher kein Fehler ist. 'Shiva's Tears' und 'Highs Without Lows' sprechen Bände, was die Stärke, die Tightness und den Groove der Band angeht.

Mit 'All Those Words' und 'How Do You Feel' endet ein toller Auftritt, der Lust auf das kommende Album von BRAINSTORM macht. Dieses trägt den Titel "Memorial Roots" und lässt hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten.
[Julian Rohrer]

Mit meinen portugiesischen Lieblingen von MOONSPELL können mein Stimmungsbarometer und der körperliche Zustand wieder um Meilen steigen. Wenn ich etwas auf diesem Festival gelernt habe, dann ist es der Fakt, dass die richtige Musik jeden körperlichen Schmerz vertreiben kann.

Fast zur selben Zeit wie bei ihrem letzten Breeze-Auftritt 2006 erobern die Düsterrocker nun die Bühne und die Herzen der Fans. Denn vor der Main Stage hat sich ordentlich was zusammengebraut. Kein Wunder, denn die temperamentvollen MOONSPELL-Jungs verstehen es grandios, düster-melancholische Melodien mit saftigem Metal zu paaren und dabei nie die gewisse behutsame Atmosphäre zu verlieren.

Sicherlich hatte die Truppe rund um den rassigen Frontmann Fernando Ribeiro in letzter Zeit etwas an Fetz nachgelassen und schipperte musikalisch in seichteren Gewässern. Doch mit dem aktuellen Album "Night Eternal" wurde auf diese Zeit ordentlich gespuckt, und MOONSPELL präsentieren sich stellenweise so hart wie noch nie zuvor.

Die Portugiesen können wie gewohnt auch über ihre Anhängerschaft hinaus faszinieren und schießen neben den knüppelharten 'Tragic Heights', 'Night Eternal', 'Moon In Mercury' auch butterweiche Schmachtfetzen wie 'Scorpion Flower' oder 'Vampiria' aus ihren Kanonen (zum Träumen schön), optisch untermalt natürlich alles von dem wild bangenden Fernando, der die Mädels aufstöhnen lässt.

Doch Highlight der Show: 'Alma Mater'! Das Publikum verliert sich in einem Zaubertrank aus Schweiß, Headbangertum, Pommesgabeln und Mitgrölzwang. Ich bin mir sicher, dass von allen drei bisherigen Breeze-Auftritten der Südländer dieser Song der wohl lauteste war. Ach du meine Fresse, was fühle ich mich danach benebelt!

Während die Crowdsurfer reihenweise auf der Fresse landen (sorry, aber wer bei Kiesbelag crowdsurft, ist selbst schuld), wird uns wie gewohnt mit dem genialen 'Full Moon Madness' der Gnadenschuss verpasst. Besser kann man es nicht machen, Leute!
[Nadine Ahlig]

Der letzte Tag ist im vollen Gange, doch bisher konnte mich nur sehr wenig überzeugen. Doch wenn es eine Band schafft, mich aus meiner Lethargie zu befreien, dann die Dänen von VOLBEAT. Also schnell noch das letzte Tor beim Chicken-Wings-Kicker geschossen und ab für die geballte Ladung Rock 'n' Roll.

Wie schon beim Wacken Open Air braucht es zwei, drei Songs, bevor die Masse an Fans ins Rollen kommt und sich den Wolf feiert. Offensichtlich möchte das Partyvolk erst einmal schauen, ob bei den Dänen alles in Ordnung ist, bevor man sich der vollen Ekstase hingibt.

Die Show ist ein einziger Rausch, angefangen beim Opener 'Guitar Gangsters & Cadillac Blood' bis zum abschließenden 'We'. Diese Band hat es wirklich geschafft. Noch vor zwei Jahren waren sie nicht mehr als ein Geheimtipp, und nun headlinen sie mal eben das Wacken Open Air und das Summer Breeze. Warum? Weil sie es können. Ihre Songs reißen mit, ihre Bühnenpräsenz ist symphatisch, und Michaels Sprüche sitzen fast genauso wie die von Lemmy Kilmister. Diesen lässt er auch heute hochleben, denn der Tod von Michael Jackson sei zwar schlimm, doch solange Lemmy lebe, sei alles in Ordnung.

An der üppigen Setlist gibt es nichts zu meckern, daher bleibt nur noch zu erwähnen, dass es bei 'Mary Ann’s Place' endlich zum lang erwarteten Live-Duett von Michael mit der dänischen Sängerin Pernille Rosendahl kommt, die glücklicherweise heute mit ihrer Band THE STORM auf dem Summer Breeze weilt.

Höhepunkt des Spektakels der guten Laune ist jedoch die kurze Hommage an SLAYER, bei der das komplette Summer Breeze zu 'Raining Blood' den Kopf senkt und sich den Alkohol mal so richtig durch den Kopf gehen lässt. Wahnsinn! Wenn VOLBEAT in einigen Jahren nicht die ersten Stadien füllen, dann gehe ich ins Kloster.
[Enrico Ahlig]

Setlist VOLBEAT:
End Of The Road
Guitar Gangsters & Cadillac Blood
Hallelujah Goat
Radio Girl
Sad Man's Tongue
Mr. & Mrs. Ness
Pool Of Booze, Booze, Booza
Angel Fuck
Mary Ann's Place
River Queen
The Human Instrument
The Garden's Tale
A Broken Man And The Dawn
Still Counting
Caroline Leaving
We


Was fängt man mit einer Band an, deren aktuelles Album – in diesem Fall "Infini" - überhaupt nicht zünden konnte, ja durch extreme Widerspenstigkeit äußerst negativ aufgefallen ist? Ganz genau: Man stellt sich vor die Bühne, wenn sie spielt, und ist gespannt darauf, inwiefern sich dieser Eindruck bestätigt oder eben ins Gegenteil verkehrt. Und in der Tat, auch wenn ich wohl niemals von einem Fanstatus sprechen würde, so muss ich feststellen, dass VOIVOD live deutlich mehr können als auf Platte.

Der Schalter zum Rumpelmodus, den VOIVOD fahren, wird anscheinend schon mit dem Betreten der Bühne umgelegt, der Sound-Mixer angeworfen und das Gaspedal des Renntrucks durchgetreten. Ohne mich wirklich im Backkatalog der Band auszukennen, zumindest was Songtitel anbelangt, stellt sich eine recht z eitlose Partylaune ein. Denn die Vehikel-Mischung aus rollenden Orgasmotrons, proggigen Space-Shuttles und speedigen Destructo-Tanks schallt wirklich knorke aus der Anlage der Pain Stage. Während ich dem VOIVOD-Konzept auf Platte wirklich abgeneigt bin, erfreut mich diese kompromisslose Dampfwalze live durchaus. 'Ravenous Medicine' und 'Nuclear War' bleiben dann auch als echte Kracher hängen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Formation für die konsequente "Zerstörung festgefahrener Urteile".
[Julian Rohrer]

Was jetzt mit OPETH folgen soll, wird zu meiner persönlichen Überraschung und die Schweden zu meinen Gewinnern des Tages. Zu Beginn sind leider einige Schwierigkeiten zu verzeichnen. Frederiks Gitarre ist nicht zu hören, während der Techniker wie ein tollwütiger Affe um den Amp läuft. Auch wenn Sänger Mikael Åkerfeldt merklich angepisst ist und am liebsten die Bühne verlassen würde – es ist einfach nur himmlisch. Augen schließen und schweben.

Die technischen Probleme werden zum Glück bald behoben, und es eröffnet sich ein vielfältiges Klangmeer aus tief melancholischen Passagen, in denen man alle Fenster abschaffen sollte, neben beschwingten, locker-lässigen Parts, tief doomigen und dann wieder rockenden Abschnitten. Imposant, sehr aufwendig und alles andere als langweilig.

Die Meute vor der Main Stage ist gefesselt, was man besonders gut vom Jägermeisterhochsitz aus bewundern kann. Das Einzige, was mich jetzt noch zur Weißglut treiben kann, ist dieser verfickte fucking "Ficken"-Partyschnaps-Stand, der mit seiner scheiß Partymusik, die nun jetzt absolut niemand hören möchte, sowohl teilweise die ruhigen Parts als auch die Ansagen von Sänger Mikael übertönt. Nach reihenweise Beschwerden wird dieser gottverfickte Mist endlich abgestellt, und ich schwebe zurück ins watteweiche Traumland.

Spontan fällt mir keine andere Band ein, deren Bassgitarre mich so betören kann. Mit den Growls und dem cleanen Gesang schafft Perfektionist Mikael eine einzigartige facettenreiche Atmosphäre und legt damit die Latte so was von hoch, dass dies nichts anderes als ein vollends würdiger Abschluss auf der Main Stage für solch ein Festival ist. Doch trotz der überwältigenden Publikumsreaktion ist und bleibt Fronter Mikael einfach nur tierisch angepisst und zieht mit den Worten "Sorry for the fuck up. See you" von dannen. Ich ziehe meinen Jägermeister!
[Nadine Ahlig]

Man kann von OPETH halten, was man will, musikalisch sind die Schweden um Sympathiebolzen Mikael Åkerfeldt über jegliche Kritik erhaben. Dies bekommen wir auch gleich zu Beginn des Gigs zu spüren, der, aus Mikaels Sicht jedenfalls, der totale Reinfall ist. Dass da völlig unterschiedliche Definitionen von "Reinfall" vorherrschen, wird spätestens nach der ersten Hälfte des Sets klar, als die Soundprobleme von den Roadies einigermaßen in den Griff bekommen werden. Mikaels Laune hilft das nicht weiter. Der Schwede zeigt sich (für seine Verhältnisse) ziemlich wortkarg, und man sieht ihm an, wie angepisst er über den in seinen Augen versauten Start der Show ist.

Als Opener haben die Jungs 'Heir Apparent' gewählt, bei dem der Sound tatsächlich zu wünschen übrig lässt. Dennoch ist die Soundqualität um ein Vielfaches besser als bei vielen andern Bands, die ich in diesem Jahr auf dem Breeze gesehen habe. Trotzdem wuseln ein Haufen Roadies über die Bühne und versuchen irgendwie, die Nummer noch zu retten, während OPETH uns eine erste Kostprobe ihres musikalischen Könnens servieren.

Nach dem ersten Song wird kurz Pause gemacht, und die Fans fordern ein Drumsolo, bekommen aber stattdessen eine nicht weniger unterhaltsame Jamsession präsentiert, in der sich das DEEP PURPLE-Cover 'Soldier Of Fortune' herauskristallisiert.

Mikaels Laune sinkt proportional zu der Zeit, die die Techniker benötigen, um den Gig zu retten, und so wird nach 'Ghost Of Perdition', das wirklich extrem schwer zu erkennen ist, 'Harvest' zusammenimprovisiert, allerdings ohne Gesang. Diesen übernehmen bereitwillig die Fans, um den mies gelaunten Mikael zu entlasten.

Schließlich platzt der Knoten, und der erste wirklich perfekt dargebotene Song ist 'The Leper Affinity'. Spätestens jetzt ist alles vergessen, der Sound ist so kristallklar, dass man vermuten könnte, das Ganze kommt von Platte. Sogar die Basslinien lassen sich dabei heraushören, der absolute Wahnsinn. Und wieder bin ich total von den Socken, wie krass Mikael mit seiner Stimme hantieren kann. Es ist der absolute Hammer, wie der Schwede zwischen Growls und cleanen Vocals teilweise im selben Wort wechselt.

Nach 'The Lotus Eater' knallt uns eine göttliche Fassung von 'Deliverance' um die Ohren und gibt mir den goldenen Schuss in den auditiven Kortex.

Auch die starke zweite Hälfte des Gigs kann Mikaels Laune nicht heben, mit einem flapsigen "Sorry for the fuck up" verlässt er auf direktem Weg die Bühne und ward nicht mehr gesehen. Diese Meinung teile ich nicht ganz, denn im zweiten Teil des Auftritts sind OPETH ihrer Rolle als Headliner definitiv gerecht geworden und haben eindrucksvoll bewiesen, was sie draufhaben. Viel schlimmer fand ich, um genau zu sein, den "Ficken"-Stand, der mit seiner affigen Partymucke in der ersten Hälfte sämtliche Akustikstellen übertönt hat.

Abschließend glaube ich, dass ohne Mikaels Perfektionismus so unglaubliche Musik, wie sie OPETH zelebrieren, niemals entstehen würde, von daher finde ich seine Reaktion auf den Gig in diesem Kontext dann doch nachvollziehbar. Dennoch bin ich mir sicher, dass viele der Zuschauer (inklusive mir) OPETH trotzdem in guter Erinnerung behalten werden. Mikael hat nach nach dem Gig ein Statement verfasst, das ihr hier nachlesen könnt. Wenn man diese Zeilen so liest, tun einem die Jungs echt leid.
[Hagen Kempf]

Man kann von OPETH ja halten was man will, musikalisch sind die Schweden um Sympathiebolzen Mikael Åkerfeldt um jegliche Kritik erhaben. Dies bekommen wir auch gleich zu Beginn des Gigs zu spüren, der, aus Mikaels Sicht jedenfalls, der totale Reinfall ist. Dass da völlig unterschiedliche Definitionen von "Reinfall" vorherrschen wird spätestens nach der ersten Hälfte des Sets klar, ab dem die Soundprobleme von den Roadies einigermaßen in den Griff bekommen worden sind. Mikaels Laune hilft das nicht wirklich weiter, der Schwede zeigt sich (für seine Verhältnisse) ziemlich wortkarg und man sieht ihm an, wie pissed der Gute über den in seinen Augen versauten Start der Show ist. Als Opener haben die Jungs 'Heir Apparent' gewählt, bei dem der Sound tatsächlich zu wünschen übrig lässt. Dennoch ist die Soundqualität um ein vielfaches besser als bei vielen andern Bands, die ich in diesem Jahr auf dem Breeze gesehen habe. Trotzdem wuseln ein Haufen Roadies über die Bühne und versuchen irgendwie, die Nummer noch zu retten, während OPETH uns eine erste Kostprobe ihres musikalischen Könnens servieren.
Nach dem ersten Song wird kurz Pause gemacht und die Fans fordern ein Drumsolo, bekommen aber stattdessen eine nicht weniger unterhaltsame Jamsession präsentiert, in der sich das DEEP PURPLE Cover 'Soldier Of Fortune' herauskristallisiert. Mikaels Laune sinkt proportional mit der Zeit, die die Techniker benötigen um den Gig zu retten und so wird nach 'Ghost Of Perdition', das wirklich extrem schwer zu erkennen war, 'Harvest' zusammenimprovisiert, allerdings ohne Gesang. Diesen übernehmen bereitwillig die Fans um den mies gelaunten Mikael zu entlasten. Schließlich platzt der Knoten und als ersten wirklich perfekt dargebotenen Song hören wir 'The Leaper Affinity'. Spätestens jetzt ist alles vergessen, der Sound ist so kristallklar, dass man vermuten könnte, das ganze kommt von Platte. Sogar die Basslinien lassen sich dabei heraushören, der absolute Wahnsinn. Und wieder bin ich total von den Socken, wie krass Mikael mit seiner Stimme hantieren kann, es ist der absolute Hammer, wie der Schwede zwischen Growls und cleanen Vocals teilweise im selben Wort wechselt. Nach 'The Lotus Eater' knallt uns eine göttliche Fassung von 'Deliverance' um die Ohren und gibt mir den goldenen Schuß in den auditiven Kortex.
Auch die starke zweite Hälfte des Gigs kann Mikaels Laune nicht heben, mit einem flappsigen "Sorry for the fuck up" verlässt er auf direktem Weg die Bühne und ward nicht mehr gesehen. Diese Meinung teile ich nicht ganz, denn im zweiten Teil des Auftritts sind OPETH ihrer Rolle als Headliner definitiv gerecht geworden und haben eindrucksvoll bewiesen, was sie drauf haben. Viel schlimmer fand ich, um genau zu sein, den Ficken-Stand, der mit seiner affigen Partymucke in der ersten Hälfte sämtliche Akkustikstellen übertönt hat. Abschließend glaube ich, dass ohne Mikaels Perfektionismus so unglaubliche Musik, wie sie OPETH zelebrieren, niemals entstehen würde, von daher finde ich seine Reaktion auf den Gig in diesem Kontext dann doch nachvollziehbar. Dennoch bin ich mir sicher, dass viele der Zuschauer (inklusive mir) OPETH trotzdem in guter Erinnerung behalten werden. Wie einer der Redaktionskollegen schon angemerkt hat, hat Mikael nach dem Gig ein Statement verfasst, das ihr HIER nachlesen könnt. Wenn man diese Zeilen so liest tun einem die Jungs echt leid.

Setlist OPETH:
Heir Apparent
Soldier Of Fortune
Ghost Of Perdition
Harvest
The Leper Affinity
Closure
The Lotus Eater
Deliverance

Nach solch einer Band wie OPETH könnte wohl nichts paradoxer und kontroverser sein als ein Auftritt der Style-Fetischisten von den DEATHSTARS. War die Optik eben scheißegal und wurde das Augenmerk auf die Musik gelegt, so scheint es jetzt genau andersherum zu sein.

