LEPROUS - Bilateral
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2011
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Inside Out (EMI)
- Release:
- 19.08.2011
- Bilateral
- Forced Entry
- Restless
- Thorn
- Mb. Indifferentia
- Waste Of Air
- Mediocrity Wins
- Cryptogenic Desires
- Acquired Taste
- Painful Detour
Superber Avantgarde-Prog aus Norwegen
Willkommen zur Rezension der Überraschung des Monats. Diese kommt - mal wieder - aus dem Hause InsideOut, ist norwegischer Herkunft und in ihrer Freizeit die Liveband eines gewissen IHSAHN. Das sind durchaus interessante Fakten, denn dass LEPROUS eine typische Prog-Band des Labels aus Kleve ist, kann man ganz gewiss nicht sagen. Hier gibt es keinen Schubladen-Prog, sondern echte Konventionsbrecher wie sie PAIN OF SALVATION, JOLLY oder IHSAHN darstellen.
Grundlage für den Sound des Quintetts bildet meist durchaus metallische Härte, die dafür sorgen wird, dass Metaller wegen fehlender Riffs nicht gleich desinteressiert abwinken werden. Bei 'Waste Of Air' führt das so weit, dass die plüschige Prog-Rock-Fraktion ob des schwarzmetallischen Beginns mit herben Blastbeats und kehligem Gekeife echte Angstzustände bekommt. Doch mit genau diesen Überraschungen muss man im Grunde jeden Augenblick rechnen. Egal, ob schräges Gebläse, sanfte Pianos, Sprechgesang oder fieses Gegrowle: Hier ist jederzeit alles möglich.
Natürlich gibt es mittlerweile massig Bands, die ohne Not alles in einen Topf werfen, wild rühren und einen musikalisch zusammenhanglosen Cocktail servieren. Das ist im Grunde keine Kunst. Doch ähnlich wie die oben bereits erwähnten PAIN OF SALVATION auf Alben wie "The Perfect Element, Pt. I" schaffen es auch diese Norweger die schwierige Balance zwischen schrägen Ideen, ungewöhnlichen Arrangements und notwendigen Widerhaken zu wahren.
Das zeigt sich schon beim Opener und Titeltrack, der mit einem mehrstimmigen Gesangspart beginnt, welcher auf bombastischen Melodic Metal schließen lässt, nur um dann in den anschließenden vier Minuten immer wieder flüssig die Richtung zu wechseln, dabei aber immer mit unglaublichem Drive den Hörer im Bann hält. Dass das so gut funktioniert, hat natürlich in erster Linie mit der Qualität der Protagonisten zu tun. Besonders hervorheben möchte ich hierbei Schlagwerker Tobias Ørnes Andersen, der mit seinem unkonventionellen und vielfältigem Spiel wirklich jeden Song bereichert. Und das liegt nicht nur an den jazzigen Parts und den erwähnten Blastbeats, sondern vor allem an den vielen ungewöhnlichen Rhythmen und Figuren, die er da auf die Felle zaubert. Hört als Beweis mal 'Forced Entry', das mit seinen zehn Minuten natürlich auch viel Raum dafür bietet. Der andere Grund sind wenig überraschend die Vocals von Einar Solberg, der höchst variabel die Führung durch die gerne komplexen Strukturen übernimmt. Egal, ob mit klarer, sanfter Stimme, kräftigem Gesang mit Metallegierung bis hin zu dem bereits erwähntem bösartigem Gekeife, hat der Mann alles drauf. Und dazu kommen so wunderbare Melodien wie im Refrain zu 'Painful Detour'.
Das Ergebnis ist, dass "Bilateral" trotz der ein oder anderen Reminiszenz ein absolut eigenständiges, eigenwilliges und einzigartiges Album geworden ist, das LEPROUS zum bisherigen Aufsteiger des Jahres kürt. Ein brillantes Album, welches Fans von wahrhaft progressivem Metal fraglos haben müssen. Famos.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk