HERZEL - Le Dernier Rempart
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2021
Mehr über Herzel
- Genre:
- Epic Metal / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Gates Of Hell Records
- Release:
- 19.03.2021
- Maîtres de l'Océan
- La Flamme
- Le Dernier Rempart
- Berceau de Cendre
- L'épée des Dieux
- L'Ultime Combat
Eine der eigenständigsten Veröffentlichungen im traditionellen Metal-Kosmos.
Wer im traditionalistischen Segment bleiben will, aber es auch wirklich eigenständig mag, der kommt an den Franzosen HERZEL nicht vorbei. Sechs Jahre nach dem umjubelten Demo kommt mit "Le Dernier Rempart" endlich das erste Album der Bretonen. Ein Blick auf das unglaubliche Coverartwork reicht, um uns zu entführen in eine mystische Welt. Was niemanden verwundern sollte: Das Textmaterial ist natürlich komplett in Französisch; dass der Albumtitel etwa "Das letzte Bollwerk" bedeutet, weiß ich also nur durch kompetente Unterstützung aus dem Internet, zu den Lyrics kann ich sonst nichts sagen. Mit Gates Of Hell Records hat man sich die Unterstützung eines supersympathischen Labels gesichert. Mit VULTURES VENGEANCE, CHEVALIER und SÖLICITÖR ist man da untergebracht. Und das gibt uns auch einen Fingerzeig, in welche Richtung es hier musikalisch geht.
Der Opener 'Maîtres De L'Océan' geht gut nach vorne los und ist kein klassischer Epic Metal. Geboten wird dagegen flotter, NWoBHM-beeinflusster Metal mit sehr melodischem Gesang, feinen Doppellead-Gitarren und schönen Soli. Weiter geht es mit dem etwas stampfigeren 'La Flamme'. MANOWAR-Fans dürften hier auch auf ihre Kosten kommen, denn vor allem das Schlagzeugspiel erinnert mich durchaus an frühe MANOWAR-Geschichten. Bei den Gitarrensoli denke ich durchaus an das eigenwillige Spiel von Criss Oliva (SAVATAGE). Der Gesang ist hier etwas aggressiver und teils höher. Im Grunde ist man hier nahe an einer epischeren Version des US Metal, und das ist natürlich super. Es folgt ein kurzes instrumentales Interludium - mit Saxofon. Und das Ding ist total cool! Manche behaupten, dass das hier ein Prog-Rock-Album wäre. Ich hoffe, dass das nicht an dem kurzen Stück hier liegt.
'Berceau De Cendre' bringt uns sehr melodischen Epic Metal. Wer eher auf die BATTLEROAR-Geschichten steht, kann hier also abschalten. Mich nimmt das in jedem Fall voll mit, was vor allem an der famosen Gitarrenarbeit und dem wunderbaren Gesang liegt. Weiter geht es mit 'L'épée Des Dieux', und auch hier entsteht phasenweise der Eindruck, die Gitarre würde "singen", so wie man das von LUNAR SHADOW kennt. Dabei ist die Atmosphäre bei HERZEL nie so bedrückend wie bei den De-Facto-Label-Kollegen (Gates Of Hell ist ja letztlich eine Cruz Del Sur-Tochter). Ich könnte mir vorstellen, dass manche sich an der positiven Grundatmosphäre bei HERZEL durchaus stören. Ich nicht - mir gefällt das Material bisher sehr gut. Zum Abschluss gibt es 'L'ultime Combat' - eine nicht spektakuläre, aber sehr ordentliche Schlussnummer, die ich mir live besonders gut vorstellen kann. Der Einstieg klingt mit der sehr ohrenfreundlichen Produktion recht zahm, könnte live mit fetten Boxen aber ordentlich knallen.
Was bleibt als Fazit? Wer traditionalistischen, epischen Metal mit Hard-Rock-Einschlag mag, kommt um HERZEL nicht herum. Dabei ist nicht nur die französische Sprache ein Alleinstellungsmerkmal, zumal die Band mit den Achtziger-Franzosen musikalisch kaum etwas zu tun hat. Vor allem die starken, teils mehrstimmigen Gesänge und die wunderbar singenden Gitarren sowie die sehr weiche, warme und unheimlich transparente Produktion heben die Band aus dem Einheitsbrei heraus. Sicher wird das auch dazu führen, dass manche mit HERZEL nichts anfangen können. An alle Fans von traditionellem Metal aber eine klare Empfehlung, dieser Scheibe eine Chance zu geben.
Anspieltipps: La Flamme, Berceau De Cendre.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer