HALLOWEEN - Terrortory
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2012
Mehr über Halloween
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pure Steel (H'Art)
- Release:
- 24.02.2012
- Traipsing Through The Blood
- At The Gates
- Terrortory
- Images Quite Horrible
- Her Ghost Comes Out To Play
- Caught In The Webs
- Scare You
- Not One
- Darkside Inside
- Re-inventing Fear
- I Lie Awake
- Hands Around My Throat
- Say Your Prayers
- Where Is Michel
- Dead On
- Into The Afterlife
Die US-Horror-Metaller machen kleine Soundschwächen mit hammermäßigem Songwriting und tollem Gesang locker wett.
Es ist schön zu sehen, dass es für altgediente, seit dreißig Jahren aktive US-Metal-Recken doch noch möglich ist, so spät in ihrer Karriere einen weltweiten Deal mit einem rührigen europäischen Label zu bekommen, nachdem es vorher stets nur Eigenpressungen und US-Importe gab. Der Applaus dafür gebührt erst einmal Pure Steel Records, denn dort hat man erkannt, dass eine Band wie HALLOWEEN einfach einen anständigen Vertrieb in Europa verdient hat. Nun stellt sich nur noch die Frage, ob sich die Detroiter Horroristen der großen Chance auch bewusst sind, und fünf Jahre nach der großartigen letzten Langrille "Horror Fire" dieser auch einen ebenbürtigen Nachfolger zur Seite stellen.
Eine Antwort auf diese Frage scheint erst mal nicht ganz so einfach, denn viele Hörer wird zunächst der doch sehr seltsame, pappige Sound des Schlagzeugs und das verhältnismäßig moderne und heftige Riffing des Openers 'Traisping Through The Blood' stören. So ein Einstieg kann schon mal den einen oder anderen interessierten Hörer verprellen, doch wenn ihr euch die nötige Zeit nehmt, "Terrortory" ein paar Mal komplett und konzentriert anzuhören und in die Songstrukturen, den herrlichen Gesang und die hervorragende Instrumentalarbeit einzutauchen, dann werdet ihr sehr bald merken, dass das auch schon die einzigen beiden nennenswerten Schwächen dieser Scheibe gewesen sind.
Danach geht es nämlich Schlag auf Schlag zur Sache. Brian Thomas präsentiert sich einmal mehr als einer der absoluten Großmeister der "Creepy Vocals" und seine Band unterstützt diesen Gesang und die von ihm getragene Dramaturgie mit herrlichen Licks, krachenden Riffs und etlichen fesselnden Lead-Melodien, die sich zum einen tief ins Hirn eingraben und zum anderen von instrumentalen Hooks leben, die dir zusätzlich zum Gesang eine um die andere wohlig gruselnde Gänsehaut auf den Rücken zaubern. Ganz egal, ob wir das stampfende Titelstück mit etlichen feinen SAVATAGE-artigen Licks abspielen, das herrlich schräg gesungene 'Images Quite Horrible' oder das Gruselepik-Monster 'Caught In The Webs', das sich perfekt zwischen DIO und ALICE COOPER platziert: Es reiht sich phasenweise ein Volltreffer an den anderen!
Zwar gibt es auch die eine oder andere Nummer, die über das Prädikat "gut" nur knapp hinaus kommt, doch bei einer Spielzeit, welche die Kapazität einer CD fast vollständig ausnutzt, fällt das überhaupt nicht negativ ins Gewicht. Denn wenn man direkt beim nächsten Stück wieder sieht, mit welcher Selbstverständlichkeit sich die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Brian Thomas (Gesang) und George Neal (Bass) zusammen mit ihren Mitstreitern Abrissbirnen wie 'Scare You', balladesk beginnende und sich mächtig steigernde Neun-Minuten-Epen wie 'Not One', Granatensoli bei 'Re-Inventing Fear' oder krasse Twists und ein phänomenales Finale bei 'I Lie Awake' aus den Fingern schütteln, dann weiß der geneigte US-Metal-Fan, dass er bei HALLOWEEN nach wie vor bestens aufgehoben ist.
Dass die Scheibe alldem im letzten Drittel hin mit der Überhymne 'Hands Around My Throat', dem thrashigen Riffmonster 'Say Your Prayer' und dem sehr episch angelegten letzten Longtrack 'Where Is Michael?' noch einmal eins draufsetzt, bevor sie mit der wunderschönen, teils zweistimmig gesungenen, zartfühligen Piano-Ballade 'Dead On...' und dem kurzen Instrumental 'Into The Afterlife' ausklingt, sollte auch den letzten Zweifler davon überzeugen hier den Sound einfach Sound sein zu lassen und ein tolles US-Metal-Album in vollen Zügen zu genießen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle