Summer Breeze 2009 - Dinkelsbühl

21.09.2009 | 19:16

13.08.2009,

Wie jedes Jahr steht gegen Ende des Festivalsommers als finales Highlight das Summer Breeze in Dinkelsbühl an. Die Bands rufen, die Fans kommen, fertig ist der zünftige Abgang der Saison 2009.

Nachdem uns die Jungs und Mädels von UNSUN aus den Federn getrieben haben, heißt es Bühne frei für THE NEW BLACK. Also positioniere ich mich mit einem Kaffee bewaffnet vor meinem Zelt und bewundere die Jungs via Leinwand. Denn dank der Tatsache, dass das Summer Breeze nun endlich den Großbildfernseher aus der Tasche gezaubert hat, muss man nicht unbedingt vor die Bühne trotten, um seine Bands live und in Farbe zu erleben. Gut, bei THE NEW BLACK war einfach die fehlende Motivation der Grund für die Campingstuhl-Action, denn mich kann die Dicke-Eier-Musik von der Stange nicht überzeugen. Prollige Sprüche treffen auf einfache Rhythmen, die zwar sofort ins Ohr gehen, aber auch genauso schnell wieder hinauswollen. Songs wie 'More Than A Man' oder 'Welcome To Point Zero' wollen einfach nicht richtig zünden, und so widme ich mich lieber meinem Kaffee. Das einzig Heiße an diesem Morgen.
[Enrico Ahlig]

Längere Zeit war es ja mehr oder weniger ruhig um die Tolkien-Fans und Freizeit-Orks von BATTLELORE aus Finnland, nun sind sie wieder zurück auf Europas Bühnen. Und das ist gut so! Denn auch wenn man die Reiter Rohans vielleicht nicht unbedingt vermisst hat, macht der Auftritt heute eine Menge Spaß und zeigt, dass da doch etwas gefehlt hat.

Wunderbar und ein bisschen kindlich naiv entführen uns die extremen Epik-Metaller in die Welt des Herrn der Ringe und in die Tiefen Mordors. Abwechselnd in harschem und hymnenhaftem Gesang vorgetragen entwickelt sich auch in der heftigen Vormittagssonne so etwas wie Phantastik auf der Pain Stage. 'Storm Of The Blades' oder 'Sons Of Riddermark': Der Sound kann was.

Neben älteren Songs kommen wir auch in den Genuss aktueller Songs, die zeigen, dass die Herren um die zwei Damen eine klare Steigerung in ihrer Karriere durchgemacht haben. Nach den dreißig Minuten Mittelerde ist klar, dass man sich die neueren Platten auf jeden Fall mal intensiver zu Gemüte führen sollte.
[Julian Rohrer]

Freudig mache ich mich auf zur Pain Stage, wo laut Programmheftchen nun eine Horror-Punk-Band in Form von NIM VIND das Kommando an sich reißen soll. Genau das, was ich jetzt brauche. Doch wie schon gestern Abend, wenn es um Punk geht, sieht es mit dem Anklang hier auf dem Breeze mau aus. Gähnend leer präsentiert sich das Setting. Aha, muss aber nichts heißen.

Aber wie kommt man bitte auf die Idee, das musikalische Erzeugnis der Kanadier als Horror-Punk und Vampire-Rock zu bezeichnen? Das Einzige, was vielleicht daran erinnert, ist das Backdrop, das war's aber auch schon. Was der freiheitsliebende Mastermind Chris Kirkham, der die meiste Zeit überzeugt, aber steif seine Lyrics und Chords runterschraubt, an den Mann bringt, entpuppt sich als ganz normaler sauberer Punkrock. Meiner Meinung nach etwas zu sauber.

Vom Ansatz her teilweise echt ziemlich gut, hätte ein wenig Stöbern in der Rotz- und Dreckkiste hier ordentlich was hermachen können. So bleibt es bei solidem Frühstückspunk, der zwar nicht nervt, aber auch leider ziemlich schnell wieder vom Brötchen herunterfallen kann. Das Einzige, was sich hier bewegt, sind die durchaus zählbaren Köpfe einiger Punkermädels.

Mit "When you're fucked up, then you are like NIM VIND" wird ein klares Statement abgegeben, und allein die Titel von Songs wie 'Suicide Pact' und 'Killing Saturday' lassen eine klare Richtung erkennen, und auch die rauen Gitarren und ein ziemlich gutes Lead-Spiel röhren teilweise richtig gut los. Vielleicht hätten NIM VIND in einer anderen Gemütslage mehr überzeugen können. Doch ein Freitagmorgen um 14.00 Uhr bietet anscheinend nicht das richtige Ambiente.

Setlist NIM VIND:
Revenge
Killing Saturday Night
Shango Nitra
Suicide Pact
Character Assassination
Blod Clots Rise Of The Police State
In The Night
Blue Movies
The Midnight Croon
Outsiders
Fashion Of Fear
21st Century Teenage

Man drehe sich nach links und laufe entspannt der Main Stage entgegen, wo es nun punkig weitergehen soll. Aber man muss kein Blitzmerker sein, um festzustellen, dass kaum Interesse auszumachen ist. Ähnlich wie bei NIM VIND ist das Publikum auch bei THE OTHER sehr überschaubar – was aber vielleicht auch einfach nur an den frühen Morgenstunden liegt.

Die Jungs aus Nordrhein-Westfalen liefern eine makellose Show ab und scheinen ihrem Ruf als bekannteste Band der europäischen Horror-Punk-Szene auch gerecht zu werden. Denn auch wenn der Platz vor der Bühne nicht gut gefüllt ist, wissen die Fans, wie man ordentlich Ärsche kickt. So wird spontan der erste Circle Pit des Tages eröffnet.

Optisch zieht das Quartett mit Fleischermundschutz und Co. vom Leder und prügelt mit Elementen des Horror-Punk und Psychobilly auf die Mittagshitze ein.

Durch die gute Interaktion von Fronter Rods mit dem Publikum steigt die Stimmung im Laufe des Gigs ganz ordentlich und kann bei Songs wie 'Lover's Lane' (in dessen Video sich übrigens Sexsternchen Leonie Saint von ihrer Schokoladenseite zeigt) oder der Powerhymne 'We Are The Other Ones' auf einem guten Level gehalten werden. Gut gemacht, Jungs!

Setlist THE OTHER:
Become Undead
The End Of Our Time
Last Man On Earth
Lovers Lane
Beware Of Ghouls
In The Dead Of The Night
Hyde Inside
Tarantula
We are The Othe Ones
666

Im Gegensatz dazu sieht der Platz vor der Bühne schon wieder ganz anders aus, als ich diesen das nächste Mal bei THE HAUNTED aufsuche. Das Publikum muss plötzlich ausgeschlafen haben, denn hier wird kräftig Staub aufgewirbelt und der Acker in seinen Grundzügen bearbeitet. Sitzbanger geben sich die Kante, während Spitzbube Peter Dolving einfach mal ins Publikum klettert und eigenhändig eine Wall Of Death anzettelt. Seitdem wurde er nie wieder gesehen ...

Während sich die Unterhosenwichtel vor uns breitmachen (bitte bei Tweek anrufen!), steigt Peter wieder aufs Schiff, um uns mit pfefferndem Death Metal der Marke 'The Medication' und 'Trenches' über Bord zu katapultieren. Die Stimmung scheint bombastisch, und auch wenn Labermichel auf der Bühne einfach nur ätzend sind: Fronter Peter, der neuerdings mit Bärtchen durchs Lande zieht, kann mit Sprüchen wie "I feel stupid today" oder seiner Einstellung zu Metalcore ziemlich punkten. Im Gegensatz dazu verwandelt er sich während der Songs zu einem Hausschlachter-Powerbolzen, der mit deftig dampfenden Shouts am liebsten die Haut von unserer Schädeldecke abgezogen hätte. Fazit: Spaß mit der Band und Spaß mit dem Publikum. So soll es sein!

Setlist THE HAUNTED:
Little Cage
The Drowning
Trespass
The Flood
The Medication
Moronic Colossus
D.O.A.
In Vein
Trenches
99
Dark Int.
Bury Your Dead

Während ich mich schon mit Songs von AMORPHIS in meiner eigenen mentalen Welt beschäftige, soll vorerst der Acker noch mal mit ENTOMBED umgepflügt werden. "Alles Gute, meine Damen und Headbangers?", präsentiert Fronter Lars Göran seine Deutschkentnisse, bevor er uns verdreckten Death 'n' Roll um die Ohren haut.

Über die Setlist kann sich wohl keiner beklagen. Aktuelle Songs wie 'Serpent Saints' werden mit älterem Material von Platten wie "Wolverine Blues" oder "Morning Star" gemischt. Das einzige Nörgeln entsteht aufgrund des Fehlens von 'Left Hand Path', weshalb der eine oder andere ganz schön zu meckern hat.

Doch Lars zeigt seine Gelassenheit mit einem kräftigen Rotzen aus seiner Nase. Zum Teil ziemlich verwirrt gibt er sich seiner Performance hin, während Häschen Möhren knabbern gehen und die Crowdsurfer mir schon wieder aufs Dach steigen. Na da! [Nadine Ahlig]

Setlist ENTOMBED:
Serpent Saints
Eye For An Eye
When In Sodom
In The Blood
Eyemaster
Damn Deal Done
Like This With The Devil
Chief Rebel Angel
Demon
Wolverine Blues
Out Of Hand
Masters Of Death

Die Sonne scheint, das Bier ist kalt – Vorhang auf für SCHANDMAUL, die nach dem Wacken Open Air das nächste Metal-Festival mit ihrem Mittelalter-Rock einnehmen wollen. Und da dies auf dem W:O:A dieses Jahr nicht wirklich klappte (was aber am frühen Slot lag), soll hier und heute alles besser werden.

Die Stimmung ist sofort richtig Bombe und kann in der folgenden Stunde sogar noch gesteigert werden. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die Münchner das gleiche Set wie auf dem Wacken Open Air spielen, welches mir schon damals als wenig einfallsreich erschien. Wenn man sich die DVD des Jubiläumkonzerts anschaut, entdeckt man so viele Lieder, die um Klassen besser sind als die üblichen 'Krieger', 'Herren der Winde' oder auch 'Vogelfrei'.

Sei es drum, SCHANDMAUL rocken die Hütte gewaltig, punkten mit lustigen Ansagen von Sänger Thomas und widmen 'Frei' einem Mädchen, welches auf dieses Summer Breeze kommen wollte, aber dann bei dem schrecklichen Amoklauf von Winnenden ihr Leben lassen musste. Da wird einem gleich ganz anders. Schöne Geste der Band, die nach 'Dein Anblick' ihre Rückkehr für 2011 ankündigt.

Setlist SCHANDMAUL:
Vor der Schlacht
Kein Weg zu weit
Wolfsmensch
Missgeschick
Leb!
Tröten-Mitgift-Medley
Lichtblick
Krieger
Vogelfrei
Herren der Winde
Walpurgisnacht
Frei
Dein Anblick

Nun ist es endlich so weit. Bereits Wochen zuvor fieberte ich dem Auftritt SABATONs entgegen. Denn die Liebe ist noch ganz frisch (hach ...) und nahm beim Legacy-Fest ihren Lauf, als mich diese musikalische Erektion im Fotograben das erste Mal rannahm. Heute bleibe ich draußen und warte mit Tausenden von Fans auf die Schweden. Das Areal vor der Party Stage ist wie schon bei EQUILIBRIUM rappelvoll und zeigt, dass SABATON ready für die großen Bühnen sind.

Als die Jungs mit 'Ghost Division' die Bühne stürmen, flippen einfach alle aus. Crowdsurfer, Weihnachtsmänner und eine Polonaise erfassen meine Augen, während sich der Kopf in Rekordgeschwindigkeit dreht. Man ist das geil. Zwar hört man Joakim nur sehr schlecht, doch hier kennt eh jeder die Originale, und bei 3,8 im Kessel würden die Fans auch neben einem quietschenden, SABATON spielenden Kassettenrekorder feiern.

Bereits nach 'Art Of War' ertönen die ersten "Noch ein Bier!"-Rufe. Joakim steigt sofort ein und fragt, ob wir alle auch schon genug Bier getrunken hätten. Na logo! Nach '40 To 1' braucht Joakim auch eins und kippt sich ein frisches Blondes hinter die Binde. Prost!

Selten habe ich solch eine geile Stimmung bei einem Gig erleben dürfen. Die Jungs will man einfach knuddeln, so sympathisch und spitzbübisch wirken sie. Mit Songs wie dem großartigen 'Cliffs Of Gallopoli' oder 'Aterus Dominatus' würden sie aus jeder Beerdigung den stimmungsvollsten Abend des Jahres machen.

Joakim fragt sich indes, wie man so viel Bier trinken und den Kopf dennoch so kraftvoll schwingen kann. Aber um das zu klären, sollen die Fans einfach zur Autogrammstunde kommen und ihm ein Bier ausgeben.

Fahnen fliegen auf die Bühne, Bier düst durch die Luft, mein Schnürsenkel öffnet sich, kurz: Das totale Chaos ist ausgebrochen. Mit 'Metal Machine' verabschieden sich die Schweden von ihrem völlig ausgepowerten Publikum. Wir sehen uns auf der Hauptbühne!
[Enrico Ahlig]

Setlist SABATON:
Sun Tzu Say
Ghost Division
Art Of War
40 To 1
Cliffs Of Gallopoli
Aterus Dominatus
The Price Of A Mile
Panzer Battalion
Primo Victoria
Metal Machine

Ein Name, eine Band, ein Gefühl, eine Erfahrung. Ein Erlebnis. All das ist AMORPHIS, derzeit möglicherweise eine der wichtigsten Bands im modernen Metal. Mit der aktuellen Platte "Skyforger" haben die Finnen einen heißen Anwärter auf mein Album des Jahres abgeliefert, Tomi Joutsen und seine Jungs haben ein architektonisches Wunder geschaffen, ein Bauwerk voll von gläserner, verspielter Struktur, einerseits natürlich anmutig, sich verändernd wie ein gurgelnder Bach, andererseits stark und hart, ein Bollwerk im Sturm, nein, der Sturm selbst.

Dass ein Konzert von der dritten Reihe aus beobachtet durchaus zur Arbeit werden kann, war mir ja schon vorher klar. Dass es allerdings derart hohle Vollidioten gibt, die sich mit ihren dreckigen kurzen Haarschnitten und verdammten Hip-fick-mich-tot-hop-Klamotten allein deshalb in die Reihen seriöser Metalheads kämpfen, um dort Chaos und Unruhe durch den manischen Drang nach konsequenter Massen-Leibesverschiebung zu stiften, ist für mich auch Tage nach dem Auftritt noch rotes Tuch und Aufreger. Wenn sich dieser ekelhafte Auswurf der Spezies Mensch dann auch noch darüber beklagt, dass man das Ergebnis ihrer geistigen Umnachtung – ist dort überhaupt Geist zu finden? Ich weiß es nicht –, also diese Schubserei, dazu nutzt, sie in die andere Richtung des Konzertplatzes zu verfrachten, und sie in einem Anfall spontaner Genialität sogar in der Lage sind, sich derart zu artikulieren (Ich meine ein: "Fick dich, Alter, lass mich doch Bartey machen!" gehört zu haben), dann gehen bei mir alle Lichter aus. MANN! Und ich wollte nur AMORPHIS genießen. Arschlöcher.

Genug ausgekotzt. Zurück zum Protagonisten des Abends: AMORPHIS. Mit einer spannenden Setlist gehen die Jungs die Mission Dinkelsbühl an. Neben Songs vom neuen Album wie 'From The Heaven Of My Heart', dem Opener 'Sampo' und 'Silver Bride', welche erwartungsgemäß großartige Live-Songs darstellen, bieten die Finnen einen guten Querschnitt durch ihre Geschichte. "Silent Waters" ist beispielsweise durch das intensive 'Towards And Against', "Eclipse" durch 'The Smoke' und "Elegy" durch den Evergreen 'My Kantele' vertreten. Eine Überraschung stellt das Weglassen von 'Black Winter Day' dar; eine Überraschung ist allerdings auch, dass ich es eigentlich gar nicht vermisse. Die Songsauswahl ist dadurch sehr zeitgemäß und zeigt, was für starke Alben diese Band in den letzten Jahren aufgenommen hat.

Für mich persönlich stellt sich die typische AMORPHIS-Atmosphäre bei diesem Auftritt allerdings nur sehr eingeschränkt ein. Und das, obwohl die Voraussetzungen perfekt erscheinen: In den Armen die Freundin, über einem die Sterne, in mir das konstante Festivalgefühl von zwei Maß Bier. Doch durch diese ewige Rumschubserei, dem Crowdsurferstakkato mit bemerkenswert unkontrollierter Körperspannung und einem einseitigen Monosound vergeht der Auftritt in einem Nirvana latenter Verärgerung. Deshalb freue ich mich auf die Hallentour, wo bis auf den Sternenhimmel alles ähnlich sein wird. Weiter hinten sah das möglicherweise anders aus, der Zuspruch war nämlich immens. Alles in allem objektiv ein toller Headliner, subjektiv ein wenig Enttäuschung.
[Julian Rohrer]

Setlist AMORPHIS:
Leaves Scar
Towards And Against
From The Heaven Of My Heart
Against Widows
The Castaway
Sampo
Silver Bride
Alone
The Smoke
My Kantele
House Of Sleep
Magic And Mayhem

Was für ein Tag? Mit SABATON und AMORPHIS haben mich zwei meiner absoluten Lieblingsbands bereits in Verzückung versetzt, was soll da denn heute noch kommen? Logo, die Bier trinkenden Wikinger von AMON AMARTH. Zwar spielen die Jungs gefühlsmäßig jeden zweiten Tag irgendwo in der Nachbarschaft, wer aber solch ein Gewitter veranstaltet, kann auch täglich die Bretter besteigen.

Zwar ballern uns die Schweden nix wirklich Neues um die Ohren, doch Spaß machen Kracher wie 'Asator', 'Guardians Of Asgaard' oder 'Victorious March' natürlich immer. Vor allem wenn das Wetter bestens und der Jägermeister kühl ist. Johan lobt wie immer auf deutschem Boden unser leckeres Bier, während der Rest der Bande gesenkten Hauptes ihre Instrumente quält. Pyros bedecken die Bühne zeitweise komplett mit Feuer, was gerade vom Jägermeisterhochstand unglaublich erhaben aussieht. Ach, was soll ich sagen, Leute? AMON AMARTH machen live einfach immer Spaß, da gibt es auf dem Summer Breeze heute keine Ausnahme.

Setlist AMON AMARTH:
Twilight Of The Thunder God
Free Will Sacrifice
Asator
Varyags Of Miklagaard
Runes To My Memory
Thousand Years Of Oppression
Guardians Of Asgaard
Live For The Kill
Fate Of Norns
Victorious March
Pursuit Of Vikings
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Cry Of The Blackbirds
Death In Fire

Das Schönste an diesem Tag ist die Tatsache, dass er noch lange nicht zu Ende ist. Was haben wir heute nicht alles erlebt: homosexuelle Power-Metaller, langlotige Wikinger und schmachtende Romantiker. Doch zum Abschluss gibt es mit HAGGARD die Symbiose aus allem. Harte Gitarren treffen auf liebliche Violinen, tiefe Growls auf engelsgleiche Stimmen.

Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums "Tales Of Ithiria" nehmen uns die über ein Dutzend Musiker mit auf eine wundervolle Reise in Fantasiewelten oder eben auch hinab zu den Untiefen der menschlichen Historie.

Gerade die epischen und ausladenden Songs wie 'Eppur Si Muove' oder das abschließende 'Awakening The Centuries' können die Fans begeistern, die ihre Freude entweder in fantasievollem Ausdruckstanz oder in schwankendem Headbangen zum Ausdruck bringen. Der Mond zeigt auch seine schöne Pracht, und so feiern HAGGARD, ihre Fans und der kleine Mann im Mond einen stimmungsvollen Abschluss dieses Tages.

Setlist HAGGARD:
Tales Of Ithiria
The Observer
Per Aspera Ad Astra
In A Fullmoon Procession
The Sleeping Child
Eppur Si Muove
Upon Fallen Autumn Leaves
Awakening The Centuries

PARTY TENT

Okay, Preisfrage: Was ist besser als eine gesunde Portion Heeeeeeeeeeeeeavy Metal am Festivalmorgen? Na? Genau, nichts! Und deswegen geht es stante pede, wie der Lateiner sagen würde, zu den Schlachtwütigen Teutonen von SACRED STEEL ins Partyzelt. Besser als Kaffee, besser als Speck mit Eiern, besser als Mutterns Marmeladenbrot heizen uns dort die Teutonenstahlveteranen um Mr. Cool, Gerrit P. Mutz himself, mit ihrem edlen Traditionsmetal die Butter von der Stulle.

'Blood On My Steel', ein mit Growls vorgetragenes 'Slaughter Prophecy' – da im Summer-Breeze-Forum anscheinend das hohe (oder in den Worten der kritischen Metalcore-Jungspunde wohl eher) schrille Organ des sympathischen Frontmanns moniert wurde – und 'Wargods Of Metal' machen einfach Spaß. Das sieht ein halb gefülltes Zelt genauso.

Nach einer sportlichen Einlage auf der Bühne - oder mit anderen Worten: advanced stage acting - ist nach gut dreißig Minuten auch schon wieder Schluss. Perfekter Einstand in den Nachmittag im Partyzelt.

Party in Variation bietet uns der folgende Act aus Lettland: SKYFORGER. Nicht minder spaßig, aber dafür in anderem Gewand werden wir jetzt in eine andere Welt entführt. Mal Black, mal Thrash, mal Heavy aber immer mit viel Folk entfesseln die lettischen Krieger eine wahre Schlacht – auf und vor der Bühne. Sie als Meister des Posings zu bezeichnen, wäre wohl untertrieben, derart intensiv betreiben sie diesen Volkssport. Lediglich optisch scheint da was schiefgelaufen zu sein, denn während Kaspars Bârbals (Flöten etc.) in Tunika auf der Bühne steht, sind die anderen Herren um Pçteri (Gesang und Gitarre) in normalen Klamotten erschienen. Dieser Stilbruch tut dem Ganzen allerdings keinen Abbruch, derart zwingend kommen die Songs der Letten rüber.

Der Opener und der letzte Song bieten übrigens einen kurzen Ausblick auf das kommende Album und lassen schon jetzt den Schluss zu, dass die Songs zumindest live wirklich zünden. Wer die Kameraden schon vorher leiden konnte, wird sowieso von diesem entfesselten Sturm überzeugt – unter allen anderen Anwesenden hat sich aber sicher auch der ein oder andere von dieser Live-Macht überzeugen lassen. Toll!

Das letzte Mal habe ich BLACK MESSIAH in München als ambitionierte Amateurband voller Spielfehler und überforderter Live-Performance erlebt, und das war vor gar nicht allzu langer Zeit. Umso spannender ist die Frage, wie sie sich die verkappten Ruhrpott-Germanen und Söldnerschweine auf der doch recht großen Bühne im Partyzelt geben würden.

Eins zeigt sich schon mit dem Opener 'Vor den Toren Valhalls': Sie haben dazugelernt. Natürlich sind die Songs von BLACK MESSIAH nach wie vor nicht mehr als netter Firlefanz und Partymucke für verprollte Waldgnome, aber die Show kommt in sich geschlossen rüber. 'Söldnerschwein', 'Von Rachsucht und Lüge', 'Sauflied' und das abschließende Cover 'Moskau' lassen keine Fragen offen – zumindest wenn man sich durch vom Suff verqollene Augen und durch 'ne rote Schnapsnase als Fan der Combo ausweist. Mir erschließt sich auch nach diesem Auftritt der Status dieser Amateurband nicht. Aber gut, wenn man sich das Feedback im Zelt anschaut, muss es das auch gar nicht.
[Julian Rohrer]

Nach ENTOMBED ist für mich der nächste Höhepunkt wieder im Partyzelt: KOLDBRANN. Und alter Schweder, die Norweger (haha, geiles Wortspiel!) sind für mich definitiv die Überraschung des Breeze 2009. Okay, das Outfit ist dem Klischee des Pandabärchenregelwerks entsprechend affig. Aber was soll's, drauf geschissen, wenn dabei so eine geile Show rauskommt. Und so kann die unfreiwillig komische Aufmachung der Jungs (Sänger Mannevond hat ein Kreuz aus Katzenoberschenkelknochen - oder was auch immer das mal für ein Lebewesen war - am Gürtel, und auch mit Nieten, bei denen jeder Flughafensecurity-Mensch die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wurde hier nicht gegeizt) nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier echte Profis am Werk sind, die so eine Verkleidung eigentlich gar nicht nötig haben.

