WACKEN OPEN AIR 14 - Wacken

03.09.2003 | 03:48

31.07.2003,

SAMSTAG (Fortsetzung)

PARTY STAGE


TWISTED TOWER DIRE

Auf den Auftritt von TWISTED TOWER DIRE habe ich mich wohl mit am meisten gefreut. Zum einen, da ich die Band einfach gut finde, und zum anderen, da man die US-Amerikaner in unseren Breiten nur sehr selten zu sehen bekommt. Und so war es natürlich klar, dass ich mich pünktlich um 13:00 Uhr vor die Party-Stage begab, um deren Auftritt ja nicht zu verpassen.
Doch statt fünf gestandener Mannsbilder kam zunächst ein kleiner Junge, nämlich Tony Taylors Sohn, auf die Bühne, um die Band in seiner kindlichen Art anzusagen.
Danach ging es dann aber wirklich los, und TWISTED TOWER DIRE stiegen mit 'At Night' und 'Some Other Time, Some Other Place' vom aktuellen Album "Crest Of The Martyrs" in ihr Set ein. Überhaupt hatten die US-Amerikaner den Schwerpunkt bei der Songauswahl auf diesen neuesten Output gelegt, so dass vom Vorgänger "The Isle Of Hydra" lediglich 'The Daggers Blade' (Tony im Duett mit seinem Sohn!) und vom Debüt-Album "The Curse Of Twisted Tower" nur der Band-Klassiker schlechthin, 'The Witch's Eyes', gespielt wurden. Nach der Begrüßung durch den sympathischen Frontmann ging es mit neuen Songs wie 'Axes & Honor', 'To Be A Champion', 'By My Hand' oder der Hymne 'Fight To Be Free' weiter, und mit der Zeit ging das Publikum auch immer besser mit. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass Tony die vorderen Reihen immer wieder zum Headbangen animierte und mit den Fans seine Späßchen
machte.
Mit 'Guardian Bloodline' wollten TWISTED TOWER DIRE dann ihren leider viel zu kurzen Auftritt beenden, doch das ließ das Publikum natürlich nicht zu, und so gab es in Form der Coverversion 'The Trooper' (IRON MAIDEN) noch eine Zugabe. Auch danach hatten die Fans noch nicht genug, aber es half nichts - außer einer Verabredung mit der Band am Bierstand sprang nichts mehr heraus... - Wer auf traditionellen Heavy Metal steht und diesen Auftritt nicht gesehen hat, der hat in der Tat etwas verpasst!
[Martin Schaich]


EIDOLON

Parallel zu den Shootingstars SOILWORK auf die Bühne zu müssen, ist nicht gerade das Wahre. Und die Kanadier EIDOLON spielen nicht so häufig in Deutschland und hängen mit ihrem Doublebass Power Metal zwischen allen Stühlen.
Zu wenig Melodien für die HAMMERFALL Fraktion, zu wenig Old School für die U.S. Eighties Anbeter. Aber EIDOLON liessen sich nicht entmutigen und boten eine verdammt fette Show. Der Sound war gut, ebenso die Bühnenpräsenz, auch wenn der Sänger hin und wieder verschwand und das Schlagzeuge entfachte durch fast permanenten Einsatz der Doublebass verdammt viel Power. Und Songs wie 'Prelude
Into Fear', 'Life In Agony', 'Coma Nation' oder 'Lunar Mission' waren schon verdammt gut, aber der neue Track 'Demoralized' war ein wahrer Killer!
Wenn die gesamte neue Scheibe so gut wird, können wir uns warm anziehen! Aber zurück zum Gig, der war nämlich verdammt gut, es war schön, eine Band wie EIDOLON endlich mal live zu erleben. Hoffentlich kommen die bald mal wieder...
[Herbert Chwalek]


KATAKLYSM

Neuer Drummer, die zweite: Die kanadischen Holzfäller stellten Hyperblast-Experte Martin Maurais vor, der - so weit sich das aufgrund des verwaschenen Sounds feststellen ließ - formidable Arbeit ablieferte.
Die ordentlich versammelten Fans feierten die Ahornschlitzer (Copyright: Kollege Rainer) gebührend ab und schüttelten die Häupter zu akustischen Massakern und todesbleiernen Gourmethappen wie 'In Shadows & Dust', 'Illuminati', dem überragenden 'Manipulator Of Souls', 'Beyond Salvation' oder dem mächtigst knallenden 'Face The Face Of War'.
Schade nur, dass auf der im Vergleich zum normalen Club recht großen Bühne die höllische Intensität eines KATAKLYSM-Gigs etwas verloren ging, zwar heizte der Vierer sehr ordentlich ein, aber aun das Brutalitätslevel einer Clubshow kam man leider nicht heran.
Das war im Endeffekt dann doch egal, trotz starker Konkurrenz würde ich KATAKLYSM mit den besten Death Metal-Auftritt des gesamten Wacken Open-Airs attestieren. Weiter so!
[Rouven Dorn]


SINNER

Nachdem Mat Sinner mit PRIMAL FEAR am Freitag bereits einen guten Gig absolviert hatte, wollte er das am Samstag mit seiner anderen Band, SINNER, natürlich noch einmal toppen. Und zumindest lautstärkemäßig hat er das locker geschafft - vielleicht lag es ja auch daran, dass ich die nachfolgenden SLAYER als leise empfunden habe?!? ;-)
Los ging es zunächst mit dem Intro 'Graveyard Symphony' und der anschließenden - sicherlich rein rhetorischen - Frage "Wacken, are you ready?" von Mat, ehe mit dem 1986er-Titeltrack 'Comin' Out Fighting' endgültig losgerockt wurde. Über 'When Silence Falls' arbeiteten sich SINNER in die Moderne vor, denn natürlich durfte das aktuelle Album "There Will Be Execution" ('Higher Level Of Violence', 'Reqiuem For A Sinner', 'Finalizer') nicht zu kurz kommen. Es gab jedoch auch im weiteren Verlauf des Gigs noch den einen oder anderen Klassiker zu hören, wie zum Beispiel 'Born To Rock' (lt. Mat ein "Song aus der Steinzeit") oder auch 'Judgement Day'. SINNER präsentierten sich vor "vollem Haus" - der Platz vor der Party-Stage reichte kaum aus - in sehr guter Verfassung und legten eine enorme Spielfreude an den Tag. Hinzu kamen Mats lockere Ansagen (z.B. "Heilige Scheiße aber auch..."), wobei er seinen schwäbischen Akzent kaum verstecken konnte - getreu dem Motto: Wir Schwaben können alles außer hochdeutsch.
Da SINNER nur 45 Minuten Spielzeit hatten, fand ich das Schlagzeugsolo von Fritz Randow ein wenig überflüssig, aber das ist wohl meine ganz persönliche Meinung.
Wie auch immer - das übrige Programm entschädigte ja dafür. Und deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Band frenetisch abgefeiert wurde. Bei dem großartigen Klassiker 'Knife In My Heart', der leider schon den Endspurt einläutete, klappte es zwar zunächst mit dem Mitklatschen nicht so ganz, aber Fritz half dann freundlicherweise ein wenig mit dem Takt nach. Den Abschluss eines wirklich guten Auftritts, der im Übrigen auch gefilmt wurde, stellte das lautstark mitgegrölte BILLY IDOL-Cover 'Rebel Yell' dar, dass aus dem SINNER-Live-Programm kaum noch wegzudenken ist.
[Martin Schaich]


SONATA ARCTICA

Nach dem mehr oder weniger enttäuschenden Auftritt von SLAYER begab ich mich ein letztes Mal zur Party-Stage, um mir SONATA ARCTICA anzuschauen. Die Alben der Finnen waren in der Vergangenheit ja bestimmt nicht schlecht, aber ehrlich gesagt war ich dennoch überrascht, wie viele Leute diese Band zu so vorgerückter Stunde noch sehen wollten. Ich würde vermuten, der Auftritt von SONATA ARCTICA war der bestbesuchte auf der Party-Stage in diesem Jahr...
Wie bei Melodic-Metal-Bands üblich, ging es auch bei SONATA ARCTICA mit einem Intro vom Band los, ehe die Finnen mit zwei Songs von ihrer aktuellen Scheibe "Winterheart's Guild", 'Abandoned, Pleased, Brainwashed, Exploited' und 'Broken', in ihr Set einstiegen. Auf dem Album hat mir der Song ja ganz gut gefallen, doch das, was ich hier zu hören bekam, war einfach nur grausam. Das lag allerdings weniger an der Band als vielmehr am grottenschlechten Sound, der einem jeglichen Spaß an diesem Konzert vermieste. Mit der Zeit wurde dies zwar besser, aber von optimalen Rahmenbedingungen war man dennoch meilenweit entfernt. Wie auch immer - den Fans vor der Bühne war die schlechte Sound-Qualität egal, denn sie feierten SONATA ARCTICA gnadenlos ab.
Die Band dankte es ihnen, indem sie einen wirklich guten Auftritt boten. Man merkte den Finnen eine enorme Spielfreude an, und es war auch immer sehr viel Bewegung auf der Bühne - vor allem Sänger Tony Kakko stand eigentlich nie wirklich still. Auch die Setlist konnte sich durchaus sehen lassen, obwohl vom Zweitlingswerk "Silence" nur ein Song ('Black Sheep') vertreten war. Dafür kamen das gutklassige Debüt-Album "Ecliptica" ('8th Commandment', 'Replica', 'My Land', 'FullMoon') und der bereits angesprochene aktuelle Output ('Victoria's Secret', 'The Cage') umso ausführlicher zum Zuge. Das Publikum war sichtlich zufrieden und durfte auch während des gesamten Konzerts - wie es sich gehört - immer wieder mehr oder weniger lautstark mitsingen. - Alles in allem ein sehr ordentlicher Auftritt, der mir gut und vielen anderen sogar sehr gut gefiel...
[Martin Schaich]


W.E.T. STAGE


ANCIENT RITES

ANCIENT RITES?? Naja, kenne ich zwar nicht wirklich, aber immer noch besser, als zum x-ten Mal RAGE zu sehen. Also hinein ins Zelt und siehe da, das war aber richtig voll. Scheint so, als hätte die Band sich über die Jahre eine festen, treuen Anhang erspielt.
Und vom Beginn an herrschte eine Bombenstimmung im Zelt, die die Band sichtlich motivierte. Man merkte deutlich, wie sehr ANCIENT RITES die sehr guten Reaktionen genossen (es gab doch einige Sprechchöre) und dadurch auch spielerisch alles gaben.
Die Mischung aus Death, Black und traditionellem Metal ist aber für Livegigs wie gemacht, Songs wie 'Victory Or Valhalla' oder 'Blood Of Christ' kamen einfach cool rüber.
Das beste war aber definitiv das Endes dieses famosen Auftritts, als mit 'Mother Europe' und vor allem 'Fatherland' zwei absolute Hammersongs ertönten und das Zelt endgültig ausrasten liessen. Als Fazit reicht eigentlich folgender Satz: seit diesem Auftritt bin ich Fan dieser großartigen Band!
[Herbert Chwalek]



HEAVEN SHALL BURN

DARK FUNERAL? KATAKLYSM? Sorry, aber da ich zur Zeit eh auf dem Hardcore-Trip bin, gab es nur eine logische Wahl: HEAVEN SHALL BURN.
Die Thüringer sind einfach als Liveband immer eine Bank. Die Gitarrenfraktion moshte wie die Berserker, der Basser poste wie ein ganz Großer und Sänger Marcus gibt zwischen den Songs zwar immer den Netten, lässt aber mit seiner aggressiven Performance so manchen True Metal Sänger ganz alt aussehen. Das Zelt war zwar nicht so wirklich voll, dafür gingen die Anwesenden ab wie nichts Gutes, vor allem der Circle Pit und die Wall Of Death waren schon verdammt heftig.
Musikalisch sind HEAVEN SHALL BURN eh die Macht. Brutaler, aggressiver, fetter Death Metal-Core war angesagt und Songs wie 'Behind A Wall Of Silence', der Brecher 'The Martyr`s Blood', 'The Worlds In Me', 'It Burns Within', 'The Seventh Cross' oder 'Suffocated In The Exhaust Of The Machines' knallten ohne Gnade voll auf die zwölf.
HEAVEN SHALL BURN zeigten so manch größerer Band, wo live der Hammer hängt und spielten sogar einen neuen Song, der mühelos die Qualität des alten Materials erreichte. Die Show war ein definitives Highlight!
[Herbert Chwalek]


DARKANE

Auf diesen Auftritt habe ich mich tierisch gefreut, nachdem ich das letzte Album der Band, "Expanding Senses", richtig geil finde und in Sachen moderner Thrash Metal eh keiner an DARKANE vorbeikommt. Und was soll ich sagen? Der Auftritt untermauerte eindrucksvoll den guten Ruf der Schweden. Nach anfänglichen Soundproblemen knallte das schon verdammt amtlich und auch das Stageacting von DARKANE war einer Thrashband absolut angemessen.
Die Jungs waren ständig in Bewegung, bangten ordentlich und boten eine verdammt gute Show. Im Gegensatz zu einem früheren DARKANE Auftritt wirkte die Gruppe wie ausgewechselt, man merkt, die Band hat hart an sich gearbeitet. Trotzdem gab es kaum Spielfehler, eigentlich fast gar keine, die Schweden beherrschen halt ihre Instrumente und boten zum Teil wirklich eine Klasseleistung. Das absolute Highlight
war ganz klar 'Innocence Gone', ein sehr eingängiger Kracher und wohl auch das Lied, dass DARKANE am besten repräsentiert.
Aber auch die restlichen Songs wie die Abrißbirne 'Convicted', 'Chaos Vs.Order' oder 'Violence From Within' verfehlten ihre Wirkung nicht und wurden vom Publikum abgefeiert. Und obwohl es nicht richtig voll war, ernteten die Schweden trotzdem Zugaberufe für ihren wirklich coolen Auftritt und das war auch vollkommen verdient.
[Herbert Chwalek]

Redakteur:
Herbert Chwalek

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