ELIS - Catharsis
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2009
Mehr über Elis
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 27.11.2009
- Core Of Life
- Twinkling Shadow
- Warrior's Tale
- Des Lebens Traum - des Traumes Leben
- I Come Undone
- Firefly
- Morning Star
- Das kleine Ungeheuer
- Mother's Fire
- Rainbow
- The Dark Bridge
Das erste Aufbegehren nach dem tragischen Zwischenfall!
Die Historie hat es bislang selten gut gemeint mit den Liechtensteinern von ELIS. Auf Platte immerzu gelobt, konnte die Band live bisher kein Bein an die Erde bekommen, wurde jüngst sogar als Vorband des Power-Metal-Duos Kotipelto/Caffery ordentlich verheizt. Viel schlimmer als die livehaftigen Erfolgsaussichten wog jedoch der plötzliche Tod von Sabine Dünser, deren Stimme die ersten ELIS-Alben maßgeblich prägte. Mit der Fertigstellung ihres persönlichen Lieblings "Griefshire" erwiesen ihre Mitmusiker ihr die letzte Ehre, beschlossen schließlich aber auch, ELIS im Interesse der Verstorbenen weiterzuführen. Mit Sandra Schleret, die vor einiger Zeit mit DREAMS OF SANITY kurz auftrumpfte, fand man sogar ziemlich schnell adäquaten Ersatz, um die neue Scheibe "Catharsis" zu bearbeiten. Nun liegt das Ergebnis vor - und es ist irgendwie... anders.
Das Alpenquintett hat sich anno 2009 sehr deutlich dem Melodic-Metal-Sektor geöffnet und infolge des reduzierten Bombasts viel mehr Raum für melodische Gigtarren und eingängige Gesangslinien gelassen. Die Überraschung beginnt gleich mit dem Opener 'Core Of Life', einem astreinen Ohrwurm, den Sandra kraftvoll intoniert, und der aufgrund seines straffen Tempos absolut nicht in das Gothic-Metal-Schema passt, in welches man ELIS immer mal wieder gerne pressen mag. Und erstaunlicherweise wird diese Entwicklung auf "Catharsis" kontinuierlich weitergeführt und mit dem klassischen Sound der letzten beiden Werke kombiniert. Einer episch-verträumten Nummer wie 'Rainbow' stehen Stücke wie 'I Come Undone' und 'Firefly' gegenüber, die sogar kommerzielles Potenzial aufweisen und sich mit ihren starken Hooklines dezent dem Pop-Sektor annähern.
Fans der ersten Stunde müssen sich nun aber nicht ob eines radikalen Umschwungs sorgen, da ELIS auf "Catharsis" nach wie vor sehr viele traditionelle Elemente aus dem Gothic-Bereich verarbeiten. Allerdings ist die Romantik ein wenig flöten gegangen, bisweilen auf Kosten einer Annäherung an Acts wie WITHIN TEMPTATION, die jedoch überhaupt nicht gekünstelt wirkt - und das ist das große Plus dieser Scheibe. Wenn Sandra sich in 'Morning Star' gegen die Grunts von Bassist Tom Saxer stellt, will man von Klischees und abgegriffenen Strukturen nichts wissen. Und auch die bombastischeren Gothic-Songs wie 'Warrior's Tale' und 'The Dark Bridge' sind in der kompakteren Ausstattung absolut begeisterungsfähig, da ihnen immer noch eine gewisse Epik anhängt, die man in den Niederlanden mittlerweile völlig verbannt hat.
Insofern ist "Catharsis" definitiv ein Schritt nach vorne, wenngleich er auch mit einigen klanglichen Modifikationen einhergeht. Doch die 'neuen' ELIS haben eine Vision und dazu Qualitäten, mit denen man selbst hoch gelobte Acts wie LEAVE'S EYES locker in die Schranken weisen kann. Starkes Album!
Anspieltipps: Core Of Life, Firefly, Rainbow, The Dark Bridge
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes