CONVICTION - Conviction
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2021
Mehr über Conviction
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 22.01.2021
- Prologue Affliction
- Voices Of The Dead
- Through The Window
- Curse Of The Witch
- Outworn
- Wrong Life
- Castles Made Of Shame
- My Sanctuary
Die Franzosen zelebrieren eine breite Basis doomiger Einflüsse.
Zu Beginn des Jahres 2021 schickt sich die französische Doom-Metal-Band CONVICTION an, ihr selbstbetiteltes Debütalbum über Argonauta Records unter die Leute zu bringen, doch man hört dem Material direkt an, dass hier keine Greenhorns am Werk sind. Alle beteiligten Musiker sind schon eine ganze Weile mit den unterschiedlichsten Bands in der Szene unterwegs, und auch CONVICTION existiert bereits seit gut sieben Jahren, zunächst als Soloprojekt von Frontman Olivier Verron, das jener ab 2017 zur vollständigen Band ausgebaut hat. So ist es dem Quartett aus der Normandie auch gelungen, ein recht ausgereift und routiniert klingendes Erstlingswerk einzuspielen, das die Protagonisten selbst als Doom Metal von Fans für Fans bezeichnen.
Dieser Selbstklassifizierung lässt sich ohne große Umschweife zustimmen, denn die Band hat sich ganz klar dem traditionellen Doom Metal verschrieben und beruft sich dabei vor allem auf Einflüsse wie PENTAGRAM, SAINT VITUS, CATHEDRAL und COUNT RAVEN. Mit diesen Referenzen lässt sich ein ordentlicher erster Eindruck gewinnen, wobei ich lediglich zwei davon selbst bemühen würde, um die Band zu beschreiben. Der massive 70er-Touch von PENTAGRAM und COUNT RAVEN ist für mich nicht so greifbar, wie er bei zahlreichen offensichtlicheren BLACK SABBATH-Epigonen ist. Die anderen beiden Vergleichsgrößen indes verfangen: Mit CATHEDRAL etwa teilen die Franzosen einen tieferen, voluminöseren, ganz dezent Death-Metal-lastigen Gitarrensound, und an Dave Chandler und seine Veitstänzer gemahnt eine recht robuste, raubeinige Attitüde, wobei CONVICTION lange nicht so garstig, punkig und aggressiv dröht wie die Amerikaner, und ein Gitarrenduo natürlich auch stets für ein gänzlich anderes Klangbild sorgt.
Durch die Art der Melodieführung, die den Hörer melancholisch und meditativ in Trance wiegt, kann man in der Tat ausgiebigere Vibes des jüngeren britischen Doomstils über den Ärmelkanal schwappen hören; Lee Dorrians Band ebenso wie die heilige Dreifaltigkeit des Gothic/Doom/Death der Neunziger. Es entfaltet sich in Stücken wie 'Through The Window' oder 'Outworn' eine gewisse Gruftigkeit, so dass ich zusätzlich zu den von der Band genannten Einflüssen auf jeden Fall auch Fans von MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST einen Hörversuch nahelegen möchte, wobei CONVICTION weniger theatralisch unterwegs ist als die erstgenannte und weniger eingängig und kompakt als die letztere Band. Wenn bei 'Outworn' dann auch noch sehr markante Backing Chöre hinzu treten, dann wirkt das zudem noch wie ein Wink in Richtung skandinavischer Wikingerepik, wie wir sie im doomigen Fach etwa von ISOLE oder von BURNING SAVIOURS kennen, oder von zahlreichen Bands mit Einflüssen aus der epischen Phase von BATHORY. Nun, auch dies ist nicht die schlechteste Referenz für vier Normannen, oder?
Wenn etwa bei 'Curse Of The Witch' dann doch noch der BLACK SABBATH- oder WITCHFINDER GENERAL-Drive durchschlägt, dann merkt ihr, dass die Jungs von CONVICTION ganz offensichtlich beinharte und vielfältig inspierierte Doom-Fans sind, die euch allerlei Einstiegsluken in ihren speziellen Doom-Mix öffnen. Die breite Basis doomiger Klänge und Einflüsse, welche die Band zelebriert, kann natürlich Fluch und Segen sein, denn der eine oder andere beinharte Spartenfan könnte vielleicht die klare stilistische Linie vermissen, und manch einer würde sich unter Umständen auch eine charismatischere Stimme oder markantere Hooklines wünschen. Olivier Verron ist ein sehr präsenter und guter Sänger, doch dadurch, dass er sehr viele verschiedene Einflüsse und Stilelemente bedient, lässt sich auf diesem Debüt noch nicht auf Anhieb ergründen, was ihn und seinen Gesangsstil im Wesentlichen ausmacht. Doch Doom ist ja keine Musik, die man beim ersten Hören auswendig kennen möchte, oder? Gebt daher CONVICTION unbedingt eine faire Chance, euch durch ihre Sphären zu führen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle