BELIEVER - Transhuman
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Believer
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- MetalBlade
- Release:
- 08.04.2011
- Lie Awake
- G.U.T.
- Multiverse
- End Of Infinity
- Transfection
- Clean Room
- Currents
- Traveler
- Ego Machine
- Being No One
- Entaglement
- Mindsteps
Ein echter Hinhörer.
Konnte mich das Comebackalbum "Gabriel" (2009) zunächst schon aufgrund der Tatsache begeistern, dass sich eine meiner absoluten Lieblingsbands wieder formiert hatte (BELIEVER servierten bereits im Jahre 1989 innovativen Thrash Metal und schon das Debut "Extraction From Mortality" ist ein Meilenstein), hat es im Endeffekt jedoch nicht vollends überzeugt. Zwar besitzt "Gabriel" ohne Frage starke Momente, aber das von zu vielen Höhen geprägte Klangbild sorgt für Mängel in der Gitarrenwand. Es war demnach ein Comeback mit eher durchwachsenem Erfolg.
Nun bieten die Amis aus Pennsylvania einmal mehr ein aufwendiges Cover, wiederum gestaltet von Michael Rosener, und wollen damit außergewöhnliche Kunst und Musik in Einklang bringen und letztendlich die Hörerschaft überzeugen. Um es vorweg zu nehmen: Die neue Produktion kommt deutlich ausgegarter als "Gabriel" daher und einmal mehr benötigt eine wiedervereinte Formation zwei Anläufe, um zu alter Stärke oder neuer Klasse zu finden.
Was "Transhuman" besser macht als seinen Vorgänger sind der Sound, das ausgetüftelte Gitarrenspiel und letztlich der facettenreiche Gesang von Kurt Bachmann: Noch nie klang er derart variabel und dabei gelingt ihm der Spagat zwischen seinem extremen Gekeife bis hin zu melodischem Gesang überraschend gut. Die (zu) vielen Computereffekte wurden erfreulicherweise zurückgefahren, dafür kommen vermehrt Synthesizer zum Einsatz, die eine deutlich bessere Wirkung erzielen.
BELIEVER schleudern furztrocken ihre Riffs um sich und streuen ihre anspruchsvolle und eingenwillige Musikalität ein, dass sich der Hörer zunächst einmal sortieren muss, um dieses Hörerlebnis verdauen zu können (man höre dazu die schrägen Keyboard-Klänge zwischen Minute zwei und drei im Song 'End Of Infinity'). Es gibt auf "Transhuman" jedoch zwei, drei etwas schwächere Nummern, die das hohe Niveau nicht ganz halten können. Im Gegensatz dazu stehen aber eine Mehrzahl an Songs, die es in sich haben: 'Lie Awake' gefällt sogleich und ist für mich jetzt schon ein Hit des Jahres 2011. Im mittleren Tempo angesiedelt und etwas weniger heavy, aber mit treibenden Gitarren und einem Refrain mit Ohrwurmcharakter - so liefern BELIEVER völlig neue Aspekte in gewohnt ausgezeichneter Stärke. Da sie sich dabei nicht völlig neu erfinden, können sie nach wie vor auch ihren alten Fans ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Das gilt im Besonderen für einen Song wie 'Clean Room', denn dieser legt an Härte deutlich zu und liefert begeisterndes Gitarrenriffing, was BELIEVER schon seit jeher ausgezeichnet hat. In dieser Manier präsentieren sich außerdem 'Ego Machine' und 'Being No One'. Für die neue Richtung steht in erster Linie die vorab im Netz veröffentlichte Single 'G.U.T.', die ihr auf der Homepage der Band finden könnt. Damit kann man sich in etwa ein Bild von "Transhuman" machen - wobei diese Komposition weder alleine für die Veröffentlichung herhalten kann, noch die beste darauf ist ('G.U.T.' benötigt einige Durchläufe, um sich in die Gehörgänge zu fräsen).
Die neue Ausrichtung von BELIEVER gefällt also und wo früher drauflos geknüppelt wurde, ist heute eben der Fuß an der Bremse und wird noch mehr Wert auf den Groove und die Instrumentierung gelegt. Weil aber hin und wieder doch explizite Geschwindigkeitsräusche erzeugt werden und damit eine notwendige Entladung der Energie und Huldigung an die alten Tage stattfindet, wird auch diese Sehnsucht noch gestillt. Unbedingt anerkennen sollte man, dass BELIEVER auch heute nach Weiterentwicklung streben und dabei nach wie vor ihre Fans (positiv) überraschen können. Ihre Klassiker haben BELIEVER bereits geschrieben - 2011 sind BELIEVER jedoch noch immer reizvoll für den aufgeschlossenen Hörer.
Demnach sollte es auch gelingen, eine neue Hörerschaft zu erschließen, denn BELIEVER klingen alles andere als altbacken. Wer einmal hören möchte, welche Band EXTOL maßgeblich beeinflusst hat, der kann sicherlich in BELIEVER investieren. Ansonsten haben sich BELIEVER inzwischen weitestgehend von Bands wie PESTILENCE, den historischen CYNIC oder den Großen DEATH entfernt. Da BELIEVER aber schon seit jeher eine eigene Entwicklung vollziehen, sollten all jene hier ein Ohr anlegen, denen anspruchsvolle Musik zusagt!
Anspieltipps: Lie Awake, Ego Machine, G.U.T., Clean Room
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Lang