KING GOAT - Debt Of Aeons
Mehr über King Goat
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Aural Music / SPV
- Release:
- 20.04.2018
- Rapture
- Eremite's Rest
- Debt Of Aeons
- Psychasthenia
- Doldrum Sentinels
- -
- On Dusty Avenues
Gebt diesem Doom-König ein Reich!
Der April ist rum. Und was ist das beste Metal-Album dieses in allen Belangen wechselhaften Monats? Unser April-Soundcheck macht da ein paar Vorschläge. Doch mein persönlicher Sieger ist darin nicht vertreten. Und leider es ist leider nicht nur bei uns so, dass dieser KING GOAT, der König aller Ziegen, kaum Untertanen hat. Dabei hat er alles, wirklich alles, das ein Metal-Fan sich wünschen sollte, sofern er nicht immer wieder die altaufgekochte Leier über sich ergehen lassen möchte. KING GOAT hat etwas Aufregendes, etwas, das schon NEVERMORE in der 90ern und PRIMORDIAL in den 2000ern hat herausragen lassen. Und ebenso wie diese beiden Bands ist KING GOAT Metal bis auf die Knochen.
Alles, was KING GOAT auf dem Volllängen-Debüt "Conduit" schon angedeutet hat, erstrahlt auf "Debt Of Aeons" nun in voller Blüte, denn das Album ist nichts anderes als ein Quantensprung. "Blühen" ist aber vielleicht ein falsches Verb, um KING GOATs Musik zu beschreiben, denn KING GOAT spielt Doom Metal. Und zwar von der Sorte, die einen den Begriff ernst nehmen lässt. Der Klang, die Stimme, die Songs atmen einen sehr tief-gehenden und ernst gemeinten Weltschmerz, so dass man nicht aufs Textblatt schauen muss, um zu fühlen, um was es dieser britischen Band geht. Das Herz der Musik ist Sänger Anthony 'Trim' Trimming, ein Name den man sich ganz dick merken sollte. Im Vergleich zum Debüt hat seine Stimme weiter an Kraft und Ausstrahlung gewonnen, und spielt von nun an in der Liga eines Warrel Dane, der bekanntlich ein Meister darin war, Wut, Verzweiflung und Schwermut zu einer formvollendenden Kunst zu schmieden. Auch Fans von Alan Averill könnten eine große Freude an Trim Klangfarben finden, die sich in den extremsten Passagen auch mal tiefschwarz erscheinen können.
Auf "Debt Of Aeons" gibt es fünf Longtracks und zwei Zwischenstücke, allesamt sie ein großes doom-metallisches Epos des Untergangs. Der KING GOAT hat das Songwriting etwas gebündelt und entschlackt, ohne auf seine vielfältigen Einflüsse inner- und ausserhalb des Metal zu verzichten. Ein wenig erinnert mich der Ansatz nun an die Finnen von CALLISTO, die auch ein paar Stimmungen und Klänge aus dem Post-Rock-Bereich mit brachialen Metal-Riffs paaren. KING GOAT hat seine Wurzeln aber immer noch im klassischen Doom-Metal. Dazu kommt die Gabe, jeden Song mit einem gänsehäutenden Höhepunkt zu versehen, der einem die Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Verzweiflung über den Niedergang der Vernunft, die alltäglichen Gräueltaten und die Schlechtigkeit der Spezies Mensch, seine Trauer darüber und seine Einsamkeit, Trim besingt es mit seiner ganz eigenen Interpretation von metallischem Pathos, klar in der Stimme und dennoch in der Wirkung wie ein kriegerischer Schatten, der aus unser aller Niedergang ein großartige, makabere Kunstform macht. Ist das nicht irgendwie auch die Essenz des Heavy Metal? Ich höre hier tatsächlich neue Könige und wünsche ihnen von Herzen ein eigenes Reich.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Thomas Becker