Der elektronische Metal röhrt zwar ziemlich gut rein, speziell in Verbindung mit Jägermeister, jedoch wird hier diverser kalter Kaffee zusammengeschüttet und neu gekocht. Von RAMMSTEIN, THE 69 EYES, SISTERS OF MERCY bis hin zu MARYLIN MANSON und dem Gekreische von Dani Filth ist hier alles sowohl optisch als auch musikalisch dabei. Aber seien wir nicht ganz so hart. Als vorletzte Band des kompletten Festivals sind sie eigentlich relativ gut geeignet, verstehen sie es wenigstens, Party zu machen. Einzig die stimmliche Imitation von CRADLE OF FILTH-Sänger Dani könnte Basser Skinny Disco lassen – mit Singen hat das überhaupt nichts mehr zu tun.

Die alten Poser schneiden Grimassen für die Kameras, außer Fronter Whiplasher Bernadotte, der setzt lieber einen Lederhut auf sein glitzerndes Haar. Plötzlich erkundigt er sich, welche von den anwesenden Mädels Sex mit den DEATHSTARS haben möchte und welche Jungs darüber sehr erzürnt wären. Na ja, neben klischeehaftem Gehabe können die Jungs zwar eingängige Partyhymnen bieten, aber tja, das war's auch schon.

"Summer Breeze dies super hard tonight!" Mit 'Death Dies Hard' ertönt das letzte Lied der DEATHSTARS und zugleich der Party Stage. Ab und an mögen die Jungs für einen spaßigen Auftritt recht geeignet sein, auf Dauer aber bitte nicht.
[Nadine Ahlig]

Setlist DEATHSTARS:
Night Electric Night
Motherzone
Semi Automatic
Mark Of The Gun
Tongues
Last Ammunition
Fuel Ignites
New Dead Nation
Trinity Fields
Chertograd
Blitzkrieg Boom
Blood Stains Blondes
Cyanide
Death Dies Hard

PARTY TENT

Wie beim letzten Summer Breeze DARK FORTRESS hat auch dieses Jahr wieder eine tolle Black-Metal-Institution das Schlusswort respektive das Wort zum Sonntag: SECRETS OF THE MOON. Mit einem brandheißen neuen Album im Ärmel, "Privilegivm", stürzt die Band ihre Fans in ein Wechselbad der Gefühle. Natürlich ist es großartig, eine derart innovative Band live zu sehen, doch das Thema des heutigen Abends stellt eine klare Kampfansage gegen die Partylaune eines Sommer-Festivals dar: Lahme, zähe und tiefschwarze Hassbatzen, die nur selten an Geschwindigkeit aufnehmen und den Anwesenden das Hirn aus der Rübe bollern, heißt die Devise. Das liegt zum einen daran, dass SECRETS OF THE MOON drei Songs vom kommenden Album in ihre Setlist aufgenommen haben: 'Sulphur Pulse', 'Queen Among Rats' und 'Black Halo'. Zum anderen erlaufen sich auch 'Seraphim Is Dead' und 'Lucifer Speaks' ebenso wie das aktuelle Material zum Großteil keine Geschwindigkeitsrekorde, was eben zu jenem zähen, schwarzen Schleim modernen Black Metals führt, der recht eintönig aus den Boxen trieft. So viel zur ersten Ebene des Konzerts.

Lässt man sich allerdings auf diese Stimmung ein und akzeptiert die schlichte Tatsache, dass hier Songs kombiniert werden, die zueinander passen, auch wenn sie aus unterschiedlichen Schaffensperioden stammen, erwartet den Fan eine unheimlich majestätische Stimmung, die durch das Charisma der Akteure, durch die Musik und das tolle Licht erzeugt wird. Außerdem zeigt sich, wie wandelbar diese Band doch ist, wie viele Gesichter sie an den Tag legen kann. Denn im Umkehrschluss hätten SECRETS OF THE MOON auch eine deutlich schnellere Setlist spielen können, die einfach ein anderes Gesicht der Formation gezeigt hätte.

In diesem Sinne heißt es, sich den intensiven Songs hinzugeben und sich in the Black Halo hineinziehen zu lassen. Am Ende weiß ich, dass es eine Band wie SECRETS OF THE MOON wohl nie schaffen wird, alle Fans zu bedienen – zumindest nicht bei einer derart kurzen Spielzeit. Von mir aus hätte man die Band auch 'ne weitere Stunde spielen lassen können, um die sinnlose Hammer-Party-Geschichte auf ein gesundes Maß zu verkürzen. Aber gut, so bleibt mir nur die Hoffnung, Songs wie 'I Maldoror' oder 'Ordinance' bei der nächsten Gelegenheit bestaunen zu können.
[Julian Rohrer]

Redakteur:
Julian Rohrer

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