GRAVE MIASMA - Abyss of Wrathful Deities
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2021
Mehr über Grave Miasma
- Genre:
- Death Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dark Descent Records
- Release:
- 14.05.2021
- Guardians Of Death
- Rogyapa
- Ancestral Waters
- Erudite Decomposition
- Under the Megalith
- Demons Of The Sand
- Interlude
- Exhumation Rites
- Kingdoms Beyond Kallash
Atmosphärisch und klanglich überzeugender Death Metal mit Hang zum rituellen Black Metal und Doom.
Wenn von britischem Death Metal die Rede ist, dann werden im metallischen Mainstream in der Regel nur zwei bis drei andere Bands besonders prominent erwähnt, doch auch dahinter gibt es eine vielseitige und sehr aktive Szene mit etlichen Perlen. So widmen wir uns an dieser Stelle GRAVE MIASMA, einer Band aus London, die bereits seit 2006 am Start ist, und auch schon davor als GOAT MOLESTÖR am Start war, aber leider dennoch nicht die breite Aufmerksamkeit erheischen konnte, welche sie meines Erachtens verdient hat. Woran dies liegen mag? Nun, vielleicht daran, dass die nun erscheinende neue Scheibe "Abyss Of Wrathful Deities" erst das zweite Studioalbum nach "Odori Sepulcrorum" (2013) ist. Daneben viele EPs und Splits? Ja, das reicht dann vielleicht für verdienten Beifall im Underground, doch auf breiter Basis den Durchbruch zu schaffen, sich nachhaltig ins Gedächtnis der Fans einzubrennen, erwies sich offenbar bisher als schwierig.
Das Zweitwerk indes könnte GRAVE MIASMA nach etlichen Jahren relativer Stille wenigstens wieder zurück aufs Radar der Szene bringen, denn mit Dark Descent Records hat die Band nun einen rührigen Partner an seiner Seite, und die gut fünfzig Minuten, welche sich auf neun Songs verteilen, lassen einen packenden und durchaus eindrucksvollen Black-Death-Bastard von der Leine, der sicherlich das Zeug dazu hat, den Londonern einige neue Fans zuströmen zu lassen. Das Grundgerüst des GRAVE MIASMA-Sounds ist fraglos der gute, alte, traditionelle Death Metal der britischen Schule, wie ihn eben auch die beiden großen Flaggschiffe der Szene - die Rede ist natürlich von BENEDICTION und BOLT THROWER - spielen; ultra-heavy vor sich hin walzend, finster im Klang, grollend im Gesang. Eine eigene Note gewinnt GRAVE MIASMA allerdings durch einige Punkte, an denen die Band eben doch anders abbiegt. So finden sich hier und da tempomäßig massiv reduzierte Parts wie etwa bei 'Under The Megalith', welche durchaus als Schlenker gen Doom Death wahrgenommen werden können und so eine weitere britische Paradedisziplin streifen wie etwa frühe Werke von PARADISE LOST oder MY DYING BRIDE, aber auch von TIAMAT.
Allgemein kann das Werk auch einen dezenten Hang gen Schweden nicht verleugnen, so könnte die eine oder andere modrige Leadgitarren-Passage auch von den Herren GRAVE stammen, wobei es vor allem diese Leadgitarren-Elemente sind, die zusammen mit dem sehr sauber akzenuierten, texturreichen Drumming dafür sorgen, dass die Band auf "Abyss Of Wrathful Deities" einen kompositorisch reiferen und schlüssigeren, ja packenderen und eingängigeren Eindruck hinterlässt, von dem das Album sehr profitiert. Eine weitere prägende Facette des künstlerischen Gesamtkonzepts ist eine gut zur Thematik des Albums um Totenrituale passende Schlagseite hin zum schleppenden Black Metal der frühenden Neunziger, der sich nicht an nordischen Vorbildern labt, sondern eher an Bands wie SAMAEL oder NECROMANTIA orientiert, und hierdurch immer wieder gelungen die Stimmung finsterer Rituale herauf beschwört, wie dies schon beim Opener 'Guardians Of Death' vortrefflich gelingt.
Wenn ihr euch also im traditionellen Death Metal wohlfühlt, der durch doomige Parts und Anflüge von altem, archaischem Black Metal eine gewisse morbide Ritualatmosphäre verbreitet, dann seid ihr bei GRAVE MIASMA goldrichtig, und das gilt ganz ausdrücklich auch für Freunde neuerer Interpretationen dieses Metiers, wie sie etwa von VENENUM oder NECROS CHRISTOS stammen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle