MORBID ANGEL - Illud Divinum Insanus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2011
Mehr über Morbid Angel
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Season of Mist (Soulfood)
- Release:
- 10.06.2011
- Omni Potens
- Too Extreme!
- Existo Vulgore
- Blades For Baal
- I Am Morbid
- 10 More Dead
- Destructos VS The Earth
- Nevermore
- Beauty Meets Beast
- Radikult
- Profundis - Mea Culpa
MORBID ANGEL sägen an ihrem eigenen Stuhl und an ihrer musikalischen Daseinsberechtigung. Insgesamt ein echter Reinfall.<br />
MORBID ANGEL, eine der größten Death-Metal-Bands des Planeten, lässt acht Jahre nach dem letzten Studiowerk "Heretic" (2003) endlich wieder auch auf CD etwas von sich hören. Nach der Rückkehr von David Vincent am Viersaiter und am Mikro ließ sich die Band alle Zeit der Welt, um das neue Studioalbum "Illud Divinum Insanus" auszuhecken. Eines steht fest: Mit diesem Album manifestieren die Florida-Deather gewiss nicht ihren Ausnahmestatus, sondern sie sägen vielmehr an ihrem eigenen Stuhl und an ihrer musikalischen Daseinsberechtigung.
Nach einem drögen, schläfrigen Intro beginnt mit 'Too Extreme!' das unangenehme Erwachen für den Hörer. Man reibt sich ungläubig die Augen, runzelt mit der Stirn und blickt ratlos in die Leere. Was zum Henker ist das??!! Klinisch klingende Drumbeats umrahmen eine monoton stampfende Hardcore-Techno-Nummer mit sirrenden Gitarren, die elektronischem Synthie-Geschwurbel gleichen. Null Gitarrenriffs und der ständig verzerrte Gesang von David Vincent tragen weiter zur Irritation bei. Sage und schreibe 72 (!) Gitarrenspuren soll Trey Azagthoth in dieses Stück gepackt haben. Man fragt sich unweigerlich, wo er sie versteckt hat. Song Nummer zwei bietet - gottseidank – eine Kehrtwende um 180 Grad. 'Existo Vulgoré' ballert wie alten Tagen, die Doublebass rattert und David Vincent alias Evil D klingt auch ähnlich aggressiv wie früher. Insgesamt eine recht gute Nummer, die die Arschbombe 'Too Extreme!' fast vergessen macht. Düsterer geht die Band auf 'Blades For Baal' zu Werke. Das Tempo wird geschickt variiert, und auch hier gibt es sehr gute Doublebass-Passagen und ein cooles Gitarrensolo von Trey am Ende des Stücks. Alles in allem hätte dieses gutklassige Stück auch auf "Covenant" stehen können, wenn David Vincent noch etwas fieser röhrte.
Nun folgt wieder ein spannungs- und qualitätstechnischer Einbruch: 'I Am Morbid' beginnt mit dem Sample von Anfeuerungsrufen, die bei einem Konzert der Band aufgezeichnet wurden. MORBID ANGEL schustern mit 'I Am Morbid' eine einfach gehaltene, blasse Groove-Nummer zusammen, die beliebiger kaum sein könnte. '10 More Dead' rifft anfangs behäbig. Die Gitarren klingen teilweise eher nach KORN (!) als nach MORBID ANGEL. Ab der Mitte des Stücks wird interessanter, denn ein Uptempo-Abschnitt mit aggressiven Blasts und sportlichem Saitentrimming von Trey präsentiert MORBID ANGEL wieder in Topform, bis man zum schwächeren Grundthema des Stücks zurückkehrt.
'Destructos Vs. The Earth / Attack' besitzt leider noch größere Ausmusterungsqualitäten als 'Too Extreme!' und ist - nicht nur wenn man den Back-Katalog von MORBID ANGEL im Hinterkopf hat - eine einzige Zumutung. Dröges Industrial-Gestampfe mit schwachen, verzerrten Vocals von David Vincent und ein grauenhaft uninspiriertes Songwriting kennzeichnen das schwächste Stück, das die Band jemals aufgenommen hat. So heavy und so innovativ wie ein Knäckebrot mit Magerquark klingt diese Grütze. Innovation? Das ich nicht lache! Demgegenüber klingt die mit Hardcore-Techno Elementen gespickte Nummer 'Profundis – Mea Culpa' mit ihrem klinischen Drumming tatsächlich zwischendrin aggressiv. Aber der Begriff "Spaß" würde mir in diesem Zusammenhang nicht im Ansatz über die Lippen kommen. Denn das Stück geht gerade im Schlussteil mit scheußlichen "Auaua..."-Backings gewaltig auf den Zeiger. Aua! Mit 'Radikult' schrammeln MORBID ANGEL dann auch noch eine Industrial-Nummer in Richtung MINISTRY herunter. Ich sag nur Knäckebrot...
Mit 'Too Extreme', 'Destructos Vs. The Earth / Attack', 'Radikult' und 'Profundis - Mea Culpa' enthält das neue MORBID ANGEL-Werk gleich vier schwache bis schlechte (!) Stücke, denen mit 'Blades For Baal', 'Existo Vulgore' und dem seit langem von Live-Shows her bekannten 'Nevermore' nur drei gutklassige Nummern gegenüberstehen. Das restliche Material ist allenfalls als mittelmäßig einzustufen.
David Vincent und Trey Azagthoth steht es – wie allen anderen Künstlern - zu, sich musikalisch weiterzuentwicklen, dies stelle ich nicht in Abrede. Aber WARUM veröffentlicht man derartige Songs auf einer MORBID ANGEL-Scheibe? Im Übrigen stelle ich die These auf, dass die Industrial und Hardcore-Techno-Nummern auch bei Veröffentlichung unter einem anderen Bandnamen kaum zu nennenswerten Verkaufzahlen führen würden, weil die Stücke substanziell einfach schlecht sind.
Und so muss ich am Ende die Frage aufwerfen, ob diese Welt noch eine weitere MORBID ANGEL-Platte braucht. Ich sage: Nein!
Anspieltipps: Existo Vulgoré, Blades For Baal
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Martin Loga