Der Sound ist sehr gut, die Stimmung passt, und KOLDBRANN rotzen uns wunderbar fieses Schwarzmetall norwegischen Ursprungs um die Ohren, dass es selbst den Leuten in der letzten Reihe noch die Schuhe auszieht. Trotz der eisigen Mucke der Norweger hat Mannevond (der sich ja bis auf Weiteres auch noch bei ENDSTILLE am Mikro sein Brot verdient) sichtlich Spaß an der feiernden Menge und lässt auch ab und an mal ein Lächeln sehen. Aber auch der Rest der Combo gibt sichtlich alles; das Publikum dankt es mit frenetischem Applaus und Geschrei. Und das auf einem Black-Metal-Konzert!

Zusammenfassend: saubere Arbeit. KOLDBRANN schaffen es, sogar die finstersten Schwarzmetaller zum Feiern zu animieren, und bekommen von mir ganz klar 'nen Daumen.
[Hagen Kempf]

"Ich komme in Frieden!" - dieser Satz, wenn auch nicht so ausgesprochen, könnte das Thema des Auftritts der besten Band des Summer Breeze 2009 sein. Ups, jetzt ist es mir rausgerutscht, dabei wollte ich die Überraschung doch bis zum Schluss aufrechterhalten. PROTEST THE HERO sind ein Sturm, ein Unwetter, der Urvater aller musikalischen Gewitter. Auf Platte stellen sie ein großartiges Monument unmöglicher Musikarrangements im geistigen Erbe Oscar Reutersvärds dar, live habe ich sie bis dato noch nie gesehen. Wie ein ABC-Schütze mit der Schultüte stehe ich also vor der Bühne im Partyzelt und erwarte, entweder den Hit des Festivals oder die größte Enttäuschung seit langem zu erleben. Warum? Wenn PROTEST THE HERO die Klasse und technische Finesse ihrer Alben live nicht rüberbekommen, wäre das das Ende. Das Ende einer wundervollen Wechselbeziehung abgeklärter Verrücktheit auf der einen und permanenten Staunens auf der anderen Seite. Zum Glück kommt es doch wie erhofft.

Mit dem nostalgischen Spockzeichen von Basser Arif Mirabdolbaghi startet der wahre Headliner (zumindest in Sachen musikalischer Güte) in die erste Runde. Der Opener ist gleichzeitig der Opener der aktuellen Platte "Fortress", 'Bloodmeat'. Ich habe den Eindruck, dass die Leute im Zelt, die nur mal eben vorbeigekommen sind, um sich noch die letzte Band des Abends vor dem Feierabendbierchen am Zelt anzugucken, gar nicht glauben können, was sie da eigentlich gerade erleben. Technik auf aller-, wirklich allerhöchstem Niveau, Songs, die sich zu keiner Sekunde gleichen, ein Sänger, der zwischen Matt Barlow und extremsten Screams wechselt wie andere zwischen der SPD und der CDU. Die Finger der Gitarristen und des Bassisten bewegen sich nahezu in Lichtgeschwindigkeit mit gespenstischer Sicherheit über die Saiten. Wer sich einen Eindruck des immensen Könnens der Truppe machen will, sollte sich mal die Clips der Kanadier anschauen.

Rody Walker am Mikro zeichnet sich als geborener Entertainer aus, amüsiert sich über den Weiberschnaps "Ficken", erklärt es zu seinem neuen Lieblingswort, kreiert sein eigenes Idiom "Ficken you!", erklärt die Unterschiede zwischen USA (böse) und Kanada (gut) und führt durchs Programm.

Leider viel zu früh schallt mit 'Sequoia Throne' der letzte Song von der Bühne und macht mir eines klar: "Danke PROTEST THE HERO, ihr habt gezeigt, dass ihr es auch live könnt. Eigentlich ein unglaublicher Zustand mich zerreißender Fähigkeiten, weiß ich doch, dass es so was eigentlich nicht geben kann. In diesem Sinne: Ich gehe in Frieden."
[Julian Rohrer]

Setlist PROTEST THE HERO:
Bloodmeat
Wretch
Nautical
Goddess Bound
Goddess Gagged
Limb From Limb
Sequoia Throne

Redakteur:
Julian Rohrer

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