GODOJ, THOMAS - 13 Pfeile
Mehr über Godoj, Thomas
- Genre:
- Hard Rock / Modern Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tomzilla Musik/F.A.M.E. Recordings
- Release:
- 25.05.2018
- Keine Option
- Licht
- Gladiatoren
- Galionsfigur
- Heimathafen
- Katharsis
- Keine Sieger
- Untot
- Labyrinth der Bytes
- Gehen
- Kopf unter kaltes Wasser
- Bester Tag
- Auf die Freiheit
- Keine Option (feat. Ruhrpott-Rebellen)
- Auf die Freiheit (feat. Rene Lipps)
- Hallo Zeit (V'Stärker Aus-Trio)
- Lebendig (V'Stärker Aus-Trio)
- Liebe Zur Sonne (V'Stärker Aus-Trio)
Wenn es mal wieder länger dauert, über ein Album zu schreiben...
..dann ist es entweder nichts wirklich Berichtenswertes, oder aber es nimmt eine Sonderstellung im eigenen Musikkosmos ein, die zu erläutern man erst einmal Muße und Worte finden muß.
THOMAS GODOJ hat in den letzten Jahren mit seiner Musik und seinen Texten mein Herz erobert. Dazu musste er nicht einmal besonders hart rocken, denn mein absoluter Liebling in seiner bewegten Diskografie ist "V'Stärker Aus", ein sagenhaftes Akustik-Album weitab aller "MTV Unplugged"-Klischees.
Im Jahre 2018 ist THOMAS GODOJ allerdings teilweise sehr wütend. "13 Pfeile" ist sein mit Abstand heftigstes Album, und in seiner Gesamtheit könnte man den Inhalt tatsächlich als modernen Metal beschreiben. Vor allem in den ersten beiden Songs braten die tiefgelegten Gitarren satt und laut, und der Meister addiert sogar aggressive Shoutings in sein eh schon extrem facettenreiches Vokal-Repertoire. Gründe für eine solche Rage gibt es in diesen Zeiten allerdings genug; man muß nur anschauen, wie sich die Welt - auch vor unserer Haustür - ökologisch und vor allem politisch verändert. Ich persönlich tue mich immer schwer mit politischen Botschaften in meiner Musik, insbesondere bei den "Gegen Rechts"-Bekundungen stört mich, dass diese oft aus einer vermeintlichen Position moralischer Überlegenheit verbreitet werden. THOMAS GODOJ nennt allerdings endlich auch mal die Dinge deutlich beim Namen: "Braun steht für Angst und Leid, braun ist der Tod", heißt es in 'Keine Option', dem knallenden Opener von "13 Pfeile". Das ist für mich DIE Hymne des Jahres, sie klingt wie ein Schlachtruf, der aus zehntausenden von Kehlen erschallen sollte, dargeboten auf den großen Festival-Bühnen des Landes wie Rock Am Ring, Wacken, Summer Breeze, Rockavaria etc. In meiner Welt wäre THOMAS GODOJ eine feste Größe auf solchen Events, doch in meiner Welt ist vieles anders.
Natürlich ist aber auch auf "13 Pfeile" wieder Platz für Persönliches und Sentimentales. Jeder, der verliebt ist, wird sich im 'Heimathafen' wiederfinden, 'Gehen' soll dann aber auch die ansprechen, die nicht so viel Glück mit seinem Gegenüber haben oder hatten. Solche Songs funktionieren auf "13 Pfeile" deutlich besser als auf dem Vorgänger "Mundwerk", der mir bisweilen ein wenig zu viel eitel Sonnenschein verbreitete. Doch auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: GODOJ ist immer am besten, wenn er hart rockt, und das macht er auf dieser Scheibe im Überschwang, und das auch mal wieder in allerfeinstem klanglichen Gewand. Der aggressive Sound bei 'Licht' raubt einem schier den Atem (laut hören!), auch bei 'Galionsfigur' wird modern und pfiffig gerifft, 'Labyrinth der Bytes' und 'Kopf unter kaltes Wasser' sind intelligente Rocksongs, die sich mit der Zeit ins Ohr fräsen, 'Bester Tag' geht frohlebens geradeaus nach vorne, und dann ist ja auch noch 'Katharsis', ein verdammt düsterer Song, der zeigt, dass Selbsteinsicht ein steiniger, schmerzhafter Weg weg ist. Nur zwei Songs verhageln mir hier die Höchstnote, nämlich 'Keine Sieger', dessen Refrain mich immer wieder an 'Breakfast At Tiffany's' (DEEP BLUE SOMETHING) erinnert. Und den Abschluss-Song 'Auf die Freiheit' hätte ich mir allein schon wegen der Botschaft noch einmal als eine kräftig rockende Hymne gewünscht. Im Kontext von Textpassagen wie "Es lebe die Freiheit" und "Lasst Uns die Faust erheben" ist mir dieser Song - vor allem nach alldem, was zuvor kam - deutlich zu verhalten geraten.
Das ändert aber alles nichts daran, dass "13 Pfeile" ein bärenstarkes Album ist, mit dem sich THOMAS GODOJ musikalisch zwischen melodischen Modern-Metal-Bands á la ALTER BRIDGE, DISTURBED oder STONE SOUR positioniert, und hierbei insbesondere den Frontmännern dieser Bands (Myles Kennedy, David Draiman, Corey Taylor) gesanglich mindestens ebenbürtig ist. Und wer einmal von dieser voluminösen Stimme gefangen wurde, kommt eh nicht mehr los.
So bleibt mir neben einer absoluten Kaufempfehlung nur noch der Hinweis auf die optisch wieder sehr überzeugende Deluxe-Version, auf der neben alternativen Versionen von 'Keine Option' und 'Auf die Freiheit' drei Lieder von der "V'Stärker Aus"-Tour vertreten sind. Dieses akustische Gesicht von THOMAS GODOJ bringt noch einmal ganz andere Emotionen ins Wohnzimmer und 'Liebe Zur Sonne' ist eh einer seiner allerbesten Songs. "13 (+5) Pfeile": Muss man haben.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker