Wacken Open Air 2007 - Wacken

08.09.2007 | 15:54

02.08.2007, Wacken

DISILLUSION (Hellfest Stage)

Gerade einmal aus dem Zelt gekrabbelt, geht es auch schon zur Party Stage. Die Sonne erreicht fast ihren höchsten Stand. Kurz vor zwölf Uhr sind Plätze in den vordersten Reihen noch einfach zu bekommen. Dann betreten DISILLUSION die Party Stage und beginnen, ihre Art experimentellen Progressive Metal mit diversen Einflüssen aus Death und Black Metal sowie Industrial zu spielen. Eröffnet wird ihr Auftritt mit 'The Black Sea' von der aktuellen Scheibe "Gloria". Noch viel neuer ist die Bassistin Alla Fedynitch, die Gitarrist Rajk Barthel und Sänger sowie Gitarrist Andy "Vurtox" Schmidt unterstützt. Alla kann sich dazwischen optisch gut eingliedern. Mit dem vierten Song 'Alone I Stand In Fires' vom 2004er Album bewegt sich auch in der Masse etwas – mittlerweile ist der Platz mehr als gut gefüllt. Alte und sicher neu hinzugewonnene Fans rocken mit. Zum Schluss wird noch 'Don't Go Any Further' gespielt, zwar ohne Videoprojektion, aber gut. Ein gelungener Auftritt, wenn auch mit Ersatzdrummer Clemens von HIDDEN IN THE FOG, geht zu Ende.
[Franziska Böhl]

HEAVEN SHALL BURN (Hellfest Stage)

Einst waren HEAVEN SHALL BURN der erste und einzige Metalcore-Act auf Wackens belebten Feldern; mittlerweile fühlt sich das deutsche Szene-Urgestein jedoch in bester Gesellschaft, zieht aber genreintern in diesem Jahr die größte Anhängerschaft. Scher bewaffnet mit den grandiosen Nummern des aktuellen Longplayers "Deaf To Our Prayers" stürzen sich die Jungs ins Gefecht und reißen im Handumdrehen die ganze Bevölkerung vor der Hellfest Stage mit. Bereits bei den ersten Nummern wird endlos gesurft und gemosht, was der stilecht mit "Painkiller"-Shirt bekleidete Fronter gleich zum Anlass nimmt, auch die wenigen Leute, die noch nicht zappelnd über den matschigen Rasen hüpfen, anzufeuern. Nach Gassenhauern wie 'Voice Of The Voiceless' und dem standesgemäßen 'The Weapon They Fear' brechen dann alle Dämme. Mittlerweile sind mehr Leute in der Luft als am Boden, die Ordner zu Höchstleistungen aufgefordert. Die Band sieht's indes gelassen, trümmert den Sieg eindrucksvoll nach Hause und inszeniert Wackens erste Wall Of Death. Fazit: dringend zurückkommen, dann aber bitte auf eine größere Bühne.
[Björn Backes]

DIMENSION ZERO (Hellfest Stage)

DIMENSION ZERO werden wohl nie den Ruf der Nebenbaustelle Jesper Strömblads (IN FLAMES) loswerden, wenngleich sie auf Platte schon mehrfach bewiesen haben, dass sie eine der wenigen würdigen Formationen sind, die das Erbe der legendären AT THE GATES weiterführen. Live-Auftritte der Schweden sind hingegen eine echte Rarität, so dass man auf die livehaftigen Thrash-Salben [juhu! - d. Red.] aus Göteborg mächtig gespannt sein durfte. Und in der Tat: DIMENSION ZERO bedienen ihre Fans mit kompromisslosem Todesblei und melodischem Fast Forward Thrash, fühlen sich jedoch auf der kleinen Bühne ein wenig verloren. Erst im Laufe des recht kurzen Gigs kann sich die Gitarrenfront mit den Begebenheiten der ziemlich überschaubaren Hellfest Stage arrangieren, läuft bis dahin jedoch recht ziellos umher. Dafür stimmt's jedoch musikalisch. Die rasanten Breitseiten sitzen, die Riffs hingegen sind ein echtes Brett. Dennoch soll es für nicht mehr als ein bisschen Höflichkeitsapplaus reichen, wobei die "Silent Night Fever"-Stücke zumindest mit einem kleinen Moshpit gefeiert werden. Eine solide Performance ist es allemal. Schade nur, dass sich in den frühen Nachmittagsstunden so wenige Leute vor die Bühne verirren – gerade wenn man bedenkt, dass DIR EN GREY parallel auf der Black Stage ebenfalls kaum Zuspruch finden.
[Björn Backes]

STORMWARRIOR (feat. Kai Hansen) (Hellfest Stage)

Nach dem zumindest für mich absolut enttäuschenden TYPE O NEGATIVE-Auftritt geht es für mich in Richtung Party Stage, denn den Gig von STORMWARRIOR möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen - zumal ja auch ein Gastauftritt von Kai Hansen angekündigt wurde. Ziemlich pünktlich um 21.45 Uhr ertönt auch schon das Intro 'And The Northewinde Bloweth', bevor STORMWARRIOR mit 'Signe Of The Warlorde' dann richtig loslegen. Ohne Umschweife geht es mit dem Titelsong der 2003er EP "Heavy Metal Fire" weiter, und das Publikum feiert die extrem spielfreudige Band entsprechend ab. Es wird fleißig gebangt, und beim Chorus auch lautstark mitgesungen - was den Musikern das eine oder andere Lächeln entlockt. Anschließend berichtet Sänger und Gitarrist Thunder Axe (Lars), dass sie direkt aus dem Studio kommen, um die neue Scheibe "Heading Northe" aufzunehmen. Den Titelsong haben sie auch gleich mitgebracht, und obwohl er beim Publikum nicht bekannt ist, wird er von den Fans hervorragend aufgenommen. Zu Recht, wie ich finde, denn der Song ist absolut gelungen und macht Lust auf das neue Album. Danach geht es wieder in bekanntere Gefilde, denn es folgt mit 'Odinn's Warriors' ein Stück vom "Northern Rage"-Output. Auf die Frage von Lars, ob die Fans etwas Altes hören wollen, antwortet das Publikum recht einstimmig und lautstark, und es gibt folglich 'Thunderer' zu hören, das für wahre Begeisterungsstürme sorgt. Lars gibt daraufhin zunächst den weiteren Fahrplan bekannt ("Noch ein Song, und dann tanzt hier der Kürbis!"), bevor mit 'Iron Prayers' noch eine weitere Nummer vom Debütalbum "StormWarrior" auf die Menge losgelassen wird.

Wie von Lars angekündigt, ist dann der eigentliche STORMWARRIOR-Teil beendet und Kai Hansen höchstpersönlich kommt auf die Bühne, um mit der Band zusammen alte HELLOWEEN-Klassiker zu präsentieren. Los geht es auch gleich mit 'Ride The Sky' vom ersten Album "Walls Of Jericho", und die Begeisterung im Publikum kennt nun kein Halten mehr. Lauthals wird jede Textzeile mitgegrölt, und wirklich jeder vor der Bühne hat großen Spaß an diesem Auftritt. Doch auch Kai ist bestens gelaunt und hüpft wild über die Bühne - zumal er seine Gitarre zu Hause gelassen hat und sich nur auf den Gesang konzentrieren muss. Apropos Gesang: Kai ist an diesem Abend hervorragend bei Stimme und trifft eigentlich fast jeden Ton, und das war in der Vergangenheit bei GAMMA RAY-Auftritten ja nicht immer der Fall. Nach einer kurzen Begrüßung - sowohl auf deutsch als auch auf englisch - geht es mit 'Murderer' weiter, dem Kai und STORMWARRIOR auch gleich noch 'Phantoms Of Death' folgen lassen. Dass Kai allgemein ein lustiges Kerlchen ist, ist ja eigentlich nichts Neues, doch er stellt dies auch an diesem Abend immer wieder unter Beweis. So wird beispielsweise der nächste Song mit "zur Abwechslung mal ein Klassiker" angekündigt, und es gibt dann eine der besten HELLOWEEN-Nummern überhaupt, 'Victim Of Fate', zu hören. Das anschließende, laut Kai immer noch aktuelle 'Judas' widmet er wieder einmal den Politikern, bevor nach den üblichen Mitsingspielchen (Kai, da könntest du dir wirklich mal was Neues einfallen lassen! ;)) mit 'Heavy Metal (Is The Law)' klargestellt wird, weshalb wir alle überhaupt in Wacken zusammengekommen sind.

Danach ist dann erst mal Schluss, denn die Band verlässt die Bühne - was beim Publikum natürlich nicht so gut ankommt. Sehr eindringlich wird nach mindestens einer Zugabe verlangt, und diese gibt es nach ein paar Minuten auch. Kai weist dabei darauf hin, dass es sich weder um ein Stück von der "Helloween"-EP noch von der "Walls Of Jericho"-LP handelt, und so bleiben im Prinzip eigentlich nur noch 'Future World' oder 'I Want Out' übrig. Für Letzteres haben sich Kai und seine heutige "Begleitband" STORMWARRIOR dann auch entschieden, und das Publikum ist davon ausgesprochen begeistert ('Future World' is' aber viel toller :'( - Sebastian). Noch einmal werden sämtliche Kraftreserven mobilisiert, um 'I Want Out' zu einem würdigen Abschluss dieses Auftritts zu machen. Unter dem Strich ein wirklich großartiger Auftritt und wohl nicht nur für mich einer der Höhepunkte des diesjährigen Wacken Open Airs.
[Martin Schaich]

Setlist:
And The Northewinde Bloweth
Signe Of The Warlorde
Heavy Metal Fire
Heading Northe
Odinn's Warriors
Thunderer
Iron Prayers
----
Ride The Sky
Murderer
Phantoms Of Death
Victim Of Fate
Judas
Heavy Metal (Is The Law)
I Want Out

HAGGARD (Hellfest Stage)

Sofort nach dem Ende des Auftritts von IN FLAMES auf der True Metal Stage mache ich mich auf den Weg in Richtung Party Stage - immerhin sollen dort HAGGARD spielen, und das möchte ich nicht verpassen. Dass der Zugang zur Party Stage dem sprichwörtlichen Nadelöhr gleicht, habe ich in den letzten Tagen mehrmals festgestellt, aber kurz vor HAGGARD war der Ansturm dann so groß, dass an ein Vorwärtskommen nicht zu denken war. Der Münchner Band um Sänger und Gitarrist Asis Nasseri ist das relativ egal - sie beginnen ihr Set mit 'All'Inizio E La Morte' von ihrem noch aktuellen Album "Eppur Si Muove". Bis zum Ende dieses Stücks habe ich es dann endlich auch bis vor die Bühne geschafft, und zusammen mit vielen anderen Fans kann ich mich über 'Of A Might Divine' freuen. Nach diesen beiden Stücken wendet sich Asis ein erstes Mal ans Publikum, um ein paar begrüßende Worte loszuwerden, und nach der Bemerkung, dass sie ihre Stücke ja doch etwas "Wacken-modifiziert" haben, gibt es 'The Observer' - ebenfalls von "Eppur Si Muove" - zu hören. Überhaupt haben sich HAGGARD bei der Songauswahl sehr stark auf das aktuelle Album konzentriert - was an sich nicht schlecht ist -, aber das eine oder andere Stück vom Debütalbum wäre sicherlich kein Fehler gewesen, wie beispielsweise 'In A Pale Moon's Shadow'.

Danach weist Asis darauf hin, dass das neue Album ("Tales Of Ithiria") entgegen der eigentlichen Planungen noch immer nicht fertig ist und wohl auch noch ein Weilchen auf sich warten lässt, aber HAGGARD haben mit 'Prolog' schon mal ein neues Stück mitgebracht, um dem Wacken-Publikum einen ersten Eindruck zu vermitteln. Danach gibt es mit 'Per Aspera Ad Astra' dann aber wieder bekannteres Material zu hören, und das wirkt sich natürlich auch positiv auf die Stimmung vor der Bühne aus. Die Fans gehen wieder begeistert mit - so gut es bei der Musik von HAGGARD eben geht -, und sie haben sichtlich Spaß an diesem Auftritt. Aber auch die Band scheint an diesem Abend gut gelaunt zu sein - allen voran Asis, Claudio und Su. Die anderen Musiker gehen nicht so sehr aus sich heraus, können aber dennoch durch souveränes Spiel überzeugen.

Nachdem Asis zunächst die heutige Band vorgestellt hat - bei HAGGARD ändert sich die Besetzung ja doch immer wieder mal - und er dann auch noch ein paar lobende Worte über den Veranstalter losgeworden ist, kann es auch musikalsich weitergehen, und zwar mit dem Titelsong des aktuellen Albums, 'Eppur Si Muove'. Damit wird diese Scheibe dann aber auch zu den Akten gelegt, und es gibt noch ein weiteres neues Stück zu hören, nämlich das mittelalterliche Instrumentalstück 'Introitus', bei dem es leider ein paar kleinere Soundprobleme gibt. Ansonsten kann man auch diesbezüglich nicht meckern, denn die Band ist gut abgemischt, und das ist bei einer solchen Vielzahl von Musikern und Instrumenten kein leichtes Unterfangen.

Damit ist die Spielzeit von HAGGARD aber auch schon fast vorüber, und es bleibt lediglich noch Zeit für 'Awaking The Centuries'. Dieses großartige Stück wird vom Publikum aber noch einmal richtig abgefeiert und so zu einem würdigen Abschluss dieses insgesamt ziemlich guten Auftritts.
[Martin Schaich]

Setlist:
All'Inizio E La Morte
Of A Might Divine
The Observer
Prolog
Per Aspera Ad Astra
Eppur Si Muove
Introitus
Awaking The Centuries

SECRETS OF THE MOON (W.E.T. Stage)

Als die deutschen Jungs von SECRETS OF THE MOON die Bühne betreten, ist das Zelt schon fleischig voll. Die Band hält das Publikum mit einem imaginären schwarz-progressiven Metallhaken gefangen, irgendwo zwischen tiefschwarzer Stille und atmosphärischen Parts, nur um es anschließend in einem aggressiven Gemetzel in Stücke zu reißen. Wacken ist begeistert, der Herr der Finsternis ist begeistert – well done!
[Marko Seppä]

THE VISION BLEAK (W.E.T. Stage)

Gruselstunde. Weiß bemalte Gestalten in schmierigen Pantalons betreten unter einem schaurigen Intro die Bühne. In altbewährter Horror-Metal-Manier erzählen sie düstere Geschichten wie 'Wolfmoon', 'Carpathia', 'Kutulu' und die neue 'By Our Brotherhood With Seth'. Immer mehr neugierige Zuhörer drängen sich dabei in die übervolle W.E.T. Stage und entlassen die Band nach viel zu kurzer Spielzeit unter peitschenden "Zugabe!"-Rufen.
[Silvana Conrad]

SWALLOW THE SUN (W.E.T. Stage)

Das Zelt ist auch tagsüber gut gefüllt, aber man kommt immerhin hinein. Allerdings scheinen die Brandbekämpfer vorsorglich auch das Heu hier unter Wasser gesetzt zu haben: Alles versinkt im Matsch, es stinkt ziemlich. Die Finnen SWALLOW THE SUN lassen sich davon nicht irritieren und spielen ihre Songs wie alte Hasen runter. Und auch wenn mich Rouven und Tolga jetzt schlagen, irgendwie erinnert mich das Ganze an GRAVEWORM, nur eine ganze Ecke doomiger. Und laut Rouven fickt Doom gut ;-). Optisch erinnert der Sänger mit seiner schwarzen Mütze heute Nachmittag an jenen von CALIBAN, sein EMPEROR-Shirt weist aber die harte Richtung. Die aktuelle Single 'Don't Fall Asleep' erntet auch ordentlich Jubel, nur mir ist das Ganze mit der Zeit etwas zu zähflüssig. Bitte etwas mehr schnellere Parts in Zukunft.
[Carsten Praeg]

TURISAS (W.E.T. Stage)

TURISAS sind durch ihren grandiosen Sound und ihre kreative Bühnenshow auf dem diesjährigen Wacken eindeutige Anwärter für den Titel des besten Gigs, und außerdem braucht es bei dieser Hitze schon einiges, sich in Fellkluft und mit Blut bemalt auf die Bühne zu trauen. Songs wie 'To Holmgard And Beyond', 'One More' und auch das disco-trashige 'Rasputin' werden vom Publikum lautstark mitgeträllert, und wenn die Ohren nicht täuschen, dürfen sie sogar eine die Spielzeit überreizende Zugabe geben.
[Silvana Conrad]

BENEDICTUM (W.E.T. Stage)

Gespannt warte ich im Zelt der W.E.T Stage auf BENEDICTUM, die letztes Jahr mit ihrem Debütalbum "Uncreation" ein überaus gelungenes und auch vielversprechendes Stück Metal abgeliefert haben. Die Zahl der wartenden Fans hält sich anfangs jedoch in Grenzen. Die Umbaupause zieht sich leider unerwartet lange hin, und ich scharre schon ungeduldig mit den Hufen. Sängerin Veronica Freeman tigert in ihren Lackstiefeln, die bis über das Knie reichen, und einem recht kurzen, aber eleganten Kleid immer mal wieder über die Bühne und packt plötzlich auf der Bühne einen Lippenstift aus, um die Kontur ihrer Lippen nachzuziehen, was natürlich sofort zu Johlen und Anstandsapplaus im überwiegend männlichen Publikum führt. Sie nimmt es gelassen und zuckt mit den Schultern.

Endlich legt die Band los. Und von Anfang an ist für mich klar: Hier steht eine der fünf besten weiblichen Metal-Stimmen der letzten zehn Jahre auf der Bühne. Veronica Freeman singt und shoutet souverän, unverwechselbar und enorm kraftvoll. Unweigerlich muss man an Ann Boleyn von HELLION denken, der Veronica doch etwas ähnelt. Und Charisma besitzt die Dame auch. Spielerisch rocken BENEDICTUM, die schnörkellosen Power Metal spielen, absolut amtlich. Allen voran der farbige Gitarrist Pete Wells, der zunächst behäbig wirkt, aber Klasse-Soli vom Stapel lässt. Mit Knallern wie 'Wicca' oder dem Titeltrack 'Uncreation' gelingt es der Band recht schnell, die versammelten Zuschauer zu begeistern. Das Zelt füllt sich im Laufe des Auftritts erheblich. Mit 'Burn It Out' wird gleich noch einer von insgesamt zwei neuen Titel vorgestellt, die auf dem zweiten Album der Band erscheinen werden. Und auch diese Tracks machen richtig Spaß. Das Zweitwerk von BENEDICTUM soll übrigens im Januar 2008 veröffentlicht werden. Ich bin sehr gespannt. Diese Band sollten sich qualitätsbewusste Headbanger, die zeitlosen, klassischen Metal mit modernem Anstrich mögen, merken. Und dies nicht nur wegen der stimmlich herausragenden Sängerin, die im Übrigen auch optisch etwas hermacht. Mit dem klasse umgesetzten BLACK SABBATH-Cover 'The Mob Rules' beenden die US-Amerikaner einen feinen Set, und sie werden mit ordentlich Applaus bedacht. Prädikat: sehenswert!
[Martin Loga]

UNHEILIG (W.E.T. Stage)

Irgendein mir unbekannter Grund sorgt dafür, dass UNHEILIG noch spielen, als von hinten schon kleine Scharen von Schwarzheimern für 1349 ins Zelt stolpern. Doch noch hüpft der Graf über die Zeltbühne - und teilt das Publikum. Während die vordere Hälfte eifrig die Hits 'Sage ja!' oder 'Maschine' mitsingt, strecken genervte Schwarzmetaller in den hinteren Reihen ihre Mittelfinger in die Höhe. Lasst den Goten doch ihren Spaß, auch wenn's in Wacken ist. "Was, DU spielst in Wacken", sei der Graf schon öfter gefragt wurden. "Ihr seht, es geht!" Wenn auch mit Mittelfingern, von denen seine Adligkeit wegen des gleißenden Bühnenlichts höchstwahrscheinlich nichts mitbekommt. So legt der mit weißem Knopfhemnd und Krawatte gedresste Glatzkopf noch ein Zugabe drauf und zappelt sich elektrisiert einen ab, während sein Gitarrist zu 'Freiheit' richtig abrockt. Was manch einer dem Gothic-Ein-Mann-Projekt gar nicht zugetraut hätte.
[Carsten Praeg]

1349 (W.E.T. Stage)

Anschließend sieht sich die Bühnencrew vor eine ziemliche Herausforderung gestellt: UNHEILIG spielen bloß mit einem Drumcomputer, während 1349- sowie SATYRICON-Drummer Frost bekanntlich ziemlich hohe Ansprüche an seine Schießbude stellt. In Windeseile hat sein Geschoss jedoch den leeren Platz auf der Bühe gefüllt und wird von dem Mann, der die Doublebass auch einfüßig locker aus dem Fußgelenk schütteln kann, sogleich einem ersten Test unterzogen. Nach meiner Falschmeldung beim vorjährigen Summer Breeze, bei dem Frost gar nicht anwesend war, bin ich ja vorsichtig geworden. Aber dieses Geboller, das muss doch einfach der inoffizielle Geschwindigkeits-Weltmeister sein! Dann geht endlich das Licht aus, die Bühne wird in roten Nebel getaucht, zwei Gestalten erscheinen, speien Feuer und verschwinden wieder. Dann brettern die fünf Norwegen-Pandas unvergleichlich los. Publikumsansage braucht es keine, hier regiert der Knüppel! Spätestens bei 'Chasing Dragons' wird klar, dass allein für diese Band die Genre-Bezeichnung "Technical Black Metal" offiziell eingeführt werden sollte. Irgendwann hält einen aber auch das größte Knüppel-Gefrickel nicht mehr wach, und die wehen Füße wandern wie von selbst Richtung Camping-Gelände.
[Carsten Praeg]

Redakteur:
Carsten Praeg

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